Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.
der Diplomat, der sehr ehrgeizig war und noch hoffte, eine Botschafterstelle zu bekommen, durch Diana Schwierigkeiten.
Die Freifrau bat das Mädchen unter Tränen um Verständnis, dass sie der Bitte ihres Mannes nachkommen müsse und war sehr erleichtert, als sie merkte, dass Diana alles sehr gefasst und gleichmütig aufnahm.
Ob die Prinzessin denn wisse, wo sie jetzt wohnen könne, wollte sie wissen.
Ja, Diana hatte jemanden getroffen, der sie sicherlich aufnehmen werde.
Die Freifrau gab ihr noch zwei Empfehlungen mit, die es ihr erleichtern würden, als Dolmetscherin bei Kongressen auszuhelfen.
Graf Markus von Homberg fuhr Diana in seinem Wagen zu der jungen Studentin, die sie damals in der Münchner Universität kennengelernt hatte und mit der sie inzwischen herzliche Freundschaft verband.
Auch Markus war erleichtert, dass Diana bei dieser Studentin wohnen konnte.
Obwohl er Diana freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte, hatte er doch keine Zeit, sich häufig um sie zu kümmern. Durch sein Studium war er sehr eingespannt, und außerdem hatte er eine Freundin, deren einzige schlechte Eigenschaft es war, dass sie ihn eifersüchtig überwachte.
*
Die Studentin, zu der Diana zog, hieß Maria und bewohnte zwei große Zimmer in einem Altbau.
Zuerst zeigte sie sich über Dianas Erscheinen ganz begeistert, dann jedoch begann es sie zu stören, dass Diana ein Zimmer bewohnte und sie sich einschränken musste.
Als ihr Freund, ein Naturwissenschaftler, der gerade sein Doktorexamen abgelegt hatte, auch noch auffallendes Interesse an der schönen jungen Frau bekundete, schlug die Freundschaft und Hilfsbereitschaft der Studentin in Abneigung um.
Sie warf Diana während einer heftigen Szene vor, dass sie beabsichtige, den Freund an sich zu ziehen.
Diana sah sie während dieses Auftrittes, der sie innerlich zutiefst erschreckte, ganz ruhig an.
»Es tut mir leid, dass ich dir Kummer bereitet habe, Maria«, sagte sie dann leise.
Versöhnlich antwortete die Studentin: »Meinst du nicht auch, Diana, es wäre das Allerbeste, du würdest zu deinem Vater zurückgehen?«
»Nein.«
»Aber was denn? Was willst du denn tun?«
»Ich weiß es noch nicht, Maria. Aber habe keine Angst, ich werde dich nicht länger stören.«
Diana begann, ihre beiden Lederkoffer zu packen.
Maria sah, dass ihr das Bücken schwerfiel. Außerdem dachte sie daran, dass Diana während der vergangenen Zeit häufig unter starken Anfällen von Kopfschmerzen gelitten hatte. Der Arzt, den sie aufgesucht hatte, empfahl ihr strengste Schonung, wenn sie das Leben des Kindes nicht gefährden wollte.
»Ich bitte meinen Freund, dich zu deinem Vater zurückzufahren, Diana«, sagte Maria und half ihr, Kleidungsstücke in den Koffer zu legen.
Leise, jedoch sehr bestimmt und in einer Art, die ihren eisernen Willen bezeugte, antwortete Diana noch einmal, dass sie nicht nach Schloss Buchenhain fahren werde.
»Aber dann sage mir doch, wohin du sonst gehen willst? Du kennst doch keinen Menschen.«
»Mach dir keine Sorgen um mich, Maria. Ich werde nicht mich und damit mein Kind leichtfertig gefährden.«
In ihrer Verzweiflung versuchte Maria, den jungen Grafen Markus von Homberg telefonisch zu erreichen. Seine Wirtin, Freifrau von Wolfshagen, teilte ihr jedoch mit, dass Markus sich auf einer Urlaubsreise nach Wien befände und erst in der kommenden Woche wieder erwartet werde.
»Also, dann bleibst du wenigstens bis zur nächsten Woche bei mir, Diana«, bestimmte Maria.
»Nein, Maria. Bitte, sei so nett und hilf mir, die Koffer hinunterzutragen. Es wird sicherlich gleich ein Taxi vorbeikommen.«
»Du bist aber auch entsetzlich eigensinnig.«
Maria, die sehr kräftig war, hob beide Koffer gleichzeitig hoch und setzte sie auch nicht nieder, als Diana bat, auch einen Koffer tragen zu dürfen.
