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Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3. Dirk van den BoomЧитать онлайн книгу.

Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3 - Dirk van den Boom


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wäre«, sagte er vorsichtig.

      »Ihre Loyalität ist generell eher brüchig und ich finde sie sehr seltsam, aber ich glaube, sie möchte ebenfalls nicht als Gefriergut enden«, brachte Shibutani seine Menschenkenntnis ins Spiel. Ungeachtet seiner persönlichen Vorbehalte war sich Heinrichs darüber im Klaren, dass sein Erster Offizier tatsächlich ein Händchen dafür hatte, Menschen zu beurteilen, nicht zuletzt in Bezug auf ihre Nützlichkeit. Das klang auf den ersten Blick recht zynisch – aber am Ende wollte doch jeder irgendwie von Nutzen sein, selbst eine vom Leben enttäuschte Agentin wie Pia Trowski, die sich einfach nur gehen ließ.

      Heinrichs überwand seinen inneren Schweinehund, nickte langsam.

      »Frag sie.«

      »Hab ich schon. Sie setzt in fünf Minuten über. Und dann? Zur Heimatwelt der Simmi also?«

      Heinrichs sah den grinsenden Freund an, krauste die Stirn und versuchte, möglichst indigniert zu wirken, ein Versuch, der erwartungsgemäß völlig ins Leere ging.

      »Du wusstest doch gar nicht, was ich vorhabe«, versuchte er, die Beweggründe Shibutanis zu verstehen. »Wie kannst du …«

      »Ich bin gerne auf alles vorbereitet. Die Simmi? Soll ich den Kurs setzen?«

      »Ich sollte dir einfach gleich das Kommando übergeben.«

      Shibutani schüttelte den Kopf. »Das Gehalt passt nicht zur Verantwortung. Und wie ich feststellen muss, werden mir sogar die Pralinen vorenthalten.«

      »So ist es. Und jetzt raus.«

      Dann war er allein in seiner Kabine. Wie immer, wenn das passierte, befielen ihn sofort Selbstzweifel, vor allem nach wichtigen Entscheidungen. Erst recht nach solchen, die man als Meuterei und Insubordination, als Verrat auffassen konnte. Aber er hatte diese Brücke nun überschritten, und wie wackelig sie auch gewesen war, der Weg war der richtige.

      Jetzt musste er nur noch die Crew davon überzeugen.

      Er legte sich die richtigen Worte zurecht, ohne zu wissen, ob sie tatsächlich die erwünschte Wirkung haben würden. Etwas Gehirnnahrung würde ihm dabei helfen. Zeit, sich selbst ebenfalls an den Pralinen gütlich zu tun.

      Seine Hand schwebte für einen Moment über der Schachtel, während seine Augen das Zielobjekt suchten. Heinrichs hob verwundert die Augenbrauen. Eine Praline fehlte, wie es sich gehörte, offenbar, weil auch davon vier nebeneinander arrangiert waren, ein stilisierter Stern, gefüllt mit Mandelcreme. Zur Auswahl aber standen weiterhin die vier Herzen. Alle vier lagen sie da, völlig unberührt. Hatte nicht …

      Heinrichs blinzelte, zuckte mit den Schultern, nahm eines, steckte es sich in den Mund.

      Überanstrengt war er. Daran bestand nun gar kein Zweifel mehr.

      Er ließ das Herz in seinem Mund schmelzen, wie es sich gehörte. Es dauerte eine Weile, aber es war die einzige echte Pause, die er auf absehbare Zeit bekommen würde.

      4

      »Eine Audh, ja?«

      Der Offizier sah Ildaya nur mit einem Seitenblick an, seine ganze Körperhaltung eine Mischung aus Indifferenz und Verachtung. Er war von der gleichen Sorte wie der, der für die Anflugerlaubnis verantwortlich gewesen war, ein Produkt des Zentralsystems, wie ein Klon aus der exakt gleichen Geburtsreihe. Sie hätten Brüder sein können, mindestens.

      Er war aber forscher, selbstbewusster.

      »Ich bringe sie zum Verhör und zur weiteren Veranlassung«, erklärte Vigil mit exakt der gleichen Mimik und Gestik, eine Verhaltensschale, die er um seine Persönlichkeit zu legen imstande war, wenn es sich als notwendig erwies.

      Der Offizier grinste kurz und nickte. Er wusste, was mit »weiterer Veranlassung« gemeint war. Sobald diese Drecksrebellin alles ausgespuckt hatte, was sie wusste – freiwillig oder nicht –, würde es zwei Alternativen geben: eine Prüfung, ob durch eine Gehirnwäsche das Potenzial bestand, sie umzudrehen und als Doppelagentin einzusetzen, oder, wenn sich der Aufwand nicht lohnte oder die Erfolgsaussichten zu gering waren, sie zu entsorgen. Ildaya würde nicht die Erste sein, die diesem Schicksal entgegenging, und der Offizier vor ihnen war völlig abgestumpft, was das anging. Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Serail aber konnte es sein, dass diese Praxis bald ein Ende haben würde, und wenn der Sieg der Kollapsare eine gute Konsequenz hatte, dann möglicherweise diese.

