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G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.

G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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Rosco«, keucht Hoyt. »Es wird ihm eine Lehre sein, hoffe ich.«

      »Ich habe ihm gesagt, dass er ein Narr ist«, antwortet Rosco trocken. »Jetzt steht er im Saloon und denkt darüber nach.«

      »Was hast du? Und er ist dir nicht an den Hals gefahren?«, japst Hoyt. »Mann – er hat es geschluckt?«

      Rosco zuckt die Achseln.

      Er geht langsam hinaus, lehnt sich irgendwo in der Dunkelheit an die Wand und hört die Schreie links. Ein Mann rennt herbei und schreit mit überschnappender Stimme: »Gates – Gates, komme schnell! Sie haben die Deputies überfallen, als man Sherman gerade in das Jail schaffen wollte. Einer deiner Leute liegt mit einem Messerstich in der Seite am Boden. Dem anderen haben sie fast den Schädel zertrümmert. Sherman ist verschwunden. Gates – komme schnell, Sherman ist befreit worden!«

      Rosco rührt sich nicht. Er blickt auch nicht zu dem Mann hin, der auf den zertrümmerten Spielsaloon zurennt. Sein Blick wandert die Straße hoch, huscht über die anderen Saloons hinweg.

      Und plötzlich ist es da – das Gefühl, dass diese Sache viel größer ist, als er angenommen hat.

      Sherman ist befreit worden, aber von seinen Leuten kann keiner entwischt sein. Die gut anderthalb Dutzend Betrüger sind alle im Saloon eingesperrt. Sherman ist fort – ein Betrüger ist befreit worden. Von wem?

      Freunde oder Leute, die wie Sherman irgendetwas zu fürchten haben?

      Dieser Sherman hat nicht so ausgesehen, als wenn er wirklich der Mann sein könnte, der Geld genug hat, um dieses auf Betrug aufgebaute Unternehmen aufzuziehen.

      »Nein«, sagt Rosco nachdenklich. »Zu unscheinbar – obwohl man sich gerade in unscheinbaren Leuten täuschen kann. Nein – Sherman ist dafür zu klein, nicht der richtige Mann, wenngleich er hart ist, aber diesen verfluchten Betrieb aufzuziehen, dazu muss man mit allen Wassern gewaschen sein. Das ist Sherman niemals. Also steckt jemand dahinter, aber wer?« Er denkt jetzt wieder kühl, logisch und berechnend. Er stellt sich diesen kleinen Mann vor, einen gerissenen Spieler, gewiss, aber nicht der Typ eines großen Gauners. Die LeRoy ist seine Freundin, das erklärt ihren Gewinn.

      Hinter ihm steckt jemand, derselbe Kerl, der blitzschnell seine Maßnahmen getroffen haben muss, um Sherman zu befreien.

      Wer, denkt Rosco, wer in dieser Stadt?

      Und wenn ihm nicht nur dieser Saloon gehört hat?

      Rosco denkt nach, er denkt genau richtig.

      Nur auf etwas kommt er nicht, weil es nicht mit dem zusammenhängt und nicht für ihn ersichtlich ist, was Rosco sieben Jahre lang beschäftigt hat.

      Der Mann ist da, Rosco, Jonathan Daniel Rosco, der Mann ist da!

      *

      Die Tür ist geschlossen.

      Das Licht fällt durch das Fenster in den Raum.

      Es ist ein kleines Fenster, Gitterstäbe davor, eine Wand, die einfach mit Kalk bepinselt ist.

      Der Mann wacht auf – er hat geträumt, seit Tagen immer den gleichen Traum im Fieber, das morgens nicht sehr hoch, aber gegen Abend kommt und eine Qual für ihn ist.

      Er schwitzt jetzt, blickt auf das Fenster, sieht einen Wolkenfetzen treiben, blauen Himmel danach und hört den Vogel.

      Der Vogel singt, der Vogel flattert am Fenster vorbei.

      Wie ein Vogel fliegen können – weit fort, nicht gefangen sein in seinem Käfig, bewacht werden. Und nicht mehr träumen – oh, mein Gott, nie mehr träumen.

      Ist es Morgen, ist es Nachmittag?

      Er weiß es nicht, der Mann, der York Gray heißt. Er weiß nur, dass er wieder geträumt hat, wieder von dem Mann, der betrunken war und mit einem Messer auf ihn losging.

