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Chefarzt Dr. Norden Box 5 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Box 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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weiß ich gar nicht, warum Sie so viel Angst vor dem Eingriff hatten. Sie machen das sehr gut.«

      Dr. Norden wusste um die Macht warmer Worte. Lob konnte Mitarbeiter enorm motivieren. Dabei galt es jedoch, ein paar Regeln zu beachten, um nicht das Gegenteil zu erreichen. Die Situation im Operationssaal war perfekt für eine anerkennende Bemerkung. Im Kreise erfahrener Mitarbeiter war sie besonders viel wert. Genau das, was Dr. Gruber seiner Ansicht nach am dringendsten brauchte.

      Die Schnitte waren gesetzt. Benjamin führte die erste der drei Führungshülsen ein.

      Dr. Norden sah hinüber zum Kollegen Klaiber. Der nickte. Alles in Ordnung.

      »Was war eigentlich vorhin mit Ihnen los? Sie sahen aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen«, setzte Daniel das Gespräch fort.

      Die zweite Hülse. Sollte er seinem Chef von Frau Lekutats Verdacht erzählen? Gehirntumor? Grüner Star? Benjamin schluckte. Er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Und gleich darauf die Schweißperlen.

      »Schweiß!«, krächzte er.

      Die Schwester tupfte die glitzernden Schweißperlen weg. Und plötzlich geschah es. Das Flimmern. Ausgerechnet jetzt! Das Instrument in Benjamins Hand zitterte. Ein schwarzer Fleck breitete sich auf dem Bildschirm aus.

      »Eine Blutung!«, rief Dr. Norden.

      Die Kurven und Zahlen auf dem Geräteturm schlugen Kapriolen.

      Ein Pfeifen zerriss die Luft.

      »Blutdruck fällt!«, rief Dr. Klaiber.

      »Ich übernehme!« Dr. Norden trat an den Platz seines Kollegen Gruber. Die Geräte schlugen weiter Alarm. Es gelang ihm nicht, die Blutung zu stillen. »Verdammt, was ist denn hier nur los? Was haben Sie getan, Gruber? Sauger! Klemme!«

      Wie betäubt stand Benjamin Gruber am Operationstisch und tat, was er mit der verminderten Sehkraft konnte, um seinem Chef zu helfen.

      »Ich … ich weiß es nicht«, stammelte er.

      »Egal.« Daniel ließ sich den Schweiß von der Stirn tupfen. »Wir brauchen einen Bauchschnitt. Sonst bekommen wir die Situation nicht in den Griff.« Er sah hinüber zu Klaiber.

      »Aber machen Sie schnell! Lange kann ich ihn nicht auf diesem Niveau halten.«

      Dr. Norden nickte, holte tief Luft und machte sich an die Arbeit. Wie immer war auch diese Situation zweischneidig. Auf der einen Seite hatte er Angst, einen Fehler zu machen. Auf der anderen erfüllte ihn Euphorie darüber, sein ganzes Können auszuspielen. Natürlich musste er diese Emotionen unterdrücken, um vernünftig zu entscheiden. Da waren sie aber trotzdem und trieben ihn an. Dr. Norden zog die Instrumente aus den Führungshülsen. Die Geräuschkulisse war enorm. Geräte piepten und pfiffen. Dazwischen das Schlürfen des Saugers, Operationsbesteck klapperte. Unbeirrt arbeitete der Klinikchef weiter. Endlich hatte er den Ursprung allen Übels entdeckt.

      »Ich werde verrückt! Ein Aneurysma.«

      Einen Atemzug lang hielt der ganze Operationssaal die Luft an.

      Am liebsten wäre Benjamin Gruber in Tränen ausgebrochen.

      »Dann ist es nicht meine Schuld?«, flüsterte er, ehe es Nacht um ihn wurde. Ein dumpfer Knall, und er landete auf dem Boden.

      Daniel verdrehte die Augen gen Himmel.

      »Holen Sie Weigand, schnell!«, wies er eine der OP-Schwestern an. »Und bringen Sie jemanden mit, der sich um Gruber kümmert.« Im nächsten Moment beugte er sich wieder über das Operationsfeld. Wenn er nicht wollte, dass Tobias dasselbe Schicksal widerfuhr wie seinem Schwiegervater, musste er handeln. »Wir müssen das Gewebe rund um das Aneurysma stabilisieren. Ich implantiere eine Gefäßprothese.«

      »Tun Sie, was Sie wollen. Aber tun Sie es schnell!«, feuerte Dr. Klaiber seinen Chef an.

