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Das Geheimnis von Cloomber-Hall. Arthur Conan DoyleЧитать онлайн книгу.

Das Geheimnis von Cloomber-Hall - Arthur Conan Doyle


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auf das weite Moor sowie auf den breiten, blauen Streifen Wasser hinabblickend, welcher jenes wie mit einem Gürtel von weißem Schaum umspannte. Im fernen Nordwesten erglänzte der Gipfel vom Mount Throoter in den Strahlen der Morgensonne, und von der großen, nach Belfast führenden Wasserstraße her sah man den Rauch von eilenden Dampfern aufsteigen.

      »Ist das Bild nicht wundervoll?« fragte Gabriele, mit ihren Händen meinen Arm umfassend. »O John, weshalb können wir nicht frei über die Wellen davonsegeln und alle unsere Sorgen hier am Ufer zurücklassen?«

      »Was für Sorgen sind es denn, die du so gern zurücklassen möchtest, mein Lieb?« fragte ich. »Darf ich sie nicht kennen, damit ich dir helfen kann, sie zu tragen?«

      »Ich habe keine Geheimnisse vor dir, John,« antwortete sie. »Unsere Hauptsorge ist, wie du dir leicht denken kannst, das sonderbare Wesen meines armen Vaters. Ist es nicht traurig, daß ein Mann, der sich so vor aller Welt ausgezeichnet hat, von einem abgelegenen Winkel des Landes zum anderen fliehen muß wie ein gemeiner Dieb? Und wir sind außerstande, sein Geschick in irgendeiner Weise zu er leichtern!«

      »Aber weshalb tut er es denn, Gabriele?« fragte ich.

      »O, ich kann es nicht sagen,« antwortete sie freimütig. »Ich weiß nur, daß er irgendeine drohende Gefahr über seinem Haupte schweben fühlt und daß die Ursache hierfür in seinem Aufenthalt in Ostindien zu suchen ist. Aber welcher Art diese Gefahr ist, weiß ich ebensowenig wie du.«

      »Dann weiß es aber dein Bruder!« antwortete ich. »Nach der Art wie er sich mir gegenüber ausließ, bin ich überzeugt, daß er weiß, worin die Gefahr besteht, und daß er sie als wirklich vorhanden ansieht.«

      »Ja, er weiß es und ebenso auch meine Mutter,« antwortete Esther, »aber sie haben es immer vor mir geheim gehalten. Mein armer Vater ist gerade jetzt wieder furchtbar aufgeregt. Tag und Nacht befindet er sich in der schrecklichsten Angst; aber bald ist ja der fünfte Oktober, und dann wird wieder Frieden herrschen.«

      »Woher weißt du das?« fragte ich überrascht.

      »Aus Erfahrung,« erwiderte sie ernst. Am fünften Oktober kommen alle diese Befürchtungen zu einer Krisis. Jahrelang schon pflegt er Mordaunt und mich an dem Tage in unsere Zimmer einzuschließen, so daß wir keine Ahnung haben von dem, was vorgeht! Nachher aber ist es, als ob ihm ein Stein vom Herzen gefallen wäre, und er ist auch verhältnismäßig ruhig, bis der kritische Tag wieder herannaht.«

      »Dann habt ihr ja nur noch ungefähr zehn Tage zu warten,« sagte ich, denn es war jetzt Ende September. »Apropos, Liebste, weshalb sind eigentlich alle eure Zimmer des Nachts erleuchtet?«

      »Hast du das bemerkt?« entgegnete sie. »Das rührt auch von meines Vaters Befürchtungen her. Er kann keine dunkle Ecke in seinem Hause leiden. Er geht nachts viel im Hause umher und sieht alles nach, von den obersten Dachstübchen bis hinunter zu den Kellern. Er hat in jedem Zimmer und in jedem Korridor, auch in den leerstehenden, große Lampen aufstellen lassen, und die Bedienten müssen sie alle anstecken, sobald es dunkelt.«

      »Es nimmt mich wunder, daß ihr eure Bedienten behalten könnt,« sagte ich lachend, »die Mägde in dieser Gegend sind sehr abergläubisch, und alles, was sie nicht verstehen, erregt leicht ihre Einbildungskraft.«

      »Die Köchin und beide Hausmägde sind aus London und an unsere Eigentümlichkeiten gewöhnt. Wir bezahlen außerordentlich gut, um sie für alle etwaigen Unannehmlichkeiten zu entschädigen. Israel Stakes, der Kutscher, ist der einzige, der aus dieser Gegend stammt, und er scheint ein phlegmatischer, ehrlicher Kerl zu sein, der sich nicht ins Bockshorn jagen läßt.«

      »Armes Mädchen!« rief ich aus, auf die schlanke Gestalt neben mir blickend. »Das ist doch kein Leben für dich! Weshalb erlaubst du mir nicht, dich davon zu erlösen? Soll ich zum General gehen und ihn einfach um deine Hand bitten? Schlimmstenfalls könnte er sie mir doch nur abschlagen!«

      Sie erbleichte bei dem bloßen Gedanken an eine solche Möglichkeit.

