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Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth SwobodaЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 14 – Familienroman - Elisabeth Swoboda


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geblutet«, berichtete Irmela sachlich. »Der junge Mann hat ihn sofort zu seinem Wagen gebracht und ist mit ihm zum Krankenhaus gefahren.«

      »Und Polizeimeister Kirsch?« Nick kratzte sich etwas verlegen hinter den Ohren.

      »Hat ihm geholfen.« Fabian schnupfte.

      »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, murmelte Nick.

      »Ich auch nicht«, pflichtete Pünktchen ihm bei.

      »Wir laufen zu Frau Rennert. Vielleicht weiß sie noch gar nichts davon.« Angelika setzte sich schon in Bewegung.

      »Herr Kirsch war doch bei ihr und hat mit dem Krankenhaus telefoniert«, erinnerte Henrik das Mädchen.

      »Trotzdem.«

      Jetzt hatten es die Buben und Mädchen plötzlich eilig. Nick und Pünktchen blieben allein zurück. Sie ließen sich ins Gras sinken.

      »Ich weiß nicht, aber ich glaube, wir haben etwas sehr Dummes gemacht«, jammerte Pünktchen. Ihre blauen Kinderaugen füllten sich mit Tränen.

      »Den Eindruck habe ich auch«, stöhnte Nick und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Ich glaube jetzt, dass der junge Mann gar nicht der gesuchte Entführer ist.«

      »Aber warum hat er sich dann so komisch verhalten?«

      »Weiß ich nicht.« Nick ließ traurig den Kopf hängen. Es belastete ihn schwer, dass ausgerechnet in Sophienlust ein Kind zu Schaden gekommen war. »Was glaubst du, was meine Mutti sagen wird?«, fragte er zerknirscht.

      »Glaubst du, dass alles nicht passiert wäre, wenn wir nicht zu Herrn Kirsch gegangen wären?« Pünktchens Zähne schlugen klappernd aufeinander.

      »Woher soll ich das wissen? Aber wenn Uwe tatsächlich stirbt, dann kann ich nie mehr richtig froh sein.«

      »Ich auch nicht.« Pünktchens dünnes Stimmchen klang kläglich.

      »Wenn Mutti alles erfährt, wird sie schimpfen. Sie hat mir schon so oft gesagt, dass ich mich nicht mit solchen Dingen befassen soll.« Nick empfand echte Reue. Warum hatte er seine Mutti nicht zuerst um Rat gefragt? Warum hatte er sich ihr nicht anvertraut?

      »Ob wir ihr alles sagen sollen?«, flüsterte das blonde Mädchen verzagt. »Vielleicht ist sie dann nicht so böse.«

      Eigentlich konnte sich Pünktchen die charmante Tante Isi überhaupt nicht böse vorstellen. Sie schimpfte niemals, verlor nie die Beherrschung. Wenn ein Kind ungezogen war oder wenn es Dummes angestellt hatte, sprach sie gütig und liebevoll mit ihm – und schon war alles nur noch halb so schlimm.

      Nick hatte ähnliche Gedanken. Seiner Mutti alles anzuvertrauen, ihre Meinung zu hören, dieser Wunsch wurde immer unüberwindlicher in ihm. »Radeln wir nach Schoen­eich hinüber. Mutti hat Besuch.«

      »Aber dann können wir doch nicht stören«, wehrte sich Pünktchen.

      »Wir probieren es.« Nick nahm bereits sein Fahrrad.

      Was blieb Pünktchen anderes übrig, als ihm zu folgen?

      *

      Unruhig ging Christian Gentsch im Wartezimmer auf und ab. Er konnte vor Nervosität keinen Augenblick stillstehen. Schwester Regine war mit dem Bus nach Sophienlust zurückgekehrt. Dringend hatte sie den Studenten gebeten, über das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung telefonisch zu berichten.

      Der junge Mann sah immer wieder zu der elektrischen Uhr. Es war jetzt eine knappe Viertelstunde vergangen, seit er Uwe hier einer Krankenschwester übergeben hatte, die ihn sofort in den Untersuchungsraum gebracht hatte.

      Warum dauerte es nur so unheimlich lange? Was machte man mit dem armen kleinen Jungen? Christian fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das dichte blonde Haar. Was hätte er dafür gegeben, wenn er alles hätte ungeschehen machen können. Doch was änderte es, wenn er sich Vorwürfe machte, wenn er sich die Haare raufte? Es half Uwe nicht das Geringste.

