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Unter den Narben (Darwin's Failure 2). Madeleine PuljicЧитать онлайн книгу.

Unter den Narben (Darwin's Failure 2) - Madeleine Puljic


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verweigerte er ihr jede Möglichkeit des Kontakts. Und wenn er diese Bilder sah, würde er sie erst recht verdammen. Für etwas, das sie nicht getan hatte, das sie niemals unterstützt hätte.

      Was sie auch tat, wie sehr sie es auch versuchte, sie entkam dem Schatten der Gewalt nicht, den die Puristen verbreiteten. Ranya ballte die Hand zur Faust, aber in dieser Geste lag mehr Verzweiflung als Wut. Warum hatten die Reinen ausgerechnet dieses Ziel gewählt? Dort gab es nichts, das es sich zu stehlen lohnte! Was bezweckten sie mit diesem Anschlag?

      Frustriert wandte Ranya sich von den Bildschirmen ab, schlüpfte zwischen Müllbergen und zerbröckeltem Mauerwerk hindurch und trat den Weg zurück in ihren Unterschlupf an. Xenos hätte niemals zugelassen, dass die Reinen sich an Unschuldigen vergingen, ganz gleich, was sie von dem neuen Abt hielten. Das war Wahnsinn! Es würde die Arbeiter und Priester bloß weiter gegen die Reinen aufbringen, und damit würde es auch für sie und ihre Gruppe schwerer werden, zu überleben.

      Ein resignierter Seufzer entrang sich Ranyas Brust. Vielleicht hatte sie im Innersten trotz allem gehofft, dass Haron etwas bewirken konnte. Dass die Oberschicht erkennen würde, wie sehr die Menschheit ihretwegen litt. Aber der Weg, den er dabei beschritt, würde sie alle ins Verderben führen. Und dieses Morden war es, die sinnlose, eskalierende Gewalt, die sie nicht länger mit ansehen wollte. Der Grund, weshalb sie aus der Unterstadt geflohen war.

      Ranya legte eine Hand an die improvisierte Tür zu ihrem Unterschlupf und sah all die Narben und Schwielen, die ihre Finger bedeckten; die schlaffe, fleckige Haut. Sie war alt, wie die meisten Puristen, die sich ihr angeschlossen hatten. Was sollten sie schon ausrichten? Wem sollten sie noch nützen? Sie bezweifelte, dass Haron überhaupt bemerkt hatte, dass sie gegangen waren. Sein Sog war so viel stärker, als sie angenommen hatte. Es waren so wenige, die seinen Weg ablehnten, und so viele, die sich ihm anschlossen. Die Jungen gierten nach Blut, nach Veränderung. Was übrig blieb, waren die Alten und Kinder.

      Aus dem Unterschlupf klang das Lachen eines Mädchens, und unwillkürlich musste Ranya lächeln.

      Ihnen nützten sie. Den Kindern, die niemanden mehr hatten, die von der Straße gekommen oder deren Eltern im Aufstand gefallen waren. Für sie musste sie stark sein, für sie musste sie überleben.

      Ranya drückte die Tür auf und kehrte in ihr neues Zuhause zurück. Die Zuflucht war ärmlich eingerichtet, kaum mehr als ein paar schmutzige Matratzen, die sie um einen niedrigen Tisch herum angeordnet hatten. Es war beengt, und es stank. Aber wenn es den Kindern ermöglichte, ohne Hass aufzuwachsen, ohne den Wunsch, sich Narben zuzufügen … Wenn diese Kinder lachen konnten, dann hatte sich die Entbehrung gelohnt.

      Sie nickte den Frauen zu, die diese wilde Bande von Kleinkindern beaufsichtigten, die über das Matratzenlager stürmte. Saske, die Älteste der Gruppe, kam umständlich auf die Beine.

      »Ist es wahr?«, fragte sie. Ihr Blick zuckte zu den Kindern, doch die waren zu sehr mit ihrem Spiel beschäftigt, um etwas von dem Gespräch mitzubekommen. Dennoch senkte Saske die Stimme noch weiter. »Ein Anschlag auf die Unterschicht?«

      »Es ist das Kloster«, antwortete Ranya ebenso leise. Sie war erstaunt, wie ruhig sie dabei klang.

      Saske presste eine zitternde Hand an den Mund. »Sie werden uns hassen«, wisperte sie.

      »Sie haben allen Grund dazu.« Die Gebetsstätten verweigerten den Reinen bereits jede Spende, und nun, da das Kloster gefallen war, würden sie Puristen erst recht nicht in ihren Gemeinden dulden. Von den Priestern konnte Ranya kein Verständnis erhoffen. Nicht einmal von ihrem eigenen Sohn.

      Dabei hatte sie getan, was Atlan ihr nahegelegt hatte: Sie hatte die Unschuldigen aus Harons Fängen geholt. Obwohl sie gewusst hatte, dass es schwer werden würde, allein zu überleben. Sie hatte auf Atlans Unterstützung gehofft. Nun musste sie einen anderen Weg finden – oder sterben.

