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Kaiserliche Kindheit. Gabriele Praschl-BichlerЧитать онлайн книгу.

Kaiserliche Kindheit - Gabriele Praschl-Bichler


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war der Fritz bei uns. Nachmittag sind wir mit der Mama und mit dem kleinen Ludwig im Augarten herumgegangen. Abends kam die Großmama mit der Amie.

       Donnerstag

      9. Heute haben wir mit der Mama und mit dem kleinen Ludwig im Augarten gefrühstückt. Der Abbé Kiss (ein Geistlicher, der die jungen Erzherzoge im Ungarischen unterrichtete) hat da gespeist. Nachmittag sind wir geritten. Wir sind zur Herzogin von Köthen und zum Fritz gegangen. Abends bin ich allein gewesen.

      Mit der ›Herzogin von Köthen‹ ist wohl eines der letzten – nicht genau zu bestimmenden – Mitglieder der fürstlichen Familie von Anhalt-Köthen gemeint. Dieser Zweig der Fürsten von Anhalt starb noch im 19. Jahrhundert aus.

       Freitag

      10. Mittags waren wir im Kaisergarten und haben dort gespielt. Nachmittags sind wir mit dem Papa und mit der Mama im Prater spazierengegangen. Abends war die Großmama bei uns.

       Samstag

      11. Mittags sind wir in den Prater gefahren. Nachmittags ist die Hildegarde mit dem Albert von München angekommen; ich habe sie aber heute noch nicht gesehen. Abends sind wir allein, bis ½ 9 Uhr, dann ist die Großmama gekommen mit der Amie.

      Erzherzog ›Albert‹ (Albrecht), ein Sohn Erzherzog Carls, hatte am 1. Mai, also zehn Tage vor dieser Eintragung, in München Prinzessin Hildegard von Bayern geheiratet. Sie war eine Tochter König Ludwigs I. und eine direkte Nichte Erzherzogin Sophies (somit auch eine Cousine des Tagebuchschreibers). Da Carl Ludwig sie an diesem Tag, an dem sie in der Hofburg dem engsten Familienkreis vorgestellt wurde, nicht gesehen hatte, stattete er ihr am folgenden Tag den Gegenbesuch ab.

       Sonntag

      12. Mittags sind wir in den Schwarzenbergischen Garten gegangen, und dann sind wir wohl etwas später zur Hildegarde und zum Albert gegangen. Heute haben wir wieder zum ersten Mahle seit der Krankheit des Franzi beim Kaiser gespeist, auch die Hildegarde. Nachmittags sind wir in den Prater gefahren; es war recht hübsch. Die Hildegarde war auch dort.

      Allsonntäglich fanden unter Anwesenheit des jeweils regierenden Kaisers Familiendiners statt, an denen die meisten in Wien anwesenden Erzherzoge teilnahmen. Durch die Scharlacherkrankung Franz Josephs waren seine Brüder und Eltern für Wochen davon ausgeschlossen gewesen. Sonntag, der 12. Mai, markierte das Ende der streng eingehaltenen Quarantäne.

      Daß in den folgenden Wochen in den Eintragungen Carl Ludwigs ›Hildegarde‹ eine bedeutende Rolle spielte, hängt mit der kindlichen Begeisterung für das neuhinzugekommene Familienmitglied zusammen und natürlich auch mit den zahlreichen Empfängen, die man ihr zu Ehren gab.

       Montag

      13. Heute haben wir mit der Mama im Augarten gefrühstückt. Der Wittek speiste bei uns. Nachmittags sind wir in Schönbrunn gewesen, aber es hat geregnet. Heute geht die Hildegarde zum ersten Mahl in das Kärntnerthortheater; das Theater ist besonders beleuchtet. Abends sind wir allein.

      ›Gefrühstückt‹ meint eine Essenseinnahme um die Mittagszeit und bedeutete für die jungen Erzherzoge Unterbrechung nach vier, fünf Stunden Unterricht.

      Festbeleuchtungen eines Gebäudes (›das Theater ist besonders beleuchtet‹) wurden zu Ehren hoher Persönlichkeiten veranstaltet. An diesem Abend galt sie natürlich der neuvermählten Erzherzogin Hildegard.

       Dienstag

      14. Mittags waren wir bei der Parade, wobei der nach Linz bestimmte Regent H. Homburg vom Regiment Hrabovsky abgelöst wurde. Nachmittags waren wir im Kaisergarten und im Volksgarten (ein an der Hofburg gelegener öffentlich begehbarer Park). Der Hildegarde zu Ehren ist heute große Familientafel beim Kaiser. Abends sind wir allein.

      Die mittägliche Veranstaltung war militärischer Natur und fand vermutlich in Anwesenheit des Kaisers statt.

