G.F. Barner Staffel 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
Er lag auf dem Bauch, aber er hielt den Kopf zur Seite. Seine Lider zuckten. Das war das einzige Zeichen von Schmerz, als Skate die Kette anriß und sich ihre rostigen Glieder in die Haut seiner Arme preßten.
Clancy hielt es nicht mehr aus, der Zorn war zu groß.
»Paine!« fauchte er und sah, wie Floyd die Lider schloß. »Paine, zum Teufel, ihr brecht ihm die Handgelenke! Muß das so hart gemacht werden, Mann?«
Paine drehte sich jäh um. Sein glattes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
»Zu hart, was?« knirschte er. »Der Bulle hier zerreißt Stricke wie Bindfäden. Zu hart? Der kommt nie mehr los, das sage ich dir. Nie mehr. Verdammte Mißgeburt!«
Sein Stiefel trat zu, nicht nur einmal. Floyd zuckte bei jedem Tritt, bis er nur noch stöhnte.
»Hör auf!« schrie Clancy. »Mann, ich sage dir, wenn du ihn weiter so behandelst, schreibe ich nichts, keine Zeile, gar nichts.«
Paine stand still. Er faßte sich nur an den Kopf, auf den Punkt, den Floyds Riesenfaust getroffen hatte.
Skate stieß ein meckerndes, giftiges Gelächter aus und riß noch härter an den Ketten.
»Der schlägt nie wieder«, sagte er dann bissig. »Der schlägt keinen mehr, sage ich. Hätten ihn auch erschießen können, was, Clancy? Du schreibst einen schönen Brief an deinen Alten. Mehr brauschst du nicht zu tun. Das andere besorgen wir schon. Ich werde ihn besuchen und ihm einen Gruß von dir ausrichten. Und dann werde ich ihm sagen, was mit dir passiert, wenn er einen Trick versucht, der alte Bursche.«
Sie lachten jetzt alle. Stacy stand da und drückte den Bügel des schweren Vorhängeschlosses durch zwei Kettenglieder. Es war ein stabiles Kastenschloß, dessen Schlüssel er umdrehte. Danach packten sie Floyd. Sie schleiften ihn an die Wand, nahmen einen großen Haken und schoben ihn durch die Kette. Die Hammerschläge, mit denen sie den Haken in die Wand trieben, waren das einzige Geräusch für eine Minute.
Clancy hatten sie schon angekettet. Er kauerte an der Wand, die Arme wie Floyd auf dem Rücken.Von unten her sah er in Paines glattes Gesicht und in die Augen, in denen der Hohn zu lesen war.
»Du denkst, er zahlt nicht, was?« fragte Paine spöttisch. »Er zahlt, verlaß dich darauf. Jeff, hat er wirklich einen Vetter? Clancy, war der mal bei euch?«
»No«, antwortete Clancy finster. »Er ist der Sohn einer Schwester meiner Mutter. Sie stammte aus Tennessee. Mein Vater kennt ihn nicht.«
»Hund, lüge nicht. War er wirklich nie bei euch?«
»Ich sagte doch, er war nie da. Wir hatten keine Verbindung mit ihm. Er heißt Jones, Charles Jones.«
»Gut«, grinste Paine widerlich und stieß ihn mit dem Fuß an. »Charlie
Jones, was? Dein Alter wird Besuch bekommen, von Charlie Jones aus Tennessee. Freuen wird er sich, daß sein prächtiger Neffe Charlie noch einen Freund mitbringt. Hooper, das machst du, klar? Du kannst so verdammt vornehm sein, oder nicht? Clancy, sieh dir Hooper an! Sage selbst, ist er nicht ein freundlicher harmloser Bursche? Der kann so bescheiden sein, daß er nirgendwo auffällt. Aber Ohren und Augen hat er weit offen, darauf kannst du wetten. Wird sich dein Alter aber freuen, wenn er zwei ständige Begleiter hat, was?«
Sie brüllten vor Lachen, auch der kleine, schlanke Hooper, ein Mann mit einem harmlosen Gesicht.
»Yes, Sir«, gluckste Hooper. »Wie Sie wollen, Sir. Wird mir eine Ehre sein, Sir.«
Sie lachten Tränen. Aber dann wurden sie ernst, denn Paine hielt sich den Kopf und fluchte wild:
»Verflucht noch mal, mir platzt der Schädel, wenn ich lache! Das sage ich dir, Clancy, dein Alter macht keinen Schritt ohne uns. Morgen erzählst du mir alles, was du über deinen Vetter Charlie und dessen Leute weißt. Aber alles, Mann. Wir reiten erst morgen früh los. Unsere Pferde sind zu müde, und wir sind es auch.«
Er stieß ihn noch einmal an und spuckte aus.
Der Strolch, dachte Clancy, der verfluchte Schurke. Dad kennt meinen Vetter wirklich nicht. Niemand kennt ihn, es sei denn, Charlie wäre in den letzten beiden Jahren zu Besuch gekommen. Dad wird zahlen müssen. Und dann?
