Zeit für Weiblichkeit. Diana RichardsonЧитать онлайн книгу.
endokrine Steuerungsdrüse und reguliert das Wachstum, die Funktionen der Geschlechtsdrüsen, der Nebennieren und der Schilddrüse. Diese Drüse steuert das Vorderhirn, das Sehvermögen und das rechte Auge und gilt als der „Sitz“ von Liebe, Mitgefühl, Erkenntnis, Menschenliebe und Hingabe. Sie spielt auch eine wichtige Rolle für die Intelligenz und das Begriffsgedächtnis, das wir zum Lesen, Denken und Studieren benötigen. Ihr benachbart ist die Zirbeldrüse, die über dem Mittelhirn in Richtung Scheitel liegt und deren Funktionen die Sensibilität und den sexuellen Zyklus betreffen.
Die Zirbeldrüse steuert das Rautenhirn und ist zuständig für den Hörsinn, die Körperrhythmen, den Gleichgewichtssinn und die Wahrnehmung des Lichts durch Augen und Haut. Für all diese Funktionen, die wir so selbstverständlich nehmen, erweist es sich eindeutig als Vorteil, wenn diese Steuerungsdrüsen durch das Kanalisieren der sexuellen Energie – unserer Lebenskraft – aktiviert und genährt werden. Die nach oben gerichtete Energiespirale erzeugt eine Vitalität, die vom ganzen Wesen ausstrahlt. Man fühlt sich bis in jede Zelle durchdrungen von Zufriedenheit, Liebe und Frieden. Wird Sex auf diese Weise gelebt, bringt er einen enormen Zuwachs an Energie, Kraft und Vitalität. Energie geht nicht mehr verloren, sondern wird sogar zusätzlich generiert. Dadurch wird das Immunsystem gestärkt, Lebenskraft und Kreativität werden in vielfacher Hinsicht intensiviert.
Durch das Kreieren dieser regenerierenden Energie können Frau und Mann ihr eigenes Leben verlängern, statt sich einfach nur fortzupflanzen, wie es durch die nach unten gerichtete Energiebewegung bei der Empfängnis bzw. Zeugung geschieht. Die Natur hat uns das Geschenk der sexuellen Vereinigung gegeben, damit wir die Beschränkungen durch unsere physischen Grenzen auflösen und uns selbst als vibrierende schwebende Lichtbündel der Liebe erleben können. Eine solche regenerierende sexuelle Erfahrung erhält den Menschen jung, abenteuerlustig und offen für alles, was das Leben bereithält.
Es erscheint unglaublich, dass diese spirituelle Dimension des Orgasmus – das erfüllendste Geschenk, das wir Menschen zur Verfügung haben – in einer Zeit, da die Menschheit mit ihrer hoch entwickelten Technologie alle äußeren Gebiete erforscht hat, immer noch total unerforscht geblieben ist. Trotz unseres enormen technischen Fortschritts tappen wir auf sexuellem Gebiet immer noch im Dunkeln, gefesselt von unserer Unwissenheit und Selbstgefälligkeit. Wir bilden uns ein, allein aufgrund der Tatsache, dass wir Frau oder Mann sind, bereits automatisch alles über den Sexakt zu wissen. Aber wie erklärt es sich dann, dass die meisten Frauen so wenig über ihren Körper wissen und von ihrem enormen sexuellen Potenzial keine Ahnung haben? Vielleicht wurde ihnen in der Vergangenheit dieses Wissen absichtlich vorenthalten, um sie zu bereitwilligen Sklavinnen der Befriedigung männlicher Gelüste zu machen.
Die Frauen finden es aber kaum überraschend, dass die heutigen Männer noch viel weniger als sie selbst über den weiblichen Körper wissen – genauso wenig wie über ihren männlichen. Frauen haben von alters her einen leichteren Zugang zum intuitiven Wissen – die sogenannte „weibliche Intuition“ –, während die meisten Männer viel schwerer an ihre eigene innere Wahrheit herankommen. Aufgrund ihrer Fähigkeit, nach innen zu schauen (und nach innen zu fühlen) sollten die Frauen es deshalb selbst in die Hand nehmen, Raum für den regenerierenden Sex und die daraus erblühende Liebe zu schaffen.
Ohne die Mitwirkung der Frau ist es praktisch unmöglich, die sexuelle Vereinigung als göttliche Erfahrung zu erleben. Die unsensible Behandlung und der Missbrauch der Frau durch den Mann über viele Generationen hinweg haben zu der Situation geführt, dass der Geschlechtsverkehr den Frauen mehr oder weniger lieblos aufgezwungen wurde. Wenn ein Mann des Öfteren in den Körper einer Frau eindringt, obwohl sie noch nicht wirklich dazu bereit ist, wird die Frau allmählich die Lust am Sex verlieren. Ein gewisser Widerwille und sogar Ekel kann sich einstellen, und mit der Zeit machen viele Frauen zu und wenden sich schließlich ganz vom Sex ab, sofern es ihnen ihre Situation erlaubt. Ist der Geschlechtsverkehr unvermeidbar, dann werden sie oft zu wahren Meisterinnen im Aushalten und Erdulden der paar Minuten bis zur Ejakulation des Mannes. Hat die Frau erst einmal resigniert, weil ihr die sexuelle Befriedigung versagt bleibt, dann ist sie geradezu dankbar, wenn der Mann vorzeitig ejakuliert. Ihr bleibt dann zumindest die Gewissheit, dass das Ganze schnell vorbei ist.
