Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
den Rucksack und hob ihn über die Schultern. Dann ging sie mit den Kindern zurück.
Anna kam ihnen auf dem Geröllfeld entgegen. Sie gab Sebastian und Franziska ein Zeichen. Die beiden verschwanden mit Bello in Richtung Berghütte.
»Wir setzen uns einen Augenblick an den Gebirgsbach, Alex!«, sagte Anna.
»Kannst du mir das alles erklären? Was soll das mit dem Lastwagen und dem Haus?«
Anna schmunzelte.
»Dieser Fabian scheint recht vermögend zu sein und außerdem das buchstäblich wandelnde schlechte Gewissen. Er hat sich schon heute Morgen, als er noch beim Martin war, überlegt, was er dir Gutes tun könnte. Er wollte dir Ersatz für dein zerstörtes Heim besorgen.«
Anna lachte.
»Und weil bei Fabian wohl alles etwas größer ausfällt, hat er eine Fertigcontainerfirma angerufen. Sie bringen jetzt eine komplette Wohnmöglichkeit, zwei Zimmer, Küche, Bad und Veranda, auf einem Tieflader auf die Alm. Der Bürgermeister hat eine Sondergenehmigung zur Aufstellung erteilt, bis deine Almhütte wieder aufgebaut ist.«
Alexandra wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Ihr stand einfach nur der Mund offen. Sie hörte weiter zu, was Anna erzählte.
»Du bist vorhin kaum fortgewesen, da erhielt Fabian die Nachricht, dass sie die Wohneinheit heute noch bringen. Du hättest sehen sollen, wie er sich gefreut hat. Du, er meint es wirklich gut. Er leidet wirklich darunter, was er dir angetan hat. Ich glaube, er ist nur äußerlich so ein unnahbarer Cityboy. Im Innern ist er ein ganz guter und weichherziger Kerl. Davon ist auch Toni überzeugt. Er hat länger mit ihm gesprochen als ich. Also, nun mache gute Miene zum Spiel, Alex. Jedenfalls hast du eine schöne Unterkunft.«
Anna schaute auf die Uhr.
»Es dauert nicht mehr lange, dann kommen Leo und die anderen aus Waldkogel und holen dir deine Sachen aus der einsturzgefährdeten Almhütte. Du räumst alles in diese Wohneinheit um und lebst dort, bis deine Almhütte wieder bezugsfertig ist. Fabian sagt, du musst dich um nichts kümmern. Du sollst nur sagen, wie du es gerne hättest und er würde dafür sorgen, dass es so gemacht wird.«
Anna lächelte Alexandra an.
»Du, er will wirklich alles wiedergutmachen! Du solltest nicht so hart gegen ihn sein!«
Alexandra errötete tief. Verlegen räusperte sie sich.
»Na ja, immerhin bemüht er sich, Anna! Das muss ich ihm lassen. Und er geht dabei sehr schnell und wirksam vor. Aber er hätte mich schon fragen können. Besonders höflich ist er nicht. Wie kann er einfach so entscheiden?«
»So sind diese Cityboys im Allgemeinen. Sie haben einen Plan, und der wird dann sofort verwirklicht. Eine Möglichkeit, die sie geprüft und für gut befunden haben, wird sofort in die Tat umgesetzt. Sie verlieren dabei keinen Augenblick. Dass er dich vielleicht erst fragen sollte, das kam ihm nicht in den Sinn. Leute wie er sind einfach Macher und Einzelgänger. Sie entscheiden und handeln. Sie sind gedrängt von der Angst, irgendjemand könnte ihnen zuvorkommen und dann auch verhindern, dass sie die Lorbeeren ernten.«
»Die Engel vom ›Engelssteig‹ mögen mir beistehen, Anna!«, rief Alexandra aus tiefstem Herzen aus. »Wer weiß, was ihm noch einfällt?«
Anna lachte herzlich, als sie Alexandras große Augen sah.
»Die Engel werden dir beistehen! Da bin ich ganz sicher! Am besten lässt du ihn gewähren. Er wird es schon richten. Es kann sein, dass du dich bei Fabian noch so über manches wundern wirst. Aber eines ist er mit Sicherheit, voller Tatkraft ist er. Nichts kann ihn aufhalten, wenn er etwas für gut und richtig erkannt hat. Darf ich dir einen Rat geben? Lass es mit ihm nicht auf eine Diskussion ankommen, Alex. Du kommst dann gut mit ihm klar, wenn du dich auf eine hundertprozentige Zustimmung oder auf eine totale Ablehnung einstellst. Er kennt nur ›Plus‹ und ›Minus‹, also entweder alles oder nichts. Schattierungen sind nichts für Cityboys. Sie lieben die Extreme. Sie brauchen immer die Superlative. Alles oder nichts! Du verstehst? Du kannst wenig mit solchen Menschen bereden. Du musst immer ganz klare Fragen stellen!«
Alexandra dachte einen Augenblick nach.