»He, was grübelst du, Mensch?« fuhr ihn Paine scharf an. »Denk dir ja keinen Trick aus. Wir kennen auch ein paar, Mann. Bilde dir nicht ein, du könntest mir Blödsinn über deinen Vetter erzählen. Keinen Trick, Clancy. Ich warne dich. Geht die Sache schief oder bin ich nicht rechtzeitig wieder hier, legen sie dich um. Ich bluffe nie.«
»Ich verstehe schon«, erwiderte Clancy düster. »Du bluffst nie, meinst du? Du bluffst die Leute doch schon zwei Jahre, wie? Manchmal schneidet ihr wirklich Bretter und Balken, denke ich. Aber es braucht nur jemand herzukommen, der scharfe Augen hat, dann sieht er, was hier los ist. Zu wenig Arbeit für zu viele Männer, was? So schlau bist du gar nicht, Paine. Ich weiß noch, wie drei Burschen damals, als ich gerade bei Roggers angefangen hatte, Roggers aus der Stagecoach holten und ihm eine Geldtasche abnahmen. Von dem Tag an mußte ich dauernd mit ihm fahren, wenn er mal nach Boise wollte. Das seid ihr gewesen, oder? Wer sagte dir Bescheid, daß Roggers das Geld bei sich hatte – Stacy? Oder du, Carter? Ihr habt doch schon die ganze Zeit für ihn gearbeitet. Nur wußte es keiner!«
»Der verfluchte Hund!« knurrte Stacy und schlug Clancy den Handrücken quer über das Gesicht. »Du bist zu schlau, du Strolch. Siehst du jetzt, wie gerissen der Hund ist, Paine? Wir haben noch ganz andere Sachen gemacht, Clancy, du Schlaukopf! Ich sage dir...«
»Halt das Maul, Stacy«, zischte
Paine wütend. »Sage ihm noch mehr, du Narr. Er weiß ohnehin zuviel. Clancy, auf uns ist noch keiner gekommen. Raus jetzt, schlagt Bretter vor das Fenster und lehnt den Balken gegen die Tür. Hier kommt ihr nie ’raus, versucht es erst gar nicht, ihr Narren.«
Er trat aus der Tür. Clancy hörte noch, wie er Long-Tom befahl, loszureiten und Ferris zu suchen. Dann donnerte er die Tür ins Schloß. Das schwere Rumpeln eines Balkens drang zu ihnen herein. Hammerschläge dröhnten. Es wurde fast dunkel, als sie die dicken Bretter vor das Fenster schlugen.
»Clancy«, flüsterte Floyd im Dröhnen der Hammerschläge. »Clancy, es ist meine Schuld. Jetzt sitzen wir wieder angekettet wie im Jail fest. Dein Vater, wird er bezahlen?«
»Die zwingen ihn«, erwiderte Clancy finster. »Er ist eisenhart. Was er will, das macht er immer. Aber diesmal kann er nichts tun. Er wird zahlen und mich doch nicht wiedersehen.«
Einen Moment schwieg Floyd erschrocken.
»Was, was meinst du?« fragte er dann stockend. »Clancy, die lassen uns doch frei, wenn sie das Geld haben, oder? Denkst du etwa...«
»Das können sie nicht«, gab Clancy gepreßt zurück. »Denk doch nach, Junge! Diese Burschen sind eiskalt. Der Bankraub in Twin Falls war nur einer von vielen. Die Halunken sucht man schon gut zwei Jahre. Paine hat man nie verdächtigt, sonst wäre Sheriff Claybran längst mit einem Aufgebot hiergewesen. Kein Mensch ahnt bis jetzt, wer die Banditen sind, die manchmal Pferde stahlen, ab und zu eine Stagecoach ausraubten oder eine Bank überfielen. Erkannt hat man sie nie. Für Sheriff Claybran ist der Kerl harmlos.«
»Clancy, dann haben wir keine Chance?« wisperte Floyd. Die Hammerschläge verstummten. Sie lauschten, hielten den Atem an und hörten nichts. Drei, vier Minuten war alles ruhig draußen. Dann erst hörten sie die Schritte. Jemand ging um das Blockhaus. Irgendeiner der Halunken, der sie jetzt bewachte. Der nächste Bandit würde ihn ablösen.
»Keine Chance«, antwortete Clancy leise. »Floyd, sobald sie mit dem Geld wieder hier sind, ist es mit uns aus. Eine Chance hätten wir noch, aber sie ist zu klein, fürchte ich...«
Er rutschte herab. Die Ketten klirrten leise, als er sich auf den Boden legte und die gebundenen Beine gegen die Wand stemmte. Er versuchte sich abzudrücken. Sein Körper krümmte sich zusammen. Die Glieder der Kette knackten mißtönig, aber sie brachen ihm beinahe die Handgelenke. Er gab den Versuch keuchend auf.
»Clancy,