      »Um des Himmels willen, John,« rief sie aus. »Tue das nur nicht! Er würde uns alle sofort bei Nacht fortschleppen, und binnen acht Tagen würden wir uns in irgendeiner Wildnis ansiedeln, wo wir nie wieder Gelegenheit hätten, einander zu sehen oder auch nur voneinander zu hören. Außerdem würde er uns nie verzeihen, daß wir uns aus dem Park hinausgewagt haben.«

      »Ich glaube nicht, daß er ein hartherziger Mann ist,« bemerkte ich. »Ich habe wiederholt, trotz seines finsteren Aussehens, einen freundlichen Blick in seinen Augen bemerkt.«

      »Er kann der allergütigste Vater sein,« entgegnete sie, »aber er ist schrecklich, wenn man sich ihm widersetzt. Du hast ihn noch nie so gesehen, und hoffentlich wirst du auch nie Gelegenheit dazu haben. Diese eiserne Willenskraft und diese unbeugsame Energie waren es eben, die ihn zu einem schneidigen Offizier machten. Glaube mir, in Ostindien stand er in höchstem Ansehen. Die Soldaten fürchteten ihn. würden ihm aber überallhin gefolgt sein.«

      »Und hatte er damals schon diese nervösen Anfälle?«

      »Gelegentlich, aber bei weitem nicht so heftig. Er scheint zu glauben, daß die Gefahr – worin sie auch immer bestehen mag – mit jedem Jahre drohender wird. Ach, John, es ist schrecklich, so mit dem Damoklesschwert über unseren Häuptern dahinleben zu müssen – und noch schrecklicher für mich, weil ich keine Ahnung habe, woher der Streich kommen kann!«

      Ich ergriff ihre Hand und zog sie an mich.

      »Liebe Gabriele,« sagte ich, »sieh dir nur diese reizende Landschaft und das weite, blaue Meer an. Ist nicht alles friedlich und schön? In allen diesen Hütten, die mit ihren roten Ziegeldächern aus dem grauen Moore hervorlugen, leben einfache, gottesfürchtige Menschen, die schwer um ihr tägliches Brot arbeiten und niemand übel wollen. Nur sieben Meilen von hier liegt eine große Stadt, wo alle modernen Schutzmaßregeln für Erhaltung der Ordnung getroffen sind. Zehn Meilen davon ist eine Garnison einquartiert, und ein Telegramm könnte jederzeit eine Kompagnie Soldaten herbeirufen. Jetzt frage ich dich, Schatz, was für eine Gefahr kann euch in dieser Gegend drohen, wo doch Hilfe nahe zur Hand ist? Du sagtest doch, daß die Gefahr in keinem Zusammenhange mit deines Vaters Gesundheit steht?«

      »Nein, davon bin ich überzeugt. Es ist ja wahr, daß Dr. Easterling ihn ein- oder zweimal besucht hat, aber das war nur einer kleinen Unpäßlichkeit wegen. Du kannst versichert sein, daß in dieser Beziehung keine Gefahr vorhanden ist.«

      »Dann kannst du versichert sein,« sagte ich lachend, »daß überhaupt keine Gefahr vorhanden ist. Es muß irgendeine Monomanie oder eine sonderbare Idee sein. Keine andere Hypothese verträgt sich mit den Tatsachen.«

      »Würde eine solche Monomanie meines Vaters die Tatsache erklären, daß meines Bruders Haare ergrauen und meine Mutter zu einem bloßen Schatten dahinschwindet?«

      »Unzweifelhaft!« erwiderte ich. »Die fortwährende Aufregung wie auch die Unruhe und Reizbarkeit des Generals müssen einen solchen Einfluß auf empfindsame Naturen ausüben!«

      »Nein, nein,« sagte sie, traurig den Kopf schüttelnd, »ich bin selbst dieser Unruhe und Reizbarkeit meines Vaters ausgesetzt, aber ich habe nie eine solche Wirkung bei mir beobachtet. Der Unterschied besteht darin, daß sie dieses furchtbare Geheimnis kennen und ich nicht!«

      »Meine Liebste,« sagte ich, »die Zeiten der Familiengespenster und dergleichen sind vorüber. Es spukt heutzutage nicht mehr, und diese Annahme ist deshalb ganz außer Frage. Was bleibt uns dann aber übrig? Es gibt keine andere Theorie, an die man auch nur denken könnte. Glaube mir, das ganze Geheimnis wird sein, daß die Hitze in Ostindien das Gemüt deines armen Vaters angegriffen hat.«

      Was sie mir geantwortet haben würde, das kann ich nicht sagen, denn sie fuhr plötzlich zusammen, als ob sie ein Geräusch gehört hätte. Als sie sich furchtsam umschaute, sah ich, wie ihre Züge starr wurden und ihre Augen sich weit öffneten. Ich folgte der Richtung ihres Blickes, und eine Gänsehaut überlief mich, als ich ein Gesicht gewahrte, das uns, halbversteckt hinter einem Baumstamm, beobachtete – verzerrt und entstellt durch die wildeste Wut.

      Sobald der Mann, dem dieses Gesicht gehörte,


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