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Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek


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Gedanken rasten. Das würde erklären, warum der Vater von Mason noch bis vor kurzem nach dem Mörder gesucht hatte.

      Er war mit Marietta zusammen. Womöglich hat er sie sogar geliebt?

      Dieser Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Jeder schien auf irgendeine Art mit dem toten Mädchen in Verbindung zu stehen.

      Wer warst du, Marietta?

      Olivia wollte es herausfinden. Und dass Randy und Mason das auch wollten, stand außer Frage. Sie griff nach dem Foto. Die Frage war nur, ob das, was sie am Ende finden würden, dem Sportjungen tatsächlich gefallen würde.

      *

      Jamie Collister ließ seinen Blick über die Terrasse schweifen, auf der er vor wenigen Stunden Shannon getroffen hatte. Dass er so schnell hierher zurückkehren würde, hätte er nicht gedacht. Aber es war notwendig, immerhin durfte jetzt kein Fehler mehr geschehen.

      Es war Montagabend und die Dämmerung brach herein. Regentropfen plätscherten auf den See nieder und hinterließen winzige aufspritzende Tropfen, die kreisförmige Wellen auf der Oberfläche erzeugten. Die Woche begann erst, doch Jamie fühlte sich bereits ausgelaugt. In wenigen Tagen begannen die Schulferien. Mason durfte zwar ab morgen wieder am Unterricht teilnehmen, nachdem die Staatsanwaltschaft die Klage hatte fallen lassen, doch sie hatten entschieden, ihn die letzten paar Tage nicht in die Schule zu schicken. Die Drogen-Geschichte war noch zu präsent.

      Endlich erklangen die Schritte.

      »Du spannst mich also noch immer gerne auf die Folter«, sagte er.

      »Aber, Mister Collister«, kam es zurück. »Habe ich Sie jemals enttäuscht?«

      Sie lachten beide.

      Im Dämmerlicht zeichnete sich die Silhouette eines Mannes ab. In seiner Hand trug er ein Päckchen. »Wenn mich jemand damit erwischt hätte, würde ich jetzt in einer Zelle sitzen.«

      Jamie schluckte. Kein Zweifel, mit so einer Menge an Drogenchemikalien wäre sein Sohn auch direkt verurteilt worden. Indizien waren manchmal genug.

      »Ich hätte das Zeug auch gleich entsorgen können«, sagte der andere. Er trug eine einfache braune Hose, darüber ein burgunderfarbenes Hemd. Die Kombination tat in den Augen weh, aber irgendwie war das zu einem Markenzeichen von ihm geworden. Sie hatten sich damals kennengelernt, in der Mordnacht.

      »Ich will mit meinen eigenen Augen sehen, wie die Beweise gegen meinen Sohn verschwinden«, sagte er. »Keine Hintertür, kein doppelter Boden.«

      »Du hast Angst, dass der Graf es sich anders überlegt, was?« Bei diesen Worten wirkte Jamies Gegenüber traurig. »Manche Kämpfe kann man wohl nicht gewinnen.«

      »Das mag sein. Aber dieser ist noch nicht vorbei.«

      »Ich dachte, du hättest die Beweise vernichtet.«

      Jamie lächelte. »Es gibt noch einen letzten Ort, an dem die Informationen zu Marietta sowie alle unsere zusammengetragenen Spuren geschützt aufbewahrt werden. Zusammen mit Unterlagen zu unseren alten Fällen.«

      »Wo?«

      Er schüttelte den Kopf. »Da Billy tot ist, bin ich der Einzige, der davon weiß. Und so soll es auch bleiben. Momentan muss ich die Füße stillhalten, der Graf lässt mich sicher beobachten. Ich bin ihm einmal zu oft auf die Zehen getreten. Aber diesen Kampf hat er noch nicht gewonnen.«

      Seine Gedanken schweiften ab zu dem geheimen Raum in Billys Haus. Sie hatten damals nach dem Tod von Marietta damit begonnen, Informationen zusammenzutragen.

      Anfangs hatten sie die Akten in einem Nebenraum der Kanzlei von Harrisons Dad untergebracht. Als dort ein Feuer ausgebrochen war – eindeutig die Handschrift des Grafen –, sah es düster aus. Wohin ausweichen? Welcher Ort war sicher? Dann hatten Billys Eltern das Haus am Stadtrand gekauft, was Shannon, Billy, Harrison und ihn in ein haarsträubendes Abenteuer gestürzt hatte, in dessen Verlauf sie den geheimen Raum entdeckten.

