Эротические рассказы

Hopfenbitter. Alexander BállyЧитать онлайн книгу.

Hopfenbitter - Alexander Bálly


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blickte säuerlich. »Du musst auf dich achten. Du hast immer noch keinen Mann! Wenn du dich jetzt schon gehen lässt, wird das am End nichts mehr mit dem Myrthenkränzchen.«

      Die alte Dame blickte streng auf ihre Enkelin. »Ein Mädchen darf sich nicht gehen lassen. Aber schon gar nicht darf es sich hingeben. Und ich fürchte, das ist viel eher unser Problem. Ist es nicht so, Franziska?«

      Franziska errötete schlagartig, ihre Mutter verstand nichts, und Iris blieb der Mund offen stehen.

      »Du bist schwanger, Kind! Gib es zu«, stellte die Großmutter fest. Sie sagte es ruhig, schrie nicht, doch ihr Mund war dünn wie ein Strich. »Verbergen kannst du es über kurz oder lang ja sowieso nicht. Bald wird es jedermann sehen können.«

      Franziska blickte stumm in ihren Schoß.

      »Das musste ja passieren«, legte die Patriarchin nach. »Ich war immer schon dagegen, dass du dich auf dem Land als Magd verdingst. Fabrikarbeit war schon schlimm genug. Aber das … Und man sieht ja, was herauskommt.«

      »Wer ist denn der Kindsvater? Wird er dich heiraten?«, wollte Franziskas Mutter wissen.

      »Hilda, rede keinen Unsinn!«, fuhr ihr die Alte über den Mund. »Sie war dort als Wanderarbeiterin. Mit wem wird sie da schon Umgang gehabt haben? Wenn es ein Bauernbursch war, der was hat, wird der keine aus der Stadt heiraten, denn er braucht ja eine tüchtige Bäuerin. Und wenn er nichts hat, dann ist es wohl einfachstes Landvolk, der Bodensatz – G’schwerl. Du kannst es drehen und wenden, wie du magst … so und anders, da schaut kein Bräutigam heraus.«

      »Unglaublich!« Auch Iris hatte endlich die Sprache wiedergewonnen. »Was machst du nur? Was tust du uns nur an? Die Schand! Der Skandal! Was werden nur die Leut sagen? Bringt die ein uneheliches Kind an!«

      Die Großmutter ging darauf nicht ein.

      »Wie weit bist du?«

      »Es müssen etwa dreieinhalb Monate sein«, sagte Franziska kleinlaut. Endlich hatte auch sie ihre Sprache wiedergefunden. Gleich daneben lag der Rest Selbstbewusstsein, den sie sich bewahrt hatte. »Außerdem ist das mein Kind und auch meine Sach. Ich weiß nicht, wieso ihr euch da aufmanndeln müsst.«

      Es wurde ein denkwürdiges und sehr unangenehmes Kaffeetrinken. Franziska wurde lautstark und umfangreich belehrt, dass es durchaus nicht nur sie angehe und dass ein Bankert sicherlich nicht in die saubere und untadelige Familie Wollner passe. Darauf beharrten Iris und die Großmutter. Die beiden versuchten, Franziska auf Linie zu bringen, und sahen nur zwei Lösungen: das Kind weggeben oder abtreiben. Dabei führte die Greisin vor allem die sachlichen und finanziellen Argumente ins Feld. Ihre Tochter bemühte hingegen immer wieder die Kirche und forderte auch Gehorsam gegen Gottes Gebote. Sie vor allem favorisierte das Weggeben des Kindes. Aber auch eine Abtreibung schien ihr eine hinnehmbare Lösung zu sein.

      Franziska hatte bei all dem ihre Hand schützend über ihren Bauch gelegt, war zwar willig, jedweden Rat anzuhören, aber blieb bockbeinig bei ihrer Einstellung: Entscheiden würde sie selbst. Ihre Mutter war zwischen beiden Seiten hin- und hergerissen und brach immer wieder in Tränen aus.

      Die nächsten drei Wochen wurden sehr frostig. Dann kam Weihnachten, und Franziska fand für sich ein Kuvert unter dem Christbaum. Darin steckte die unglaubliche Summe von dreihundertfünfzig Mark.

      »Kind, ich will, dass du dir Urlaub nimmst und nach Holland fährst. Dort wird man sich deines Problems annehmen. Ich habe mich erkundigt und gute Adressen gesammelt. Dann kommst du nach einer Woche wieder heim, und nichts ist geschehen.«

      Franziska war entsetzt. »Ich lass mir mein Kind doch nicht wegmachen!«

      »Sei nicht so unvernünftig. Eine ledige Mutter mit Kind! Das ist doch kein Leben!«

      »Ach was! Das gab es immer schon! Und heutzutage ist das keine Katastrophe mehr. Da dreht sich doch keiner mehr um! Eine Kollegin hat zum Beispiel ein Kind von einem Ami, und der war sogar schwarz. Sie hat es geschafft, und andere kommen auch zurecht!«

      Für ihre Großmutter zählte das nicht. Wenn andere sich Schande und Unglück aufluden und ihr Leben ruinieren ließen, war das deren Sache. Hier ging es um sie und ihre Familie, und da habe sie Rücksicht zu nehmen.