       Mittwoch

      15. Heute ist der Namenstag der Mama und der Geburtstag des kleinen Ludwig. In der Früh sind wir zum Frühstück zur Mama gekommen, und ich habe der Mama eine Zeichnung, einen Engel und einen Vorsprung (vermutlich eine dazupassende Konsole) dazu geschenkt, und der Maxi hat ihr sein Portrait und einen Teufel von Papier maché (in einer Klebetechnik, bei der aus Papierresten und Leim plastische Figuren geformt werden) geschenkt, und wir zusammen haben dem kleinen Ludwig ein lebendes Lamm geschenkt. Zum Frühstück ist der Onkel Ludwig, die Großmama und der Onkel Johann gekommen. Wir waren mit der Mama in der Messe. Wir haben beim Kaiser gespeist. Die Hildegarde ist etwas unwohl. Nachmittag sind wir mit dem Papa auf der Bastei herumgegangen, und dort sind wir dem Kaiser begegnet, dann sind wir in das Kärntnerthortheater gegangen, nähmlich in die italienische Oper: »Maria di Rohan«; es war sehr hübsch.

      Wenn ein Familienfesttag anfiel, wurde dem betreffenden Mitglied zu Ehren die Tagesgestaltung verändert. So wurde das sonst getrennt eingenommene Frühstück von Kindern und Eltern zusammengelegt und die jungen Erzherzoge meist vom Unterricht befreit.

      In der Erzählung scheint von zwei ›Frühstücken‹ die Rede zu sein: das eine wurde frühmorgens im kleinen Kreis genommen, das zweite am späten Vormittag in erweiterter Gesellschaft. Die Mittagstafel eines Festtages fand – wie die sonntäglichen Diners – im großen Familienkreis und im Beisein des Kaisers statt.

      Zu den beliebtesten Mitgliedern der Familie zählte Erzherzog Ludwig. Er war ein jüngerer Bruder von Carl Ludwigs Großvater, Kaiser Franz II./I., zum Zeitpunkt der Eintragung 61 Jahre alt und galt als hochbegehrter Gesellschafter. Obwohl niemals verheiratet, verehrte er schöne Frauen, wobei Erzherzogin Sophie und ihre Zwillingsschwester Marie, Königin von Sachsen, zu seinen Favoritinnen zählten. Für Carl Ludwig und seine Brüder galt er – im Fall der Abwesenheit der Eltern – als Ersatzvater, der sie mit Spiel und Unterhaltung erfolgreich von ihren kleinen Sorgen abzulenken verstand.

      Erzherzog Johann entstammte derselben Generation wie ›Onkel Ludwig‹. Bei ihm handelt es sich um einen in der Familie nicht unumstrittenen Mann. Er hatte sich seit seiner Jugend gegen Zeremoniell und Etikette aufgelehnt und früh dem Hofleben entsagt, um (zunächst in Tirol, später) in der Steiermark ein Leben nach eigenen Vorstellungen zu führen. Dazu gehörte für ihn die Verbindung mit einer Frau ›aus dem Volke‹ – er war seit 1827 mit der Bürgerlichen Anna Plochl verheiratet – und die Verwirklichung zahlreicher anderer Ideale, die in den seltensten Fällen mit denen der kaiserlichen Familie übereinstimmten.

       Donnerstag

      16. Heute ist Christihimmelfahrt; Mittags sind wir in den Prater gefahren, aber es hat geregnet; der Abbé Kiss speiste bei uns, und gleich nach dem Essen sind wir in den Kaisergarten gegangen, um ihm Alles zu zeigen. Nachmittags sind wir mit der Mama, und mit dem Papa in den Prater gegangen. Wir gingen Abends zur Mama und haben dort Thee getrunken. Mehrere Damen waren bei der Mama; die Herzogin (unleserlich), die Gräfin Maria (unleserlich), die Gräfin Erdödy, das Fräulein Fuchs, die Gräfin Schönborn und die Gräfin Stadion.

      An diesem Tag durften die Erzherzoge Ferdinand Maximilian und Carl Ludwig das erste Mal nach der Scharlacherkrankung ihres ältesten Bruders wieder an einer Abendgesellschaft ihrer Mutter teilnehmen.

      Bei den anwesenden Damen handelt es sich um Gräfin Ernestine Erdödy, Sternkreuzordensdame und Palastdame; ein nicht genauer zu bestimmendes Fräulein Fuchs; die seit 1841 verwitwete Gräfin Ernestine Schönborn, Obersthofmeisterin der Erzherzogin Sophie, und Gräfin Maria Anna Stadion-Thannhausen, eine ihrer Hofdamen.

       Freitag

      17. Mittags waren wir auf der Bastei und im Kaisergarten; heute habe ich den Franzi gesehen (wohl nur von weitem, denn seine Quarantäne war noch nicht aufgehoben). Es geht ihm gut. Nachmittags waren wir mit der Mama und mit dem Papa im Prater. Abends sind wir nach dem Souper zum Johannes von Nepomuck (eine Statue) bei den (außerhalb der Bastei gelegenen) Stallungen und dann in den Volksgarten gegangen.

      Die nächsten


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