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APEX. Ramez NaamЧитать онлайн книгу.

APEX - Ramez  Naam


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Barb Richmond ließ den Einsatzwagen mit ausgeschalteten Lichtern vorfahren. Ihre Augen scannten die Umgebung. Von links nach rechts. Ihre Nachtsicht wurde durch die Autoscheibe verstärkt.

      Madison sah wie ein Kriegsgebiet aus. Dächer waren abgedeckt. Fenster herausgesprengt. Autos umgekippt oder in Straßengräben gedrängt. Müll und Schutt lagen überall verstreut. Bäume waren ausgerissen. Stromleitungen waren umgekippt. Tiefliegende Straßen und Kreuzungen waren immer noch überflutet. Der Sturm war vorbei, aber die Nachwirkungen waren fürchterlich.

      Es war jedoch niemand ums Leben gekommen. Sie alle hatten ihren Job getan und die Öffentlichkeit in Sicherheit gebracht. Kein Einziger war ums Leben gekommen. Aber Owen war ziemlich nah dran.

      Sie senkte ihren Blick auf den Monitor, scrollte bis zu dem Eintrag an der Stelle der Sicherungskopie, an dem beschrieben war, wie Owen fast ums Leben gekommen war. Homeland Security war jetzt hier. Sie konnte zwar nicht ihren internen Datenverkehr einsehen, aber sie konnte die Nachrichten ihrer gleichrangigen Kollegen in dieser Einheit lesen.

      Und die zauberten ein Lächeln auf ihr Gesicht.

      Die Schlinge schloss sich langsam. Die Drohnen kreisten in immer kleineren Runden. Immer mehr Gebäude und andere Zufluchtsorte wurden durchsucht und abgehakt. Die Luftüberwachung war nun hier und durchsuchte das ganze Gebiet mit Infrarot und einem Dutzend anderer Spektren.

      Shankari versteckte sich höchstwahrscheinlich in einem Entwässerungskanal, irgendwo in den paar Quadratkilometern, die noch übrig waren. Oder begraben in einem Bett aus Schlamm und Heu. Oder vielleicht war er sogar schon tot.

      Nein. Es wäre besser, wenn er noch am Leben war. Verletzt, vielleicht. Mit gebrochenen Knochen, wie Owen. Mit Brandwunden an der Hälfte seines Körpers, wie Owen. Mit einer Gehirnerschütterung, wie Owen. Aber ohne Owens Freunde. Ohne medizinische Versorgung. Ohne jegliche Hoffnung. Einfach nur ein Drogenhändler und Terrorist, ganz allein da draußen. Einfach nur ein »Beinahe-Cop-Killer«, voller Schmerzen und Angst. Und mit dem Wissen, dass die Gerechtigkeit ihn einholen würde. Barb musste darüber lachen.

      Ich müsste da draußen sein, dachte sie. Ich will diesen Hurensohn finden. Ich will ihn leiden sehen.

      Stattdessen war sie hier und musste diesem wenig stichhaltigen Hinweis nachgehen.

      Sie schaltete die Ansicht wieder zurück zum Bild. Eine Satellitenaufnahme von vor zwei Monaten, die etwas aufgezeichnet hatte, das ein Van gewesen sein könnte, der mit dem Modell übereinstimmen könnte, das Shankari gefahren hatte und in Madison gesehen worden war. Nur, dass es in der Nacht aufgezeichnet wurde. Von einer Perspektive aus dem All aus. Einzig und allein von einer Seite her beleuchtet durch die Scheinwerfer eines anderen Fahrzeugs. Sie schüttelte den Kopf. Der Einsatzwagen erreichte sein Ziel und hielt.

      Sie befand sich an einer Straßenkreuzung im Westen der Stadt, sechs Blocks vom Stadtkern Seminoles entfernt.

      Barb schaute sich um. Dies war ein Wohngebiet. Sie kannte die Bewohner von mindestens einem Drittel der Häuser in Sichtweite. Sie konnte sich von keinem dieser Leute vorstellen, einen Terroristen zu beherbergen. Doch wie dem auch sei, sie hatte einen Job zu erledigen.

      Sie sagte laut: »Zeige jüngste Festnahmen, Haftbefehle, Störungen, Bewohnerwechsel.«

      Die Scheiben des Autos leuchteten auf und zeichneten die Häuser in einem dämmerigen Schein. Grün. Grün. Grün. Mehr Grün. Ein Gelbes wegen einer häuslichen Auseinandersetzung. Evan Coolidge. Er hatte zu viel getrunken. Schlug seine Frau ein Mal. Bekam eine sehr strenge Verwarnung. Und erfuhr dann – inoffiziell – eine sogar noch harschere Ansage durch einige seiner Nachbarn. Es kam nie zu einem zweiten Anruf. Barb bezweifelte, dass Coolidge überhaupt imstande war, bei einem Bagatelldiebstahl behilflich zu sein, geschweige denn bei Terrorismus.

