Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina HollЧитать онлайн книгу.
durchhechelten. Diese sogenannten Parties waren Silvia schon früher verhaßt – trotzdem fand sie es von Gudrun nett, daß sie an sie gedacht hatte.
»Tut mir leid«, sagte Silvia, »aber ich bekomme so schnell keine Betreuung mehr für meine Kinder – und außerdem habe ich ihnen versprochen, um Mitternacht ein Feuerwerk im Garten zu machen, falls sie bis dahin noch wach sind.«
»Ach, das ist aber schade, daß du nicht kommen kannst. Nun ja, wahrscheinlich kam meine Einladung etwas kurzfristig. Übrigens kommt Robert mit seiner Manuela nicht, falls dir das Sorgen macht.«
»Manuela?«
»Ja, äh… seine Freundin – wegen ihr habt ihr euch doch getrennt, oder?«
»Kennst du sie etwa?«
»Wir haben die beiden in den letzten eineinhalb Jahren häufiger getroffen«, erklärte Gudrun.
Silvia glaubte, sich verhört zu haben. »Wie lange kennen sich Robert und diese… Manuela schon?«
Gudrun zögerte ein paar Sekunden. »Soviel ich weiß, haben sie sich kennengelernt, als du mit den Kindern zum Skifahren in Österreich warst – aber ich will nichts gesagt haben.«
Silvia schwirrten die Gedanken im Kopf herum. Der Winterurlaub war bereits vor zwei Jahren gewesen.
Robert hatte nicht mitkommen können wegen eines wichtigen Projektes; daher war Silvia kurzerhand mit Jana und Alex allein gefahren.
»Silvia, bist du noch dran?« fragte Gudrun mit unsicherer Stimme.
Ohne darauf zu reagieren, fragte Silvia zurück: »Und Robert hat die ganzen Jahre über ein Verhältnis mit dieser Frau gehabt?«
»Ich dachte, du wußtest davon.«
»Ich wußte, daß er nicht treu sein kann – aber daß er ein festes Verhältnis hat, davon höre ich heute zum ersten Mal.«
»Oh, wenn ich das gewußt hätte…«
»Schon gut, Gudrun. Im Grunde genommen ist es jetzt auch egal. Wir haben uns getrennt und werden nächstes Jahr im Herbst geschieden. Ich wünsche dir und Horst einen guten Rutsch ins Neue Jahr und viel Spaß heute abend.«
Wie benommen setzte sich Silvia auf den nächsten Stuhl. Wahrscheinlich hatten alle Bekannten von Roberts Zweitfrau gewußt – und niemand hatte es für nötig gehalten, die ahnungslose Ehefrau darüber aufzuklären.
Jana und Alex waren mit Tobi unterwegs; es wurde bereits dunkel, doch Silvia bemerkte es nicht. Das Gespräch mit Gudrun hatte ihr zumindest die Augen über Roberts Heuchelei geöffnet. Hatte er doch immer behauptet, ein Abenteuer zwischendurch hätte nichts mit der Ehefrau zu tun und wäre schon am nächsten Tag wieder vergessen gewesen.
Kein Wunder, daß es Robert so eilig hatte, auszuziehen – die andere hatte ihn bereits sehnsüchtig erwartet! Robert war sogar zu feige gewesen, von dieser Manuela zu erzählen, nachdem die Trennung schon feststand.
Die Kinder durften unter keinen Umständen erfahren, daß ihr Vater schon lange nebenher eine andere Frau hatte; sie würden ihn noch mehr verachten, als sie es jetzt schon taten.
Plötzlich erklang ein tiefes Bellen von draußen. Silvia erhob sich, um die Tür zu öffnen und dann einen fröhlichen Silvesterabend mit Jana und Alex zu verbringen. Das Thema Robert war für Silvia mit diesem letzten Tag des alten Jahres endgültig erledigt.
*
Als nach einem langen, kalten Winter der Frühling ins Land zog, hatte sich Silvia längst an das Alleinsein gewöhnt; auch die Kinder hatten überwunden, den Vater nur noch sporadisch zu sehen. Tobi war längst kein tolpatschiges Hundebaby mehr, sondern zu einem Prachtexemplar seiner Rasse herangewachsen.
