Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth SwobodaЧитать онлайн книгу.
allein sein muss, um mich wirklich entspannen zu können.«
»Nun, möglicherweise bist du bald allein.«
Er fasste sie hart am Arm. »Was willst du damit sagen?«
»Dass du mich mit deinen überflüssigen Vorwürfen in Ruhe lassen sollst. Du hast kein Recht, eifersüchtig zu sein.«
»Immerhin bist du die Mutter meines Sohnes.«
»Aber nicht deine Frau!«
»Warum betonst du das so? Ist es etwa meine Schuld?«
»Ja.«
»Wie kannst du nur so die Wahrheit verdrehen! Habe ich dich nicht gebeten, mich zu heiraten?«
»O ja. Und gleichzeitig hast du darauf hingewiesen, wie schwierig es sein wird, mit deinem Gehalt eine Familie zu ernähren.«
»Damals konnte ich nicht ahnen, dass ich beruflich so schnell vorwärtskommen würde. Ich stand doch erst am Beginn meiner Karriere.«
»Karriere nennst du das? Dass ich nicht lache. Was bist du denn? Du klebst an deinem Schreibtisch …«
»Immerhin treffe ich wichtige Entscheidungen …«
»Hör auf großzutun. Auf mich machst du damit keinen Eindruck.«
»Ja, ich weiß, du wolltest schon immer höher hinaus.«
»Das ist nicht wahr. Damals wäre ich damit zufrieden gewesen, nur für dich und das Kind dazusein. Aber deine Reaktion auf die Eröffnung, dass ich schwanger sei, werde ich nie vergessen.«
»Mein Gott, im ersten Schock sagt man manches, was nicht so gemeint ist.«
»Ich bin auch aus allen Wolken gefallen, als mir der Arzt damals mitteilte, dass ich in anderen Umständen sei. Aber mir ist niemals der Gedanke gekommen, das Kind abtreiben zu lassen.«
»Habe ich etwa darauf bestanden? Im Gegenteil, ich habe Anselm sehr gern.«
»Und was tust du für ihn? Ab und zu besuchst du uns, und zu Weihnachten und an seinem Geburtstag bringst du ihm ein Geschenk. Das ist alles.«
»Du warst diejenige, die den Namen seines Vaters verschwiegen hat.«
»Ja, weil du mich angefleht hast wegen des Skandals. Du hast gefürchtet, dass dein Großonkel Albert dich enterben würde. Inzwischen ist er zwar gestorben, und du bist in den Besitz seiner Villa und seines Vermögens gelangt, aber jetzt darf wiederum deine Frau nichts erfahren.«
»Ich will ihr den Kummer ersparen.«
»Ja, in dieser Beziehung bist du rücksichtsvoll. Aber an den Wochenenden und in den Ferien lässt du sie allein.«
»Ich habe ihr an unserem letzten Hochzeitstag einen eigenen Wagen geschenkt, damit sie unabhängig ist und hinfahren kann, wohin sie will.«
»Und? Gibt sie sich damit zufrieden?«, fragte Lauretta ironisch.
Er wich ihr aus. »Es hätte gar nicht so weit kommen müssen. Wenn wir damals sofort geheiratet hätten, wären wir jetzt eine glückliche Familie. Ich war dazu bereit. Natürlich musste ich klarstellen, dass es uns anfangs nicht besonders gut gehen würde und dass wir auf manches würden verzichten müssen. Das hat dich kopfscheu gemacht.«
»O nein.«
»O doch. Du hast gezögert und damit begonnen, dich nach einer besseren Partie umzusehen. Einen wohlhabenden Geschäftsmann wolltest du dir angeln. Beinahe wäre es dir sogar gelungen.«
»Nicht nur beinahe«, versetzte Lauretta zornig. »Egon war bereit, mich auf der Stelle zu heiraten.«
»So? Und wieso heißt du noch immer Nissel und nicht Brauner?«
»Weil ich es schließlich nicht über mich bringen konnte, einen Mann zu heiraten, der mir gleichgültig war.«
»Aber du hast es über dich gebracht, dir von ihm einen Kosmetiksalon einrichten zu lassen.«
Lauretta zuckte mit den Schultern. »Er wollte mich unbedingt versorgen. Warum hätte ich es ablehnen sollen? Geld hatte er genügend. Ich habe ihm übrigens alles wieder zurückgezahlt!«
»Wie edel von dir!«
»Spotte nicht. Ich sehe nicht ein, weshalb wir uns hier streiten sollen. Wohin soll das führen? Die Situation, in der wir uns befinden, lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Und du willst es doch auch gar nicht, oder?«
Otmar Wieninger zögerte mit der Antwort.
