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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt


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die ihr hier zu Hause seid, mich an ein Plätzchen, wo ich nicht wie auf dem Präsentierteller sitze. Denn deine Gäste in Ehren, mein lieber Egon, aber sie sind mir zu neugierig.«

      »Für das Plätzchen habe ich bereits gesorgt, Tante Erdmu­the«, gestand Gudrun eifrig. »Verborgen hinter Blatt­pflanzen kann man von ihm aus alles beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.«

      »Also eine Lästerecke«, warf Arvid neckend ein, worauf ihm nur ein verächtliches Achselzucken zuteil wurde. Gleich darauf stand man an einem sehr netten Plätzehen, und Gudrun fragte stolz:

      »Hab’ ich das gut gemacht?«

      »Sehr gut«, nickte die Baronin.

      »Da stehen sogar Sessel, in denen man sitzen kann, was in diesem Hause direkt wie ein Wunder anmutet.«

      »Es war auch nicht ganz einfach, sie aufzutreiben«, gab die Tochter dieses hypermodernen Hauses zu. »Hoffentlich reichen sie für unsere Sippe aus. Laßt uns mal zählen: Wir sind vier, dazu kommen Ermelchen, Hanna, Tinchen, Onkel Rupert und Onkel Theo – macht zusammen neun.«

      »Und Stella?«

      »Die legt bestimmt keinen Wert darauf, sich hier zu verstecken. Die muß doch …«

      »Gudrun!«

      »Na ja, Paps, ich bin schon still. Außerdem hört sie’s ja nicht.«

      »Auch ein Standpunkt«, lachte Erdmuthe. »Nun zieh aus, du Nichtsnutz, und gib denen einen Wink, die hier hingehören.«

      So kam denn eine gemütliche Runde zusammen, die der Hausherr nur ungern verließ, um sich auch um die andern Gäste zu kümmern.

      Die andern Herren hatten ihre Pflichttänze zu erledigen, wobei der Antiquar streikte.

      »Ich habe Hühneraugen«, erklärte der kleine Mann mit den dicken Brillengläsern vor den kurzsichtigen Augen kategorisch. »Außerdem werde ich hier noch so schändlich zurückgesetzt.«

      »Warum denn, Onkelchen?« fragte Gudrun verwundert.

      »Wo alles duzt, kann ich allein nicht siezen.«

      Lachend wurde davon Kenntnis genommen und rasch das Versäumte nachgeholt. Stillvergnügt saß der alte Herr mit dem klugen, durchgeistigten Gesicht da, den guten Tropfen so recht genießend. Und wenn er mal was sagte, kam das so trocken heraus, daß es Heiterkeit erregte.

      Da es zwanzig Damen zu »betanzen« gab, dauerte es immerhin eine ganze Weile, bis die Herren dieses immer nicht leichte Amt hinter sich hatten. Man atmete auf, als die große Pause eingelegt wurde, in der sich die fleißigen Musiker sowie die Gäste laben konnten. Man bekam an den Tischen serviert, was das Herz begehrte.

      An dem Tisch der »Sippe« fiel es zuerst gar nicht auf, daß Rupert fehlte. Man wurde erst auf ihn aufmerksam, als er aus dem Saal herbeieilte, sich scheu nach allen Seiten umsah und sich dann echauffiert in seinen Sessel sinken ließ.

      »Was ist denn mit dir los?« fragte seine Schwester verwundert. »Du tust ja so, als ob du verfolgt wirst.«

      »Wurde ich auch«, griff er nach dem nächsten Glas, es in einem Zuge leerend. Danach wurde ihm sichtlich wohler, und das vertraute Schmunzeln umzuckte seinen schmalen Mund.

      »Sagt mal, sehe ich wirklich wie Prinz Eugen, der edle Ritter, aus?«

      Zuerst verdutztes Schweigen, dann die konsternierte Frage Erdmuthes:

      »Rupert, bist du etwa – betrunken?«

      »Keine Spur«, vertiefte sich sein Schmunzeln, »das hat mir die junge Dame gesagt, mit der ich zuletzt tanzte.«

      »Aber der Prinz, den man allerdings nur von den Bildern kennt, hatte doch nicht so ein hageres Gesicht, auch kein Mono­kel, trug außerdem eine üppige Lockenperücke.«

      »Eben die will sie mir verschaffen und mich dann malen«, bekannte er kläglich, während sein Einglas nur so blitzte. »Da bekam ich Angst und rückte aus.«

      »Du auch?« fragte Arvid lachend. »Ich sollte auf die Leinwand als Siegfried, der Drachentöter.«

      Stürmische Heiterkeit unterbrach ihn, hauptsächlich Gudrun wollte sich halbtot lachen.

