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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. »Von mir bekommen Sie eine gute Note. Ich habe Sie als einen wahren Gentleman kennengelernt.«

      »Wenn das kein Kompliment ist«, sagte Alessandro und sah seinen Bruder triumphierend an.

      »Das ist ja wohl das mindeste, was man von einem Fernandez erwarten kann«, meinte Nicolas gelassen. »Unsere Eltern haben großen Wert auf gute Erziehung gelegt. Waren Ihre Eltern streng, Violetta?«

      Diese direkte Frage überraschte sie, weil er sie stellte und nicht Alessandro.

      »Ich habe meine Eltern gar nicht richtig gekannt. Ich bin bei Pflegeeltern aufgewachsen. Das ist ein Thema, an das ich mich nicht gern erinnere. Vielleicht war ich deshalb so schnell bereit, Vertrauen zu schenken, wenn jemand sehr nett zu mir war.«

      »Dann hatten Sie eine harte Jugend«, sagte Nicolas mitfühlend.

      »Nicht in finanzieller Hinsicht. Ich wurde gut versorgt, konnte das Gymnasium besuchen und unterschied mich von anderen Schülerinnen nur, weil sich eigentlich niemand darum kümmerte, was für Zeugnisnoten ich hatte.«

      »Und wie gut waren die?« fragte Alessandro.

      »Mittelmäßig, ich war immer praktisch veranlagt. Sprachen und Mathematik haben mich herausgerissen. Chemie und Biologie waren die Schwachpunkte.«

      »Jedenfalls haben Sie es weit gebracht«, stellte Nicolas fest.

      »Aus purer Wut, es den Männern zu beweisen, daß Frauen sich auch durchsetzen können.«

      »Sie werden doch nicht alle Männer in einen Topf werfen!«

      »O doch, das habe ich getan, bis auf einen, Dr. Daniel Norden. Durch ihn habe ich noch zwei andere kennengelernt, denen ich vertraue und die gern als Freunde betrachten möchte. Sind Sie einverstanden?«

      Sie streckte Nicolas die linke Hand entgegen und Alessandro die rechte.

      »Und wie einverstanden!« sagte Alessandro.

      »Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen«, sagte Nicolas und küßte ihre Hand. In Alessandros Augen blitzte es auf, aber er sagte nichts. Dann folgten sie Violettas Blick, der zur Tür gewandert war, der sie gegenüber saß. Drei Männer waren eingetreten, und einer davon war Juan Hernando. Sie hatte ihn sofort erkannt. Er unterhielt sich mit dem älteren seiner Begleiter und merkte nicht, daß auch die Brüder Fernandez ihn jetzt erkannt hatten.

      »Ihm scheint es nichts auszumachen, daß seine Tochter schwer erkrankt ist«, meinte Alessandro.

      »Er hat sie wohl nie als seine Tochter angesehen«, sagte Violetta tonlos. Ich muß bald etwas unternehmen.«

      »Soll ich gleich morgen Verbindung zu ihm aufnehmen?« fragte Alessandro.

      »Ich werde zuerst mit Antonella sprechen«, erklärte Violetta. »Ihr ist es bestimmt nicht gleichgültig, was mit dem Kind geschieht.«

      »Sie haben aber keinen Grund, auf irgend jemand Rücksicht zu nehmen, Violetta«, sagte Nicolas.

      »Doch wohl auf Pepitas Gefühle. Sie ist krank, sie soll nicht noch zusätzlich leiden müssen. Sie kennt mich doch gar nicht, und wie könnte sie die ganze Wahrheit verstehen?«

      »Sie sind sehr tolerant, Violetta«, sagte Nicolas voller Bewunderung.

      »Ich kann doch nicht gewaltsam erzwingen, was Pepita schaden könnte. Ich muß zuerst herausfinden, wie wichtig ihr das jetzige Zuhause ist. Sie weiß es nicht anders, als daß Antonella ihre Mutter ist, und wenn Hernando auch kein vorbildlicher Vater sein mag, so kennt sie doch keinen anderen. Ich finde es abstoßend, daß Santoro das alles hinnimmt, als ginge es ihn nichts an. Soll ich Pepita sagen, daß ich sie für tot hielt, daß man mir dies sagte? Sie ist noch viel zu klein, um zu verstehen, wie schlecht die Menschen sein können. Ich kann nicht begreifen, was Santoro zu diesem üblen Arrangement bewegt hat.«

      »Es beweist nur seine Skrupellosigkeit«, sagte Alessandro, aber dann schwieg er abrupt, denn Hernando ging dicht an ihrem Tisch vorbei und erkannte sie nun wohl auch. Er erblaßte, und es schien, als hätte er momentan die Orientierung verloren. Aber dann ging er doch schnell grußlos weiter.