      Saske scheuchte einen schmutzigen Jungen fort, der sie am Ärmel zog, und fragte leise: »Werden sie uns aufspüren?«

      »Wen meinst du?«, entgegnete Ranya. »Die Priester? Die Arbeiter? Oder die Reinen?« Keine dieser Aussichten war angenehm. Ihre Feinde nahmen von Stunde zu Stunde zu.

      Saske war wohl zu einem ähnlichen Schluss gekommen. Sie hob mit einer beiläufigen Geste die Schultern. »Macht es einen Unterschied?«

      Ranya lächelte bitter. »Nein, ich schätze nicht.« Wer auch immer sie hier finden sollte, würde sie verurteilen für das, was sie waren. Puristen. Verräter. Abtrünnige.

      Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, ihrem Jungen zu zeigen, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Dass sie die Aktionen der Puristen nicht unterstützte, nichts mit all dem Wahnsinn zu tun hatte.

      Doch sie zögerte. So sehr sie Atlan auch wiedersehen wollte, sie konnte unmöglich an seiner Gebetsstätte erscheinen. Er würde sie nicht empfangen, sie würde nur für Unruhe sorgen. Wenn sie jetzt ging, würde sie womöglich nicht zurückkehren, und sie durfte ihre Schützlinge nicht im Stich lassen. Also musste sie jemand anderen schicken. Keinen Puristen, niemanden, dem man die Verbindung zu den Attentätern ansah. Jemanden, der unauffällig war und der sich in Noryaks Straßen zurechtfand.

      Ihr Blick fiel auf die Neue. Ein Mädchen, das nicht lachte, nicht weinte. Sie saß still in ihrer Ecke, beobachtete die anderen Kinder beim Spiel und gesellte sich doch nie dazu. Das Leben an der Oberfläche hatte tiefe Wunden in ihr hinterlassen, die erst nach und nach zu heilen begannen. Es hatte Wochen gedauert, bis sie den Reinen mit etwas anderem als Feindseligkeit und Misstrauen begegnet war. Mittlerweile schien das Mädchen ihre Anwesenheit immerhin zu dulden.

      Irgendetwas sagte Ranya, dass der Tag gekommen war, sie als eine der ihren anzusehen.

      »Leera«, sagte sie sacht. »Komm her, Kind. Ich möchte dich um etwas bitten.«

      Haron

      Mit der stickigen Luft der Unterstadt schlug Haron auch der Lärm entgegen. Tausende gedämpfte Stimmen, die durch ihre schiere Masse in seinen Ohren dröhnten. Sie klangen euphorisch, und das ließ ihn seine Schritte beschleunigen.

      Doch als er die Haupthalle erreichte, prallte er unwillkürlich zurück. Wann waren sie so viele geworden? Die Höhle war bis auf den letzten Winkel mit Menschen gefüllt, die Luft war so verbraucht, dass er das Gefühl hatte, nicht genug Atem zu bekommen. Es stank nach den Ausdünstungen tausender Leute, nach Hunger, Krankheit und Schweiß.

      Das schien die versammelten Leute allerdings nicht zu stören. Sie plauderten ausgelassen, feierten mit dem Wenigen, was sie hatten.

      Harons Rationierung war hart, wenn sie ihn also nicht noch weiter hintergangen hatten, waren das die Vorräte der nächsten Woche, die sie für ihre Feier benutzten. Entweder vertrauten sie darauf, dass er die Einteilung lockerte, oder sie nahmen den Hunger in Kauf. Die Leiber, die Haron unter den Lumpen ausmachen konnte, waren ebenso abgemagert wie der des Klosterjungen, den er noch auf dem Arm trug. Und trotzdem feierten sie.

      Was gab es an der Zerstörung des Klosters zu feiern? Was dachten sie, dass sie mit ihrem Anschlag erreicht hätten? Nichts als sinnlose Gewalt, die unnütze Verschwendung wertvoller Ressourcen. Das war nicht der Weg, den er ihnen zeigen wollte. Er hatte die Puristen aus ihrem passiven Zustand befreien wollen, um eine bessere Welt zu schaffen. Mit ihnen, für sie. Für alle, die unter dem Joch der Oberklasse litten. Für Sianna …

      Bei dem Gedanken an seine Frau spannte er unwillkürlich die Muskeln an. Das Kind begann zu wimmern. Haron wandte sich zu seinem stillen Begleiter um und drückte ihm den erschöpften Jungen in die Arme.

      »Bring ihn zu den anderen«, ordnete er an. »Sieh zu, dass er etwas zu essen bekommt, und dann hol dir deinen Anteil am Gelage.«

      Hemmon grinste. Als hätte Haron ihm die Teilnahme am Fest irgendwie verwehren können. Er konnte von Glück reden, wenn der Hüne es nicht als Nachteil ansah, ihn begleitet zu haben. Einen ganzen Tag hatten sie auf den Besuch des Klosters verschwendet, während die anderen aktiv geworden waren. Wenn die Reinen erst einmal zu dem Schluss kamen, dass sie besser beraten waren, Ariat zu folgen statt ihm …

      Ein Gedanke, den er von


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