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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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würden. Eines wusste Burgl genau. Es würde schwierig, wenn sie länger mit Hannes unter einem Dach leben würde. Hannes war jetzt der Bauer, jedenfalls nach außen hin, auch wenn die Hälfte des Hofes Sabine gehörte.

      Burgl dachte über Hannes nach. Er war Sabines Bruder und sie sah in ihm deshalb einen Freund. Er war ihr vertraut. Sie kannte ihn gut. Er war verlässlich und bodenständig. Hannes wird seinem Madl bestimmt treu sein, dachte sie. Aber ihr Herz klopfte in seiner Nähe nicht. Er war mehr der große Bruder, den Burghilde nie hatte. Die Zeiten der Vernunftehen sind vorbei, zum Glück, dachte Burghilde. Heute heiratet man nur noch aus Liebe. Und wenn es die wahre, die einzige, die unvergleichliche Liebe ist, dann muss es der Himmel auf Erden sein. Ich will alles oder nichts, dachte Burgl.

      Sie nahm noch einen Schokoladenriegel aus der Jackentasche und aß ihn auf. Die Sonne versank langsam hinter den Bergen im Westen. Vom Tal kroch die Dämmerung die Berghänge herauf. In Waldkogel brannten schon die Lichter in den Häusern, und die Straßenlaternen leuchteten weithin sichtbar.

      Burghilde überlegte, ob sie jetzt zurück zur Berghütte gehen sollte. Sie vermutete, dass der Hüttenabend schon begonnen hatte. Bei dem Gedanken an die vielen Menschen, vor allem den Burschen, die sicherlich tanzen wollten, drängte es Burgl nicht, sich auf den Rückweg zu machen. Sie wollte noch etwas warten. Sie kannte den Weg gut und würde ihn auch in der Dunkelheit sicher gehen. Schließlich war sie in Waldkogel aufgewachsen und würde somit auf einem vertrauten Pfad wandeln. Dazu kam, dass sie eine Stablampe dabei hatte. Es bestand also nicht der geringste Grund zur Eile. Außerdem würde inzwischen bestimmt Hannes auch auf der Berghütte eingetroffen sein. Er hatte am Mittag nach dem Vieh auf den Almen gesehen und wollte später kommen.

      Burgl schob die Gedanken an Hannes zur Seite. Sie dachte wieder daran, wie sie ihr zukünftiges Leben gestalten wollte. Eine kleine Wohnung muss als erstes her. Ob sie genügend Arbeit als freie Grafikerin finden würde, wusste sie nicht. Irgendeine Arbeit werde ich schon finden. In Kirchwalden gibt es bestimmt Arbeit, wenn ich nicht wählerisch bin. Sabine muss mir eine Zeitung mitbringen. Ich kann auch in der Gas­tronomie arbeiten. Schon als Schülerin habe ich in einem Eiscafé ausgeholfen. Sicher wird es das noch geben. Vielleicht frage ich dort einmal nach. Es war ein Familienbetrieb, und ich war dort gern gesehen. Außerdem habe ich bald das Geld aus dem Wohnungsverkauf.

      Burghilde wollte nur erst einmal die Hälfte für sich beanspruchen. Sie war ein ehrlicher Mensch. Jochen hatte damals die Hälfte der Kaufsumme beigesteuert. Esther würde mit Jochen verhandeln. Aber darüber wollte sich Burgl jetzt keine Gedanken machen. Es war jedenfalls genug, dass sie sorglos in die Zukunft blicken konnte. Ich finde vielleicht sogar einen kleinen Bauernhof oder eine Kate mit großem Garten. Sie nahm sich vor, nichts zu überstürzen. »In der Ruhe liegt die Kraft«, erinnerte sich Burghilde an die chinesische Weisheit.

      Sie lehnte sich zurück, barg die Hände in den Taschen und schaute weiter dem Sonnenuntergang zu. Der Mond war am Himmel schon gut zu sehen. Langsam traten die Sterne hervor. Burgl genoss den Anblick. Am Himmel über Berlin konnte man durch das Streulicht der Großstadt die Sterne nicht so gut sehen. Burgl beschloss, noch eine Weile beim »Erkerchen« zu bleiben. Sie hatte so viel nachzuholen. Sie sog das Bild des nächtlichen Sternenhimmels ein, wie ein Verdurstender nach Wasser lechzte.

      Die Stunden vergingen.

      *

      »He, da bist du ja! Warum bist net gekommen?«

      Hannes’ Stimme riss sie aus ihren Träumen.

      »Ach, du!«, bemerkte Burghilde mit einem Unterton der Ablehnung in ihrer Stimme.

