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Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa SimonЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 8 – Familienroman - Lisa Simon


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war härter geworden, und er sah jeden Einzelnen streng an. »Ich bitte mir aus, daß ihr nichts anstellt, was dem Haus oder den Dünen Schaden zufügt. Dann könnte man euch belangen wegen Sachbeschädigung. Und wenn einer von euch ein blaues Auge davonträgt, hat er selbst schuld«, fügte er gewollt grimmig hinzu. »Du als Ältester bist dafür verantwortlich, Johann, daß niemand von euch zu Schaden kommt.«

      »Das brauchen Sie mir nicht aufs Butterbrot zu schmieren«, fuhr Johann den Mann wütend an. Es ärgerte ihn, daß der Kerl ihm imponierte. Genauso wie er hätte auch sein Vater reagiert. Genauso.

      »Kommt«, wie Hühner scheuchte er seine Geschwister davon. Er erlaubte auch Lea nicht, zu dem Mann zurückzuwinken. »Laß das«, drohte er ihr, »oder ich knall dir eine.«

      Jonathan hätte am liebsten vor Vergnügen gepfiffen, aber er unterließ es, die Kinder könnten sich unter Umständen ausgelacht vorkommen.

      Jetzt hatte Jonathan Lust zu arbeiten. Er kochte sich in der Küche, die dringend aufgeräumt werden mußte, einen starken Kaffee, ging ins Zimmer und öffnete weit das Fenster. Er konnte das kleine Häuschen sehen, die Fenster sahen aus, als lachten sie ihm zu.

      Nette Kinder waren es. Sehr nette. Wo sie wohl den Hund gelassen hatten? Er hatte ihn heute noch nicht bellen gehört.

      *

      Susanne war ungewöhnlich blaß. Sie saßen am Tisch, den Susanne hübsch gedeckt hatte. Zwar war das Geschirr zusammengesucht und ein Teller sogar angeschlagen, aber das Essen war gut, die Limonade kalt. Auf der karierten Decke standen in einer Vase Gräser, die Lea gepflückt hatte.

      Johann musterte Susannes müdes Gesicht ängstlich.

      »Bist du sauer, Sanne?« wollte er wissen. Bevor er nicht wußte, was sie hatte, schmeckte ihm das Essen nicht.

      »Nein, natürlich nicht. Warum sollte ich?« Sie lächelte dem Jungen zu. Wie konnte sie den Kindern sagen, daß sie den Rechtsanwalt angerufen hatte? Wie konnte sie ihnen sagen: ich werde euch abgeben müssen! Das Jugendamt will es so. Wie konnte sie ihnen diese entsetzliche Mitteilung machen: ihr müßt ins Waisenhaus.

      Sie hatte das Gefühl, als ob jemand ihre Kehle zudrückte. Ihr Herz lag wie ein Stein in ihrer Brust.

      »Darfst du den Wagen am Weg stehen lassen, Sanne?« wollte die praktische Laura wissen und aß genußvoll das knusprige Brot. »Ja. Es stört hier niemanden, sagt der Bauer. Ich habe ihm natürlich versichert, daß wir nicht damit spazierenfahren, sondern das Auto nur benutzen, wenn wir ins Dorf müssen. Schmeckt es dir nicht, Hannes?«

      »Doch«, er aß ohne Appetit, er mahnte nur den Kleinen, nicht herumzumatschen, ganz so, als wäre er der Erzieher.

      »Iß nicht wie ein Ferkel«, fuhr er auch Lea an, die ihre Hände gerade betrachtete und die Finger ableckte. »Mama hätte dich vom Tisch geschickt. Susanne ist viel zu lieb zu euch.«

      »Du sollst nicht von Mama sprechen«, schluchzte Laura, sprang auf und schob geräuschvoll den Stuhl zurück. Charlie, der vor der Tür lag und vor sich hin döste, sprang erschrocken auf und bellte wild. Dabei drehte er sich aufgeregt, als suchte er etwas.

      Thomas machte Anstalten, der Schwester nachzurennen.

      »Laß sie«, bat Susanne lieb und legte einen Moment ihre Hand auf Thomas verkrampfte Finger. »Sie kommt schon zurecht. Wenn ihr nach Weinen zumute ist, wollen wir sie weinen lassen. Tränen können auch erleichtern. Wenn man sie

      hinunterschluckt, drückt es aufs Herz.«

      »Aber Hannes sagt, wir sollen nicht heulen.« Lea sah ängstlich auf Susanne. Sie war ebenso empfindlich wie Johann, sie spürte sofort Spannungen. Empfindsam, wie sie war, ängstigte sie sich schnell um Menschen, die sie liebte.

      »Seht euch nur mal Charlie an«, versuchte Thomas, die anderen abzulenken. »Er dreht sich wie ein Kreisel um sich selbst. Ob er glaubt, ein gefährliches Tier hat sich bei uns eingeschlichen? Manchmal ist er doch wirklich zu blöde, ein richtiger blöder Hund.«

      »Selbst ein blöder Hund«, fuhr Lea ihn an.

