Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
ist sie Vickys Patin«, sagte Irene ruhig.
»Und dann macht sie dem Mädchen den Kopf ganz heiß, nachdem sie mir versichert hat, wie glücklich sie doch wäre, wenn ich eine Synchronstimme finden würde.«
»Sie ist down, Rolf. Sie müßte völlig abschalten. Ich habe schon überlegt, ob sie nicht mal ein paar Wochen auf die Insel der Hoffnung gehen sollte.«
»Wenn du sie dazu überreden kannst? Aber frag erst Dr. Norden. Und bei dieser Gelegenheit könntest du dich dann zu deiner Beruhigung auch über Simone Röcken erkundigen. Er kennt sie nämlich auch.«
»Ich brauche keine Beruhigung, Rolf«, erwiderte sie lächelnd. »Ich kenne meinen Mann, und morgen werde ich Simone Röcken kennenlernen.«
»Und ich bin überzeugt, daß du das gleiche sagen wirst wie ich. Ich wünschte, Vicky hätte so viel Rückgrat wie dieses Mädchen.«
»Vicky wurde von ihrem Vater sehr verhätschelt«, sagte Irene nachsichtig.
»Würdest du mir ehrlich sagen, was ich für Fehler gemacht habe, Irene?« fragte er nachdenklich.
»Seit wir verheiratet sind, könnte ich dir keine nachweisen, Rolf«, erwiderte sie lächelnd. »Vielleicht nehmen die Kinder deswegen alles tragisch, was ihnen nicht in den Kram paßt.«
Und da platzte Vicky wieder herein. Sie hatte geweint, man sah es noch.
»Damit ihr es nur wißt«, platzte sie heraus, »so eine gute Freundin ist Gabi nun auch wieder nicht, aber bei Alice ist es was anderes. Sie hat einfach Angst vor dem Alter und daß alles für sie vorbei ist. Und so einem Menschen muß man doch helfen.«
»Ich will ihr doch helfen, Kleines. Aber ich kann ihr am besten helfen, wenn jemand ganz anonym ist, ihr die Stimme zu geben, die sie jetzt nicht mehr hat. Kannst du dir nicht vorstellen, daß ich froh bin, diese Stimme gefunden zu haben, Vicky? Als dieses Mädchen sich am Telefon meldete, meinte ich zuerst, es wäre Alice, und als ich sie dann kennenlernte, stellte ich sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit Alice fest.«
»Und jetzt willst du eine zweite Alice aus ihr machen, Paps?«
»Mein liebes Kind, jetzt möchte ich dir ganz emsthaft mal etwas sagen: Eine Simone Röcken läßt sich nicht zu Alice Valborg machen oder zu jemand anderem. Sie ist einundzwanzig Jahre, aber sie weiß genau, was sie will und was sie tut. Lerne sie mal kennen, und vergleiche sie mit Gabi.«
»Das werde ich auch tun«, erwiderte Vicky trotzig.
»Morgen, elf Uhr, erscheint sie hier«, sagte Irene ruhig. »Du kannst ihr ja die Tür öffnen, wenn du ausgeschlafen hast.«
»Ich gehe heute abend nicht aus«, sagte Vicky darauf kleinlaut.
»War nicht die Rede davon, daß Gabi eine Party gibt?« fragte Irene erstaunt.
»Ich gehe nicht hin«, erwiderte Vicky. »Mich braucht sie bloß zum Aufräumen.«
Und dann verschwand sie wieder. Rolf lächelte breit. »Mit der Zeit wird sie auch schlauer«, sagte er.
»Mir wäre es noch lieber, wir könnten das von André auch sagen«, meinte Irene leise.
»Für mich zählt vor allem, daß zwischen uns kein Keil getrieben wird, Reni« sagte er. »Jeder muß seine Erfahrungen machen.«
*
Gabi Nickmanns Vater war Bauunternehmer und hatte seiner Tochter eine komfortable Dachterrassenwohnung eingerichtet. Seine Frau hatte sich scheiden lassen, als Gabi fünfzehn war, und er war stolz gewesen, als ihm das Sorgerecht zugesprochen wurde. Das hob sein Image, und er zeigte sich Gabi dafür erkenntlich. Außerdem hatte er sich seine persönliche Freiheit damit erkauft, daß er seiner Tochter alle Freiheiten ließ, als sie mündig war.
