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Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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trotz meiner Fehler.«

      »Ich weiß, dass Ihre Lena sehr für Sie eingetreten ist. Uwe hat mir alles erzählt. Ich habe viel nachgedacht.«

      »Sie sollen nicht gar so viel nachdenken«, sagte er verhalten.

      »Früher habe ich zu wenig nachgedacht«, meinte Anja. »Es gab ja auch keine Probleme in meinem Leben. Unsere Familie erschien mir einfach perfekt, und sie ist es wohl auch. Bei meinen Eltern gab es nie Streit. Es ging uns immer gut, sehr gut sogar. Ich dachte nie daran, dass es für mich anders kommen könnte.« Ihre Stimme bebte, aber tapfer fuhr sie dann fort: »Jetzt habe ich keine Illusionen mehr.«

      Patrick Heym hatte sich nie welche gemacht. Er hatte nie an die große, die alles verstehende Liebe geglaubt. Er hatte immer in einer Konfliktsituation gelebt, weil er Glück nur in materiellen Dingen hatte, aber konnte man das als Glück bezeichnen?

      Jetzt empfand er ein Glücksgefühl, als Anja wieder seine Hand ergriff und leise sagte: »Es ist gut, dass wir miteinander sprechen können. Ihnen ist auch ein Unrecht zugefügt worden.«

      *

      Draußen, auf dem Korridor, standen Uwe und Nele am Fenster. Das Mädchen weinte nicht mehr, doch in seinem Blick lag Traurigkeit. Es blickte auf die Uhr.

      »Ich muss jetzt in den Club.«

      »Das geht doch nicht. Du kannst in dieser Verfassung …«

      »Ich muss«, unterbrach Nele ihn. »Ich brauche das Geld. Ich muss doch wenigstens noch bis zum Schulabschluss zurechtkommen, sonst bekomme ich überhaupt keine anständige Stellung.«

      »Lass dir doch helfen, Nele«, bat er eindringlich. »Du kommst nachher mit zu uns. Ich rufe im Club an, dass du dort nicht mehr arbeiten kannst. Du wirst bei uns im Geschäft eine Stelle bekommen, das verspreche ich dir.«

      Sie sah ihn verwundert an. »Warum kümmerst du dich um mich? Uns trennen Welten, Uwe.« Ein bitterer Zug bog ihre Mundwinkel abwärts. »Deine Eltern werden nicht erbaut sein, wenn du mich mitbringst. Du warst immer nett zu mir, okay, aber …«

      Nun unterbrach er sie. »Kein Aber. Schätze meine Eltern nicht falsch ein.«

      »Es sind nicht nur deine Eltern, es gibt ja auch noch André Malten, und der ist nicht so großmütig wie du.«

      »Es gibt ihn nicht mehr. Er ist tot«, erklärte Uwe knapp.

      Ihre Augen weiteten sich. »Tot?«, murmelte sie. »Wieso das? Ist er verunglückt? Ist deine Schwester deshalb hier in der Klinik?«

      »Nein, deshalb nicht. Vielleicht erfährst du es später einmal. Ich dachte, du hättest schon gehört, dass Malten tot ist.«

      »Ich habe mit niemandem gesprochen, außer mit den Ärzten hier. Ich war die letzten beiden Tage auch nicht im Club, und Malten war auch schon längere Zeit nicht mehr da. Die ganze Woche nicht, so weit ich mich erinnere.«

      »Hat niemand über ihn gesprochen?«, fragte Uwe.

      Sie schüttelte den Kopf. »Wie ist er ums Leben gekommen?«

      »Er wurde von einem Lieferwagen überfahren.«

      »War er gleich tot?«

      »Ja.«

      »Warum müssen gute Menschen langsam und unter Qualen sterben?«, murmelte Nele da, und Uwe kroch ein Frösteln über den Rücken. »Er hätte einen langsamen, schmerzhaften Tod verdient.«

      »Kanntest du ihn so gut, dass du das sagen kannst?«, fragte Uwe heiser.

      Nele drehte sich zu ihm um und blickte ihm in die Augen. »Ich hatte mal eine Schwester. Sie war sechs Jahre älter als ich und sehr hübsch. Sie war unter dem Namen Annabel ein gut verdienendes Fotomodell, als sie André Malten kennenlernte. Bis dahin war bei uns daheim auch alles in Ordnung. Dann nahm sie sich eine eigene Wohnung, und ein Jahr später war sie tot. Sie erwartete ein Kind von Malten und ließ es abtreiben. Sie starb daran, er aber leugnete, der Vater des Kindes gewesen zu sein. Er hatte die Stirn, meinem Vater gegenüber zu behaupten, dass er Annabel – eigentlich hießt sie ja nur Anna – geheiratet hätte, wenn er tatsächlich der Vater des Kindes gewesen wäre.«

      »Warum habt ihr ihn nicht angezeigt?«, fragte Uwe voller Entsetzen.