      »Hört einmal zu.« Susanne brauchte nicht einmal lauter zu sprechen, die Kinder verstummten sofort. »Ich habe eine Überraschung für euch. Eigentlich wollte ich sie euch erst morgen früh sagen. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Herr Karsten erzählte mir, daß hier in der Nähe ein kleines Becken ist, eingefaßt von Felsen. Wir müßten es eigentlich finden, er hat mir den Weg dorthin sehr genau beschrieben. Stellt euch vor, in dem kleinen See ist Süßwasser. Ist das nicht ein Wunder der Natur? Wir werden uns das Wasser natürlich mit vielen Vögeln teilen müssen. Zum Trinken kommen sie alle dorthin.«

      Später, als Susanne Fridolin ins Bett brachte, saßen die Kinder hinter dem Haus, die Mädchen und Thomas schmiedeten Pläne, wie sie den »Feind« ärgern konnten. Hannes sagte nichts, er schnitzte an einem Stock.

      »Mensch, du machst vielleicht ein Gesicht«, fuhr Thomas den Bruder an. Daß ihn Hannes verbissene Miene ängstigte, sagte er natürlich nicht.

      Hannes blies eine Strähne aus seiner Stirn und schnitzte weiter, daß die Späne flogen.

      »Wenn ich nur wüßte, was Susanne hat«, murmelte er mehr für sich selbst. »Irgend etwas ängstigt sie, ich kenne sie doch.«

      Sogar Lea klopfte das Herz vor Angst, aber sie tippte nur gegen ihre Stirn. »Nichts hat sie. Du siehst Gespenster. Vielleicht glaubt sie, sie kann uns nicht richtig erziehen. Du mußtest bei Tisch ja unbedingt so eine dämliche Bemerkung machen. Es wird schon alles recht werden, das sagte Mami immer.« Sie schluckte tapfer die Tränen hinunter. »Überleg lieber mit uns. Wir sollten uns was Lustiges einfallen lassen. Ihr müßt doch zugeben, daß der Mann sich anständig verhalten hat. Er hat weder gemeckert noch hat er sich bei Susanne über uns beschwert. Ich finde, er ist schon in Ordnung.«

      »Wir könnten seine Fenster schwarz anmalen. Wenn er schläft, natürlich erst.«

      Thomas wieherte vor Lachen. »Dann denkt er noch mittags, es ist Nacht.«

      Hannes war einen Moment von seinen Ängsten abgelenkt. »Ich habe eine viel bessere Idee.« Sein Mund zog sich vor Vergnügen in die Breite. »Hört mal zu. Es ist ja eine Tatsache, daß Männer, die am liebsten hinter der Schreibmaschine sitzen, nicht gern laufen.«

      »Woher weißt du das?« fragte Laura verblüfft.

      »Das weiß man eben«, wurde sie von Hannes hochmütig belehrt. »Hört zu.«

      *

      Morgens um sechs fuhr Jonathan aus dem Schlaf. Das Bellen von Charlie klang so laut in seinen Ohren, als wäre der Hund bei ihm im Zimmer.

      Jonathan hatte Grund, sich über sich selbst zu wundern. Es ärgerte ihn nicht einmal. Er reckte sich, gähnte ausgiebig, er fühlte sich wunderbar ausgeschlafen, dabei war er eigentlich ein Nachtmensch. Er bildete sich ein, bei Lampenlicht am besten arbeiten zu können. Natürlich schrieb er auch tagsüber, aber ganz sicher hatte er zu dieser Stunde noch nie an der Schreibmaschine gesessen.

      Nach einem kalten Duschbad, einem ausgiebigen Frühstück, allerdings unrasiert, angetan mit seinen verbeulten Cordhosen, saß er an seiner Schreibmaschine, die Fenster weit geöffnet.

      Seine Phantasiewelt umgab ihn, die Figuren tanzten um ihn herum. Die Ideen flossen aus seinen Fingern auf die Tasten, und er spürte, daß es gute Arbeit war.

      Er hatte schon lange nicht mehr einen solchen Schaffensdrang empfunden.

      Ein Räuspern holte ihn unsanft in die Wirklichkeit zurück.

      »Ich hab’ geklopft«, verteidigte sich Thomas. Einen Augenblick fürchtete Thomas sich vor dem Mann. Komisch sah er aus, die Finger noch auf den Tasten, starrte er ihn an. »Ich bin Thomas.«

      Am liebsten wäre Thomas davon gerannt. Aber jetzt entspannte sich das Gesicht, jetzt sah er wieder normal aus.

      »Entschuldige, aber ich war so in meiner Arbeit vertieft. Nett von dir, daß du mich besuchen kommst.«

      Aber


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