Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
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Inhalt
Josuah Parker war mehr als nur leicht verwirrt.
Er stand nämlich plötzlich einer Dame gegenüber, die ihn fatal an jene Kleopatra erinnerte, die seinerzeit in Ägypten Geschichte gemacht hatte.
Sie trug ein enganliegendes Kleid, das bis zu ihren Knöcheln reichte. Die nackten Füße mit den rot gelackten Zehennägeln steckten in leichten Sandalen, und auf den schlanken Oberarmen befanden sich goldschwere Spangen in Form von sich windenden Schlangen.
Ihre dunklen Augen blitzten erfreut, als sie Parker vor sich sah. Sie strich sich das rabenschwarze Haar ihrer Ponyfrisur glatt und schaute einen Moment selbstzufrieden auf ihr verwegen anmutendes Dekolleté. Sie schien bemerkt zu haben, daß auch Parker beeindruckt war.
»Wo kommt Ihr her, Fremder?« erkundigte sie sich mit einer reizenden Kinderstimme, in der aber bereits Verruchtheit zu erkennen war.
»Parker – Josuah Parker«, stellte der Butler sich formvollendet vor und lüftete höflich seine schwarze Melone.
»Kommt Ihr aus Mesopotamien?« wollte Kleopatra wissen.
»Eigentlich nicht direkt«, erwiderte Parker höflich, »mehr aus Chikago, falls Ihnen das ein Begriff ist, Königin!«
Sie nickte geistesabwesend und griff nach ihrem Metallspiegel, in dem sie sich bewunderte. Sie schien plötzlich jedes Interesse an Parker verloren zu haben und entschwebte.
Parker sah ihr verdutzt nach. Mit solch einer Begegnung hatte er nicht gerechnet. Er war gespannt, was sonst noch alles auf ihn zukommen würde. Er machte sich auf Überraschungen gefaßt.
Die nicht lange auf sich warten ließen, wie sich sehr schnell zeigen sollte.
Madame Pompadour kreuzte seinen Weg.
Parker konnte durchaus verstehen, warum und wieso ein gewisser französischer König ihr sein intimes Vertrauen geschenkt hatte. Madame war vielleicht noch attraktiver als Kleopatra. Was mit ihrer ausgeprägten fraulichen Reife Zusammenhängen mußte.
Sie zwinkerte Parker zu und winkte ihm mit dem Zeigefinger vertraulich. Dieser Wink war eine mehr als eindeutige Einladung und Herausforderung, ihr ins Nebenzimmer zu folgen.
Parker befand sich in einem echten Zwiespalt der Gefühle. Sollte er Madame folgen? Oder sollte er sich diskret zurückziehen? Nun, bevor er zu einem Entschluß kam, erschien Ludwig XV. auf der Bildfläche und benahm sich wenig königlich.
Was sich in einer saftigen Ohrfeige ausdrückte, die er Madame verabreichte.
Die Pompadour kreischte auf wie eine beleidigte Marktfrau und trat ihrem Liebhaber und König kurz und knapp gegen das Schienbein.
Worauf der königliche Ludwig das Gesicht schmerzvoll verzog und zu einer zweiten Ohrfeige ausholte. Die aber nicht mehr ihr Ziel erreichte, da Madame es vorgezogen hatte, das Weite zu suchen.
»Ich fordere Genugtuung«, schnarrte Ludwig den Butler an und zog seinen Zierdegen.
Parker, der das bisher für einen schlechten Scherz gehalten hatte, wurde augenblicklich und zielsicher von diesem Stoßdegen bedroht.
Er sah sich daher gezwungen, seinen Universal-Regenschirm einzusetzen. Und Parker erwies sich schon nach dem ersten Durchgang als ein wahrer Meister der Fechtkunst.
Ludwig XV. starrte verblüfft seinem Degen nach, den Parker ihm geschickt aus der Hand geschlagen hatte.
»Ich werde meine Wachen alarmieren«, schnarrte der königliche Ludwig und maß den Butler mit ausgesprochen zornigen Blicken, »die Bastille wird ihn zur Vernunft bringen!«
»Echauffieren Sie sich nur nicht«, bat Parker höflich und machte den Kratzfuß nach, den Ludwig gerade getan hatte. Dann wandte der König sich um und ging mit wallender Perücke davon. Er hinterließ eine süßliche Parfümwolke.
Josuah Parker räusperte sich leicht, als er endlich allein war. Er hatte längst erkannt und eingesehen, daß dieser Besuch seine Nerven zu strapazieren begann. Er hoffte dringend, in die Jetztzeit zurückkehren zu können. Diese hastigen Sprünge in die Geschichte und Vergangenheit verwirrten ihn nur unnötig.
»Ganz schön verrückt, was?« Parker drehte sich zu der ironisch klingenden Stimme um, die hinter ihm ertönte. Er sah sich einem jungen und sportlichen Mann gegenüber, die ihn sehr eindeutig an Robin Hood erinnerte. Das hing schon mit der Kleidung dieses edlen Räubers zusammen, der eine enganliegende Hose trug und darüber ein rotes Wams. In den Händen hielt der Retter der Enterbten und Erniedrigten Pfeil und Bogen.
»Zumindest etwas ungewöhnlich«, erwiderte Parker in seiner höflichen Art und Weise.
»Die hier sind doch alle bekloppt«, behauptete Robin Hood verächtlich, »wundert mich, daß man die frei herumlaufen läßt.«
»Sie – Sie sind einer der Pfleger?« erkundigte sich Parker aufatmend.
»Pfleger? Daß ich nicht lache! Eingesperrt hat man mich hier. Lebendig begraben. Und was die Pfleger betrifft, so will ich Ihnen ein Geheimnis verraten.«
»Ich lasse mich gern überraschen«, versprach Parker. Er sah Robin Hood erwartungsvoll an.
»Die Pfleger«, sagte der Räuber mit leiser Stimme und sah sich dabei mißtrauisch um, »die Pfleger, Sir, die sind doch alle verrückt. Haben Sie das noch nicht mitbekommen?«
*
»Na, endlich, Parker«, sagte Mike Rander und strebte schnell auf seinen Butler zu, »ich habe Sie schon überall gesucht. Ich brauche einen harten Schluck.«
»Wenn Sie gestatten, Sir, würde ich mich solch einem Verlangen nur zu gern anschließen«, erwiderte Parker.
»Unheimlich, dieses Maskenfest«, redete Rander weiter und wischte sich dicke Schweißtropfen von der Stirn, »wissen Sie, wer mir da eben einen fast unsittlichen Antrag gemacht hat?«
»Ich bin auf alles gefaßt, Sir.«
»Die Zarin Katharina!«
»Was zu ihr passen würde, Sir, falls man der Historie glauben darf.«
»Mein Bedarf ist auf jeden Fall reichlich gedeckt, Parker. Wir werden uns absetzen. Kommen Sie, suchen wir die Bar und Doc Waterson.«
Zu Randers Enttäuschung stießen sie zuerst auf den Chef des Hauses. Dr. Waterson war etwa 55 Jahre alt, groß und massig wie ein Turm. Er glich irgendwie Laughton, dem gewichtigen Filmschauspieler.
»Ein gelungener Abend, wie?« fragte er strahlend.
»Wahrscheinlich«, gab Rander zurück, »Sie werden