Der Mann hat seine männliche Qualität eingebüßt, mit dem Körper der Frau so einfühlsam zu kommunizieren, dass ein Dialog entsteht. Er weiß nicht mehr, wie er sie energetisch so öffnen kann, sodass sie das Penetriertwerden mit ihrem ganzen Wesen willkommen heißt. Die Männer haben sich so sehr daran gewöhnt, dass die Frauen sich nach ihnen richten und sie einfach gewähren lassen, dass sie gar nicht mehr wissen (oder es noch nie erlebt haben), wie sich der Geschmack und das Flair eines gemeinsamen sexuellen Erlebens anfühlt.
Wenn die männliche und weibliche Sexenergie in Balance ist und die Frau mit leidenschaftlicher Sinnlichkeit mitmacht, dann verwandelt sie die ganze Erfahrung in einen wellenförmig auf- und wieder abklingenden, dynamischen Tanz der beiden Körper. Eine solche Erfahrung kann dem Mann das Gefühl vermitteln, dass er ein wertvoller Vertreter der männlichen Spezies ist. Viele Männer erleben sich dann zum ersten Mal in ihrem Leben richtig als Mann.
Die Frau bestimmt das sexuelle Klima
Es ist dem Mann nicht möglich, den Körper der Frau besser kennenzulernen, solange sie selbst sich nicht besser kennt. Durch ein paar konstruktive Hinweise kann die Frau lernen, die Qualität ihres sexuellen Erlebens zu verändern – auch ohne die bewusste Mitwirkung ihres Partners. Die Frau hat einen so starken Einfluss auf das sexuelle Klima, dass sie das ganze Erleben entscheidend beeinflussen kann, wenn sie erst einmal weiß, wie. Dann erhält sie die Möglichkeit, für den Rest ihres Lebens befriedigenden Sex zu haben und darin die Liebe zu finden, nach der sie sich so sehnt, ohne unbedingt ihren Partner wechseln zu müssen.
Da der weibliche Körper meistens nur von außen – nach der Figur, den Proportionen, den Kurven – beurteilt wird, sehen die Frauen sich selbst wie aus der Vogelperspektive. Sie sind daran gewöhnt, sich von außen, aus einer gewissen Distanz zu sehen, aber selten spüren sie sich auch von innen. Wenn die Frau lernt, eine nährende Liebesbeziehung mit ihrem eigenen Körper aufzubauen und innerlich mit ihm zu verschmelzen, wird sie mit ihrer erwachten lebendigen Sinnlichkeit eine atemberaubende weibliche Ausstrahlung haben, die die ganze Atmosphäre um sie herum verändert.
Leider haben die meisten modernen Frauen keine Ahnung, wie man eine solche Veränderung bewerkstelligen kann. Viele kehren voller Enttäuschung und Frustration dem Sex den Rücken und hoffen dann, dass zumindest die Liebe zu ihren Kindern oder ihre Karriere sie für diesen Verlust entschädigen werden. Aber damit tut sich die Frau weiß Gott keinen Gefallen: Sie unterdrückt damit etwas, das für ihr Frausein wesentlich ist. Dann setzt sich die Resignation um ihre Mundwinkel herum fest, und so manche Frau sehnt sich nach Enkelkindern (nach neuem Leben), um das strömende Gefühl der Liebe wieder in sich zu spüren. In einer idealen Welt wären die Großmütter eine Inspiration für ihre Enkelkinder, denn sie würden ihnen bereitwillig von ihren befriedigendsten sexuellen Erfahrungen erzählen und damit die Enkelkinder auf die richtige Spur bringen und ihnen Mut machen, Liebe zu geben und zu empfangen. Aber so wie es mit unserer Kultur bestellt ist, hatten unsere Mütter, Großmütter und Urgroßmütter wie wir selbst keinen Zugang zu den höheren Dimensionen der sexuellen Erfahrung. In ihrem sexuellen Leben gibt es nichts, was sie als Weisheit oder Erkenntnis an die Jungen weitergeben könnten.
Das heißt aber nicht, dass eine solche Weisheit nicht existierte. Wenn wir uns die alten kulturellen Traditionen des Ostens anschauen, finden wir dort einen unverschütteten Zugang zur sexuellen Weisheit. Ein zentraler Gedanke dieser Weisheit ist das Verständnis, dass die Frau das Milieu, das Gefäß, den Kelch für die sexuelle Erfahrung darstellt. Die weibliche Vagina ist der physische „Raum“, in den der Mann eintritt. Und als Gegenpol dazu ist es die Frau, die den Mann physisch empfängt bzw. ihn in sich hineinlässt. Diese beiden Funktionen – das Eintreten und das Empfangen – sind sehr verschieden voneinander. Der Mann ist der Gast, die Frau die Gastgeberin.
Durch die innere Beschaffenheit der Vagina kann die Frau beim Sex einen starken Einfluss ausüben. Diese Direktive, die die Frau beim Sex hat, da sie die sexuelle Atmosphäre bestimmt, kann am besten durch einen einfachen Vergleich verdeutlicht werden: Wenn du ein Zimmer betrittst,