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Der Hund der Baskervilles. Arthur Conan DoyleЧитать онлайн книгу.

Der Hund der Baskervilles - Arthur Conan Doyle


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diesem Hund gehört. Es ist die Lieblingsgeschichte der Familie, allerdings habe ich bis jetzt niemals daran gedacht, sie ernst zu nehmen. Was den Tod meines Onkels betrifft – na, in meinem Kopf geht alles drunter und drüber, ich kriege das noch nicht klar. Sie scheinen sich auch noch nicht entschieden zu haben, ob es ein Fall für einen Polizisten oder einen Geistlichen ist.«

      »Stimmt.«

      »Und nun kommt noch diese Sache mit dem Brief an mich im Hotel dazu. Ich nehme an, daß das hineinpaßt.«

      »Es scheint jedenfalls der Beweis dafür, daß es jemanden gibt, der besser als wir weiß, was auf dem Moor vorgeht«, sagte Dr. Mortimer.

      »Und außerdem«, sagte Holmes, »daß jemand Ihnen nicht übel will, da man Sie vor Gefahr warnt.«

      »Oder daß mich jemand in eigenem Interesse abschrecken will.«

      »Ja, das ist natürlich auch möglich. Ich bin Ihnen sehr dankbar, Dr. Mortimer, daß Sie mich vor ein Problem gestellt haben, das mehrere interessante Möglichkeiten bietet. Aber was wir nun praktischerweise zu beschließen haben, Sir Henry, ist, ob es für Sie ratsam wäre oder nicht, nach Baskerville Hall zu fahren.«

      »Warum sollte ich nicht hinfahren?«

      »Es scheint gefährlich zu sein.«

      »Meinen Sie wegen dieses Familienungeheuers oder wegen menschlicher Wesen?«

      »Das müßten wir eben herausfinden.«

      »Was es auch sei – meine Antwort steht fest. Es gibt keinen Teufel in der Hölle, Mr. Holmes, und keinen Menschen auf der Erde, der mich daran hindern könnte, das Heim meiner Vorfahren zu betreten, und das können Sie als meine endgültige Antwort ansehen.« Während er so sprach, stieg ihm das Blut zu Kopf, und er runzelte die dunklen Brauen. Offensichtlich war das feurige Temperament der Baskervilles in diesem, ihrem letzten Sproß nicht erloschen. »Bei all dem«, fuhr er fort, »habe ich kaum Zeit gehabt, das alles zu überlegen. Es ist schwer, diese Sache gleichzeitig zu verstehen und entscheiden zu müssen. Ich möchte eine Stunde Zeit und Ruhe haben, um allein zu einem Entschluß zu kommen. Hören Sie, Mr. Holmes, jetzt ist es halb zwölf, und ich gehe gleich in mein Hotel zurück. Wie wäre es, wenn Sie und Ihr Freund Dr. Watson um zwei Uhr mit uns essen würden? Ich kann Ihnen dann besser sagen, was ich von der Sache halte.«

      »Paßt Ihnen das, Watson?«

      »Vollkommen.«

      »Dann können Sie uns erwarten. Soll ich einen Wagen rufen lassen?«

      »Ich möchte lieber zu Fuß gehen; das alles hat mich ziemlich verwirrt.«

      »Ich gehe mit Vergnügen mit«, sagte sein Begleiter.

      »Dann treffen wir uns um zwei Uhr wieder. Au revoir und guten Morgen.«

      Wir hörten die Schritte unserer Besucher die Treppe hinabgehen und die Haustür ins Schloß fallen. Im Nu hatte sich Sherlock Holmes aus einem matten Träumer in einen Mann der Tat verwandelt.

      »Hut und Schuhe, Watson, schnell! Wir haben keine Minute zu verlieren!« Er stürzte im Schlafrock in sein Zimmer und kehrte wenige Sekunden später im Gehrock zurück. Wir eilten die Treppe hinunter und auf die Straße. Dr. Mortimer und Baskerville waren noch zu sehen, etwa zweihundert Yards vor uns, Richtung Oxford Street.

      »Soll ich vorauslaufen und sie anhalten?«

      »Nicht um alles in der Welt, mein lieber Watson. Ich bin mit Ihrer Gesellschaft vollkommen zufrieden, wenn Sie meine ertragen. Unsere Freunde sind sehr gescheit, denn es ist wirklich ein schöner Morgen für einen Spaziergang.«

      Er beschleunigte seine Schritte, bis sich die Distanz, die uns trennte, auf die Hälfte verringert hatte. Dann folgten wir ihnen, immer in einem Abstand von hundert Yards, in die Oxford Street und die Regent Street hinunter. Einmal blieben unsere Freunde stehen und sahen in ein Schaufenster, worauf Holmes dasselbe tat. Einen Augenblick später stieß er einen kleinen Ausruf der Befriedigung aus, und dem Blick seiner Augen folgend sah ich, daß eine Droschke, die mit einem Mann darin an der anderen Straßenseite gehalten hatte, nun wieder langsam weiterfuhr.

