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Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von DeyenЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen


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Mutter bewegt, wenn ihr einziges Kind schwer krank ist?

      Immerhin bewies Rolf beim Abschied mal wieder sein schauspielerisches Talent.

      »Alles Gute, ihr zwei!« sagte er zu Mutter und Tochter. Er nahm Sara auf den Arm, schwenkte sie durch die Luft und tat, als sei sie sein Augapfel. Isabel küßte er auf den Mund, als die Kleine ins Auto stieg.

      »Wir telefonieren, Liebes!« erklärte er laut. »Hoffentlich geht es dem Kind bald wieder ganz gut. Und nicht vergessen: Ich komme nach! Fahr vorsichtig, Isabel!«

      »Aber natürlich, Rolf.«

      Sie stieg ein, und Rolf starrte ins Innere des Wagens. Es war nicht zu fassen: Auch sein erklärter Feind, dieser weiße Kakadu mit dem frechen Schnabel, war mit von der Partie! Sein Käfig stand auf dem Rücksitz, neben Sara. Aufgeregt trat er von einem Bein aufs andere und krächzte: »Alle Mann von Bord! Klabauter, Kapitän. Wo ist das Deck?«

      Winkend fuhren sie davon, Mutter und Tochter, und die ganze Rotenbuchstraße nahm daran Anteil. Besonders natürlich Timmy Markward. Zwar hatte ihm Sara versprochen, ihn anzurufen und bunte Postkarten zu schicken, aber das war nur ein schwacher Trost! Ein Sommer ohne Sara… Nicht auszudenken!

      Bevor es auf die Autobahn ging, machten die beiden Urlauberinnen noch Station bei Saras Großeltern, um sich zu verabschieden. Aber dann stand dem endgültigen Start nichts mehr im Wege.

      Isabel seufzte innerlich ein bißchen. Wahrscheinlich würde es ein wenig langweilig werden in dem kleinen Ort an der See. Griechenland, daran konnte kein Zweifel bestehen, wäre gewiß interessanter gewesen… aber man mußte eben das Beste aus der Situation machen.

      Sara allerdings freute sich unbändig. Daß sie ab und zu einen Hustenfall erlitt, war nun gar nicht mehr so schlimm. Dr. Köhler hatte ja gemeint, an der See würde es bald besser werden!

      »Gibt’s auch Muscheln dort?« wollte sie wissen. »Mami? Und Fische? Und…«

      »Natürlich… alles, Mausi. Aber es sind kleine Muscheln, weißt du, nicht so große wie am Mittelmeer. Und was die Fische anbelangt…« Isabel seufzte ein bißchen. »Wahrscheinlich Heringe, Makrelen und Schollen. Die sind ganz platt…«

      »Platt wie Briefmarken!« Sara amüsierte sich. »Und Tintenfische sind nicht in der Ostsee?«

      »Nein, Kleines. Die gibt es doch nur in südlichen Meeren.«

      »Ich mag die sowieso nicht, Mami. Plattfische sind viel lustiger!« Sara hampelte auf dem Rücksitz hin und her, und auch Kiki trat pausenlos von einem Bein aufs andere, bis er schließlich müde würde. Die lange Autofahrt strengte ihn sichtlich an. Er zog ein Beinchen ein und steckte den Kopf ins Gefieder.

      »Pst!« flüsterte Sara und bemühte sich, ganz leise zu husten. »Mami… Kiki ist eingeschlafen, obwohl das Auto so wackelt!«

      Natürlich wurden zwischendurch Pausen eingelegt, an einem Waldrand in der Lüneburger Heide gab es ein Picknick für Mutter und Tochter und frische Sonnenblumenkerne für Kiki.

      Erst am Abend erreichten sie Hohensand. Der idyllische und dennoch nicht verschlafene Ort war in dichtes Grün eingebettet, das schließlich, kurz vor dem Strand mit seinen Dünen, in Gebüsch und Wiesen überging. Entzückt betrachtete Sara die vielen schmucken Reetdachhäuser.

      »Wohnen wir auch in so einem Haus mit Stroh auf dem Dach?« bestürmte sie ihre Mutter. »Bitte, Mami!«

      »Nein, Saralein, ich habe eine hübsche Ferienwohnung gemietet. Ziemlich nahe am Meer… es sind neue Häuser mit verschiedenen Appartements. Möwennest heißt die Wohnanlage.«

      »Och!« maulte Sara. »Ich will aber nicht in irgendein langweiliges Haus!«

      Zu ihrer großen Freude erwies sich der Ferienpark Möwennest als wirklicher Geheimtip! Ungefähr sechs blitzsaubere Klinkerhäuser standen versetzt auf einem großen Grundstück, zwischen Bäumen, Blumen und Büschen. Über jeder Haustür gab es als Beleuchtung eine Schiffslaterne.

      Haus Nummer drei beherbergte die von Isabel gemietete Wohnung.

