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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Dann warten wir, wie der Film ausgeht!«, sagte sie leise.

      »Willst uns net eine kleine Andeutung machen, Irina?«

      Irina stemmte ihre Arme in die Seite und sah ihren Mann an.

      »Gustl, du gibst jetzt Ruhe. Ich lasse mich net ausfragen. Ich hab’ schon genug gesagt.«

      Sie drehte sich um und verließ die große Wohnküche des Schönwander Hofes.

      »Ich schaue, ob die Kinder zugedeckt sind und schön schlafen«, sagte sie leise.

      *

      Die Berghütte lag schon im Dämmerlicht, als Burghilde ankam.

      »Grüß Gott, Toni! Hallo, Anna! Gott zum Gruß, Alois!«

      »Burgl, dass du hier raufkommst? Die Bine ist nimmer hier, wenn du die suchst!«

      »Ich weiß. Die Sabine ist unten im Dorf. Wir haben uns getroffen. Sie hat mich zur Oberländer Alm heraufgefahren. Ich bin gekommen, weil ich hier oben …, ach, Toni …«

      »Wir verstehen, Burgl! Die Sache mit dem Hannes hat ganz schön Staub aufgewirbelt. Da bist die nächsten Tage bei uns hier bestimmt besser aufgehoben als drunten in Waldkogel. Da kannst sicher an niemanden auf der Straße vorbeigehen, ohne dass du angesprochen wirst. Mei, des ist auch eine dumme Geschichte mit dem Hannes!«

      »Reden wir nicht mehr davon, Toni! Doch du hast Recht. Hier bei euch auf der Berghütte habe ich bestimmt mehr Ruhe, da kann ich über alles nachdenken.«

      Burgl schaute sich um. Toni schmunzelte.

      »Ist noch ziemlich voll. Der Hüttenabend gestern war ziemlich feucht fröhlich. Viele der Hüttengäste haben lange geschlafen und sind deshalb jetzt noch auf. Ich hoffe, du findest ein Plätzchen. Hast Hunger? Soll dir die Anna eine Pfanne mit Rösti bringen oder willst lieber eine Teller vom Alois seinem guten Eintopf?«

      Erst jetzt bemerkte Burgl, wie hungrig sie war.

      »Eintopf! Kann ich ihn in der Küche essen?«

      »Sicher kannst des!«

      Bald darauf saß Burgl am Küchentisch in der Berghütte. Toni und Anna schauten sie an.

      »Schmeckt es dir?«

      »Ja, es schmeckt sehr gut! Wirklich köstlich!«

      Burgl räusperte sich.

      »Toni, kannst du mir einen Biwakschlafsack leihen? Ich muss noch mal fort!«

      »Jetzt? Um diese Uhrzeit? Wo willst hin? Burgl, es ist rappendunkel draußen!«

      »Toni, ich bin hier in den Bergen aufgewachsen! Ich bin gestern Abend zum ›Erkerchen‹, um nachzudenken. Aber Hannes hat mich gestört. Du wirst mich nicht davon abhalten können, hinzugehen. Toni, ich kenne den Weg. Die Berghütte ist wunderschön. Du bist ein guter und fürsorglicher Hüttenwirt. Aber ich will – ich muss jetzt alleine sein.«

      Toni rieb sich das Kinn. Er warf Anna einen Blick zu.

      »Toni, hole du für Burgl einen Biwaksack und eine Matte. Ich richte ihr Proviant.«

      »Danke, Anna!«, sagte Burgl leise.

      »Du kannst den Bello mitnehmen, wenn du willst!«

      »Ach, Toni, du bist herzig! Ich komme schon alleine klar.«

      »Toni, sorge dich nicht um Burgl. Sie weiß schon, was sie tut.«

      »Wenn du meinst, Anna! Net, dass ihr was passiert.«

      Anna trat zu Toni. Sie streichelte ihm die Wange. Toni lächelte. Er gab Anna einen Kuss. Dann ging er hinaus, den Rucksack holen.

      »Dann wünschen wir dir, dass die heutige Nacht besser wird als die ges­trige«, sagte Toni zu Burgl zum Abschied.

      Burghilde schaute hinauf in die Sterne.

