Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine PuljicЧитать онлайн книгу.
bei diesen Prüfungen. Auf ein dahergeflogenes Raumschiff wird niemand hören.«
»Du meinst das wirklich ernst.« Tess Qumisha starrte ihn an. »Du willst zurück.«
Rhodan nickte. »Egal wie wir es drehen und wenden ... Meinetwegen sind unschuldige Leben in Gefahr. Ich habe sie im Stich gelassen. Also liegt es an mir, das zu bereinigen. Aber diesmal nach meinen Regeln, nicht, um irgendjemanden von irgendetwas zu überzeugen.«
»Diese Schlachten würden so oder so stattfinden«, wandte Eroin Blitzer ein. »Sie haben nichts mit dir zu tun.«
»Aber ich kann helfen!« Perry Rhodan dachte an die Zigtausende Sklaven, die von den Kraad und S'Hud rücksichtslos geopfert worden wären. »Ich kann vielleicht nicht alle retten ... Aber ich kann sie auch nicht einfach sterben lassen.«
17.
Kessaila, Kepraunsystem
Die Space-Jet traf zur Rushhour im Kepraunsystem ein. Über Kessaila herrschte ein reges Kommen und Gehen, sodass ein winziges Raumschiff mit etwas Glück nicht weiter auffiel. Und bis BARILS Ritter reagieren könnten, würde das Diskusboot bereits wieder verschwunden sein. Die Space-Jet blieb nur wenige Sekunden vor Ort – gerade lange genug, um Perry Rhodan und vier der von Roi Danton ausgebildeten Einsatzspezialisten den Sprung aus der offenen Schleuse zu erlauben. In multifunktionale Schutzanzüge gehüllt, sogenannte SERUNS, ließen sie sich auf den Planeten zufallen.
Sobald sie die Atmosphäre erreichten, aktivierten sie ihre Deflektorschirme. Für das bloße Auge waren sie damit unsichtbar. Eine hoch entwickelte Technologie wie die der Ritter würde zwar die Strahlungsemissionen der Einsatzanzüge anmessen können, aber nur wenn sie gezielt danach suchten. Was sehr unwahrscheinlich war, denn wohl niemand würde damit rechnen, dass Perry Rhodan freiwillig zurückkehrte, nachdem er gerade erst mit Müh und Not geflohen war.
An BARILS Wachen am Eingang des Adytons würden sie damit zwar nicht vorbeikommen, aber das hatte Rhodan gar nicht vor. Dantons Männer und Frauen drangen vielmehr durch den Zulieferungsschacht ein, den Rhodan als alternativen Fluchtweg erwogen hatte. Er gab ihnen ausreichend Zeit, ein Versteck zu suchen, bevor er selbst aktiv wurde.
Weit entfernt vom Hauptzugang der Zitadelle desaktivierte er seinen Deflektorschirm und flog ohne Hast auf das Portal zu. Das würde sicherlich für Aufruhr und verstärkte Sicherheitsvorkehrungen sorgen. Aber seine Verstärkung war schon in Bereitschaft. Wenn er in Schwierigkeiten geriet, würde das terranische Einsatzteam erst die Kussu, dann ihn befreien.
Zwei Stunden blieben ihm, bevor sie wie vereinbart in Aktion treten würden. Das musste reichen, um die Scherben zu kitten, die Rhodan durch seine hastige Abreise hinterlassen hatte.
Das würde unterschiedlich schwierig werden, je nachdem, welche von zwei Möglichkeiten zutraf. Falls Semmaru aufrichtig gewesen war und die Schlacht zwischen den Kraad und den S'Hud wirklich stattgefunden hatte, musste Rhodan seine Flucht und Rückkehr erklären. Dazu hatte er sich etwas überlegt, das die Ritter hoffentlich überzeugte. Falls Semmaru hingegen Rhodan und die Kussu manipuliert hatte, würde er die Letzten dieses Volkes mithilfe der anderen Ritter wohl sogar besser schützen können als mit dem Einsatzteam.
Kaum landete er am Haupttor, packten ihn bereits vier kräftige Arme an den Schultern. Zwei davon trugen Finger. Die anderen beiden Hände waren nur breite Lappen, die bei einem Zentrifaal aus Hautgewebe bestanden. Nicht die Wachen des Ordens nahmen ihn in Empfang, sondern die von A-Kuatond gesteuerten Maschinen. Das hatte er sich anders vorgestellt.
»Ich frage mich, was in deinem Kopf vorgeht, Terraner.« Die Ritterin trat aus einem Zugang des äußeren Gebäuderings. Ihr schwarzes Augenband starrte ihn an. »Erst setzt du alles daran, deinen Prüfungen zu entgehen, und nun versuchst du, dich ins Adyton zurückzuschleichen?«
»Von Schleichen kann ja wohl keine Rede sein, wenn du mich auf offener Straße antriffst.«
Die Ritterin blähte die Nasenschlitze. »Du hättest nicht zurückkommen sollen. Dann hätte ich wenigstens die befriedigende Gewissheit gehabt, dass du gemeinsam mit deinem Schiff untergehst, wenn ich es aufspüre und vernichte.«
Mit ihrem Zorn hatte Rhodan gerechnet. Immerhin hatte Tess Qumisha nicht nur A-Kuatonds Roboter in Schrott verwandelt, die Kommandantin hatte BARILS Rittern zugleich die SOL und damit ihr Faustpfand gegen Rhodan entzogen. Aber Rhodan war wieder da – mit etwas Glück hielt das die Ritter davon ab, die SOL zu verfolgen. Jedenfalls so lange, bis das Ende der Tests erreicht war.
