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APEX. Ramez NaamЧитать онлайн книгу.

APEX - Ramez  Naam


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hörte er Oscar sagen.

      Er fuhr im Rückwärtsgang los und schleuderte Rangan dadurch nach vorne, geradewegs in die Lücke zwischen den Vordersitzen.

      »Was zur Hölle machst du da?«, schrie Oscar, als er ihn sah. Er drehte sich zu ihm um, um ihn anzuschnauzen: »Wenn du rausschauen kannst …«

      Der Kollisionsalarm schnitt ihm das Wort ab und plärrte durch das Auto. Die Bremsen betätigten sich von selbst und das Auto kam mit quietschenden Reifen zum Stillstand, wodurch Rangan wieder zurück auf den Rücksitz geschleudert wurde.

      Die Schmerzen zerrissen ihn fast. Er ächzte laut auf. Die ganze Welt schrumpfte unter seinen Todesqualen zusammen, als der Bremsvorgang ihn in den Autositz presste.

      Als er langsam wieder zu sich kam, war das Erste, was er sah, der Mann, den sie erhängt hatten.

      Nein. Es war kein Mensch. Irgendwas an der Art und Weise, wie die Gestalt hin und her schwang, war falsch. Das Gewicht war ganz falsch. Der Mast verbog sich kaum.

      Es war kein Mensch.

      Es war eine Marionette.

      Eine Nachbildung.

      Von John Stockton.

      Jemand hielt eine Fackel an dessen Füße und schaute dabei zu, wie die Gestalt zügig und lodernd in Flammen aufging. Das Feuer fraß sich von den Füssen durch die Beine bis in den Torso und dann weiter durch ihren Kopf und die Arme, bis die Figur innerhalb von Sekunden verschlungen war.

      »Nicht echt«, krächzte Rangan erleichtert. »Es ist nicht echt.«

      »Verdammt noch mal echt genug«, erwiderte Oscar. Er lag fast waagrecht da vorne, seine Hände unter dem Armaturenbrett, suchte er nach etwas.

      Scheiße, dachte Rangan, er hat eine Waffe.

      Stattdessen kam Oscar mit einem Datenstick hervor, von der Art wie man ihn in einem Navigationssystem verwendet.

      »Wir müssen hier weg«, sagte er. »Steig aus dem Wagen.«

      »Was?« Rangan schrie vor Entsetzen. Raus aus dem Wagen? »Fahr einfach zurück, von wo wir gekommen sind!«

      »Schau dich um, Arschloch! Es gibt kein Zurück, von wo wir gekommen sind!«

      Rangan sah sich um. Der Aufstand hatte sie umzingelt. Er drehte sich nach links und sah eine Frau ein Schild schwingen mit der Aufschrift NIEDER MIT DEN FASCHISTEN. Er drehte sich gerade rechtzeitig nach rechts, um einen Ziegel durch ein Ladenfenster fliegen zu sehen. Rangan streckte seinen Kopf nach hinten und sah … ach du Scheiße.

      Da war ein anderer Wagen hinter ihnen. Das war es, was den Kollisionsalarm ausgelöst hatte. Ein Wagen, der vom Mob umgestürzt worden war und jetzt warfen sie Ziegel und Schilder gegen die Scheiben, in dem Versuch das Panzerglas zu zerstören. Durch die Windschutzscheibe sah er ein erschrockenes Gesicht. Es war ein Mann mittleren Alters in Anzug und Krawatte. Er kauerte auf dem, was zuvor die Decke seines Wagens gewesen war. Das Display seines Telefons beleuchtete sein Gesicht. Er hatte wahrscheinlich ebenso versucht, den Unfall auf dem Freeway zu umfahren. Fuck, vielleicht hatte er sogar für Stan Kim gestimmt.

      »Verdammte Scheiße«, flüsterte Rangan.

      »Kannst du rennen?«, fragte Oscar.

      Rangan winkte dem Mann mit seinen Armen zu, versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, und sah, wie er ihn schließlich bemerkte.

      »Kannst du RENNEN?«, brüllte Oscar.

      Rangan versuchte pantomimisch jemanden darzustellen, der etwas auszog. Der eine Jacke von seinen Schultern streifte, einen Ärmel nach dem anderen. Zieh deine Jacke aus, Mann. Zieh den verdammten Anzug aus!

