Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
den herrlichen Leuchter, über den meine Frau sich sehr freuen wird. Sie kommt heute von der Insel zurück.« Unwillkürlich blickte er auf die Uhr.
»Dann beeilen Sie sich, dass Sie heimkommen«, sagte Frau von Dehlen. »Frau Mahler hat mir erzählt, dass Ihre Frau ein Baby erwartet.«
»Ja, bald«, erwiderte Daniel, und hoffentlich übersteht sie die Fahrt diesmal auch gut, dachte er für sich und wurde nun doch ein bisschen nervös. »Morgen gegen fünf Uhr holen wir Sie ab, ist es recht so?«
»Ich weiß noch immer nicht, was ich sagen soll.« Und so ganz schien sie es auch noch nicht zu glauben.
Über diesen Besuch und in der Eile, nun schnell heimzukommen, hatte Daniel ganz vergessen, Dieter Behnisch anzurufen. Es fiel ihm unterwegs ein, aber jetzt wollte er wirklich schnellstens nach Hause, denn er nahm an, dass die Insulaner, wie er die Familie scherzhaft nannte, ziemlich früh kommen würden, denn Anne wollte sicher noch einige Einkäufe tätigen. Und so war es dann auch, obgleich er den Wagen seines Schwiegervaters weder vor dem Haus noch in der Tiefgarage entdecken konnte.
Aber Fee kam ihm schon an der Tür entgegen. Sie sank in seine Arme, bedeckte sein Gesicht mit zärtlichen Küssen und sagte eine ganze Weile gar nichts. Sie war einfach glücklich.
Dann aber sprudelte es doch über ihre Lippen und er war glücklich, ihre frohe, geliebte Stimme zu hören.
»Du, was machst du für Sachen?«, fragte sie schelmisch. »Wie kannst du so viel Geld ausgeben, wo wir doch jetzt planen müssen.«
»Wofür Geld?«, fragte er irritiert, denn an den Leuchter dachte er im Augenblick gar nicht.
»Hast du denn etwas geschenkt bekommen?«, fragte sie neckend. »Ein herrliches Stück, aber doch ein Vermögen wert.«
»Was schätzt du wohl?«, fragte er verschmitzt.
»Eigentlich ist so was doch gar nicht mehr zu bezahlen. Dan, wir müssen das Geld zusammenhalten.«
»Bis jetzt hat er mich einen Krankenbesuch gekostet«, sagte Daniel.
Erschrocken, ja, vorwurfsvoll sah Fee ihn an. »Das hast du angenommen? Damit bin ich bestimmt nicht einverstanden.«
»Ich war es auch nicht, Liebling, aber Frau von Dehlen hat ihn mir buchstäblich aufgedrängt. Dafür habe ich ihr versprochen, dass sie die Insel kennenlernen soll. Ich denke doch, dass Paps damit einverstanden ist und sie morgen mitnehmen wird. Wo sind die beiden überhaupt?«
»Schon in die Stadt gefahren. Die Geschäfte sind ja nur bis mittags geöffnet. Anne will einiges besorgen. Also, die Geschichte mit der Patientin und dem Leuchter musst du mir noch genau erzählen, aber vorerst darf ich nicht vergessen, dass Dieter angerufen hat. Er hat auch eine Patientin, die er auf die Insel schicken möchte. Deinen Schützling!«
»Frau Blohm? Will sie sich schon wieder von ihrem Kind trennen?«, fragte er nachdenklich.
»Nein, sie möchte das Kind mitnehmen. Ich weiß im Augenblick wirklich nicht, wie wir gleich zwei unterbringen könnten, aber Paps wird das schon irgendwie deichseln. Er kann dir ja nichts abschlagen.« Sie lachte ihn verschmitzt an.