Gabi bekam monatlich ihre Überweisung auf die Bank und konnte damit tun und lassen, was sie wollte. Sie hatte sich einen anhänglichen Freundeskreis gewonnen, denn sie geizte nicht. Aber sie konnte auch sehr ungehalten sein, wenn man sich ihr nicht entsprechend erkenntlich zeigte.
Das bekam André zu spüren, als er zu ihr kam. »Ich finde es gemein von Vicky, daß sie mich im Stich läßt«, beschwerte sich Gabi sogleich ungehalten.
»Wieso?« fragte er verblüfft? »Sie war bei Alice und ist nicht in Laune, um die Party mitzumachen.«
»Und der Dreck bleibt mir allein«, murrte Gabi. »Ich sehe auch nicht ein, daß alle immer bei mir herumhocken. Ich werde nie eingeladen.«
»Du brauchst ja auch niemanden einzuladen, wenn du nicht willst«, sagte André gleichmütig.
»Es hat sich eben so eingebürgert, daß wir mittwochs bei mir zusammenkommen.«
»Dann hängen wir eben ein Schild an die Tür: Wegen dringender Familienangelegenheiten leider abwesend«, schlug er vor.
»Was du immer für Ideen hast«, sagte sie mürrisch. »Aber eigentlich nicht schlecht. Und was machen wir?«
»Wir fahren irgendwohin und reden mal vernünftig miteinander, Gabi«, erwiderte er.
»Worüber?«
»Über uns.«
In ihren Augen blitzte es auf. »Willst du mir etwa einen Heiratsantrag machen?« fragte sie erregt.
»Das nicht gerade. An Heirat ist bei mir noch nicht zu denken, aber wir müssen doch mal eine gemeinsame Linie finden.«
»Was für eine?«
»Ich meine, daß du dich nicht darauf versteifen solltest, über meinen Vater eine Filmkarriere zu machen, er hat da nämlich Prinzipien.«
»Kannst du dich nicht ein bißchen deutlicher ausdrücken?«
»Du bist fotogen, aber zur Schauspielerin langt es nicht, um es ganz deutlich zu sagen.«
»Das sagt dein lieber Vater.«
»Wenn ich ehrlich sein soll, Gabi, ich sage es auch. Es hat doch keinen Sinn.«
»Halt deinen Mund!« schrie sie ihn an. »Du willst es nur nicht mit ihm verderben, weil du abhängig von ihm bist. Aber ich bin unabhängig. Mein Vater ist nicht so borniert wie deiner. Ich werde einen anderen Produzenten finden, auch ohne deine Hilfe.«
Er starrte sie an. »Darauf geht es hinaus. Du wolltest mich auch nur für deine Zwecke einspannen?« sagte er tonlos.
»Dreh mir nicht das Wort im Mund um. Ich habe von dir erwartet, daß du meine Interessen vertrittst«, sagte sie. »Zumindest hätte ich auch etwas mehr Entgegenkommen von deinem Vater erwartet.«
»Er hat seine eigenen Ansichten.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Dann werde ich mich eben anderweitig engagieren«, sagte sie spitz.
»Tu, was du nicht lassen kannst«, erwiderte André erbost. »Ich weiß jetzt jedenfalls Bescheid. Dann viel Vergnügen heute abend.«
Sie wurde noch wütender. »Nun spielst du auch noch den Beleidigten.«
»lch habe nicht gedacht, daß ich für dich nur ein Mittel zum Zweck bin«, erklärte er aggressiv. »Ich ziehe daraus meine Konsequenzen.«
Dann ging er, und sie lachte schrill hinter ihm her. Es gefiel ihm nicht. War er blind und taub gewesen? Oder so verliebt, daß er ihre Fehler einfach nicht sehen wollte?
Er fuhr nicht nach Hause. Er ging in eine Disco. Es war noch kein Betrieb, aber ein paar junge Leute saßen an der Bar, die er kannte und die Gabi auch für diesen Abend eingeladen hatte.
»Willst du uns abschleppen, André?« fragte einer. »Keine Chance. Tendenz lustlos. Ist doch immer derselbe Quatsch bei Gabi. Langweilt es dich auch?«
»Hattet ihr etwa Krach?« fragte ein anderer, als André düster vor sich hin starrte. »Warum hast du Vicky nicht mitgebracht?«
»Sie ist zu Hause«, knurrte André. »Ein Bier, bitte.«
Aber