»Nun?«
»Ich weiß nicht. Es würde für meine Frau einen Schock bedeuten, wenn ich ihr plötzlich eröffnen würde, dass ich mich von ihr scheiden lassen will. Sie ist vollkommen ahnungslos.«
»Und diesen Schock möchtest du ihr ersparen?«
»Ja.«
»Du liebst sie also?«
Wieder war er um eine Antwort verlegen. Lauretta nahm sie ihm ab: »Sicher liebst du sie. Warum hättest du sie sonst geheiratet? Wir beide haben ein Kind, aber du hast eine andere geheiratet.«
»Erst nachdem du mich abgewiesen hattest.«
»Du hättest versuchen können, mich umzustimmen.«
»Das hätte dir so gepasst. Ich hätte dir nachlaufen sollen, während du deinem Egon den Kopf verdrehtest.«
»Aber ich habe meinen Egon, wie du es ausdrückst, nicht geheiratet. Wenn du auf mich gewartet hättest … Aber nein, du bist hingegangen und hast dich mit der Nächstbesten verlobt.«
»Sie ist nicht die Nächstbeste.«
»Warum bist du dann nicht mit ihr hierhergefahren?«
Er stöhnte: »Ach, Lauretta, warum quälst du mich so? Du weißt, dass ich nicht loskommen kann von dir. Ich liebe dich.«
»Davon merke ich wenig.«
Er schöpfte tief Atem. »Was verlangst du von mir? Ich bin nicht frei, aber wenn ich es wäre, würdest du mich dann heiraten und für immer bei mir bleiben?«
Sie schwieg eine Weile. »Nein, ich glaube nicht«, sagte sie endlich. Ihre Stimme klang dabei ein wenig traurig. »Es ist zu spät. Ich kann mich jetzt nicht mehr ändern. Ich will das erreichen, was ich mir vorgenommen habe.«
»Was hast du dir vorgenommen? Sind wir hier in diesem Luxushotel abgestiegen, weil du auf der Suche nach einem reichen Mann bist?«
Lauretta lächelte und schüttelte den Kopf. Sie war wirklich nicht auf Reichtum aus. Ihre Wünsche bewegten sich in einer ganz anderen Richtung.
»Wollen wir nicht diesen dummen Streit beenden?«, bat sie. »Er beeinträchtigt die Urlaubsstimmung. Wir sind hierhergekommen, um uns zu erholen. Zu keinem anderen Zweck.«
Er sehnte sich danach, ihr glauben zu können, aber es gelang ihm nicht, sein Misstrauen ganz zu unterdrücken. Und schon am folgenden Tag stellte sich heraus, dass sein Gefühl ihn nicht getäuscht hatte.
Lauretta erschien in einem durchscheinenden dünnen Badekleid, unter dem sie einen winzigen Bikini trug, zum Frühstück. »Schnuck« erinnerte sich seiner Niederlage vom vergangenen Abend und versagte es sich, ihr einen Vorwurf bezüglich dieses offenherzigen Kleidungsstückes zu machen. Doch dann fielen ihm die Pläne, die sie für den heutigen Tag geschmiedet hatten, ein.
»Hast du vor, heute zum Strand zu gehen?«, fragte er.
»Natürlich.«
»Aber wir hatten ausgemacht, heute die Altstadt von Hammamet zu besichtigen.«
»Ach ja – richtig.« Lauretta tat, als ob ihr dieses Vorhaben völlig entfallen wäre. »Das habe ich ganz vergessen. Ich habe mich zum Baden angezogen.«
»Du könntest dich ja umziehen«, schlug er vor.
»Nein, das ist mir zu lästig. Außerdem ist es so