      »Das ist unser Mann, Watson! Kommen Sie! Wir werden ihn uns gut ansehen, wenn wir schon nichts anderes tun können.«

      In diesem Moment bemerkte ich, daß stechende Augen über einem dichten schwarzen Bart durch das Seitenfenster der Droschke auf uns blickten. In demselben Augenblick flog die Klappe des Wagendachs auf, dem Kutscher wurde etwas zugerufen, und das Gefährt raste die Regent Street hinunter. Holmes blickte sich suchend nach einem andern Wagen um, aber es war kein freier in Sicht. Daraufhin stürzte er sich in wilder Verfolgung mitten in das Gewühl des Verkehrs, aber der Vorsprung war zu groß und die Droschke bereits außer Sichtweite.

      »Na, aber so etwas!« sagte Holmes erbittert, als er atemlos und blaß vor Ärger zu mir zurückkehrte. »Hat man je von solchem Pech und von so miserabler Vorbereitung gehört? Watson, Watson, wenn Sie ein wahrheitsliebender Mensch sind, werden Sie auch dies hier erwähnen und es gegen meine Erfolge abwägen.«

      »Wer war der Mann?«

      »Ich habe keine Ahnung.«

      »Ein Spitzel?«

      »Nun, nach allem, was wir gehört haben, ist es offensichtlich, daß Baskerville seit seiner Ankunft in London von irgend jemandem beschattet wird. Wie wäre es sonst möglich gewesen, so schnell zu wissen, daß er im Northumberland-Hotel abgestiegen ist? Wenn man ihn am ersten Tag beschattet hat, dachte ich, ist es nur natürlich, daß man es am zweiten ebenfalls tut. Sie haben vielleicht bemerkt, daß, während Dr. Mortimer seine Geschichte vorlas, ich zweimal ans Fenster getreten bin?«

      »Ja, ich erinnere mich.«

      »Ich wollte sehen, ob irgend jemand unten herumsteht, aber ich habe niemanden gesehen. Wir haben es mit einem schlauen Kerl zu tun, Watson. Diese Angelegenheit ist sehr verzwickt, und wenn ich mir auch noch nicht darüber klar bin, ob es gute oder böse Mächte sind, mit denen wir es zu tun haben, fühle ich doch Kraft und Planmäßigkeit hinter allem. Als unsere Freunde uns verlassen haben, bin ich ihnen sofort nachgeeilt, in der Hoffnung, ihren unsichtbaren Begleiter zu entdecken. Er war aber so schlau, nicht zu Fuß zu gehen, sondern einen Wagen zu nehmen, so daß er zurückbleiben oder ihnen vorausfahren und dadurch ihrer Aufmerksamkeit entgehen konnte. Diese Taktik hatte noch dazu den Vorteil, daß, wenn sie einen Wagen genommen hätten, er ihnen hätte nachfahren können. Einen Haken aber hat die Sache doch.«

      »Er gibt sich dem Kutscher in die Hand.«

      »Richtig.«

      »Wie schade, daß wir die Nummer nicht festgestellt haben!«

      »Lieber Watson! Wenn ich auch ungeschickt war – Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich versäumt hatte, die Nummer festzustellen? 2704 ist unser Mann. Aber für den Augenblick nützt uns das wenig.«

      »Ich wüßte nicht, was Sie sonst noch hätten tun können.«

      »Als ich den Wagen bemerkte, hätte ich mich sofort umdrehen und in die andere Richtung gehen sollen. Dann hätte ich einen Wagen nehmen und in angemessener Entfernung dem ersten folgen, oder besser noch, zum Northumberland Hotel fahren und dort warten können. Hätte unser Unbekannter Baskerville bis zum Hotel verfolgt, dann hätten wir ihn mit seinen eigenen Waffen bekämpfen können und sehen, wohin er von dort aus geht. So wie die Sache jetzt steht, haben wir uns durch unbesonnenen Eifer, der von unserem Gegner mit außerordentlicher Schnelligkeit und Energie ausgenutzt wurde, verraten und unseren Mann verloren.«

      Während des Gesprächs waren wir langsam die Regent Street entlanggeschlendert, und Dr. Mortimer und sein Begleiter waren längst unseren Blicken entschwunden.

      »Es hat keinen Sinn, ihnen weiter zu folgen«, meinte Holmes. »Der Beschatter ist verschwunden und wird nicht wiederkehren. Wir müssen sehen, welche Karten wir noch in der Hand haben, und sie mit Entschlossenheit ausspielen. Könnten Sie den Mann im Wagen wiedererkennen?«

      »Nein, ich habe nur gesehen, daß er einen Bart hat.«

      »Das


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