      Daniel nickte, ohne hochzusehen.

      »Tupfer!«, verlangte er. »Hoffentlich bereuen wir es nicht bald, dass Herr Lichte seine Frau weg­geschickt hat.«

      *

      »Was ist denn mit Lammers los?« Wie auf Kommando waren Josefa und ihre Freundin und Kollegin Astrid stehengeblieben. Beide sahen dem stellvertretenden Chef der Kinderstation nach, der, ein Liedchen auf den Lippen, den Gang entlang tänzelte.

      »So, wie der aussieht, ist er verliebt«, stellte Astrid scharfsinnig fest.

      »Du glaubst wirklich, der hat ein Herz?«

      »Ein Mann braucht kein Herz, um sich zu verlieben.«

      Josefa verstand die Anspielung und lachte, dass selbst ein Gänseblümchen errötet wäre.

      »Und wen, glaubst du, hat er flach gelegt?«

      »Vielleicht die Norden. Darüber hat sie gleich ihr Gedächtnis verloren.«

      Die beiden bogen sich vor Lachen, bis die Pflegedienstleitung, Schwester Elena, des Weges kam. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass sie sich schleunigst davon machen sollten, wenn sie nicht für den Rest des Tages Bettpfannen leeren wollten.

      Elena ahnte nur, dass die beiden ihren Lästermäulern wieder einmal freien Lauf gelassen hatten. Doch für diesmal kamen Astrid und Josefa davon. Kopfschüttelnd folgte sie ihnen und bog schließlich in den Aufenthaltsraum ab. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand saß Lammers am Tisch. Eine Zeitschrift raschelte. Als Elena eintrat, hob er den Kopf. Spielte etwa ein Lächeln um seine Lippen? Aber nein! Ausgeschlossen!

      »Einen wunderschönen guten Tag, Schwester!«, grüßte er sie.

      Wie angewurzelt blieb Elena stehen. »Wie bitte?«

      Tatsächlich. Er lächelte.

      »Ich habe Ihnen einen schönen Tag gewünscht. Ist das etwa verboten?« Er leerte die Tasse mit einem großen Zug, stand auf und stellte sie nicht etwa wie sonst in die Spüle. Nein! Sie landete direkt im Geschirrspüler. Elena traute ihren Augen nicht. »Oder verstehen Sie kein Deutsch?« Er ging zur Tür.

      »Es muss an Ihrem Dialekt liegen«, schickte sie ihm hinterher.

      Lammers war noch nicht aus dem Zimmer verschwunden, als eine Stimme über den Flur hallte. Elena spitzte die Ohren. Unverkennbar! Fee war zurück!

      Auch Volker hatte sie gehört. Er fuhr herum. Jetzt sah er wieder aus wie der Lammers, den die Klinik kannte.

      »Was ist das?«, fauchte er.

      Elena zuckte mit den Schultern.

      »Klingt danach, als ob Sie Ihren Chefstatus abgeben müssten.«

      Volker schnaubte wie ein Stier. Er ballte die Hände zu Fäusten und stapfte aus dem Aufenthaltsraum direkt in das Büro seiner Chefin. Er machte sich nicht die Mühe, an die halb offenstehende Tür zu klopfen. Seine ärgste Feindin saß an ihrem Schreibtisch, als wäre nichts geschehen! Als hätte sie niemals einen Herzinfarkt gehabt. Wäre sie niemals zusammengebrochen. Hätte sich niemals eine schwere Kopfverletzung zugezogen und das Gedächtnis verloren. Nichts von alledem. Ganz im Gegenteil. Wie sie so am Schreibtisch saß und den Telefonhörer ans Ohr drückte, schien sie niemals weggewesen zu sein. Bei Lammers’ Anblick wurde ihre Miene noch grimmiger.

      »Ja, ich brauche die Informationen so schnell wie möglich. Danke. Bis später.« Ohne ihren Stellvertreter aus den Augen zu lassen, verabschiedete sie sich von ihrem Gesprächspartner und legte auf.

      »Was haben Sie sich dabei gedacht?«, zischte sie wie eine Schlange.

      »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.« Die Rolle des Unschuldslamms beherrschte Lammers wie kein Zweiter.

      »Wie konnten Sie die Operation bei dem kleinen Schreiber durchführen? Er wäre um ein Haar verblutet.«

      »Ist er aber nicht, oder?«

      Fees Herz stolperte.

      »Wie erklären Sie sich, dass die Eltern rechtliche Schritte gegen die Klinik angedroht haben?«

      »Was


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