»Mm! Ich begreife, was du mir damit sagen willst, Anna. Ich muss ihm ganz klar sagen: ›Ja‹ oder ›Nein‹! Und ich muss ihn so fragen, dass er nur die Wahl hat, zuzustimmen oder klar abzulehnen! So meinst du es doch, Anna?«
»Genau, Alex! Jetzt gehe ihm nach! Ich und vielleicht auch Toni werden später nachkommen. Ich muss jetzt wieder rein. Es ist gleich Zeit für das Abendessen!«
»Kannst du mir Bello mitgeben, Anna?«, fragte Alex leise.
Anna schmunzelte.
»Sicher, wenn du dich damit besser fühlst!«
Sie standen auf und gingen zurück zur Berghütte. Anna rief Bello herbei.
Sie gab Alexandra die Leine und schickte die beiden los.
Bello raste in großen Kreisen um Alexandra herum, während sie über das Geröllfeld ging und den Pfad anstrebte, der hinunter zur Oberländer Alm führte. Von dort aus war es nicht mehr weit bis zu Alexandras Almhütte.
Toni und Anna sahen ihr nach.
»Des ist eine ganz schön komplizierte Sache dieses Mal, Anna. Ich meine mit den beiden. Sie tun so, als wären sie Hunde und Katze, könnten sich nicht leiden.«
»Toni, nur Alex tut so!«
»Richtig! Nur Alex tut so! Sie ist die Katze. Fabian ist der große junge, übermütige Hund, der gern mit der Katze spielen möchte und nicht genau weiß, wie er sie dazu bringen kann.«
»Oh, das wird schon werden, Toni! Bello und Max haben auch einen Weg gefunden, sich zu vertragen!«
»Wo ist Max? Ich habe den Kater schon seit Tagen nicht mehr gesehen?«
»Dann würde ich dir raten, mal in den Schuppen zu gehen«, grinste Anna.
»Was gibt es da?«
Anna legte ihren Arm um Tonis Mitte.
»Nun, immer mit einem Hund zu spielen, war Max wohl zu langweilig. Er hat sich jemanden geholt.«
»Was du nicht sagst? Sag bloß, er hat sich eine Katze angelacht?«
»Ja, so kann man es sagen! Es ist ein ganz junges Tier, höchstens einige Wochen alt und noch lange nicht geschlechtsreif. Er hat die neue Spielgefährtin auf einer Alm gestohlen, vermute ich. Ich kann auch nur vermuten, dass es ein weibliches Tier ist. Nachgesehen habe ich noch nicht.«
»Weiß Franzi davon?«
»Nein, noch nicht! Sie hat sich die letzten Abende aber bei mir beschwert, dass ihr Kater nicht mehr bei ihr im Zimmer schläft.«
Anna und Toni lächelten.
»Du solltest mit Beate reden, Toni! Ich will auf der Berghütte keine Katzenzucht haben, bei aller Liebe zu den Tieren.«
»Das werde ich, Anna! Ich werde mir die Sache später mal ansehen.«
»Ja, jetzt verlangen die Hüttengäste nach uns! Alois wird den Eintopf fertig haben!«
Sie gingen in die Küche der Berghütte.
*
Als Alexandra mit Bello zu ihrer Almhütte kam oder zu dem, was von ihrer schönen Almhütte noch übrig war, staunte sie.
Die Burschen der Freiwilligen Feuerwehr Waldkogel und die Kameraden der Bergwacht aus Kirchwalden unter Leos Leitung waren schon kräftig bei der Arbeit. Albert Weisgerber war auch anwesend. Er war der Sägewerkbesitzer in Waldkogel und Mitglied im Gemeinderat. Auf dem Milchpfad oben am Hang stand einer von Weisgerbers Pritschenwagen. Er war mit Bauholz beladen. Weisgerber redete mit Bürgermeister Fellbacher. Etwas abseits, dort wo Fabians Unfallwagen auf der Wiese stand, sprach Martin mit Fabian. Fabian winkte Alexandra zu, als er sie sah. Langsam schlenderte sie hinüber. Staunend blieb sie vor dem Autowrack stehen, das sie zum ersten Mal bei Tageslicht