      War Uwes junges Leben noch zu retten? Oder musste er bezahlen für den Leichtsinn anderer? Welch schwere Vorwürfe würde Inge ihm machen, wenn sie alles erfahren würde? Inge, die dieses Kind liebte wie nichts anderes auf der Welt?

      Sie würde ihm nie verzeihen, dass er den Kleinen aus der Obhut der Kindergärtnerin fortgelockt hatte, dass er ihn später allein zurückgeschickt hatte.

      Inge! Wenn Christian an die schlanke junge Frau dachte, wurde ihm noch viel elender zumute. Es gab keine Entschuldigung für seinen Leichtsinn. Wenn Uwe nicht mehr gesund wurde, würde er auch Inge verlieren.

      Verlieren? Besaß er sie denn? Sie hatte ihm zu keinem Zeitpunkt Hoffnungen gemacht. Immer war sie freundlich, aber zurückhaltend geblieben. Sie hatte nur gesagt, dass sie sich von ihrem Mann trennen würde, um allein mit dem Kind zu leben. Er hatte nie so recht daran geglaubt. Er war fast sicher gewesen, dass es ein bisschen Koketterie war, die Inge zu dieser Aussage verleitet hatte. Doch jetzt war er dessen nicht mehr so sicher.

      Er selbst hatte immer wieder von Liebe gesprochen, aber Inge hatte dazu den Kopf geschüttelt und auf sein Studium verwiesen. Warum wollte sie nicht verstehen, dass sie ihm viel, viel wichtiger war als das Studium?

      Christian fuhr herum, denn eben wurde die Tür geöffnet. Ein großer dunkelhaariger Mann in einem langen weißen Kittel erschien.

      »Und?« Christians blaue Augen wurden unnatürlich groß. »Wie …, wie geht es Uwe?«

      »Er hat Glück gehabt, der Kleine. Es war kein Schädelbruch, wie wir zunächst vermuteten. Nur eine tiefe Fleischwunde.«

      »Dann …, dann wird er durchkommen?« Die Stimme versagte Christian den Dienst. Flehend rang er die Hände.

      »Wir haben eine Tetanusspritze und Schmerzmittel gegeben, die Wunde desinfiziert und vernäht. Nur eines macht uns Kummer. Das Kind hat sehr viel Blut verloren. Und dieses Blut muss sofort ersetzt werden. Leider haben wir keine entsprechenden Konserven vorrätig, da der Junge eine sehr seltene Blutgruppe besitzt.«

      »Aber ich …, ich könnte doch Blut spenden.« Christian keuchte vor Aufregung. Ihm war, als entscheide sich in diesen Minuten sein ganzes weiteres Leben.

      »Sind Sie verwandt mit dem Kind?« Der Arzt zog die Augenbrauen hoch.

      »Ich bin der Vater.« Es erschien Christian unbegreiflich, dass der Mediziner das nicht gleich gesehen hatte.

      »Das ist etwas anderes. Würden Sie bitte ins Labor mitkommen, damit wir entsprechende Untersuchungen anstellen können?«

      »Aber es eilt doch. Wozu diese Formalitäten?« Der Atem des Studenten ging laut und hechelnd.

      »Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Sie sind doch Medizinstudent und wissen, dass schwere gesundheitliche Schäden auftreten können, wenn man bei der Blutgruppenbestimmung die nötige Sorgfalt vermissen lässt. In schweren Fällen kann ein solcher Leichtsinn sogar den Tod zur Folge haben.«

      »Ja, ja, selbstverständlich.« Christian drängte zur Tür, ging rasch neben dem Arzt durch den langen blankgebohnerten Gang.

      In dem kleinen Labor wurde ihm eine Blutprobe entnommen, dann wurde er ins Wartezimmer zurückgeschickt.

      Wieder vergingen bange Minuten. Wieder sah Christian alle paar Minuten auf die Uhr. Seine Nervosität steigerte sich ins Unerträgliche. Endlos lang erschien ihm die Zeit, bis endlich der Arzt wiederkam.

      »Können wir anfangen?«, fragte Christian sofort.

      Bedächtig schüttelte der Arzt den Kopf. »Leider hat die Blutgruppenbestimmung ergeben, dass Sie nicht der Vater des Kindes sein können.«

      Christians Unterkiefer klappte nach unten. Er machte in diesem Augenblick wirklich keinen besonders intelligenten Eindruck. »Sie …, Sie müssen sich getäuscht haben«, stotterte er endlich. »Dr. Gerlitz hat doch in seiner Kartei meinen Namen angegeben. Er ist bestimmt ein gewissenhafter Mann.«

      »Es gibt keinen Zweifel«, beharrte der Arzt. »Sie haben die sehr häufig vorkommende


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