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Tod in Rothenburg. Barbara EdelmannЧитать онлайн книгу.

Tod in Rothenburg - Barbara Edelmann


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Nachricht stammte nicht von Ihnen?«, vergewisserte sich Dodo.

      Wilbold schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, warum Sie mich mit derartigen Absurditäten belästigen, und möchte Sie bitten, sofort zu gehen. Melanie wird Sie hinausbegleiten.«

      »Das glaube ich nicht«, widersprach Dodo kalt. »Bitte verraten Sie uns, wo Sie sich gestern zwischen einundzwanzig Uhr und Mitternacht aufgehalten haben.«

      »Zu Hause natürlich«, fauchte Wilbold gereizt. »Ich habe im Kreise der Familie meinen Geburtstag gefeiert.«

      »Herzlichen …«, begann Kurti, aber Dodo versetzte ihm einen warnenden Tritt, und er verstummte. »Frau Kaiser war nicht eingeladen?«, erkundigte sie sich scheinheilig und erntete einen giftigen Blick. »Wusste Ihre Familie überhaupt von der Affäre?«

      »Das geht Sie überhaupt nichts an. Stellen Sie sich auf eine gesalzene Dienstaufsichtsbeschwerde ein, Frau Haug.«

      »Das steht Ihnen frei.« Dodo zuckte mit keiner Wimper. »Da müssen Sie aber eine Nummer ziehen.«

      »Ich bitte Sie«, versuchte Kurti, den aufgebrachten Arzt zu beschwichtigen. »Je schneller Sie unsere Fragen beantworten, umso schneller sind wir wieder draußen und Sie können in Ruhe trauern.«

      »Oder Kollagenspritzen zählen«, schlug Dodo vor. »Nichts für ungut.«

      »Was erlauben Sie sich!«, brauste Wilbold auf.

      »Herr Doktor, machen wir’s kurz«, bat Kurti, um eine Eskalation zu vermeiden. »Wir haben Ihren WhatsApp-Chat mit Frau Kaiser vorliegen, und die Nachricht stammt einwandfrei von Ihrer Nummer. Dürfen wir Ihr Mobiltelefon überprüfen?«

      »Ich finde es momentan nicht«, gestand Wilbold gereizt. »Seit gestern.«

      »Wie praktisch.« Dodo seufzte. »Haben Sie es schon orten lassen?« Auf diese Frage erntete sie einen verständnislosen Blick.

      »Herr Doktor«, Dodo holte ihr Handy aus der Tasche und präsentierte ein Foto, »was ist das?«

      Wilbold schaute verständnislos auf das Display. Sein Blick wurde leer. »Ein antikes Kerbholz, wie es im Mittelalter gebräuchlich war. Was soll die Frage?«

      »Sie sind eben zusammengezuckt«, sagte Dodo aufmerksam. »Also erkennen Sie es?«

      »Und Sie sind tolldreist. Mit Ihrem Kasernenhofton kommen Sie bei mir nicht weit, junge Dame.«

      »Junge Dame? Das ist lieb von Ihnen.« Dodo lächelte geschmeichelt.

      »Würden Sie uns verraten, warum Frau Kaiser nicht eingeladen war?«, versuchte es Kurti nun diplomatisch.

      Wilbold schluckte. »Das wollte ich ihr nicht antun. Sie ist … war so sensibel. Und meine Familie ist das Äquivalent eines Haifischbeckens. Ich wollte sie nicht der Meute zum Fraß vorwerfen. Sandra hatte ein kindliches Gemüt, sie war naiv und herzensgut. Gestern hatte ich eigentlich vor, meiner Familie die Neuigkeit zu eröffnen.«

      »Was für eine Neuigkeit?«, wollte Dodo wissen.

      »Ach, nichts.« Wilbold ließ sich in seinem Stuhl zurücksinken. »Es gab da ein kleines Durcheinander, und als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten …« Abrupt verstummte er.

      »Klingt spannend.« Dodo ließ ihn nicht aus den Augen. »Wo ist denn nun Ihr Mobiltelefon?«

      »Zum letzten Mal – ich habe Sandra gestern nicht geschrieben!«, schrie Wilbold aufgebracht.

      »Papa!« Die Tür zum Behandlungszimmer öffnete sich, herein trat eine schlanke Frau Mitte vierzig. Ihr langes, hellblond gefärbtes Haar war am Hinterkopf zu einem lockeren Knoten geschlungen. Sie trug ein weites, wallendes Kleid, das bis zum Boden reichte, und wäre vor lauter Hektik beinahe über den Saum gestolpert. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Ich möchte meinem Vater nur etwas bringen.«

      »Das sind keine Patienten«, klärte Wilbold seine Tochter bissig auf. »Die sind von der Kripo. Sandra ist tot.«

      »Sandra ist tot.« Die Frau wurde blass.

