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Perry Rhodan 3077: Unter dem Weißen Schirm. Verena ThemsenЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3077: Unter dem Weißen Schirm - Verena Themsen


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habe ich das. Technik fasziniert mich, und der Gedanke, dass unsere Technik inzwischen so weit ist, auch Psi-Fähigkeiten zu synthetisieren, ist ... faszinierend.«

      »Ist das alles, was du dabei empfindest? Faszination? Es spielen keinerlei negative Gefühle mit?«

      Obioma seufzte. »Vor allem Faszination, ja. Aber wenn du schon so fragst – es macht mir auch Angst. Keine Technologie kann auf Dauer exklusiv gehalten werden, und wenn ich mir vorstelle, dass du oder einer deiner späteren Nachfolger in die falschen Hände geraten könnte und dann Völker ohne die nötige Reife Roboter mit solchen Fähigkeiten wie deinen ins Feld schicken können ...«

      Er schüttelte sich unwillkürlich.

      »Ich habe mir das schon gedacht. Aber du musst keine Angst haben. Ich bin einzigartig, und es wird nie eine Kopie von mir geben können.«

      »Wie kannst du dir da so sicher sein?«

      »Weil die Umstände meiner ... Erschaffung sehr besonders waren. Das ist nicht ohne Weiteres wiederholbar.«

      »Aber auch du allein bist schon ein mächtiges Werkzeug. Wenn nun jemand dich abschaltet und umprogrammiert ...«

      »Das wird nicht geschehen.«

      »Und wieder: Wie kannst du dir da so sicher sein?«

      Obioma hörte etwas, das er nicht einordnen konnte. Erst im nächsten Augenblick erkannte er, dass es ein Seufzen gewesen war. Es war der Augenblick, in dem der TARA-Psi mit veränderter, warm modulierter Stimme sagte: »Weil ich kein Roboter bin. Oder nicht nur.«

      *

      Bevor Obioma sich von der Aussage erholt hatte und nachhaken konnte, rief Schlafner zum Start. Für eine Weile war seine Aufmerksamkeit wieder ganz auf die Gleiter gerichtet, in deren Schatten sie flogen.

      Unter ihnen veränderte sich das Land. Immer mehr typisch cairanische Wohnhäuser tauchten zwischen den Feldern und Nutzgebäuden auf, Kugeln in verschiedenen Größen auf Stielen von unterschiedlicher Höhe. Aber alle waren sie mattweiß.

      Statt Robotern waren nun immer häufiger Cairaner am Boden zu sehen, die auf verspiegelten Wegen und Plätzen flanierten und sich unterhielten. Schließlich löste das Team sich über einer Kleinstadt voller dicht beieinanderstehender Kugelbauten von einem Gleiter, der zur Landung ansetzte. Sie gingen am befestigten Rand eines Kanals nieder, direkt unter einer breiten Brücke. In deren Sichtschutz ruhten sie eine Weile aus.

      »Was meintest du damit, dass du nicht nur ein Roboter bist?«, setzte Obioma nach einer Verschnaufpause das unterbrochene Gespräch mit dem TARA-Psi fort.

      »Die grünliche Maserung auf meinem Kopfelement ist aktiviertes PEW-Metall. Außerdem durchzieht ein PEW-Gerüst mein Neuronalplasma.«

      Als Hyperphysiker wusste Obioma selbstverständlich, was PEW war: Der Parabio-Emotionale Wandelstoff war ein metallisches Material mit Hyperaktivität.

      Obioma stutzte. »Moment – willst du behaupten, in deinem PEW-Metall habe sich eine Paradox-Intelligenz entwickelt? Brauchst du deshalb das Salkrit, um diese Wandlung aufrechtzuerhalten?«

      Wieder hörte er etwas, das er nie von einem Roboter zu hören erwartet hätte – ein glucksendes Lachen. »Fast. Aber bei so wenig PEW, wie es in mir verbaut ist, wäre die Entwicklung eines Bewusstseins ausgeschlossen. Ich aber bin bewusst. Ich bin ein Bewusstsein, dem das PEW-Metall als Anker dient.«

      Obiomas Gedanken überschlugen sich. Er erinnerte sich an irgendeine ganz, ganz alte Geschichte ... etwas von Leuten, die durch PEW-Metall reisten. An Menschen, von denen andere Besitz ergriffen hatten. An ...

