Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht. Dayton WardЧитать онлайн книгу.
unterteilt, von denen jedes einen anderen Nachrichtenkanal zeigte. Sie hatte den Ton ausgestellt. Das Gerät war darauf programmiert, sie im Fall wichtiger Entwicklungen zu alarmieren – was bedeutete, dass es ihr alle vier bis fünf Sekunden Eilmeldungen ankündigte. Den Ton auf »stumm« zu schalten, war ihrer geistigen Gesundheit zuträglich.
Louvois tat einen tiefen Atemzug und stieß ihn langsam wieder aus. Sie schloss die Augen und versuchte, sich eine innere Energiequelle vorzustellen, die sie bisher nur noch nicht erschlossen hatte. Es gelang ihr nicht. Sie war erschöpft, so einfach war das: Der kurze, unruhige Schlaf, den sie sich nach ihren langen, aufreibenden Arbeitstagen erlaubte, war einfach nicht genug. Sie brauchte eine Auszeit: wenigstens eine Nacht erholsamen Schlafes. Urlaub wäre besser, aber davon konnte sie im Augenblick nur träumen.
Resigniert wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fenster zu. Es war jetzt so dunkel draußen, dass sie ihr Spiegelbild im gehärteten Glas erkennen konnte. Die Schatten unter ihren Augen waren tief, die Fältchen in den Augenwinkeln ausgeprägter, als sie sie in Erinnerung hatte. Ihr rotes Haar war so lang geworden, dass sie es zu einem Knoten aufstecken musste. An den Schläfen konnte sie die ersten Anzeichen dafür entdecken, dass es grau wurde. Sie war zweiundsechzig und wurde langsam zu alt dafür, solche Marathon-Wochen zu absolvieren. Früher, als sie noch eine junge Offizierin gewesen war und als Anwältin für die Juristische Abteilung der Sternenflotte auf Sternenbasis 11 gearbeitet hatte, hatten ihr Überstunden nie etwas ausgemacht. Eine Weile lang hatte sie ziviles Recht praktiziert, war dann jedoch zur Sternenflotte und zum Militärrecht zurückgekehrt. Ihre Belastbarkeit hatte ihr stets genützt und ihre Karriere befeuert. Ihr hektisches Leben hatte sich erst verlangsamt, nachdem sie aus der Sternenflotte ausgeschieden war. Die vergleichsweise ruhige Existenz, die auf den aktiven Dienst gefolgt war, hatte sie aber auf lange Sicht nicht zufriedengestellt, und bald hatte sie sich zurückgesehnt. Also hatte sie vor zehn Jahren angefangen, für das Justizministerium zu arbeiten. Ihr erstes Büro war winzig gewesen, so klein, dass man darin klaustrophobisch werden konnte. Aber sie hatte unermüdlich weiter danach gestrebt, hervorragende Leistungen auf ihrem Gebiet zu erbringen, hatte einen Beitrag leisten wollen auf die einzige Art und Weise, die sie kannte: indem sie die Rechtsstaatlichkeit verteidigte.
Dies, das wusste sie, war der Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn: Mehr gab es nicht zu erreichen. Aber sie war damit zufrieden.
Urlaub hätte ich trotzdem gern.
»Frau Generalanwältin?«
Die Stimme durchbrach die vollkommene Stille in Louvois’ Büro. Vor Schreck zuckte sie zusammen. Wenigstens den erschrockenen Laut, der in ihrer Kehle aufstieg, schluckte sie hinunter, um sich nicht noch mehr zu blamieren. Dann drehte sie sich um.
Jason Anderson, ihr persönlicher Gehilfe, stand im Türrahmen. Trotz der späten Stunde war der maßgeschneiderte graue Anzug des jungen Mannes vollkommen makellos. Anderson war groß und schlank. Sein kurz geschnittenes blondes Haar saß perfekt, und Louvois konnte nicht einmal den Schatten eines Bartes erkennen, obwohl Andersons Arbeitstag noch früher begonnen hatte als ihr eigener.
Er muss mit dem Teufel im Bunde sein. Wie schafft er das sonst?
»Jason, habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen nach Hause gehen?« Louvois ging zu ihrem Schreibtisch hinüber. »Ist sonst noch jemand im Haus?« Wochenlang hatten sie alle achtzehn Stunden am Tag geschuftet, aber heute hatte Louvois ihren gesamten Stab am Nachmittag aus dem Gebäude gejagt und jeden Einzelnen angewiesen, erst am Montag zurückzukehren.
Richtig! Es ist Freitag!
