Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
dann war er froh, noch einen geruhsamen Abend verbringen zu können. Es war es nicht mehr gewohnt, eine Nacht durchzubummeln.
Am nächsten Morgen wurde er von Fee geweckt. Sie wußte ja, daß Punkt sieben Uhr sein Wecker läutete. Sie rief fünf Minuten vor sieben an. Sie hatte noch am Abend die Orchideen bekommen und wollte sich bedanken.
»Du bist ja närrisch, Daniel«, sagte sie.
»Wieso?« fragte. er.
»Gibst ein Vermögen für Blumen aus. Es genügt, wenn du an mich denkst.«
»Ab und zu sollst du es auch sehen. Ich denke immer an dich«, sagte er zärtlich. »Es ist schön, von dir geweckt zu werden. Ich freue mich schon auf die Zeit, wo das jeden Morgen mit einem Kuß geschieht.«
Froh begann er diesen Tag. Molly dagegen machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Es entging ihm nicht.
»Na, was ist denn los?« erkundigte er sich.
»Sie haben genug Sorgen«, sagte sie. »Mit meinen muß ich allein fertig werden.«
»Unsinn, ich schenke Ihnen ein geneigtes Ohr«, sagte er aufmunternd.
»Sabine ist erst um drei Uhr heimgekommen«, sagte sie seufzend.
»Sie wird flügge, Molly«, meinte er beschwichtigend. »Ab und zu schlägt man da über die Stränge. War es bei Ihnen nicht auch manchmal der Fall?«
»Ich hätte etwas von meiner Mutter zu hören bekommen, aber Sabine wirft den Kopf in den Nacken und verschwindet. Sie scheint einen neuen Freund zu haben.«
»Sie ist ein hübsches Mädchen«, sagte Daniel.
»Reden kann sie doch mit mir. Man macht sich als Mutter doch auch Sorgen.«
»Welche Mutter machte sie sich nicht? Sie hätte schon sehr gleichgültig sein müssen. Vielleicht war ihr selbst nicht ganz wohl, daß sie so spät heimgekommen ist. Reden Sie bei Gelegenheit mal vernünftig mit ihr, Molly. Ich glaube nicht, daß sich Sabine verplempert. Dazu ist sie viel zu realistisch.«
Er dachte unwillkürlich an Uschi Glimmer. Nun ja, ein Mädchen, auch ein realistisch eingestelltes Mädchen, konnte an den Falschen geraten. Uschi hatte Glück gehabt.
Das Telefon läutete, und da Daniel gerade daneben stand, nahm er selbst den Hörer ab.
Es war Sabine. Kleinlaut fragte sie, ob sie ihre Mutter sprechen könnte.
»Na also«, sagte Daniel zu Molly, »da haben wir schon die reuevolle Tochter.« Er reichte Molly den Hörer und freute sich, als ihre Miene sich aufhellte. Er war so gut gelaunt, und er wollte keine betrübten Mienen um sich sehen.
»Sie haben gestern Frau Guntrams Geburtstag gefeiert«, erklärte Molly. »Da haben sie sich verbummelt.«
Daniel hatte bisher nicht gewußt, wann Isabel Guntram Geburtstag hatte, aber nun schien es ihm doch angebracht, ihr auch seine Glückwünsche noch nachträglich zu übermitteln. Aber jetzt mußte er erst die Sprechstunde hinter sich bringen.
*
Astrid erschien an diesem Morgen schon um neun Uhr im Hotel. Der Portier sah sie fassungslos an, und noch fassungsloser war Wolfgang Bender, der gerade dem Lift entstieg.
Astrid trug zu einem hellblauen Leinenrock eine blauweißgemusterte Bluse und darüber einen schicken Pullunder. Ihr Haar war vom Wind etwas verweht, aber gerade das gab ihr einen gewissen Pfiff, den man bei ihr nun gar nicht gewohnt war. Sie konnte es jedoch nicht verhindern, daß ihr das Blut in die Wangen stieg, als sie so konsterniert gemustert wurde.
Weil sie ihrer neuen Rolle doch noch nicht ganz gewachsen war, verschwand sie fürs erste im Büro, das sie jedoch leer vorfand. Der Platz an der Schreibmaschine war verwaist. Gleich darauf erschien nach einem kurzen Anklopfen Wolfgang Bender.
»Frau Wolters ist krank«, erklärte er.