      »Mei, des klingt net, als wärst erfreut, mich zu sehen.«

      »Ich habe das ›Erkerchen‹ weder gemietet, noch gepachtet, noch gekauft. Ich kann dich nicht daran hindern, hier zu sein.«

      »Warum bist so garstig, Burgl? Ich habe dir doch nichts getan!«

      Burghilde stand auf und ging zum Geländer. Sie wollte verhindern, dass sich Hannes neben sie setzte. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf.

      Hannes stellte sich neben sie.

      »Ich will dich holen. Willst net mit zurückkommen?«

      »Nein!«

      »Aber du wolltest mit mir tanzen. Man muss halten, was man versprochen hat.«

      »Hannes, ich habe dir nichts versprochen. Du hast mir wohl nicht richtig zugehört.«

      »So, meinst? Weißt, Burgl, die Madln sagen oft etwas anderes, als sie wirklich meinen und wollen. Als Bursche weiß ich des gut zu deuten.«

      Burgl schwieg.

      »Du sagst nichts! Des werte ich als Zustimmung.«

      »Bilde dir ja nichts ein, Hannes!«

      »Ich bilde mir nichts ein. Ich habe dich gern, Burgl, und ich finde auch, dass es seinen Reiz hat, wenn ein Madl net gleich von Anfang an zu willig ist.«

      »Mache dich nicht lächerlich, Hannes!«

      »Ich mache mich net lächerlich, Burgl.«

      »Doch, das tust du. Ich habe dir nicht im geringsten Anlass gegeben, dass du irgendwelche Schlüsse da­raus ziehen könntest.«

      »Des stimmt schon. Aber ich werde schon einen Weg finden, dich zu überzeugen. Mei, Burgl, wir kennen uns seit der Kindheit. Du verstehst dich gut mit meiner Schwester. Meine ganze Familie mag dich. Ich konnte dich schon immer gut leiden. Weißt nimmer, wie ich dir damals Blumen geschickt habe?«

      »Damals war damals! Wir waren noch Kinder!«

      »Naa, Kinder waren wir nimmer. Wir wussten schon um die Liebe.«

      »Rede dir da nichts ein, Hannes!«

      »Ich rede mir nichts ein. Ich werbe um dich, wie man des altmodisch nennen tut.«

      »Lass es sein!«

      »Des musst du schon mir überlassen, Burgl.«

      Sie seufzte tief.

      »Hannes, du bist Sabines Bruder. Ich habe nichts gegen dich. Du bist schon immer ein guter Freund gewesen. Aber zu einer Beziehung gehört mehr. Und auf meiner Seite gab es nie etwas und wird es auch nie etwas geben, was du irgendwie mit dem in Verbindung bringen könntest, was du dir vorstellst.«

      Burgl umschrieb elegant ihre Ablehnung ihm gegenüber.

      »Was nicht ist, des kann ja noch werden. Mei, Burgl! ›Rom wurde auch net an einem Tag gebaut‹, sagt man. Mir genügt es, wenn du mir erst mal nur Sympathie entgegenbringst, wenn du net ganz so ablehnend bist. Ich werde dich schon davon überzeugen, dass du mich liebst.«

      Burghilde erinnerte sich an Sabines Rat, deutlich mit Hannes zu reden.

      »Da du nicht verstehen willst, sage ich es dir klipp und klar, Hannes.

      Ich liebe dich nicht – und ich werde dich auch wohl niemals lieben! Da ist nicht das allerkleinste Gefühl in meinem Herzen für dich, so wie es ein Madl spüren sollte, wenn es Interesse an einem Burschen hat. Ich will dich nicht! Ich werde dich nicht wollen! Da bin ich mir absolut sicher.«

      »Niemand kann in die Zukunft sehen, Burgl. Des müsste dich deine Erfahrung mit dem Jochen gelehrt haben.«

      »Hannes, lass den Jochen aus dem Spiel!«

      »Ich bin besser und ganz anders als der Jochen!«

      »Hannes, sei still.«

      »Naa, des bin ich net! Und jetzt hörst du mir zu, Burgl. Du hast gedacht, dass der Jochen der Richtige für dich ist. Da hast dich geirrt! Du dachtest, es wäre die große Liebe. Des war es aber net. So wie du eingesehen hast, dass der Jochen der falsche Bursche ist, so wirst erkennen, dass ich der Richtige bin. Du musst nur aufhören, dich zu sträuben. Du kannst keine Liebe für mich empfinden, weil du dich innerlich so wehrst.«

      »Was redest du da für einen Unsinn, Hannes? Bist du jetzt unter die Hobbypsychologen gegangen?«

      »Naa, ich verlasse


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