Anderson war so gefasst und höflich wie immer. »Alle anderen sind ins Wochenende gegangen.«
»Und warum sind Sie noch hier?«
»Ich gehe mit Ihnen zusammen, Frau Generalanwältin.«
Der junge Mann war unerschütterlich. Vor zwei Jahren hatte er sein Studium an der juristischen Fakultät der Universität Oxford abgeschlossen und eine Reihe von Angeboten renommierter Anwaltskanzleien auf der Erde sowie auf anderen Mitgliedswelten der Föderation ausgeschlagen. Stattdessen hatte er sich um eine Stelle im Justizministerium der Föderation beworben. Louvois hatte das Amt gerade übertragen bekommen. Eine Assistentin hatte sie auf Andersons Schreiben aufmerksam gemacht, und Louvois war beeindruckt gewesen. Persönlicher Gehilfe der Generalanwältin – für einen frischgebackenen Absolventen der juristischen Fakultät war dies eine einmalige Gelegenheit, vergleichbar mit einer Stelle am Obersten Gerichtshof der Föderation. Anderson war der zuverlässigste, loyalste Gehilfe, den Louvois je gehabt hatte. Wenn er weiter so gute Arbeit leistete, würde er, bis Louvois ihr Amt an ihren Nachfolger übergab, einiges an Lorbeeren gesammelt haben.
»Wenn Sie schon meine Befehle missachten, könnten Sie mich wenigstens mit meinem Namen ansprechen, solange wir allein im Büro sind.«
»Wie Sie wünschen, Frau Generalanwältin«, sagte Anderson, ohne mit der Wimper zu zucken.
Dieses Spiel spielten sie nicht zum ersten Mal; Louvois hatte sich nicht die Mühe gemacht mitzuzählen. Anderson war so professionell wie engagiert. Als ihr Gehilfe verbrachte er mehr Zeit mit ihr als die anderen Mitglieder ihres Stabs. Mit ihm diskutierte sie juristische Probleme und durchaus auch heikle Angelegenheiten wie die, mit der Louvois und ihre Mitarbeiter seit Wochen befasst waren. Er war ihr Vertrauter und meistens (vielleicht immer) ihre rechte Hand. Er würde selbst ein ausgezeichneter Jurist werden – in nicht allzu ferner Zukunft, wenn er aus dem Schatten ihres Amtes heraustreten würde.
Louvois hob beide Hände, als wolle sie sich ergeben. »Schön, Sie haben gewonnen. Ich gehe.« Sie sah rasch die Stapel auf ihrem Schreibtisch durch, um zu entscheiden, was sie mit nach Hause nehmen würde.
»Das wäre mir in der Tat am liebsten«, sagte Anderson, »aber ich fürchte, es geht noch nicht. Admiral Akaar möchte mit Ihnen sprechen. In persona.«
Erstaunt ließ Louvois von den Informationsbergen ab und dachte darüber nach, was ein solches Gesuch bedeuten mochte. Der Admiral war sich des Zeitunterschieds zwischen San Francisco und Paris mit Sicherheit bewusst. Er hielt sich sonst immer an die üblichen Dienstzeiten – es sei denn, sein Anliegen duldete keinen Aufschub. Wenn jemand verstehen konnte, unter welchem Druck sie stand, war es Leonard James Akaar, der sich gegenwärtig denselben Herausforderungen gegenübersah.
»In persona? Na gut. Genehmigen Sie seinen Transport und verschwinden Sie dann … Solange Sie noch können!«
Sie glaubte, Anderson leise lachen zu hören, als er das Büro verließ.
Einen Moment später – nachdem ihr Gehilfe den Autorisierungscode übermittelt hatte, mit dem sich der Admiral direkt ins Palais beamen konnte – erklang das vertraute Geräusch eines Transporterstrahls. Auf der kleinen, im Boden versenkten Transporterplattform, die in einer Nische ihres Büros untergebracht war, materialisierte sich eine Energiesäule. Louvois sah zu, wie Admiral Akaar Gestalt annahm. Obwohl er, wenn man die Zeitrechnung der Erde zugrunde legte, bereits über hundertzwanzig Jahre alt war, bot der Capellaner noch immer einen imposanten Anblick. Die eng anliegende Sternenflottenuniform spannte ein wenig über seiner breiten Brust, und sein dichtes graues Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Auch in den Augen seiner eigenen Spezies würde Akaar bald ein Mann höheren Alters sein; Louvois war jedoch überzeugt davon, dass er noch immer Kontrahenten schlagen konnte, die Jahrzehnte jünger waren als er.
»Admiral«, sagte sie, als er leibhaftig vor ihr stand.
Akaar neigte den Kopf. »Generalanwältin. Ich danke Ihnen, dass Sie mich so kurzfristig empfangen.«
»Ich bin nicht mehr im Dienst.« Louvois trat hinter ihrem Schreibtisch hervor und reichte ihm die Hand. »Nennen Sie mich Phillipa.«
Akaars strenges Gesicht nahm einen warmen Ausdruck an, als er ihre Hand ergriff. »Nur, wenn Sie mich Leonard nennen!«
»Abgemacht.« Louvois deutete auf die Bar, die an der hinteren Wand ihres Büros stand, in unmittelbarer Nähe eines Sofas, eines Couchtisches und zweier üppig gepolsterter Sessel. »Wie wär’s mit einem Drink?«
»Bloß einem?«
»Schauen