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Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von DeyenЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen


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auch ganz gut, glauben Sie mir.«

      *

      Der Bus hielt bei seiner Rückkehr in der Nähe des Eingangs zum Club. Dort stand Mike und wartete geduldig. Katja entdeckte ihn sofort. Wie jeden Abend war sie den Reisegästen beim Aussteigen behilflich, beantwortete noch persönliche Fragen und wünschte den Teilnehmern der Rundfahrt dann einen schönen Abend. Während die Leute aus dem Bus an der Rezeption ihre Zimmerschlüssel in Empfang nahmen, benutzte Katja den hinteren Eingang, der speziell für Strandbesucher war und deshalb um diese Zeit kaum noch frequentiert wurde.

      Mike, der von diesem Ausweichmanöver nichts wußte, wartete unverzagt. Er ahnte ja auch nichts von Maurenas unwahren Behauptungen.

      Frau Müller-Ibach, die wegen der mitgeführten Medikamente stets etwas mehr Handgepäck hatte und deshalb länger als die Mitreisenden zum Aussteigen brauchte, kam mit den letzten Nachzüglern an den Schalter. Sie nahm ihren Schlüssel entgegen und blieb dann vor Mike sehen. Sie mußte ordentlich zu ihm aufschauen, denn er überragte sie um mehr als einen Kopf.

      »Sie warten doch auf Katja Stein, junger Mann, nicht wahr?«

      Mike nickte und versuchte ein versöhnliches Lächeln, denn es war ihm sofort klar, daß es nichts Gutes zu bedeuten haben konnte, wenn diese Frau ihn ansprach.

      »Da werden Sie wohl Pech haben.«

      »Wieso? Was ist passiert?« erkundigte sich Mike erschrocken.

      »Das müssen Sie selbst am besten wissen. Unsere Katja war heute gar nicht gut drauf, und das muß mit Ihnen zusammenhängen. Sie ist ein Klassemädchen, und Sie sollten sich schämen, ihr weh zu tun.«

      »Aber ich habe doch gar nicht…«

      »Typisch Mann. Merkt nichts, weiß nichts, hat eine Haut wie ein Elefant und ein Feingefühl wie ein Trampeltier. Ein Mädchen wie unsere Katja müssen Sie respektvoll behandeln, zärtlich und lieb. Sie ist wie ein kostbares, zerbrechliches Kunstwerk. Aber eins, das funktioniert wie ’ne Eins. Wir, ich meine unsere Reisegesellschaft, sind uns einig, daß wir keine bessere Leiterin hätten bekommen können, und das will was heißen. Sie wissen doch, viele Leute, viele Meinungen. Gehen Sie Katja nach, junger Mann, und bringen Sie die Sache wieder in Ordnung, sonst bekommen Sie es mit uns zu tun.«

      »Ich bin mir zwar keiner Schuld bewußt, aber ich werde mir Mühe geben. Nur, wo ist Katja? Sie war plötzlich verschwunden.«

      Frau Müller-Ibach lächelte versöhnlich. »Sie hat den hinteren Eingang benutzt. Ihr Apartment hat

      die Nummer einhundertzweiunddreißig. Eigentlich dürfte ich Ihnen das nicht sagen, aber ich glaube, es ist wichtig. Katja wartet schon auf Sie, das weiß ich.«

      Für diesen letzten Hinweis hätte Mike die ältere Dame am liebsten umarmt. »Danke«, murmelte er und setzte sich in Bewegung. Seine Schritte wurden immer länger und schließlich rannte er durch die Anlage.

      Katja war gerade dabei, ihr Zimmer aufzuschließen. Sie drehte sich vor der geschlossenen Tür um. »Gehört das immer noch zu Ihrem Spiel?« fragte sie aggressiv.

      Mike zog die Augenbrauchen hoch. »Katja, ich habe so viel mit Ihnen zu besprechen. Emelys Mutter ist frei. Sie stellen sich nicht vor, wie glücklich sie war, als sie ihr Kind in den Arm nehmen konnte. In den nächsten Tagen wird sie mit Emely nach Deutschland zurückkehren. Sie hat ihre Eltern da, Verwandte und Freunde, die ihr weiterhelfen. Eigentlich dachte ich, daß wir mit Emely… Jetzt wird nichts daraus, schade.«

      »Warum erzählen Sie mir das alles? Sie sollten sich mit Ihrer künftigen Frau darüber unterhalten.« Es fiel Katja schwer, aber sie schaffte es, völlig ruhig zu bleiben.

      »Woher wissen Sie…?« Mike starrte Katja mit offenem Mund an. »Sie müssen mit Maurena gesprochen haben. Bestimmt hat sie Ihnen eine ganze Menge Lügen erzählt.«

      »Wer von Ihnen lügt, interessiert mich gar nicht.« Katja wollte rasch in ihr Apartment gehen.