      »Mami!« jubelte Sara. »Die Wohnung ist ja das ganze Haus!«

      Tatsächlich… vom Erdgeschoß aus, in dem es eine kleine Küche und ein hübsch eingerichtetes Mini-Wohnzimmer gab, führte eine Holztreppe hinauf in den ersten Stock, zu den beiden Schlafräumen. Ein Zimmer für Isabel, ein Kinderzimmer mit Schiffbildern an den Wänden für Sara. Und die absolute Attraktion waren die zwei Bullaugen-Fenster!

      »Toll!« jubelte Sara. »Hier bleiben wir ganz lange, Mami, nicht wahr?«

      Auch Isabel mußte sich eingestehen, daß man beim bloßen Anblick der hübschen Maisonette-Wohnung gute Laune bekam.

      »Dann wollen wir mal!« sagte sie gutgelaunt zu Sara. »Es geht ans Auspacken… zuerst natürlich Kiki. Bloß komisch, daß unser Häuschen nicht abgeschlossen war.«

      Just in diesem Moment bog ein älterer Mann mit einer blauen Schiffermütze auf dem Kopf um die Ecke und rief: »Frau Sievers und die kleine Sara aus Köln? Ich bin Heini Hartbeck, der Verwalter, und wohne gleich dahinten.« Er deutete mit einer vagen Handbewegung nach rückwärts. »Ich hab’ Sie die Straße entlangfahren sehen, und da dachte ich mir: Heini, schließ mal schnell die Tür auf, damit die Damen gleich reinkönnen! Aber den Schlüssel hab’ ich noch hier… bitte, Frau Sievers.«

      Heini Hartbecks Blick fiel auf Kiki, der mit gesträubtem Gefieder in seinem Käfig hockte.

      »Kuck mal an!« sagte er.»Ein Papagei. Ja, jetzt erinnere ich mich, in der Anmeldung stand: Frau Sievers, das kleine Fräulein Sara und ein Papagei.«

      Sara hicherte… der Verwalter schien ein lustiger Mann zu sein. Er hatte viele Fältchen im Gesicht, besonders um die Augen: Lachfalten!

      »Kiki ist kein Papagei!« klärte sie Heini Hartbeck auf. »Sondern ein Kakadu. Und er kann sprechen.«

      Wie auf Kommando krächzte Kiki, allerdings ziemlich erschöpft: »Ab in die Kombüse! Wo ist die Kajüte? Segel hissen!«

      »Der Vogel paßt ja hierher wie die Faust aufs Auge!« stellte der Verwalter fest. »Ich helfe Ihnen jetzt mit dem Gepäck, Frau Sievers. Und wenn mal irgend etwas ist… ich bin immer da. Gleich dahinten, in der alten Kate.«

      Eigentlich hatte Isabel mit ihrer Tochter noch in ein Restaurant zum Abendessen gehen wollen, aber Sara war so müde, daß ihr einfach die Augen zufielen. Der Kühlschrank in der kleinen Küche war noch leer. Seufzend überprüfte Isabel den Inhalt des Picknickkorbes. Etwas Obst, Saft, ein paar Butterbrote, die nicht mehr sehr frisch aussahen…

      »Ich kann Ihnen aushelfen!« meinte der hilfsbereite Heini Hartbeck, der Mutter und Tochter gleich ins Herz geschlossen hatte.

      »Butter, Schinken, Landbrot, das ist bei mir immer reichlich vorhanden. Morgen kommt übrigens ganz früh der Bäcker und bringt Ihnen Brötchen, Frau Sievers, darum brauchen Sie sich also gar nicht zu kümmern. Die restlichen Einkäufe erledigen Sie am besten im Ort bei Otto Jansen, Obst und Lebensmittel.«

      Während Sara schlief, ließ sich Isabel Heini Hartbecks Landbrot und den erstklassigen Schinken schmecken. Er blieb unterdessen bei ihr in der Küche sitzen und erzählte, wie vor einigen Jahren die Wohnanlage erbaut worden war.

      »Bei uns soll es keine Hochhäuser geben!« erklärte er. »Die kleinen Häuser hier im Grünen, die hat unser Architekt Gero Wilms entworfen. Der stammt nämlich aus Hohensand, und er wohnt auch immer noch hier, in dem großen Haus, das mal seinen Eltern gehört hat.«

      »Und die Ferienwohnanlage ist Eigentum einer Kieler Immobilienfirma?« vergewisserte sich Isabel.

      Heini nickte eifrig. »Ja, Firma Reiter & Co. Die haben mich auch als Verwalter und Hausmeister eingestellt. Ich bin ja eigentlich pensioniert, aber ohne eine Aufgabe kann ich nicht leben. Bin lange zur See gefahren… geheiratet habe ich nie. Welche Frau will schon einen Mann, der dauernd unterwegs ist und nur Seemannsgarn spinnt?«

      Lagsam wurde


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