      »Meine Tochter Julia«, stellte Wilbold vor. Die Frau stützte sich am Schreibtisch ab und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

      »Oh mein Gott, Papa. Papa!« Zwei dicke Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln. Unbeholfen trat sie hinter den Schreibtisch und versuchte, ihren Vater zu umarmen, doch der streckte abwehrend die Arme aus und entriss seiner Tochter das Mobiltelefon, das sie in der rechten Hand hielt.

      »Wo war es denn diesmal wieder?«

      »In Melanies Schublade.« Julias Gesichtsfarbe hatte sich mittlerweile von »blass« zu »grünlich« geändert. »Du musst in Zukunft wirklich besser aufpassen. Papa, du lieber Himmel, das ist so schrecklich!« Erneut unternahm sie einen Versuch, ihren Vater zu umarmen, und dieses Mal ließ er es sich gefallen. »Ich kann es gar nicht glauben.«

      »Sie waren gestern sicher ebenfalls auf der Geburtstagsfeier Ihres Vaters?«, wollte Dodo wissen.

      »Ja«, bestätigte Julia. »Eigentlich war es ein schönes Fest. Nicht wahr, Papa?«

      Wilbold antwortete nicht, er tippte fieberhaft auf seinem Mobiltelefon herum. Dann knallte er es auf die Tischplatte und kramte in der Schreibtischschublade.

      »Deine Lesebrille hast du auf der Stirn, Papa«, erinnerte ihn seine Tochter.

      »Eigentlich …?«, fragte Kurti und sah Julia an.

      »Na ja, Dani hatte sich hereingeschlichen und Stunk gemacht«, erzählte Julia mit einem ängstlichen Seitenblick auf ihren Vater. »Sie war zum Fürchten, ich hatte richtig Angst vor ihr. Jetzt ist sie endgültig durchgedreht. Eigentlich sollte man sie einweisen.«

      »Kein Wort mehr, Julia«, befahl Wilbold barsch.

      »Darf ich?« Dodo schnappte sich das Mobiltelefon des Doktors vom Schreibtisch. »Wir dürfen doch sicher einen Blick darauf werfen. Dann können Sie uns beweisen, dass Sie Frau Kaiser tatsächlich nicht angeschrieben haben.«

      Wilbold beugte sich trotz seines beträchtlichen Bauchs blitzschnell über den Schreibtisch und riss ihr das Handy aus der Hand.

      »Woher leiten Sie eigentlich das Recht zur Verletzung meiner Privatsphäre ab?«, rief er wütend. »Wissen Sie, wer ich bin?«

      »Natürlich, Herr Doktor«, versicherte ihm Kurti. »Ein Zeuge. Bis jetzt noch.«

      »Junger Mann«, sagte Wilbold kalt, »ich bin Mitglied des Stadtrates und habe beträchtlichen Einfluss in der Stadt. An Ihrer Stelle würde ich nicht so große Töne spucken.«

      »Papa, gib es ihnen doch«, meinte Julia beschwichtigend. »Ich kann jederzeit bezeugen, dass wir alle zusammen gestern Geburtstag gefeiert haben. Du hast nichts zu verbergen.« Sie nickte ihm aufmunternd zu.

      Unwillig entsperrte er das Smartphone mit seinem Fingerabdruck, tippte ein wenig auf dem Display herum – und wurde kalkweiß.

      »Tut mir leid, ich bin zu neugierig.« Dodo schnappte sich blitzschnell das Mobiltelefon und ignorierte sein wütendes Schnauben. »›Weißt du noch, unser erstes Date am Galgentor?‹«, las sie halblaut. »›Bitte komm heute Punkt zweiundzwanzig Uhr. Ich habe eine Überraschung für dich und muss etwas Wichtiges mit dir besprechen. Dein Bär.‹ Der ›Bär‹ sind Sie?«

      Wilbold schwieg. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengekniffen.

      »Das Telefon müssen wir leider beschlagnahmen.« Dodo erhob sich. »Zwar haben Sie ein Alibi für den Tatzeitpunkt, aber das ist ein wichtiges Indiz. Ich bitte um Ihr Verständnis, Herr Doktor. Selbstverständlich bekommen Sie dafür einen Beleg.«

      »Wie Sie meinen. Den Rest regelt mein Anwalt. Lassen Sie sich hier einfach nicht mehr sehen.« Wilbold fixierte einen unsichtbaren Punkt an der Wand und würdigte sie keines Blickes mehr. »Aber an Ihrer Stelle würde ich zweimal darüber nachdenken, mit wem ich mich anlege.«

      »Zweimal nachdenken? Oje,


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