      »Das kann nur die überkandiedelte Adline gewesen sein! Wie sieht sie denn aus?«

      »Wie ein Schellfisch«, gab Rupert Antwort. »Und ein Mundwerk hat sie – Gott in deine Hände!«

      »Dann ist sie es«, bekräftigte Christine. »Na, Rupert, da nimm dich ja in acht. Die läßt sich nicht so leicht abschütteln, die heftet sich an deine Fersen wie Pech. Am besten ist es, du bleibst hier unter unserm Schutz.«

      »O ja, habt Erbarmen und beschützt mich. Sollte sie dennoch zu mir vordringen, dann tötest du nicht den Drachen, sondern den Schellfisch, Jung-Siegfried.«

      Er war so komisch in seiner verstellten Angst, daß die andern Tränen lachten. Selbst Onkel Theo mußte die Brille abnehmen und sie trockenwischen.

      »Kinder, was seid ihr doch bloß für ein lustiges Völkchen. Ich hätte nicht gedacht, daß ich noch einmal so von Herzen lachen könnte.«

      »Kein Wunder, wenn du immer unter deinem alten Kram sitzt wie ein Uhu im morschen Gebälk«, brummte sein Schwager Egon. »Geh mehr unter Menschen, dann wirst du auch nicht so verknöchert sein.«

      »Pfui, Paps, wie kannst du nur!« legte Gudrun ihren Arm um die Schultern des Gelehrten. »Onkel Theo ist gar nicht verknöchert, er ist weise.«

      »Ich höre immer weise«, trat Stella unverhofft hinzu. »Aber sagt mal, warum verkriecht ihr euch eigentlich so. Das ist doch ungezogen gegen die andern Gäste. Du unterstützt mich bei der Repräsentation so gut wie gar nicht, Christine, und du, Gudrun, überhaupt nicht, wie sich das für die Tochter des Hauses gehört. Nein, danke, Baron, bleiben Sie sitzen. Ich kann hier ja gar nicht verweilen, obwohl ich Ruhe so dringend nötig hätte. Wie findet ihr übrigens mein Kleid? Ist es nicht einzigartig?«

      Das konnte man mit gutem Gewissen behaupten, denn einzigartig war die opalschimmernde »Schlangenhaut« auf alle Fälle. Aber schön – nein, und vornehm schon gar nicht. Es stach von der wirklichen Eleganz der andern Damen am Tisch direkt unangenehm ab. Doch die Hypermoderne fand so was nicht elegant, sondern simpel.

      Mit ihrem Erscheinen schwand die Gemütlichkeit, weil sie zu den Menschen gehörte, die Ungemütlichkeit ausströmen. Man atmete heimlich auf, als sie endlich »entschwebte«.

      Indes war die Pause beendet, und die Musiker kündeten Damenwahl an, was den langen Rupert entsetzte.

      »Kinder, macht Platz, ich kriech’ untern Tisch«, sank er vor seinem Sessel in die Knie. »Denn die Adelaide wird mich bestimmt aufstöbern und mir die Lockenperücke des edlen Ritters aufstülpen.«

      Kaum war es gesagt, erschien Adline auch schon.

      Doch da sie den Drachentöter noch dem edlen Ritter vorzog, mußte ersterer dran glauben. Und: Halb zog sie ihn, halb sank er hin.

      »Na, Gott sei Dank«, sagte Rupert so ganz aus Herzensgrund. »Die Gefahr ist vorüber.«

      »Oder auch nicht«, blinzelte Gudrun ihm zu, dabei im tiefen Knicks versinkend. »Darf ich bitten, vieledler Ritter Rupertus?«

      »Es sei«, ergab er sich seinem Geschick, und vergnügt zogen beide ab.

      Mit der Damenwahl hatte das Fest seinen Höhepunkt erreicht, und die bisher so steife Gesellschaft wurde leichtbeschwingt, ohne jedoch aus der Rolle zu fallen, da bildete Adline die einzige Ausnahme in dem exklusiven Kreis. Und nur, weil sie doch so gern heiraten wollte – und so zum Schreckgespenst der Herren wurde.

      »Nun, wie war’s?« fragte die Baronin lachend, als ihr Sohn an den Tisch zurückkehrte. »Bist du der Fessel ohne Anstrengung entschlüpft?«

      »Das nur vorübergehend«, entgegnete er schmunzelnd. »Denn sie hat ihren Besuch auf dem Hörgishof mit größter Begeisterung angekündigt.«

      »Und


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