Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.
übrig«, sagte Randy.
»Das spielt doch gar keine Rolle«, sagte Danielle.
»Natürlich tut es das!« Mason musste sich zusammenreißen, ruhig zu bleiben. »Der Mörder läuft immer noch frei dort draußen herum. Und dieser unbekannte Gangsterboss, der laut meinem Dad die Unterwelt kontrolliert, mischt auch kräftig mit.« Der Gedanke ließ ihn den Kopf schütteln. Olivia hatte Recht, er hatte sein ganzes Leben wohlbehütet und beschützt verbracht, während Barrington Cove und die Menschen um ihn herum nicht das zu sein schienen, was sie vorgaben zu sein.
»Wir sind nicht das FBI«, sagte Danielle. »Was passiert, wenn man sich mit solchen Typen anlegt, haben wir doch mittlerweile gesehen.« Sie deutete auf Randy. »Der Sturz hätte auch übler ausgehen können.«
»Niemand zwingt dich dazu mitzumachen«, erwiderte Mason gereizt. »Bestell dir am besten deinen Chauffeur und lass dich nach Hause fahren, in euer kleines Schloss.«
Danielle schluckte. Für einen Augenblick wirkte sie, als ob sie gleich in Tränen ausbrechen würde.
»Tut mir leid«, sagte Mason. »Das war nicht so gemeint.«
»Doch, war es.« Sie funkelte ihn an. »Aber es ist egal, was ich tue, nicht wahr? Ich besorge einen Arzt, der Randy versorgt, stelle unsere Limousine zur Verfügung und klaue den CLS von meinem Dad. Wenn ihr es braucht, ist mein Geld gut genug – bin ich gut genug. Aber ansonsten muss man die verwöhnte reiche Göre nicht ernst nehmen. Viel Erfolg beim Detektiv spielen.« Sie kroch aus dem Gebüsch und rannte davon.
Mason fühlte sich wie das größte Arschloch der Welt. »Ich … Ach, verdammt.«
Selbst Olivia sah zerknirscht aus. »Wir sollten noch einmal mit ihr reden.«
Mason warf einen Blick durch den Feldstecher. »Mein Dad ist weg. Thompkins und seine Leute kommen gerade hoch, wir müssen warten, bis sie fort sind.«
»Wir reden morgen mit ihr.«
Keiner wollte mehr sprechen. Und so warteten sie, bis Thompkins und seine Bande gegangen waren, packten still zusammen und machten sich auf den Weg.
»Also, bis bald«, sagte Olivia und fuhr davon.
Randy nahm das Rad, Mason sein Skateboard.
Crest Point blieb hinter ihnen zurück wie ein Albtraum. Voller Rätsel, die sich nur langsam lichteten.
*
Barrington Cove, ein Montag
Danielle lag in ihrer Hängematte vor dem Fenster und starrte hinaus. Sonnenschein tauchte die Wälder und Wiesen hinter dem Anwesen in helle, kräftige Farben, die Blätter schienen von innen heraus zu leuchten. Wie gerne hätte sie sich jetzt in den Sattel geschwungen, um einfach davonzureiten und alles zu vergessen.
Die Hängematte baumelte in einem kleinen Erker ihres Zimmers an zwei Stangen. Auf dem Fenstersims daneben stand ein Glas mit kühlem Eistee. Wütend schlug sie ihr Buch zu und legte es beiseite. Anstatt sich auf wichtige Dinge zu konzentrieren, drehten sich ihre Gedanken ständig im Kreis.
Die Vorwürfe von Olivia und später Mason hatten sie – obwohl sie es nur ungern zugab – hart getroffen. Bevor sie auf die beiden und Randy getroffen war, war sie mit ihrem Leben eigentlich ganz zufrieden gewesen.
Heute Morgen, als die Putzfrau gekommen war, hatte Danielle sich aber plötzlich sehr unwohl gefühlt. Als ihr Dad dann unfreundlich geworden war, weil Conchetta ein paar Staubflusen auf einem Bilderrahmen übersehen hatte, war das Danielle richtiggehend peinlich gewesen.
Gleichzeitig war sie aber auch wütend über die Doppelmoral. Olivia warf Danielle nicht weniger vor, als dass sie in eine reiche Familie geboren worden war.
Entschuldige, tut mir furchtbar leid!
Mason wiederum spielte sich als cooler Typ auf, dabei hatte er panische Angst davor, seine Unschuld nicht beweisen zu können.
