Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
auf. Anna hielt sie fest im Arm und versuchte sie zu trösten. Sie hielt die Freundin ganz fest, streichelte ihr immer wieder über den Rücken und über das Haar, wie man es bei Kindern machte.
»Ganz ruhig, Alex! Hauptsache, dir ist nichts passiert!«
Die nächsten Stunden waren die Männer damit beschäftigt, die beschädigte Almhütte zu sichern. Es wurde genagelt und gehämmert, dass es weit schallte.
Hilda und Wenzel Oberländer, die von dem Sirenenlärm und dem Hubschraubergetöse aufgeschreckt worden waren, waren herüber gekommen. Hilda schlug vor, Alexandra erst einmal zur Oberländer Alm zu bringen.
»Nein, nein! Ich gehe nicht!«, schluchzte Alexandra. »Ich bleibe hier! Er hat alles kaputtgemacht! Meine ganzen Bilder!«
Anna legte von der einen Seite den Arm um Alexandras Schultern und Hilda Oberländer von der anderen Seite. So gingen sie mit Alexandra langsam in Richtung Oberländer Alm. Bello lief nebenher und wich nicht von ihrer Seite.
»Wolfi, kannst du dir da einen Reim drauf machen, wie des passieren konnte?«, fragte Toni.
»Da wird Verschiedenes zusammengekommen sein, Toni. Ich denke, der hat einen ganz schönen Affenzahn draufgehabt. Dann wollte er ausweichen, hat die Kontrolle über das Auto verloren und ist den Hang runter, bis ihn die Almhütte stoppte. Es hatte geregnet. Auf dem feuchten Gras konnte er den Wagen net zum Stehen bringen. Droben auf dem Milchpfad liegen einige große Steine. Ich vermute einmal, es gab einen kleinen Steinschlag. Nach dem Regen heute ist des net allzu verwunderlich. Der Fahrer ist erschrocken, hat ausweichen wollen, hat dann das Lenkrad zu stark herumgerissen und ist vom Weg abgekommen. Dann bum, peng, krach und er stand bei der Alex in der Hütte!«
»Ja, so könnte es gewesen sein!«
»Toni, wenn der Typ morgen seinen ersten Schock überwunden hat, werde ich ihn vernehmen! Darauf freue ich mich schon! Den werde ich hart rannehmen! Des scheint ein ganz besonderer Hallodri zu sein. Wer kann sich schon einen solchen Luxusschlitten leisten? Weißt, Toni, Leute wie er einer ist, die meinen, für sie gelten die Gesetze nicht. Aber da wird er von mir eines Besseren belehrt werden.«
Einer der Helfer kam auf Toni zu.
»Hier, Toni! Das musst du dir mal ansehen! Das lag auf dem Beifahrersitz!«
Toni und Wolfi steckten die Köpfe über dem Packen Papier zusammen.
»Mei! Himmelherrgott! Denkst du, was ich denke, Wolfi?«
»Mei, nach diesen Unterlagen ist des eindeutig! Der hat an einem Rennen teilgenommen. Des soll ganz modern sein unter solchen reichen Leuten. Des gibt denen den Kick! Es ist eigentlich verboten. Doch des beweist einiges! Er wird mir des erklären müssen. Mei, der soll froh sein, dass er noch lebt!«
»Und dass der Alexandra nix geschehen ist!«
»Ja, des stimmt, Toni! Dieses Mal hat es keine Schwerverletzte gegeben. Aber bei solch illegalen Rennen kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Des ist bekannt!«
Toni grinste. Er deutete auf das Auto.
»Des ist hin! Da hat er einen Teil seiner Strafe schon!«
Wolfi grinste ebenso.
»Des stimmt, Toni! Wenn ich beweisen kann, dass das ein illegales Rennen war, dann zahlt die Versicherung weder seine Schrottkiste, von der ich annehme, er hat sie Vollkasko versichert, noch den anderen Schaden. Dann wird ihm des richtig weh tun, da, wo es ihn wirklich schmerzt, im Geldbeutel nämlich.«
Gewolf Irminger lachte.
»Aber wo genau die Schmerzgrenze bei diesen Typen liegt, des weiß ich net. Solche Leut’, die sind nach meiner Meinung ein bissel durchgeknallt. Die haben einfach zu viel Geld. Die haben jedes Maß verloren, denken, sie könnten sich mit ihrem Geld die Welt und des Leben nach ihren Wünschen zusammenschustern. Mir kommt die Galle hoch, wenn ich an diese Typen denke, Toni.«
»Da sagst du ein wahres Wort!«
Toni schaute Wolfi einen Augenblick ruhig an. Dann nahm er ihm am Arm und ging mit ihm ein Stück über die Wiese.