      »Heute Nacht ist es genauso mondhell und sternenklar wie gestern. Ich kann euch gar nicht oft genug sagen, wie ich die Sterne hier über Waldkogel vermisst habe. Ich saß beim ›Erkerchen‹ und genoss den Anblick wie ein Kind den Weihnachtsbaum. Es war herrlich, so wunderbar, bis mich Hannes störte. Deshalb will ich heute weitermachen. Es sind meine Heimatsterne, es ist der heimatliche Nachthimmel über Waldkogel. Der Anblick macht so ein gutes inneres Gefühl. Es ist so wohltuend.«

      »Des verstehen wir, Burgl! Der Anblick der Sterne ist schon schön, aber mit einem Liebsten sind sie noch schöner.«

      »Toni, man kann im Leben vielleicht nicht alles haben. Ich bin zufrieden, einfach nur wieder in der Heimat zu sein. Gute Nacht!«

      »Dir auch eine gute Nacht unter den Sternen! Vielleicht kommt für dich auch mal der Tag, an dem du die Nacht mit dem Burschen deines Herzens unter den Sternen verbringst.«

      »Möglich, Toni! ›Man soll die Hoffnung nie aufgeben‹, sagt man.«

      Burghilde stapfte über das Geröllfeld. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Außerdem war es nicht stockdunkel, sondern eine wunderschöne mondhelle Nacht.

      *

      Burgl erreichte das »Erkerchen«. Sie streifte den Rucksack von den Schultern. Dann breitete sie auf der Bank die schmale Isoliermatte aus. Sie rollte den Schlafsack darauf aus. Ihren Rucksack benutzte sie als Kopfstütze. Burgl legte sich darauf. Es war mild, und sie fror nicht. Sie schaltete die Stirnlampe aus und legte sie neben die Bank auf den Boden. Sie seufzte tief. Endlich alleine, dachte sie.

      Während sie so dalag und in die Sterne sah, überdachte sie die Ereignisse, die über sie hereingebrochen waren. Burghilde war ehrlich zu sich selbst. Hannes unziemliches Benehmen war sicher für ihn peinlicher als für sie. Außerdem war es noch einmal gut ausgegangen. Sie war sich be­wusst, dass sie das Matze zu verdanken hatte.

      Sie dachte an ihn. Es war ihr peinlich, dass sie ihn nicht gleich erkannt hatte. Matthäus Schönwander, der stille und fleißige Mitschüler, mit dem Burgl in dieselbe Klasse gegangen war. Er hat sich wie ein Ehrenmann benommen, stellte Burgl fest. Ja, er war ritterlich, wie ein Bursche nur ritterlich sein konnte. Burgl dachte weiter über ihn nach. Sie gestand sich ein, dass er ihr gefiel. Kam es nur daher, dass er sie vor Hannes gerettet hatte? Würde er mir auch gefallen, wenn er mich nicht vor Hannes weiteren Zudringlichkeiten bewahrt hätte? Sind meine Gefühle nur Dankbarkeit oder ist es mehr? Kann ich mir meiner Gefühle sicher sein? Morgen ist erst eine Woche um, seit mich Sabine in Berlin besucht hat. Somit sind es noch keine sieben Tage, dass mich die Erkenntnis über Jochen aus der Bahn geworfen hat. Kann man sich so schnell wieder verlieben? Oder habe ich nur Angst vor dem Alleinsein und hatte ich gestern Angst vor Hannes? Habe ich mich nur deshalb in die Arme von Matze geflüchtet?

      Burgl prüfte ihr Herz genau. Je länger sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass sie keine endgültige befriedigende Antwort auf ihre Fragen finden würde. Jede Antwort, die Burgl logisch und erschöpfend vorkam, zog neue Fragen nach sich. Dabei wuchs die Sehnsucht nach Matthäus in ihrem Herzen.

      Vielleicht gibt es doch die Liebe auf den ersten Blick, dachte sie.

      Burgl erinnerte sich, wie sie im Morgenlicht in seinem Arm aufgewacht war und wie er sie angesehen hatte. Und Burgl erinnerte sich, wie es damals in Berlin mit Jochen gewesen war.

      Ich habe Jochen nicht wirklich geliebt, wurde ihr plötzlich klar. Wie war es dazu gekommen, dass sie ein Paar wurden? Mit dem jetzt ihr zur Verfügung stehenden zeitlichen, räum­lichen und auch gefühlsmäßigen Abstand, erinnerte sich Burgl.

      Jochen war ein begehrter erfolgreicher Junggeselle gewesen, dem die jungen Frauen nur so nachliefen. Er hatte an jedem Finger eine oder sogar mehrere. Jede wusste, dass sie nicht die einzige war. Doch alle standen im Wettstreit um seine Gunst. Ihre Mitbewohnerin aus der Studentenwohnung war mit Jochen zusammen. Sie gab eine Geburtstagparty. Auf dieser Fete lernte Burgl Jochen kennen. Er interessierte sich für Burgl. Burgl war geschmeichelt, als Jochen nur noch mit ihr ausging und sie sich näher kamen. Es war Jochen, der vorgeschlagen hatte, dass sie zusammenziehen. Das war


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