      »Die Bewusstseine von Mutanten können sich an PEW-Metall binden, war das nicht so?«

      »Auch. Mutanten wie zum Beispiel Teleporter, Telekineten ... und so weiter.«

      »Was ... oh. Boah! Ich meine ... wie ...?«

      »Weiter geht's!«, unterbrach Schlafner ihr Gespräch. »Wir haben einen engen Zeitplan, also nicht trödeln.«

      Nun fiel es Obioma äußerst schwer, sich auf den Flug zu konzentrieren. Seine Gedanken kehrten immer wieder zu dem Roboter ... nein, dem Bewusstsein im Roboterkörper ... zurück. Er wusste nicht, ob er glauben durfte, was er gerade erfahren hatte. Aber warum, und vor allem, wie hätte ein Roboter ihn anlügen sollen?

      Es musste also wahr sein.

      Ein Bewusstsein in einem Roboterkörper.

      Obioma wusste nicht, ob die Vorstellung ihn faszinieren oder ihm Grauen einjagen sollte. Somit befand er sich immer noch im gleichen emotionalen Zwiespalt bezüglich des TARA-Psi, nur aus einem anderen Grund.

      »Schaut euch das an!«, sagte Dancer und zeigte nach vorne.

      Lionel registrierte, dass inzwischen zu ihrer Rechten das Meer aufgetaucht war. Die aufgehende Sonne erzeugte glitzernde Reflexe auf dem Wasser und Regenbögen in der am felsigen Ufer aufbrausenden Gischt.

      Vor ihnen dagegen lag Nebel, der vom Meer hereingetrieben war, gefangen in einer hügeligen Landschaft und zwischen Tausenden und Abertausenden Kugelspießen. Sie zogen sich dahin, so weit das Auge reichte, die Oberflächen schimmerndes Gold im Morgenlicht.

      Plötzlich erklang ein Kichern im Funk, und die Stimme des TARA-Psi erklang. »Wisst ihr, woran mich das erinnert?«

      Dancer hüstelte. »Obioma ...«

      »Er weiß Bescheid. Ich war der Meinung, wenn wir zusammen in einen Einsatz wie diesen gehen, sollte er es wissen. So habe ich es seit dem Gespräch mit Atlan bei jedem Einsatz gehalten.«

      »Dann wird dein Geheimnis irgendwann keines mehr sein.«

      »Es zu wissen und es fortlaufend zu thematisieren, macht den Unterschied. Die beiden kennen es und reden nicht weiter darüber. So sollte es sein. – Oh, schau mal!«

      Einen Moment herrschte Schweigen, dann fragte Obioma: »An was erinnert dich das denn jetzt?«

      »Meine Frau Aura hat manchmal etwas gemacht, das sie Käseigel nannte. Das war irgendeine halbkugelige Frucht, in die sie dicht an dicht Spießchen mit Käsekugeln und Trauben drauf gesteckt hat.«

      Obioma scheiterte an dem Versuch, sich das vorzustellen. Das lag aber vorrangig daran, dass ihn die Erkenntnis erschütterte, dass der TARA-Psi – Sallu – eine Frau gehabt haben sollte. Irgendwie machte diese Erkenntnis die ganze Sache für ihn noch bizarrer.

      »Da drüben ist der Raumhafen«, unterbrach Dancer das erneute, fast peinliche Schweigen. »Wir müssen landen und uns Richtung Norden halten.«

      *

      In der Stadt war es nicht weiter schwierig, unbemerkt zu bleiben. Zwar lebten in Orsaidd im Gegensatz zu Kosmopolis nur relativ wenige Galaktiker, aber die Neuankömmlinge fielen trotzdem nicht sonderlich auf, nachdem sie ihre Deflektoren ausgeschaltet hatten.

      Dancer hatte ihr Aussehen moderat verändert, denn es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass nach den Ereignissen in der Tautmo-Aagenfelt-Akademie ihr Bild bekannt gemacht worden war und sie gesucht wurde. Dass sie in einer völlig anderen Gruppenzusammensetzung unterwegs waren, mochte helfen – allerdings nur, falls Chione nicht geredet hatte.

      An allen Ecken konnte man kleine Schwebeplattformen aus einer Ladestation nehmen und an einer anderen Station wieder abgeben. Sie nutzten die Möglichkeit, um schneller Richtung Raumhafen zu kommen. Es war angenehm, dass durch die Bauweise der Häuser so viel Platz für Fortbewegung blieb.

      Außerdem sorgte die weiße Farbe dafür, dass selbst dort, wo die Kugeln der Häuser ineinander gestaffelt standen, genug Licht bis zum Boden gestreut wurde. Die Allgegenwärtigkeit großflächiger Spiegel am Boden und den Wänden der wenigen bodengebundenen Häuser sorgte zusätzlich für eine gleichmäßige Ausleuchtung auch im Schatten der Gebäude.

      »Du heißt also Sallu«, sagte Obioma über privaten Funk.

      »Das war mein Name. Sallu. Sallu Brown.«


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