      »Franziska, es ist so: Wenn du das Kind abtreiben lässt, dann helfe ich dir. Doch wenn du darauf bestehst, weiter in dein Unglück zu rennen, dann rechne bitte nicht mit meiner Hilfe. Und auf Iris zähle besser auch nicht. Was deine Mama angeht, so weißt du ja wohl, dass von ihr nichts kommen kann. Du meinst vielleicht, dein Fabriklohn genügt, um dich und dein Kind zu ernähren? Ich glaube kaum. Und als Mutter musst du ja wohl ohnehin aufhören zu arbeiten. Wie also willst du dich und dein Kind durchbringen? Allein? Ohne Familie? Wir meinen es nur gut mit dir. Aber ein uneheliches Kind? Nein! Solch ein Kind können wir nicht brauchen.«

      Es wäre möglicherweise anders gekommen. Vielleicht hätte Franziska dem Wunsch der Großmutter nachgegeben, doch ausgerechnet in dieser Nacht spürte sie vor dem Einschlafen zum ersten Mal ihr Kind. Es war mehr ein schüchternes Zappeln als ein Treten. Das Gefühl aber war wunderbar und beglückend.

      Für Franziska änderte sich plötzlich alles. Da ging es nicht um abstrakte und eitle Begriffe wie Anstand und Familienehre. Es ging auch nicht um Probleme und Geld. Es ging um ein Menschenleben, um ihr Kind. Nun waren plötzlich die Beschützerinstinkte einer Mutter geweckt, die ihr eine neue, ganz unbekannte Kraft verliehen. Sie streichelte ihren Bauch und ihr Kind darin. Dann schlief sie mit einem Lächeln ein.

      Als an Silvester ihre Mutter sie zwischen Kartoffelsalat und Bleigießen ein letztes Mal beiseite nahm und in sie drang, ob sie nicht doch nach Holland fahren wolle … Es sei doch, bei Licht betrachtet, das Beste und allein schon aus Respekt gegenüber der Großmutter, der man so viel verdanke …

      Es kam zum Eklat. Franziska gab der Großmutter das Geld zurück, packte ein kleines Köfferchen und verließ türschlagend das Haus. Ihre Freundin Eleonore nahm sie auf, und ein paar Tage kam sie dort unter. Am Dienstag, dem 7. Januar 1958, bezog sie in einer säuerlich riechenden Wohnung in der Maxvorstadt ein winziges Zimmerchen. Als sie ihre restlichen Sachen holte, drohte ihr ihre Großmutter: »Wenn du nun gehst, Franziska, dann gibt es für dich kein Zurück mehr!«

      »Ach, Franzi, besinn dich doch!«, jammerte ihre Mutter. »Denk doch auch ein wenig an mich!«

      Franziska musste sich vom Griff ihrer Mutter losreißen.

      »Ich dachte, wenigstens du verstehst mich!«

      »Natürlich verstehe ich dich. Doch ich glaube wirklich, du bist im Unrecht. Und was soll dann aus mir werden?«

      »Und was soll aus deinem Enkelkind werden? Aber ich hab dich lieb, trotz allem«, sagte Franziska, dann zog sie die Tür hinter sich ins Schloss.

      6

      16.Oktober – Mittwoch

      Kurz vor zwei war in der Metzgerei Wimmer nicht viel los. Die Hausfrauen hatten ihr Fleisch für den Mittagstisch schon längst besorgt, und auch die Brotzeitkunden waren wieder am Arbeiten. Deshalb wunderte sich Karola, dass Melanie, die Fleischwarenfachverkäuferin, sie in den Verkaufsraum bat. Während sie sich die Schürze überwarf, blickte sie durch die Tür mit dem Riffelglas und erkannte zwei Silhouetten. Kunden waren es wohl nicht, denn die hätte Melanie alleine bedienen können. Sie öffnete die Tür und erkannte alte Bekannte wieder.

      »Herr Stimpfle, nicht wahr?« Es war tatsächlich Kriminalhauptkommissar Lukas Stimpfle von der Mordkommission Ingolstadt. »Und Frau Daschner?«

      Auch das war richtig. Inzwischen kannte sie also schon Teile der Polizeikräfte persönlich und mit Namen, schoss es Karola durch den Kopf. Ihr Vater musste endlich Schluss machen mit seinen Detektivspaßetten.

      »Frau Kirner, mer müsset mit Ihrem Vater sprechen. Dienschtlich.«

      Stimpfle war ein Import aus Stuttgart. Er hatte sich im Polizeipräsidium in Ingolstadt inzwischen gut eingefügt und war als zäher Ermittler der Mordkommission sehr geschätzt, doch so ganz war er noch nicht in


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