      Horton Vigil wunderte sich. Wann genau waren diese leisen Anwandlungen von Illoyalität in seine Gedanken gewandert? Sie sorgten bei ihm gar nicht für Entsetzen oder Selbstzweifel! Er würde darüber reflektieren müssen, sobald er dafür Zeit hatte. Also nicht jetzt.

      »Wollen Sie sie gleich in einer Zelle unterbringen?«

      »Nein. Ich bringe sie ins Verhörzentrum des Flottengeheimdienstes.«

      Nicht ungewöhnlich, eigentlich Standardverfahren, aber im Grunde nur bei Kandidaten, die etwas wirklich Wichtiges wussten und bei denen man keine Zeit hatte, sie erst mal durch unwürdige Haftbedingungen weichzukochen.

      Der Offizier machte aus seinem Zweifel keinen Hehl.

      »Eine Audh ist so wichtig? Wo die herkommt … das ist doch der letzte Kackplanet.«

      Vigil hörte Ildaya zischend Luft holen und schalt sie ob dieser Reaktion nicht. Es war das, was man von ihr erwartete, und sie musste es nicht einmal spielen, sie war authentisch.

      »Man wundert sich manchmal«, sagte er leichthin. »Aber dem Imperium darf nichts entgehen. Ich erledige das und wir wissen schnell, ob sich der Aufwand lohnt.«

      Ein letzter, abschätzender Blick auf die Gefangene, dann bekam Vigil seinen Passierschein. Seine eigenen Dokumente, die ihn als hochrangigen Einsatzagenten auswiesen, waren natürlich tadellos. Das winzige Detail war nur, dass er nicht für den Geheimdienst der Flotte arbeitete, sondern eigentlich direkt für den Hof. Ein Detail, das sich aus den vorgelegten Legitimationen nicht ergab. Er hieß dort auch anders. Und er hatte nicht die geringste Absicht, Ildaya Schaden zuzufügen, wenn diese ihm weiterhin half.

      »Alles klar«, sagte der Uniformierte und es war ihm anzusehen, dass er bereits jedes Interesse an den Neuankömmlingen verloren hatte. Er fertigte sie mit einer winkenden Handbewegung ab, die Augen auf den Schirm an der Wand gerichtet, auf dem sich die zunehmend hysterischen Nachrichtensprecher mit ihren Hiobsbotschaften überschlugen.

      Vigil ignorierte das geflissentlich, nickte, griff Ildaya, immer noch gefesselt und ganz die arretierte Rebellin, am Arm und es sah hinreichend grob aus, um authentisch zu wirken.

      »Hier entlang!«, knurrte er böse, bekam einen ebenso bösen Blick seiner Gefangenen und sie ließ sich widerwillig mitziehen. Ildaya machte das gut. Oder sie war tatsächlich sauer. So genau wusste er das bei ihr nie richtig.

      »Wohin?«, wisperte sie, ohne den Mund zu bewegen. Sie konnte das. Eine Fähigkeit, um die er sie beneidete.

      »KI-Kern.«

      »Ich komme dahin mit?«

      »Moment.«

      Vigil kannte sich hier gut aus, er hatte diesen Ort mehr als einmal besucht, und das in verschiedenen Identitäten, aufgebaut, gelöscht, verändert, ein ebenso digitaler wie realer Schatten, der nicht fassbar war für die Systeme. Ildaya musste auch zu einem solchen Schatten werden, jetzt, wo sie ins Innere vorgedrungen waren. Siebzehn Knotenpunkte waren beim Bau des Hauptquartiers von Vigils Vorgängern in einer langen Reihe von Agenten der Juveniten zu diesem Zwecke etabliert worden, ein informelles, halblegales, aus tiefem Misstrauen geborenes Kontrollsystem, das Sicherungen umging und ermöglichte, die eigenen Leute zu unterwandern. Mattilaa hatte davon nur spärlich Gebrauch gemacht, immer darauf bedacht, die etablierten und sehr wertvollen Ressourcen mit der notwendigen Behutsamkeit einzusetzen. Vigil brach jetzt ein wenig mit dieser Tradition.

      So war das, wenn irgendwie die Endzeit anbrach.

      Er betrat den Raum, in dem einer der Knotenpunkte installiert war. Es war ein Freizeitbereich, zu dieser Zeit ungenutzt, mit ein paar Sesseln, einem Nahrungsautomaten


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