Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
wenn auch mit einer etwas rauchigen Stimme gesprochen, dann aber bemerkte man schon die Schwierigkeiten, die Mühe, die ihr das Sprechen bereitete.
Rolf Hanson beobachtete Simone aufmerksam, dann fasziniert und sogar mit einer gewissen Beklemmung. Es war ihm ein bißchen unheimlich, wie sie die Mimik von Alice annahm und ihr dadurch immer ähnlicher wurde. Natürlich war sie nur halb so alt wie Alice, aber auch sie hatte ein ungewöhnlich ausdrucksvolles Gesicht.
Die Probeaufnahmen, die dann gemacht wurden, fielen so gut aus, daß Rolf Hanson sich begeistert äußerte, und das war bei ihm selten der Fall.
»Dann können wir gleich morgen richtig einsteigen, Simone«, sagte er, »und dann sollten Sie es sich doch schon mal durch den Kopf gehen lassen, ob Sie nicht umsatteln wollen.«
»Erst, wenn ich mit meiner Mutter, darüber gesprochen habe. Verstehen Sie das bitte, Herr Hanson.«
»Ich hoffe, daß sich Ihre Mutter überzeugen lassen wird, daß Sie als Telefonistin Ihr unglaubliches Talent vergeuden. Ein Talent, wie es selten einem Menschen in die Wiege gelegt wird.«
»Sie sind davon tatsächlich überzeugt?« fragte sie nachdenklich.
»Ich würde es niemals sagen, wenn es nicht so wäre. Sie werden noch erfahren, wie knallhart ich sein kann, wenn ich mit eingebildeten Möchtegernstarlets zu tun habe. Und zu allerletzt würde ich jemandem Hoffnungen machen, die sich nicht erfüllen werden. Und nun fahren wir zu uns. Meine Frau freut sich schon auf Sie.«
*
Ein richtiges Festessen wartete. Auch Vicky und André fanden sich dazu ein, und André benahm sich an diesem Abend so, wie es seine Eltern erhofften, wenngleich er sich auch recht schweigsam verhielt.
Vicky war reizend und aufgeschlossen. Simone aß mit Genuß und interessierte sich auch gleich für die Rezepte.
»Dann kann ich auch mal mit was Besonderem aufwarten, wenn meine Mutter wieder da ist«, erklärte sie lächelnd.
»Kochen Sie gern?« fragte Irene.
»O ja, ich habe nur wenig Gelegenheit, weil Mutti alles macht. Sie traut mir diesbezüglich wohl auch nicht so recht.«
Ihre Unbefangenheit machte sie erst recht anziehend. André beteiligte sich später dann auch an der Unterhaltung und fragte Simone, ob sie hier auch zur Schule gegangen wäre.
»Ja, natürlich.« Sie zählte die Schulen auf, die sie besucht hatte.
»Seht ihr, auch ohne Abi kann man weit kommen«, warf Vicky ein. »Ich habe mich durchquälen mussen.«
»Du wußtest doch nicht, was du wolltest«, sagte André. »Du weißt es auch jetzt noch nicht.«
»Immerhin besuche ich auch eine Sprachenschule«, konterte sie.
»Mit Sprachen allein bekommt man keine Stellung«, sagte Simone ernsthaft.
Vicky wurde verlegen, und André sagte anzüglich: »Und beim Maschineschreiben verdirbt man sich die wohlgepflegten Fingernägel.«
»Ich habe dazu einfach kein Talent«, gestand Vicky ein. »Ich habe es versucht, aber es haut nicht hin.«
»Gib doch zu, daß du lieber daheimbleibst«, sagte André.
»Wenn ich bei deiner Freundin Putzfrau gespielt habe, sind die Fingernägel auch nicht geschont worden«, sagte Vicky nun aggressiv.
»Es ist doch auch deine Freundin«, sagte André gereizt.
»Jetzt kriegt euch bitte nicht wieder in die Haare«, lenkte Irene nun ein. »Was soll denn Simone nur denken?«
Simone lachte. »Das gehört unter Geschwistern doch wohl dazu. Ich habe leider keine, aber ich weiß es von meinen Schulfreundinnen.«
Vicky fragte dann, was sie in ihrer Freizeit treibe, und sie staunte, als Simone dann sagte, daß sie noch nie in einer Discothek gewesen sei.
