Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
weiter Ferne hörte sie ein »Danke!« Die Stimme gehörte Emil Steinhilber. Doch viel wichtiger als sein Dank war die Umarmung seines Enkels Julius.
*
Oskar Roeckl stand vor dem Krankenzimmer seiner Liebsten und hob die Hand, um anzuklopfen, als die Tür von innen aufgerissen wurde.
»Dann messen Sie Ihren Blutdruck doch selbst«, schimpfte die Schwester und stürmte davon.
»Ich wurde an den Augen operiert. Was hat mein Blutdruck damit zu tun?«, schickte Lenni ihr nach.
Oskar rollte mit den Augen. So kannte er seine Lenni. Aber um sie weiterhin zu lieben, musste sich etwas ändern. Er holte tief Luft und trat ein.
»Was wollen Sie schon wieder hier? Ich habe doch gesagt, dass …«, schimpfte Lenni schon wieder los, als sie die Schritte hörte. Aber was war das? Mitten im Satz hielt sie inne und lauschte. Die Falten in ihrem Gesicht glätteten sich. »Sie sind nicht die Schwester!«
»Stimmt auffallend.«
Lenni schnappte nach Luft. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie auch die Augen aufgerissen. Doch Daniel hatte ihr den Verband wieder aufgenötigt. So musste sie sich damit begnügen, nach Oskars Hand zu tasten.
»Endlich! Da bist du ja wieder.« Er war es wirklich. Sie fühlte es an der vom vielen Spülen rauen Haut. An den Schwielen vom Tragen der schweren Kisten mit Saft- und Wasserflaschen und all den anderen Waren, mit denen der Kiosk bestückt werden musste. Zu gern hätte sie die geliebte Hand an ihre Wange gezogen. Doch ihr Stolz verbot ihr solche Rührseligkeiten. »Was fällt dir eigentlich ein, mich ausgerechnet jetzt im Stich zu lassen?«
Oskar wusste, dass Lenni damit ihre Rührung überspielte. Trotzdem zerplatzte seine Hoffnung in diesem Moment wie eine Seifenblase. Sie würde sich niemals ändern! Vielleicht war Hannah doch nicht so unrecht gewesen. Warum nur hatte er ihre Nummer nicht aufgeschrieben?
Sein Schweigen verunsicherte Lenni.
»Was ist denn? Warum sagst du nichts?«
»Wenn du nur wieder auf mir herum hackst, kann ich genausogut wieder gehen. Und dann komme ich nicht zurück. Nur damit du es weißt.« Er wollte seine Hand zurückziehen. Mit erstaunlicher Kraft hinderte Lenni ihn daran.
»Meine Güte, seit wann bist du so eine Mimose?«
»Ich bin keine Mimose. Du benimmst dich einfach manchmal unmöglich. Sogar die Schwester vertreibst du.«
»Weil sie keine Ahnung hat vom Blutdruckmessen.«
»Wahrscheinlich hast du sie mit deinem Gemecker total durcheinander gebracht.«
Mit so viel Gegenwind, noch dazu von allen Seiten, hatte Lenni nicht gerechnet. Sie öffnete den Mund um ihn im nächsten Augenblick wieder zuzuklappen. Eine Weile lag sie im Bett und nagte an ihrer Unterlippe.
»Du bist schuld, dass ich die Schwester angemault habe«, murmelte sie schließlich. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass du nicht zurückkommst. Dass du dir eine andere suchst, die schöner ist als ich.«
»Darum geht es doch überhaupt nicht …«
Lenni hob die Hand.
»Ich weiß. Das hat die Frau Doktor auch schon gesagt.
Oskar setzte sich auf die Bettkante und seufzte tief. Er betrachtete Lennis Hand zwischen seinen Händen.
»Manchmal wundere ich mich wirklich, wie sie es so lange mit dir ausgehalten haben.«
Lenni schluckte.
»Bin ich wirklich so schlimm?«
»Manchmal schon.«
»Vielleicht … vielleicht liegt es ja daran, dass der Kiosk so viel Arbeit macht und wir so wenig Zeit füreinander haben«, krächzte sie so zerknirscht, dass es Oskar trotz allem warm wurde ums Herz. Wusste er nicht auch, dass seine Lenni das Herz am richtigen Fleck hatte? Dass er sich auf sie verlassen konnte, wann immer Not am Mann war? Dass sie einfach nicht gelernt hatte, dass Gefühle keine Schande waren?
»Das kann schon sein. Wir sollten mit Tatjana sprechen. Vielleicht gibt es eine Lösung für den Kiosk.«
»Ja, das machen wir.« Lenni wusste, was auf dem Spiel stand. »Aber bis dahin habe ich noch eine Überraschung für dich.«
Oskar zog eine Augenbraue hoch.
»Eine Überraschung?«
Lenni zog die Hand weg und tastete auf dem Nachtkästchen herum. Endlich bekam sie den Umschlag zu fassen, den Fee dorthin gelegt hatte.
»Hier, das ist für dich.« Sie hielt ihrem Liebsten das Kuvert hin.
Oskar zog die Lasche hoch. Zwei Eintrittskarten fielen heraus. Edel, mit geschwungenen Buchstaben, in Gold gedruckt. Das waren doch nicht etwa …? Umständlich nestelte er seine Brille aus dem Etui. Gleich darauf schnappte er nach Luft.
Lenni war zufrieden mit seiner Reaktion.
»Ich wusste, dass du dich freust.«
Oskar gab sich einen Ruck.
»Und wie!« Lachend beugte er sich über sie und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, während die Eintrittskarten für den Ball im Bayerischen Hof leise raschelnd zu Boden segelten.
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