      Ein Warnzeichen leuchtete im unteren Bereich der Autoscheibe auf. VERBINDUNG FEHLGESCHLAGEN – OFFLINE BETRIEB. »Erweitere Warnhinweis«, befahl sie dem Wagen.

      »OmniPD-Datenübertragungen sind in beiden Richtungen ausgeschaltet wegen strukturbedingten Schadens durch Hurrikan Zoe«, sagte die Stimme des Autos. »Daten zeigen die verfügbaren Werte, seit der letzten Synchronisierung auf dem Polizeirevier und könnten veraltet sein.

      »Schalten Sie das Funkgerät ein, um Mitteilungen hoher Priorität zu erhalten.«

      Barb knurrte in sich hinein. Was würde das schon nützen. Sie würde allenfalls irgendetwas hineinsprechen können, für den unwahrscheinlichen Fall, dass es etwas zu sehen gab.

      »Fahr los«, befahl sie dem Wagen. »Langsam in Spiralen aus diesem Gebiet herauswenden. Lass das Display hochgefahren.«

      Das Auto folgte ihrem Befehl mit ausgeschalteten Lichtern und fast lautlosen Bewegungen seines elektrischen Motors und der breiten Reifen. Die Häuser um sie herum leuchteten in immer mehr Grün auf, mit nur einem kleinen bisschen an Gelb.

      Mehr Häuser. Das Krankenhaus. Die alte Grundschule.

      Die Grundschule ließ ihr die Videos, die Melanie sie gezwungen hatte anzusehen, wieder in den Sinn kommen. Diese Kinder, die von der Homeland Security verprügelt wurden. Dieser politische Beauftragte Barnes, der einen Mann tötete. Sie schüttelte den Kopf. Das waren Fälschungen. Alles Fälschungen. Es gab keine andere Erklärung. Ihre Tochter war vielleicht bloß durchschnittlich intelligent, aber zu liberal und zu schnell im Kopf, als dass sie diesen Verschwörungsnonsens glauben würde. Jemand hatte alle diese Videos gefälscht und versuchte, kurz vor der Wahl Chaos zu verbreiten. Und jetzt fielen die Leute darauf herein und riefen sie wollten ihre Abstimmung ändern! Zur Hölle damit. Barb hatte für Stockton gestimmt und das war’s.

      Melanie würde jedoch eine großartige Ärztin abgeben. Barb war stolz auf ihre Tochter, ob sie nun liberal und etwas naiv war oder nicht.

      Ihr spiralförmiger Radius wurde größer. Ein Radius von einem Block. Dann von zwei Blocks. Madison war gerade totenstill. Alle drängten sich zusammen. Nachbarn, deren Häuser zerstört worden waren, kamen bei denen unter, deren Häuser unbeschadet geblieben waren. Die Straßen waren leer. Die Lichter waren aus. Niemand in einem dieser Häuser kam ihr auch nur ansatzweise verdächtig vor. Drei Blocks. Sie fuhr auf die Bischofskirche zu.

      Und was war das? War da etwa ein Truck hinter der Kirche? Die leere Fahrerkabine zeigte in ihre Richtung, aber sie konnte sehen, dass es ziemlich verdächtig dahinter aussah. Ihre Windschutzscheibe färbte sich in leicht rötlichen Tönen ein. Es war nicht die übliche rote Info-Box, die auf einen kriminellen Datensatz hinweisen würde, sondern ein Hinweis auf Wärme, die vom hinteren Wagenbereich ausstrahlten. Der Innenraum des Fahrzeugs war warm.

      Barb runzelte die Stirn. Hilfseinsätze? Hatten sie vielleicht Vorratsversorgungen von dieser Kirche aus verteilt? Sie versuchte sich zu erinnern, aber sie dachte nicht, dass sie etwas in der Art auf der Liste gesehen hatte.

      Plünderer? Konnte das möglich sein? Ausgerechnet in Madison?

      »Fahrzeugregistrierung«, sagte Barb und deutete mit ihren Augen auf den Truck, der einen halben Block von ihr entfernt stand.

      Ihr Streifenwagen antwortete sofort: »Dieses Fahrzeug ist registriert auf Carlton Farms in Charlottesville, Virginia.«

      Barb schaute hinab, als mehr Informationen auf dem Bildschirm auftauchten. Carlton Farms war eine biodynamische Farm, weniger als eine Stunde westlich von hier. Der Truck war auf das Unternehmen registriert.

      Keine Ordnungswidrigkeiten in den letzten drei Jahren. Die Fahrzeugpapiere waren auf dem laufenden Stand. Das war alles, was ihr der Speicher ihres Streifenwagens liefern konnte. Aber die Chancen, dass sich da etwas in den letzten zwei Stunden geändert haben dürfte, waren eher unwahrscheinlich.

      Barb entspannte sich. Vielleicht eine Vorratsspende von der Farm für die betroffenen Einwohner?

      Charlottesville hatte es nicht annähernd so schlimm erwischt.

      Nichtsdestotrotz, es war besser, auf Nummer sicher zu gehen.

      »Zentrale, hier Wagen 148. Habe an der St. Mark’s Bischofskirche angehalten.


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