Und dann der Plan, die wahre Identität des Drahtziehers hinter der Drogensache aufzudecken, um damit Masons Unschuld zu beweisen.
Sie schnaubte.
Wie sollte ihnen gelingen, was den anderen vieren dreißig Jahre lang nicht gelungen war? Obendrein würden sie sich dabei in Lebensgefahr begeben, hatte dieser Gangsterboss doch mehr als deutlich gemacht, dass er keinerlei Skrupel kannte, jemanden aus dem Fenster zu werfen – oder verschwinden zu lassen.
Warum müssen alle Jungs immer den Helden spielen?
Masons bester Freund war aus dem Fenster geworfen worden, der Drahtzieher hinter der Sache war ein unbekannter Gangsterboss, und trotzdem wollte er weitermachen.
Vermutlich war ihm nicht klar, was Geld und Macht, vor allem in Kombination, ausrichten konnten. Sie hörte tagtäglich, wie ihr Vater darüber sprach, welche Firma er gerade rechtlich beraten hatte, um dabei zu helfen, Firmenübernahmen durchzuführen. Ständig sprach er davon, wer dadurch gefeuert worden war, wie viel Geld aber auf der anderen Seite in seine Taschen floss und wie stolz er auf Danielles Bruder war, der später die Kanzlei übernehmen sollte. Leben wurden in seinen Statistiken und Verträgen auf Zahlen reduziert.
Glücklicherweise war es nicht aufgefallen, dass sie den CLS aus der Garage ausgeborgt hatte. George war der beste Chauffeur, den sie je gehabt hatten – mit einer Menge Verbindungen. Vermutlich hatte er den Tank wieder aufgefüllt, den Kilometerstand zurückgesetzt und jede Spur verwischt, die darauf hindeuten mochte, dass der Wagen woanders gewesen war als in der Garage.
Seltsamerweise hatte ihr Dad auch nichts dazu gesagt, dass Randy bei Doktor Silverman behandelt worden war. Mit etwas Glück hatte der Doc ihre Mum am Telefon erwischt, und die hatte dem Ganzen im Alkoholrausch keine Beachtung geschenkt.
Damit war sie noch einmal davongekommen.
Trotzdem hatte ihr Dad, weil sie gestern so spät nach Hause gekommen war, das Reiten für drei Tage verboten. Er erwartete Disziplin. Die Regeln, die er aufgestellt hatte, mussten von jedem Familienmitglied befolgt werden.
Und das alles nur wegen Mason.
Sie hätte die Sache auf sich beruhen lassen sollen. Nachdem der Pfleger ihrer Granny ausgetauscht worden war, achtete die Heimleitung ganz besonders darauf, dass sich ein ähnlicher Vorfall nicht mehr ereignete. Andernfalls würde Danielles Vater vermutlich den ganzen Schuppen kaufen und jeden Angestellten an die Luft setzen.
Manchmal war es doch praktisch, dass sie mit seiner Gnadenlosigkeit punkten konnte.
Als es an der Tür klopfte, zuckte Danielle zusammen. Es kam quasi nie vor, dass ihre Mum oder ihr Dad sie tagsüber besuchten.
»Ja?«
Jemand schob die Tür einen Spalt weit auf und steckte seinen Kopf herein.
Randy lächelte schüchtern. Seine Haare wirkten wie immer, als hätte ein Tornado hindurchgetobt. Sein Shirt war etwas zu groß, aber die blaue Slim-fit Jeans saß perfekt.
»Störe ich?«
Im ersten Moment war Danielle zu verblüfft, als dass sie etwas erwidern konnte. »Nein«, sagte sie daher nur.
Randy schob die Tür hinter sich zu. »Nett hast du es hier.« Er ließ den Blick schweifen.
Danielle dachte lieber nicht darüber nach, wie ihr Zimmer mit dem Himmelbett, den Tüllvorhängen und den rosa Kissen auf einem altfranzösischen Sofa auf einen Jungen wirken musste.
Schnell sprang sie aus der Hängematte und wäre dabei beinahe gestolpert. Einen letzten Rest an Würde wahrend, richtete sie sich kerzengerade auf. »Was machst du hier?«
»Na ja.« Er scharrte mit den Schuhspitzen auf dem Boden. »Bei all der Hektik am Wochenende konnte ich mich nicht dafür bedanken, dass du die Limousine organisiert hast. Wer weiß, was sonst passiert wäre.«
»Doktor Silverman hat gesagt,