»Frau von Dehlen kann ich nicht vertrösten. Sie ist eine alte Dame, sehr vornehm, sehr feinsinnig, sehr bescheiden. Sie hat in ihrem Leben genug Enttäuschungen erfahren müssen.«
»Arm kann sie aber nicht sein, wenn sie so kostbare Gegenstände so einfach weggibt.«
»Das ist es gerade. Sie hat nur noch ein paar kostbare Stücke. Um vieles hat sie dieser Simmer schon gebracht. Und nun …«
Er kam nicht weiter. Fee fiel ihm ins Wort. »Simmer? Der teure Jakob?«
»Wieso teurer Jakob?«
»Weil er Jakob heißt und wahnsinnig teuer ist. Er hat doch diesen ganz tollen Laden in der City. So ein aalglatter Zuhältertyp?«
»Aus dieser Sicht habe ich ihn nicht betrachtet. Du, hör mal, in welchen Kreisen bewegst du dich eigentlich?«
»Meine Güte, man schaut sich um. Isabel hat mich da mal hingeschleppt. Er hat schöne Stücke, aber sündhaft teuer. Lebt auf ganz großem Fuß. Isabel hat schon gesagt, dass er nicht ganz stubenrein ist.«
»Er muss Frau von Dehlen herrliche Stücke für ein Butterbrot abgeluchst haben«, sagte Daniel. »Für ein Meißner Service wollte er ihr fünfhundert Mark zahlen.«
»Das darf nicht wahr sein! In seinem Laden habe ich eins gesehen für fünfzehntausend.«
»Fünfzehntausend?«, wiederholte Daniel gedehnt. »Das ist ja Wahnsinn.«
»Denke ich auch. Ich würde gar nicht wagen, ein Stück in die Hand zu nehmen aus Angst, es könnte entzwei gehen. Na, dreitausend hätte er für den Leuchter auch mindestens verlangt.«
»Ich habe ja keine Ahnung, wie diese Sachen gehandelt werden«, sagte Daniel.
»Und Frau von Dehlen scheint noch weniger zu haben«, stellte Fee sachlich fest.
»Sie passt nicht in diese Welt, Fee. Sie denkt nichts Böses. Sie muss ihr Leben fristen und sitzt in ein paar schönen Sachen, die ihr geblieben sind, wie eine Nippfigur aus einem anderen Jahrhundert.«
»Und dieser abgebrühte Geschäftemacher ist irgendwie an sie geraten und nutzt es schamlos aus. Aber hat sie denn niemanden, der sie beraten könnte? Wie bist du überhaupt zu ihr gekommen?«
»Durch Frau Mahler. Sie wohnt im gleichen Haus. Frau von Dehlen hatte einen Kreislaufkollaps, aber wie es scheint, hat der sie davor gerettet, auch das letzte wertvolle Stück loszuwerden. Ich muss jetzt nur schleunigst jemanden finden, der einen guten Preis für das Service zahlt, denn schenken lassen will sie sich nichts.«
»Man kann ihr doch auch anders helfen, ohne ihr noch etwas wegzunehmen. Mir geht so was so ganz gegen den Strich.«
»Mir auch, Feelein, aber versuch du mal, ihr das ein- oder auszureden. Was kann man denn tun, wenn sie so eigensinnig ist? Sie trägt die Ehrbegriffe einer traditionsreichen Familie in sich und lebt mit ihren Gedanken in der Vergangenheit. Es wäre sogar möglich, dass sie berechtigte Ansprüche an den Staat stellen könnte, aber das wäre für sie schon wie ein Bittgang. Dazu ist sie nicht fähig. Ich habe das Gefühl, dass sie gar nicht weiß, was in der Welt so vor sich geht. Sie ist der Ewigkeit schon näher als dieser Welt.«
»Die doch auch wunderschön ist«, sagte Fee leise und warf Daniel einen zärtlichen Blick zu.
»Wenn man liebt und geliebt wird, wenn man nicht einsam ist. Deshalb möchte ich, dass sie noch ein paar schöne Wochen erlebt. Sie ist so rührend hilflos und doch so stolz. Sie will niemandem zur Last fallen. Sie will nicht nehmen, stets nur geben. Es ist so unendlich traurig, wenn gerade solch ein Mensch in die Hände eines skrupellosen Ausbeuters fällt.«
»Dem Simmer werde ich schon eins auswischen«, sagte Fee, »da muss ich mal mit Isabel reden. Ich muss nur erst wissen, was er Frau von Dehlen alles abgehandelt hat.«
»Du denkst jetzt mal hübsch an unser Baby und mischst dich da nicht ein, mein Liebes. Der Bursche ist viel zu raffiniert, als dass man ihm beikommen könnte«, wehrte Daniel ab.
»Das werden wir ja sehen.«
»Nicht aufregen, Schätzchen. Du kennst doch Frau von Dehlen noch gar nicht.«
»Mir genügt es, wenn du jemanden magst.«
»Mein Liebstes«, sagte er zärtlich. »Ich habe dich so sehr vermisst.«
»Eine Woche, und was ist alles geschehen«, flüsterte sie.
»Und wie schnell gerät es bei denen in Vergessenheit, die nicht direkt beteiligt sind. Es ist kein Wunder, dass sich eine Frau wie Frau von Dehlen in dieser Welt nicht zurechtfindet.«
»Wie geht es der jungen Frau Holzmann? Ich habe vergessen, mich bei Dieter zu erkundigen.«
»Nun, es geht aufwärts, und mehr kann man im Augenblick nicht erwarten. Sie lebt, und dafür