      York schwitzt, der Druck in seinen Schläfen nimmt zu, das Gefühl, dass einer eine Schlinge um seinen Hals gelegt hat und sie langsam zuzieht – das Gefühl kommt. Er holt tief Luft, er liegt ganz still und beißt sich in die Unterlippe. Angst – er weiß jetzt, was Angst ist. Angst einzuschlafen und den Mann wiederzusehen. Die wippende, lange Stahlfeder mit der Kugel vor den Augen zu haben, die Hand, die herabsaust und zuschlägt, trifft …

      Die Augen des Mannes, den er nicht einmal erkannt hat, der nur betrunken war und im Saloon krakeelte, die Augen.

      Und die Stahlkugel auf seinem Kopf.

      Wie er ihn ansieht – jede Nacht kommt er zu ihm – jede Nacht redet er, sagt etwas – immer dasselbe: »Du hast mich umgebracht, du Mörder, du hast mich umgebracht! Jetzt komme ich – pass auf!«

      Und dann nimmt er eine Zange und kneift – er kneift in sein Bein.

      Gestern – war es gestern?, denkt York Gray und macht den Mund ein wenig auf, holt tief Atem.

      Ja, gestern ist der Doc gekommen. Er wollte einen Splitter entfernen, hat der Doc gesagt, es könnte eitern, hat der Doc gemeint. Der Splitter muss heraus aus dem Bein. Nun musst du schlafen, York, tief schlafen. Zähl mal, York Gray, zähl doch mal. Eins – zwei – drei.

      Gezählt, denkt Gray, ja, ich habe gezählt. Wie weit? Ich weiß nicht, ich wurde so müde, ich musste schlafen. Und es schmeckte so süßlich, so widerlich. Es roch …

      Seine Hände sind an der Hüfte.

      In seinem Bein aber sitzt einer. Er klopft immerzu auf das Schienbein. Der Schmerz zuckt bis in die Zehen.

      Poch – poch!

      Da sitzt ein kleiner Kerl und hat einen Hammer. Und mit dem schlägt er York Gray immer auf das Schienbein.

      Er soll aufhören, denkt York Gray, er soll aufhören, der Teufel, der bes­tialische, der mich quält – aufhören, aufhören!

      Die Hand erreicht den Schenkel.

      Und der Kerl haut ihn weiter auf das Schienbein. Die Zehen schmerzen so – oh, den Fuß bewegen.

      Er bewegt den Fuß seines armen, gebrochenen Beines. Ja, der Fuß gehorcht.

      Und die Hand – die Hand hält still, sie beginnt immer mehr zu zittern. Dann tastet sie wie irr auf dem Bein umher.

      Linkes Bein, rechtes Bein! Wo …, wo ist das linke Bein? Es ist doch da, das Schienbein schmerzt doch …, die Zehen lassen sich bewegen, lassen sich doch …

      Das Bein – mein Bein – wo ist mein Bein?

      Er kommt hoch, stemmt sich auf. Es dreht sich um ihn. Schwindel kommt, packt ihn, lässt ihn stöhnen. Dann wird alles grausam klar vor seinen Augen.

      Sein Bein!

      Die Decke zerrt er herunter und sieht …, nur ein Bein, den Stumpf des anderen dick umwickelt, den hat er nun vor Augen. Verrückt, alles ist verrückt. Er fühlt doch, dass er die Zehen bewegen kann, den Schmerz im Schienbein, in dem der kleine Teufel sitzt, der mit dem Hammer! Und das Bein ist nicht da?

      Der Traum – wie war das mit dem Traum?

      Der, der den Totschläger auf den Kopf bekam, der hat es gesagt in seinen Träumen, die ihn gequält haben: »Abkneifen, du! Dir werde ich es abkneifen!«

      Und dann hat sein fratzenhaft verzerrtes Gesicht sich zu einer höhnischen Maske verzogen. Er hat gedrückt, die Zangenschneiden kneifen lassen. Und Gray hat gestöhnt im Traum.

      York Gray liegt still, ist zurückgesunken und stiert auf die Decke.

      Es ist nicht wahr – auch das hat er nur geträumt. Das Bein ist gar nicht ab. Ja, ja, nur ein Traum, ein böser Druck im Kopf, Angst, dass er sein Bein verliert – nichts als ein Traum!

      Denkt er – der Mann, der York Gray heißt und etwas kennt, das sein kleiner Bruder noch nicht erkannt hat. Jeder stirbt für sich allein!

      Er versucht zu grinsen, er glaubt nicht daran. Ach, alles nur geträumt. Mit einem Bein durchs Leben gehen, was? Was ist denn schon ein einbeiniger


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