      »Früher hat man sich wenigstens höflich gegrüßt«, spottete Alessandro.

      »Wenn er Violetta erkannt hat, wird er daran zu knabbern haben«, stellte Nicolas fest. »Aber lassen wir uns die Laune nicht verderben. Mir ist gerade eingefallen, daß damals eine Assistenzärztin in seiner Klinik war, die ich von der Uni kannte. Ileni Delvaro.«

      »Ich erinnere mich an diesen Namen«, sagte Violetta. »Ob sie ihm geholfen hat?«

      »Das kann ich nicht glauben. Sie war sehr ehrgeizig. Man müßte mit ihr reden«, sagte Nicolas.

      »Man müßte sie erst finden«, warf Alessandro ein.

      Zur gleichen Zeit dachte auch Juan Hernando an Ileni, und er wußte, wo sie zu finden war. Er wußte auch, wie gefährlich ihm diese Frau werden konnte und beschloß, sie sehr bald aufzusuchen. An diesem Abend war es schon zu spät, aber er war froh, daß er sich bald von seinen beiden Gästen verabschieden konnte, denn es war ihm eingefallen, von seiner kranken Tochter zu sprechen, die er noch in der Klinik besuchen müsse. Es war eine gute Ausrede. Er wurde bedauert, und die Herren sagten, daß er das doch gleich hätte sagen können, sie hätten vollstes Verständnis.

      Er benutzte den Hinterausgang, um nicht an den Brüdern Fernandez vorbeigehen zu müssen. Violetta hatte er nicht erkannt, allerdings hatte er auch vermieden, sie richtig anzusehen und hätte sie hier auch niemals vermutet. Wahrscheinlich wäre er sonst in einer noch schlimmeren Verfassung gewesen.

      Er dachte nicht daran, in die Klinik zu fahren, aber als er heimkam, bereute er es, denn er fand Antonella vor, die einen Koffer packte.

      »Was soll das bedeuten?« fragte er heiser.

      »Daß ich bei Pepita bleiben werde. Ich kann in der Klinik wohnen und auch aushelfen, und ich wäre immer bei meiner Tochter.«

      »Was soll man davon denken, du bist meine Frau«, empörte er sich.

      »Plötzlich erinnerst du dich daran. Deine Frau bin ich nur noch auf dem Papier, aber das wird sich auch bald ändern.«

      »Das ist doch lächerlich. Das ist bestimmt Isadoras Einfluß. Was hat sie dir eingeflüstert? Du kannst ihre Situation nicht mit unserer vergleichen. Ich habe dich nie betrogen.«

      »Das wäre mir auch egal, aber ich will endlich die Wahrheit über Pepitas Herkunft wissen. Sie braucht einen Knochenmarkspender, und das können nur ihre leiblichen Eltern sein.«

      Er sah sie entsetzt an. »Und die willst du suchen? Ist dir klar, was daraus entstehen kann? Du könntest nämlich deine geliebte Tochter loswerden.«

      »Das Opfer würde ich bringen, wenn sie dafür am Leben bleiben würde. Es wäre für mich schlimmer, wenn sie sterben müßte.«

      Damit hatte er nun zu allerletzt gerechnet. In seinem Kopf schien sich ein Mühlrad zu drehen, und er sah eine Lawine auf sich zurollen, der er nicht entweichen konnte. Eine Entnahme bei Carlos hätte anonym stattfinden können, das hatte er sich schon ausgedacht, denn schließlich hatte er als Arzt einen Namen, wenn er auch in manchen Fällen umstritten war.

      »Du willst das also durchziehen«, sagte er tonlos.

      »Und Isa wird mir dabei helfen. Sie hat mich vorhin angerufen und mir gesagt, daß es uns auch gelingen wird. Aber wenn ich mich von dir trenne, ist das nicht nur wegen Pepita. Du hast dich sehr verändert, Juan. Wir sind schon längst keine Familie mehr, und wenn es nicht andere Frauen sind, frage ich mich, was du sonst treibst, wenn du nicht zu Hause bist, und du bist sehr selten zu Hause.«

      »Ich bin eben Arzt und kein Beamter mit geregelter Arbeitszeit, das solltest du doch gewußt haben, als wir geheiratet haben.«

      »Damals hast du dauernd mit Carlos zusammengesteckt und gesagt, daß er für deine Karriere wichtig sei.«

      »Und


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