»Denke an dein Kind!«, antwortete sie barsch.
Kaum standen sie im Freien, als tatsächlich ein Taxi vorbeigefahren kam. Es hielt neben den beiden jungen Frauen.
»Wo willst du denn nun hinfahren?«, wollte Maria wissen. Sie war maßlos zornig auf Diana, denn sie fühlte sich schuldig.
»Ich schreibe dir, Maria. Und denke daran, dass ich dich verstehe. Lass es dir sehr gut gehen, Maria.«
Der Taxichauffeur hatte die Koffer in den Fond des Wagens gelegt. Diana stieg ein, winkte Maria noch einmal zu und ließ sich dann mit einem kleinen Seufzer in die Polster sinken.
»Wo wollens’ denn hin, Fräulein?«, fragte der Chauffeur.
»Zum Hauptbahnhof, bitte.«
Diana wusste selbst nicht, welchen Zug sie nehmen sollte. Zum ersten Mal erkannte sie, was es bedeuten musste, heimatlos zu sein. Sie hatte nur noch ein Ziel: Hubertus zu finden!
Ein Gepäckträger brachte Dianas Koffer zum Bahnsteig. Der Zug, der gerade einrollte, fuhr nach Köln. Sie kannte weder Köln noch irgendeinen Menschen, der in Köln lebte.
Trotzdem stieg sie ein, und fünf Stunden später erreichte sie die alte Domstadt. In einer kleinen Pension mietete Diana ein Zimmer. Die Pensionsbesitzerin musterte ein wenig misstrauisch ihren kostbaren Nerzmantel, so dass eine Art von Scham in Diana hochstieg
Diana packte ihren Koffer gar nicht aus, sondern ließ sich auf das schmale Bett sinken. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie begann erst leise, dann immer heftiger zu weinen. Ein unsagbarer Schmerz in ihrem Leib wollte ihr den Atem nehmen.
Später, als sie aufstand, wollte die Pensionsbesitzerin von ihr wissen, wann sie denn die Miete bezahle.
»Heute«, antwortete das Mädchen leise.
Und weil sie kaum noch Geld besaß, verkaufte sie einem Händler, der drei große Goldringe an den Händen trug, ihren Nerzmantel. Mit dem Erlös bezahlte sie ihre Miete.
Von diesem Tag an verlor sich Diana in Einsamkeit und Verzweiflung.
Ihr eiserner Wille, nicht zu ihrem Vater zurückzukehren, war noch immer ungebrochen. Manchmal glaubte sie jedoch, dafür mit ihrem Leben bezahlen zu müssen.
Immer häufiger litt sie an starken Schmerzen. Sie wagte aber nicht, einen Arzt rufen zu lassen, aus Furcht darüber, dass sie seine Rechnung nicht bezahlen konnte.
Die Pension verließ Diana nur noch, um etwas zum Essen einzukaufen.
Ganz offensichtlich war die Pensionsbesitzerin inzwischen davon überzeugt, dass ihre junge, schöne Mieterin sich vor einer öffentlichen Stelle verstecken musste.
Zwei Monate vor der Geburt des Kindes eröffnete sie Diana, dass sie noch niemals Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt habe und auch keine bekommen wolle. Außerdem sei es wohl auch besser, sie würde sich in ein Krankenhaus begeben, so schlecht und elend, wie sie aussehe.
Diana packte wieder ihre Koffer. Ein junges Mädchen, das in der Pension als Hilfe arbeitete, trug ihr diesmal die Koffer auf die Straße.
Und wie damals in München fragte Diana jetzt in Köln ein Taxifahrer, wo er sie hinbringen dürfe.
Fröstelnd legte die Prinzessin einen Augenblick lang ihre Arme um ihre Schultern. Sie trug nur einen dünnen Mantel, den sie sich von einem Teil des Geldes, das sie für den Nerzmantel erhalten hatte, gekauft hatte.
Sie nannte dem Fahrer den Namen der Kreisstadt, in deren Nähe die »Höhle« lag, jenes kleine Gartenhäuschen, in dem sie mit Hubertus so glücklich gewesen war.
»Haben Sie denn so viel Geld? Das ist weit«, meinte der Taxifahrer.
»Ja, ich weiß.«
Der