      Wer ihn ursprünglich erbaut hatte, wusste Jamie bis heute nicht. Natürlich hatten sie diese Entdeckung niemandem erzählt, sondern begonnen, den Raum in ihr eigenes kleines Reich zu verwandeln. Alle Akten wurden dort aufbewahrt.

      Glücklicherweise hatte Mister van Straten bereits Einblick in das Testament von Billy erhalten. Er vererbte sein Haus – und allen verbliebenen weltlichen Besitz – an Jamie. Damit war der geheime Raum einstweilen sicher vor dem Zugriff anderer.

      »Vertraust du mir nicht?«

      »Doch, das tue ich«, sagte er. »Aber wenn du nichts weißt, kannst du auch nichts versehentlich verraten. Und gerade in deinem Job als Deputy schwebst du doch ständig in irgendeiner Gefahr.«

      Sachsen schnaubte. »Die einzige Gefahr kommt von diesem Arschloch Bruker. Ich frage mich immer noch, wie der sich so lange als Sheriff halten konnte. Bei jeder Wiederwahl stimme ich gegen ihn.«

      Jamie lachte. »Wo Geld ist, sind auch Stimmen. Die Reichen und Mächtigen unterstützen ihn, weil er den Status quo erhält. Es würde mich nicht wundern, wenn auch der Graf Geld in seine Tasche fließen lässt, denn ein inkompetenter Sheriff kommt ihm sehr zugute. Der Einzige, der dem Grafen noch Paroli bietet und den Sheriff ordentlich an die Kandare nimmt, ist der Bürgermeister.«

      Sachsen nickte. »Gerade heute hat er ihn wieder zur Sau gemacht. Irgendeine Sache im Crest Point. Es ist immer eine Freude, wenn ich den Bürgermeister zu Bruker durchstellen darf. – Unsere Sekretärin ist mehr damit beschäftigt, sich die Nägel zu lackieren als ihren Job zu tun.«

      Beide lachten.

      »Also schön, ich lasse dieses Paket bei dir«, sagte Deputy Sachsen. »Meine Spuren sind verwischt, niemand wird darauf kommen, dass der trottelige gutmütige Sachsen etwas aus der Asservatenkammer hat verschwinden lassen. Dein Sohn ist sicher. Und ich halte ein Auge auf ihn gerichtet. Momentan scheint er sich ja ständig in irgendwelche Probleme zu stürzen.«

      »Er hat es nicht leicht, seit …«

      »Ich weiß«, unterbrach Sachsen. »Mach‘s gut, Jamie.«

      Und schon war er wieder alleine.

      Sein Blick fiel auf das Paket.

      Nur das Plätschern der Regentropfen war noch zu hören, dazwischen die Schreie einiger Vögel. Der Geruch von nassem Laub lag in der Luft.

      Jamie nahm das Paket auf und ging in die Hütte.

      *

      Ein Montagabend,

      »Also schön, ich bin dabei«, sagte Danielle. Sie saß in ihrem Lieblingssessel und hatte die Beine übereinandergeschlagen. Ihr iPhone hatte zwar keinen Empfang, doch sie hielt es trotzdem in der Rechten – vermutlich ein Reflex.

      Randy grinste über beide Ohren und genoss den verblüfften Blick von Mason und Olivia nach Danielles Aussage.

      »Das ist toll«, sagte Mason. Er saß hinter dem Schreibtisch. »Wie kommt's?«

      Danielle schaute zu Randy auf, der an einem der Aktenschränke lehnte und die Arme verschränkt vor der Brust hielt. »Sag es ihm.«

      »Dein Dad und ihre Mum waren damals dabei, als Marietta starb. Sie waren zwei der Fünf, die in die alte Schule eingebrochen sind.«

      Mason wirkte geschockt. »Aber … Unsere Eltern? Beide?«

      Danielle und er sahen sich betreten an.

      »Ich will wissen, was damals passiert ist«, sagte Danielle. »Es kommt mir vor, als wäre meine Mutter eine ganz andere gewesen. Irgendetwas muss passiert sein, das sie so sehr verändert hat.«

      Randy konnte ihr da im Stillen nur zustimmen. Als sie das herrschaftliche Anwesen der Holts verlassen hatten,


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