»Wir können doch mal zusammen ausgehen«, meinte sie.
»Dafür habe ich kein Interesse. Mal ins Konzert oder Kino, ab und zu auch ins Theater, aber Disco, nein, da geht es mir zu laut zu.«
Rolf blinzelte zu seiner Frau hinüber, und die lächelte vergnügt. Ihr gefiel es wie ihm, wie ehrlich Simone ihre Meinung sagte.
»Haben Sie einen Freund, Simone?« fragte Vicky dann ganz schüchtern.
»Nein«, erwiderte Simone lakonisch.
»Dann haben wir wenigstens etwas gemeinsam«, freute sich Vicky.
Rolf brachte Simone dann nach Hause. »Ich hoffe, Sie werden oft bei uns sein, Simone«, sagte er. »Für Vicky ist es sehr gut, daß sie mal ein gleichaltriges Mädchen kennengelernt hat, das schon etwas leistet. Wir sind ja selbst ein bißchen schuld, daß sie zu Hause hockt. Sie war immer ein bißchen anfällig und verspielt. Und dann hatte sich da so eine Clique zusammengefunden, in die sie nicht recht hineinpaßte. Jetzt hat sie das schon gemerkt. Ich kann nur sagen, daß Sie auch für meine Familie ein Gewinn sind. Und ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.«
»Was studiert André?« fragte Simone. »Er hat sich darüber gar nicht geäußert.«
»Architektur, und er wird mal ein guter Architekt werden. In ihm steckt mehr, als man denkt.«
»Äußerlich ist er Ihnen sehr ähnlich«, stellte sie fest.
»Als ich so alt war wie er, befand ich mich auch noch in einem Lernprozeß, aber dann lernte ich Irene kennen und wurde ein Mann«, sagte Rolf lächelnd.
»André sieht mich so eigenartig an«, sagte Simone gedankenverloren. »Irgendwie mißtrauisch.«
»Er macht sich Gedanken, daß sein Vater untreu werden könnte«, lachte Rolf.
»Das kann er doch nicht von mir denken«, sagte Simone bestürzt. »Das ist doch absurd.«
»Er wird diese Meinung schon geändert haben, keine Sorge, Simone. Dann auf morgen.«
»Sagen Sie Ihrer Frau bitte nochmals ganz herzlichen Dank.«
Seine Familie diskutierte indessen über Simone und ihre Ansichten.
»Hemmungen hat sie jedenfalls nicht«, stellte André ironisch fest.
»Sie hat ein gesundes Selbstbewußtsein«, meinte Irene, »und sie hat Charakter.«
»Ich kam mir blöd vor«, gestand Vicky ehrlich ein, »und André muß auch noch blöd daherreden. Aber sein Typ ist ja Gabi.«
»Hör doch endlich mit Gabi auf!« brauste er auf. »Ich überlege andauernd, woher mir Simone so bekannt vorkommt.«
»Jedenfalls hast du sie nicht in einer Disco gesehen«, lächelte Irene.
André starrte vor sich hin. »Es ist etwas ganz anderes«, murmelte er. »Eine Erinnerung. Ich hab’s!« Und dann stürzte er hinaus.
»Manchmal tickt es bei ihm auch nicht richtig«, sagte Vicky. »Er scheint einen Wandlungsprozeß durchzumachen. Ich wohl auch. Meinst du, daß Simone mich als Freundin akzeptieren würde?«
»Freundschaft muß man sich verdienen, Vicky«, sagte Irene ernst.
»Das will ich ja. Sie ist so anders als die Mädchen, die ich kenne. Sie kann fröhlich sein und unbeschwert, und dennoch ist das kein bißchen oberflächlich.«
»Nein, oberflächlich ist sie gewiß nicht, Vicky. Sie hat es nicht so leicht gehabt wie ihr.«
André kam zurück. »Dürfte ich euch in den Filmraum bitten?« fragte er.
»Jetzt noch?« staunte Irene.
»Spinnst du?« fragte Vicky.
»Ihr werdet es nicht bereuen. Ich weiß jetzt, an wen Simone mich erinnert. Und ich kann es beweisen, daß ich nicht spinne.«
»Wollen wir dann nicht auf Paps warten?« fragte Irene.
»Bin