»Sie ist ziemlich oft krank«, stellte Astrid fest. »Wir werden uns nach einem Ersatz umsehen müssen. Vorerst werde ich die Schreibarbeiten erledigen. Liegt etwas Dringendes vor?«
Er brachte kein Wort über die Lippen. Astrid wiederholte ihre Frage ironisch.
»Soll Frau Wolters entlassen werden?« fragte er stockend.
»Ich werde überprüfen, ob sie tatsächlich krank ist oder nur bummelt. Oder paßt es ihr nicht, daß ich meinen Vater vertrete?«
»Sie hat auch früher schon öfter gefehlt«, sagte Wolfgang.
»Und mein Vater gewöhnt sich ungern an neue Gesichter«, bemerkte Astrid. Sie sah, daß er blaß wurde und diesen Worten anscheinend eine hintergründige Bedeutung beimaß, die sie nicht beabsichtigt hatte.
»Mein Vater wird noch einen längeren Kuraufenthalt brauchen«, fuhr sie rasch fort. »Ich möchte, daß er sich nicht die geringsten Sorgen zu machen braucht. Ihr Jahresurlaub wäre jetzt eigentlich fällig.«
»Das ist doch nicht wichtig«, sagte er heiser. »Ich habe keine Pläne gemacht.«
»Nein?« Sie sah ihn dabei nicht an.
»Würden Sie mir bitte Gelegenheit für eine Erklärung geben, Astrid«, sagte Wolfgang gepreßt. »Es stimmt nicht, wenn Lilly Ihnen sagte, daß wir uns verlobt haben.«
»Ihre Privatangelegenheiten interessieren mich nicht«, erklärte sie trotzig. »Wirklich nicht.«
»Ich wollte es nur klargestellt haben«, sagte er steif.
»Hat bei dem Verlobungsessen gestern alles geklappt?« lenkte Astrid ab.
»Zur vollsten Zufriedenheit«, erwiderte Wolfgang.
Zwischen ihnen stand eine Mauer. Mit ein paar Worten wäre sie niederzureißen gewesen, aber Wolfgang wagte diese Worte nicht zu sagen, und mittags sah er dann wieder Astrid und Dr. Norden vor dem Blumengeschäft. Auch in ihm regte sich jetzt ein gewisser Trotz.
Und dabei war auch diese Begegnung rein zufällig gewesen. Heute mußten sie beide lachen, aber gleichzeitig mußte auch Daniel über Astrids Verwandlung staunen.
»Wie ein junger Frühlingstag«, sagte er heiter. »Ich darf Ihnen doch ein Kompliment machen, Fräulein Kürten?«
»Ich bedanke mich«, erwiderte sie.
»Wenn wir uns öfter treffen, wird vielleicht jemand auf falsche Gedanken kommen«, sagte Daniel beiläufig.
»Fräulein Dr. Cornelius?« fragte sie schelmisch.
»Ich bin durchschaut«, erwiderte er belustigt. »Aber diesbezüglich können wir unbesorgt sein.« Sein Blick schweifte zum Hotel, und nun stieg glühende Röte in Astrids Gesicht.
»Haben Sie nicht Appetit auf frischen Hummer, eben eingetroffen?« fragte sie hastig.
»Ich habe leider nicht viel Zeit«, sagte er. »Appetit schon.«
»Sie werden bevorzugt bedient und auch ganz separat«, sagte sie.
Sieh da, die Eva in ihr regt sich, dachte Daniel. Aber warum sollte er ihr diese kleine Genugtuung nicht verschaffen?
»Also angenommen«, erwiderte er.
Ihre schönen Augen strahlten ihn an, und das entging Wolfgang nicht.
Für ihn hat sie sich so verwandelt, dachte er deprimiert. Und das dachten auch andere mit einiger Schadenfreude, vor allem der Portier, dem es gar nicht in den Kopf gewollt hatte, daß Wolfang Lilly den Vorzug gab.
»Sie müssen mir aber Gesellschaft leisten«, sagte Daniel zu Astrid, als sie ihn zu dem festlich gedeckten Tisch begleitete. »Allein esse ich nicht gern.«
Der Hummer war köstlich. Wolfang konnte nicht wissen, daß sich das Tischgespräch hauptsächlich um Felicitas Cornelius drehte und um die Insel der Hoffnung. Er hörte nur ab und zu ein Lachen, und seine Stimmung sank auf den Nullpunkt. Schließlich war Dr. Norden ein Mann, mit dem so schnell keiner konkurrieren konnte. Aber Wolfgang