      »Moment noch«, bat Mike, der mit zwei langen Schritten neben sie getreten war und ihr den Weg verstellte. »Über das alles muß ich mit Ihnen sprechen. Ich habe mich von Maurena de Derceville getrennt, nachdem ich erfahren habe, daß sie Alfred Jablonkas Freundin war. Es wird keine Hochzeit geben, auch kein Treffen mehr. Ich werde Schloß Derceville nie mehr betreten. Schon am Vormittag habe ich hier im Club ein Zimmer gemietet, und das behalte ich, bis wir beide in unsere Heimat zurückreisen. Gemeinsam.«

      Mikes blaue Augen waren so nah, daß es nicht zu vermeiden war, daß Katjas Blick ihnen begegnete. Offen schauten sie Katja an, und aus ihren Tiefen leuchtete die Liebe.

      In diesem Moment ließ Katja ihr Herz sprechen. Vergessen waren Maurenas böse Andeutungen.

      »Heißt das, daß wir noch fast eine Woche zusammen sein werden?« erkundigte sie sich versichtig.

      »Wenn es nach mir geht, Katja, sind wir nicht eine Woche zusammen, sondern für den Rest unseres Lebens. Ich möchte mich nie mehr von dir trennen, denn in dir habe ich die Frau gefunden, der ich vertraue. Heute, morgen, immer. Ich habe dich lieb, Katja. Das wollte ich dir schon gestern sagen, aber ich mußte erst mein Verhältnis zu Maurena klären. Inzwischen habe ich das getan, und aus Rache oder Mißgunst hat sie versucht, uns auseinanderzubringen. Es soll ihr nicht gelingen.«

      »Mike, ich glaube, ich brauche sehr lange, um zu begreifen, daß das alles Wirklichkeit ist. Du und ich…«

      Ohne es richtig zu bemerken, war das Paar zum vertraulichen Du übergegangen.

      »Ich glaube, es gibt da ein recht gutes Mittel, um dich von der Realität zu überzeugen«, meinte Mike mit zärtlich klingender Stimme. Sanft legte er den Arm um Katjas schmale Schultern, sah ihr liebevoll in die Augen und küßte sie so zurückhaltend und behutsam als sei sie tatsächlich so zerbrechlich wie Frau Müller-Ibach gesagt hatte.

      Katja war es, als höre sie Töne, die sie nie zuvor vernommen hatte, als schwebe sie plötzlich in einer Welt, die ihr bisher unbekannt war.

      Die mühsam unterdrückte Zuneigung brach mächtig hervor. Katja wurde es ganz schwindlig. Sie mußte sich festhalten und schlang daher beide Arme um Mikes Hals.

      »Ich mag dich auch. Sehr sogar«, flüsterte sie mit einem Lächeln. »Schon als ich dich damals mit Emely sah…«

      »Dort, auf dem Flughafen, hat es bei mir auch angefangen. Du hast mir auf Anhieb gefallen, Katja. Dein fröhliches Lachen hat mich verzaubert. Ich habe mich verliebt in deine schönen Augen, in deine Grübchen, vor allem aber in deine Natürlichkeit.«

      »Da hat ein kleines Mädchen Schicksal gespielt, und wir werden es vermutlich kaum wiedersehen«, meinte Katja wehmütig.

      »Aber wir könnten uns auf andere Weise immer wieder an Emely erinnern.« Mike zog die geliebte Frau noch inniger an sich.

      »Wie denn?« Schelmisch lachend sah Katja hoch, und wie damals erschienen die Grübchen in ihren Wangen.

      »Zum Beispiel könnten wir unsere erste Tochter Emely nennen. Was hältst du davon?«

      »Dein Vorschlag finde ich gut, aber dein Tempo finde ich beängstigend.«

      »Wir warten selbstverständlich bis nach deinem Examen. Und dann… dann sollst du den Hochzeitstermin bestimmen.«

      »Das hört sich nicht schlecht an«, antwortete Katja mit blitzenden Augen.

      »Aber einen Kuß auf Vorschuß bekomme ich doch jetzt schon.« Mike wartete Katjas Zustimmung nicht ab, sondern legte die Lippen voll Verlangen auf ihren Mund.

      Es wurde den beiden nicht bewußt, daß sie noch immer vor Katjas Apartment standen. Da kam jetzt Frau Müller-Ibach vorbei, sah das junge Paar und blieb stehen.

      »Genau wie bei meiner Nichte. Keine Tabletten, keine Zäpfchen und doch geht es den beiden wieder glänzend. Wenn ich das meinem Hausarzt erzähle…«

      – E N D E –

Kinderheim zum Rosenholz

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