      Der Mann starrte ihn verdutzt an. Rangan hörte ein Geräusch hinter sich und plötzlich war das Auto hell erleuchtet.

      Er zeigte auf den Mann, dann auf sich selbst, und fing an seinen eigenen Kapuzenpulli in einer überzogenen Darbietung auszuziehen. Er hatte gerade den linken Ärmel abgestreift, als sich die Autotür zu seiner rechten öffnete und Oscar hineingriff, um ihn am Ärmel zu packen.

      »LAUF!!«, schrie Oscar und zog heftig an Rangans Ärmel. Seine Augen standen weit offen und waren auf etwas gerichtet, das sich hinter Rangan befand.

      Alles geschah viel zu schnell und gleichzeitig doch viel zu langsam.

      Oscar zog an ihm.

      Rangan drehte sich um, um zu sehen, worauf Oscar starrte und dann sah er die schwarz maskierten Gestalten, die sich über die andere Seite des Wagens beugten und dabei waren, das Auto hochzuhieven und es umzuschmeißen. Sein Herz hämmerte in der Brust.

      Rangan spürte, wie ihm der andere Ärmel seines Kapuzenpullis vom rechten Arm gezogen wurde. Er drehte sich um und sah Oscar nach hinten auf den Boden fallen, direkt neben den Wagen. Er hatte Rangans Kapuzenpulli in den Händen. Er sah Verwirrung in Oscars Blick. Und dann Angst.

      Dann spürte Rangan, wie der Wagen auf sie zu kippte, während die andere Seite höher und höher stieg.

      Seine offene Tür war plötzlich unten und lag auf der Straße und auf Oscars Beinen, während Rangan langsam darauf zu rutschte. Er riss seine Beine nach vorne und fing sich selbst im Türrahmen ab.

      Oscar schrie, laut und klar. Rangan hörte seinen Schrei aus all dem anderen Lärm heraus, über die Schmerzen in seinen Eingeweiden hinweg. Und über seine eigene Angst hinweg. Er sah Oscars Beine, eingequetscht unter der nun halb geöffneten Tür, die sich auf sie herabpresste.

      Rangan warf sich nach hinten, drückte sich gegen den Autositz, der sich vorher unter ihm befunden hatte und versuchte, ihn wieder in seine Position zurückzuschieben.

      Doch stattdessen prallte er zurück, fiel mit seinem Gesicht auf die Decke des Wagens, die sich nun unter ihm befand, als das Auto herumrollte. Und es hörte verdammt noch mal nicht auf zu rollen.

      Oscar schrie: »FUUUUUUUCK!«

      Und dann klang der Schrei ab, als der Wagen über ihn kippte und flach auf ihm lag.

      Rangan schluchzte und schluchzte. Er kroch und er wusste, dass er weiter kriechen musste. Er griff schluchzend nach der Tür und versuchte sich herauszuziehen.

      Hände packten ihn, zerrten ihn gewaltsam hinaus. Dabei knallte sein Kopf gegen etwas. Schmerzen stießen ihm durch die Rippen. Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Er hörte Stimmen.

      »… verdammt noch mal tot …«

      »… Unfall …«

      »… ach du Scheiße …«

      »… er ist ein Zeuge …«

      »… mach ihn verdammt noch mal kalt …«

      Er hörte etwas auf den Boden neben sich klirren.

      Sein Bewusstsein schwand.

      Rangan öffnete die Augen und fand sich selbst auf dem Rücken liegend wieder. Er war immer noch an derselben Stelle, wo er sich noch einige Sekunden zuvor befunden hatte.

      Also nicht im Himmel.

      Sondern noch immer in der Hölle.

      Rauch stieg von der Nachbildung John Stocktons auf. Glühende, rote Funken stieg in den Nachthimmel auf.

      Wunderschön, dachte er. Es war ein wunderschöner Anblick.

      Irgendwo um ihn herum war Chaos. Entferntes, grässliches Chaos. Er wollte da nicht hin. Er blendete es aus.

      Er konzentrierte sich stattdessen auf den Himmel über sich. Er starrte wie gelähmt auf die glühenden Funken, die höher und höher emporstiegen, aufgewirbelt durch die Wärme des Rauchs und des Feuers unter ihnen.

      Und dann erloschen die Funken, einer nach dem anderen. Sie starben in der kühlen Luft da oben aus.

      So wie Oscar.

      BZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTT.

      Aaaaaaaaaaaaaaaaah.


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