»Ich musste etwas erledigen«, rechtfertigte er sich unbeeindruckt. »Und ich bin freiwillig zurückgekehrt, um BARILS Prüfungen fortzuführen. Es ist also nicht notwendig, mir zu drohen – oder mich festzuhalten.«
Die Zentrifaal zischte. »Glaubst du ernsthaft, du hättest noch das Recht auf eine Prüfung? Nach allem, was du getan hast?«
Im Geiste überschlug Rhodan seine Taten. Er hatte einen Ritter angegriffen und sich seines Permits bemächtigt. Er hatte Daten gestohlen – wobei er nicht wusste, ob das bereits aufgeflogen war. Er hatte ein paar Wachen paralysiert und einen Gleiter gestohlen. Vielleicht war er mittlerweile etwas zu sehr abgehärtet, aber ihm kam nichts davon allzu schwerwiegend vor.
Bei all der Huldigung, die BARILS Ritter in dieser Galaxis erfuhren, hatte er jedoch möglicherweise allein mit seinem Widerstand bereits etliche Todsünden auf sich geladen. Trotzdem – sein guter Wille musste doch auch etwas zählen!
»Ich hatte dich für vorausschauender gehalten«, sagte A-Kuatond. »Aber deine Taten sprechen für sich. Weitere Prüfungen sind nicht nötig. BARILS Stimme wird dein Urteil verkünden. Gehen wir!«
Rhodan schüttelte das mulmige Gefühl ab, das ihr Tonfall in ihm heraufbeschwor. Er würde BARILS Stimme vorgeführt werden. So weit lief alles nach Plan. Von den Rittern würde er Klarheit erhalten, und dann konnte er geeignet handeln. Selbst wenn er verurteilt wurde – zwei Stunden würde er schon irgendwie herausschlagen.
Warum nur hatte er dann das drängende Gefühl, etwas zu übersehen?
Der Weg in den Verhandlungssaal war ebenso lang wie das erste Mal, als er ins Adyton geführt worden war. Nur dass ihm nun nicht neugierige, sondern vorwurfsvolle Blicke folgten. Offensichtlich hatte sich sein Ausbruch herumgesprochen. Die Wachen schienen jedenfalls froh zu sein, dass er im Gewahrsam von A-Kuatonds Robotern war – und angesichts ihrer unverkennbar grimmigen Gesichter ging es Rhodan ganz ähnlich. Wenigstens nahmen die Maschinen ihm die Umstände seiner Flucht nicht übel. Im Gegensatz zu ihrer Befehlsgeberin.
A-Kuatond stieß ihn in den Verhandlungsraum. Das Tor hinter ihm schloss sich mit einem lauten Knall, während sie noch auf ihren Platz zuschritt. Die anderen fünf Ritter waren bereits anwesend. Rhodan konnte nicht sagen, welche von ihnen tatsächlich auf Kessaila weilten und welche nur als Hologramme zugeschaltet waren. Er sah zu Semmaru, und das ungute Gefühl in seinem Bauch verstärkte sich.
Der Diplomat saß entspannt auf seinem Sitz, strich sich mit den unteren Armen über den Leib und zuckte mit den Kiefern.
Ein leises Summen ertönte, und über dem grauen Thron erschien erneut die stilisierte Waage, hinter der sich BARILS Stimme verbarg.
»Der Orden hat zusammengefunden«, leitete sie die Zeremonie ein, »um über das Schicksal des Terraners Perry Rhodan zu urteilen. Lasst uns beginnen.« So weit war alles, wie Rhodan es bereits von seiner ersten Verhandlung her kannte. Doch statt nun einen Kläger oder seine Verteidigung aufzurufen, fuhr die Stimme selbst fort: »Du hast dich den Auflagen deiner Prüfungen widersetzt. Du hast Gewalt gegen einen Ritter angewandt, und du hast die Freiheit, die dir eingeräumt wurde, missbraucht, um innerhalb des Allerheiligsten Leben zu beenden.«
Leben beendet? Es kostete Rhodan einen Sekundenbruchteil, um zu begreifen, dass die Stimme nicht von den Simulationen sprach. »Wen soll ich ...« Nein. »Die Kussu!«
»Grausam ermordet in ihren Zellen«, bestätigte Semmaru ohne die geringste Spur von Mitgefühl. »Es zeugt von großer Feigheit, dass du sie getötet hast, obwohl sie dir nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Sie ... und die Wachen, die