»Toni, was hast?«
Toni rieb sich das Ohrläppchen.
»Mir ist da gerade ein Gedanke gekommen, Wolfi. Ich weiß net recht, wie ich des sagen soll.«
»Mei, Toni, mach keine großen Vorreden. Wir sind Freunde!«
Toni seufzte leise.
» Also, Wolfi, ich will dich net davon abhalten, deine Pflicht zu tun. Du musst des recht verstehen. Aber es gibt im Leben Situationen, die kann man so oder so auslegen, verstehst? Die Almhütte gehört einer Freundin von Anna. Die Alex hat schon genug gelitten, dass ihre Bilder zerstört wurden. Wenn die Versicherung von dem Typen net zahlt, dann kann des Madl unter Umständen …«
Wolfi Irminger nickte.
»Ruhig, Toni! Musst net weiterreden! Ich habe dich schon verstanden! Sag mal, hast du eine Ahnung, was du da von mir verlangst? Des ist … des ist …«
»Des ist ein Freundschaftsdienst, mehr net, Wolfi! Außerdem hast du die Unterlagen nicht gefunden, und ich habe sie dir nie gegeben!«
Toni nahm Gewolf den Packen Papier aus der Hand und steckte ihn unter seine Jacke.
»Warten wir doch erst mal ab, wie sich der Typ weiter verhält. Den Joker hier, den haben wir immer noch, Gewolf. Wenn es hart auf hart kommt, dann werden die Unterlagen eben später wieder gefunden, dann, wenn Alexandra entschädigt worden ist. Wenn sie Geld für ihre zerstörten Bilder bekommen hat und die Almhütte wieder aufgebaut ist. Dann kann sich die Versicherung, der wir die Sache zuspielen, sich immer noch an den Typen halten, Wolfi. Aber des geht dann die Alexandra nix mehr an. Des ist dann nicht ihre Sache. Ich will dich doch nur bitten, ein bissel abzuwarten. Es ist eben eine Frage des Timings, wie des jetzt modern heißt, verstehst, Wolfi?«
Gewolf Irminger rieb sich das Kinn und dachte einen Augenblick nach. Er grinste Toni an.
»Mmm! Soso! Auslöser, ein plötzlicher Steinschlag«, sagte er leise.
»Es liegen ja auch dicke Brocken auf dem Milchpfad! Du hast es selbst gesagt, Wolfi!«
»Mmm! Ja, ja! Das habe ich gesagt und gesehen! Und sonst hab’ ich nix gesehen.«
Toni legte Wolfi die Hand auf die Schulter.
»Bist ein guter Kamerad!«
Sie schauten sich an.
Gewolf Irminger warf ein Blick in Richtung der zerstörten Almhütte.
»Ich werde morgen mal mit dem Weisgerber vom Sägewerk reden. Der hat bestimmt noch Holz, das er entbehren kann. Dann trommele ich alle Burschen zusammen und wir kommen und richten die Almhütte her, soweit es geht.«
»Des ist doch ein Wort, Wolfi! Da bin ich dabei! Der Leo und die Kameraden von der Bergwacht machen sicherlich auch mit, genauso wie einige meiner Hüttengäste. Wir hier in Waldkogel halten doch zusammen, wie?«
»Ja, das tun wir! Dann sehen wir uns morgen Abend vielleicht schon!«
»Genau! Ich rede mit dem Fellbacher! Der kann bestimmt auch irgendwie helfen!«
Die Freunde waren sich einig. Sie gingen die wenigen Meter zurück zur Almhütte. Dort wurde immer noch gesichert.
»Was geschieht mit dem Auto?«, fragte Leo.
»Des lassen wir erst mal hier stehen!«, sagte Wolfi. »Darum muss er sich morgen selbst kümmern, dieser durchgeknallte Yuppie.«
So ging das die nächsten Stunden weiter. Als die Sonne aufging, war die Almhütte soweit gesichert, dass sie nicht weiter in sich zusammenstürzen konnte und unter Planen gegen weiteren Regen geschützt war, falls es nochmal regnen sollte. Aber so sah es nicht aus. Der Himmel über Waldkogel war wolkenlos. Alle machten sich auf den Heimweg.
Toni lief mit den anderen Hüttengästen zur Oberländer Alm. Anna hatte inzwischen mit Hildas