      »Was hatten wir denn für eine Chance? Die Maltens waren reich. Mein Vater war ein kleiner Angestellter, und Beweise hatten wir nicht. Ein Fotomodell lernt ja viele Männer kennen. Nun weißt du, warum ich ihm einen langen und schmerzvollen Tod gewünscht hätte.«

      »Seltsam, dass wir uns hier und heute getroffen haben«, bemerkte Uwe. »Aber irgendwie musste das wohl so sein. Jedenfalls wirst du meinen Eltern bestimmt willkommen sein, Nele. Und du wirst auch erfahren, welches Unheil Malten über uns gebracht hat. Jetzt aber noch nicht.«

      Dazu war auch keine Zeit. Nele Wolter wurde zu ihrem Vater gerufen. Er sei bei Bewusstsein, sagte der junge Dr. Hillenberg.

      Uwe hielt ihn dann zurück, bevor er nach Nele das Krankenzimmer betreten konnte.

      »Besteht Hoffnung?«, fragte er leise.

      Dr. Hillenberg schüttelte den Kopf.

      »Dann werde ich hierbleiben. Sie soll nicht allein sein«, sagte Uwe entschlossen.

      Anja und Patrick verstummten, als er das Krankenzimmer seiner Schwester betrat.

      »Was ist mit Neles Vater?«, fragte Anja sofort.

      »Es geht ihm ziemlich schlecht«, erwiderte Uwe ausweichend. »Ich werde sie nachher mit zu uns nehmen.«

      »Herr Wolter war mal beim alten Malten beschäftigt«, berichtete Anja leise.

      »Und du hast sicher einmal erfahren, dass es da zu Unstimmigkeiten gekommen war.«

      »Woher weißt du das?«, fragte Anja.

      »Weil ich eben von Nele erfahren habe, was wirklich geschehen war. Ich möchte ungern darüber sprechen, Anja.«

      »Aber ich will es wissen«, beharrte sie.

      »Es rundet das Bild ab, das wir uns über einen gewissen André Malten gemacht haben«, sagte Uwe sehr bitter.

      »Anja sollte sich nicht mit diesen Dingen belasten«, warf Patrick ein.

      »Es kann nicht mehr schlimmer kommen«, sagte Anja seltsam ruhig.

      Aber als Uwe dann erzählte, was er eben von Nele erfahren hatte, war es doch um ihre Fassung geschehen. Sie wurde von einem haltlosen Schluchzen geschüttelt.

      »Das habe ich befürchtet«, sagte Patrick mit erstickter Stimme.

      »Es tut mir leid«, murmelte Uwe, »aber auch andere leiden, und manche haben niemanden, der mit ihnen fühlt.«

      »Warum hat mir früher niemand etwas gesagt?«, fragte Anja schluchzend.

      »Warum wohl? Hättest du es geglaubt? Hätten wir es für möglich gehalten? Wir wurden doch alle einer Clique zugerechnet. Die Privilegierten, die einander nichts zuleide tun.«

      »Bitte, schweig jetzt, Uwe«, fiel ihm Patrick mahnend ins Wort. »Anja war doch so arglos.«

      »Es tut mir leid«, lenkte Uwe ein, »mir ist der Gaul durchgegangen. Bitte sei mir nicht böse, Anja.«

      »Ich bin nicht böse. Es soll ja alles gesagt werden, wenn es jetzt auch zu spät ist, und wenn es auch gewiss kein Trost ist, dass andere auch leiden mussten. Kümmere dich um Nele, Uwe. Sag ihr, dass es auch die sogenannten Privilegierten treffen kann. Vielleicht ist es ein Trost für sie.«

      *

      Für Nele gab es jedoch jetzt keinen Trost.

      »Nele, meine Kleine«, hatte ihr Vater geflüstert, als sie seine Hand ergriff.

      Sie wusste im Augenblick nichts anderes zu sagen als: »Malten ist tot, Vati. Er wurde totgefahren. Hörst du mich?«

      »Er ist tot, das ist gut«, flüsterte


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