Mittlerweile hatte sich Silvia mit ihrer Scheidungsanwältin Sonja Koch angefreundet, nachdem sie sich bei einer Ausstellung zufällig begegnet waren. Sonja lebte nach einer längeren Beziehung allein und war zufrieden mit ihrem Leben.
Hin und wieder, wenn Silvia eine Betreuung für die Kinder fand, gingen die beiden Frauen gemeinsam aus; mal ins Kino, mal in ein Tanzlokal. Silvia lebte in der Gesellschaft ihrer Berufskollegin förmlich auf und verstand überhaupt nicht, wieso sie der Beziehung mit Robert nachgetrauert hatte.
»Weißt du«, sagte Sonja, als sie und Silvia nach einem Einkaufsbummel am Samstag nachmittag in einem Café saßen, »ich glaube, Robert gehört zu der Kategorie Männer, die nie mit der Frau zufrieden sind, mit der sie gerade leben.«
»Nun, mit dieser Manuela war er immerhin über zwei Jahre zusammen – und wir waren auch acht Jahre verheiratet.«
»Schon, aber er war dir nie treu – und ich schätze, daß er auch Manuela nicht treu war«, konterte Sonja und rührte ihren Mokka um. »Du kannst dich glücklich schätzen, daß du Robert losgeworden bist.«
Silvia schmunzelte. »Das bin ich auch – jetzt zumindest. Am Anfang war es sehr schwer. Auch zu sehen, wie die Kinder gelitten haben, war nicht einfach für mich.«
»Deine prächtigen Kinder haben Roberts Fortgang genauso überwunden wie du, da bin ich sicher. Hast du dir schon einmal Gedanken über eine neue Beziehung gemacht?«
»Nein, so weit bin ich noch nicht. Außerdem mußte ich Jana und Alex versprechen, daß wir drei allein bleiben.«
»So? Wann war denn das?«
»Kurz, nachdem die Kinder beim Weihnachtsbummel Robert mit seiner Freundin engumschlungen gesehen hatten. Sie waren danach sehr verstört und ich mußte ihnen versprechen, daß wir drei zusammenhalten.«
»Aber inzwischen ist doch ziemlich viel Zeit vergangen…«
Silvia hob grinsend den Zeigefinger. »Komm nicht auf die Idee, mich verkuppeln zu wollen, da spiele ich nämlich nicht mit. Ich fühle mich ganz wohl ohne Mann.«
Sonja hob abwehrend die Hände. »Nie im Leben würde ich dich verkuppeln wollen – apropos, im Mai findet ein Gartenfest bei einem befreundeten Staatsanwalt statt. Hast du nicht Lust, mit deinen Kindern zu kommen? Ihr könnt sogar Tobi mitbringen, denn Jörg hat einen riesigen Garten und selbst zwei Hunde.«
Skeptisch blickte Silvia zu der anderen hinüber. »Du hegst aber keine Hintergedanken bei dieser Einladung?«
»Was du immer von mir glaubst«, gab Sonja gespielt empört zurück. »Ich weiß doch überhaupt nicht, wer alles auf der Gästeliste steht!«
Daß eigentlich die Einführung eines neuen Richters am Amtsgericht gefeiert werden sollte, brauchte Silvia nicht unbedingt zu erfahren. Sonja kannte den Mann nicht, wußte aber, daß er ungebunden war und vom Alter her gut zu Silvia passen würde.
*
»Ich würde dich gern mit den Kindern am Sonntag zum Essen einladen«, sagte Robert ein paar Tage später am Telefon. »Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.«
»Das ist ja auch schon lange nicht mehr notwendig«, entgegnete Silvia kühl.
»Nun sei doch nicht so ironisch, ich weiß ja mittlerweile, daß ich jede Menge Mist verzapft habe.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Also, soll ich euch am Sonntagmittag abholen? Ich kenne da ein piekfeines Restaurant, in dem man…«
»Robert, hast du noch immer nicht begriffen, daß sich Kinder in einem Nobelrestaurant nicht wohl fühlen? Sie sind schließlich keine kleinen Erwachsenen.«
»Willst du mit ihnen lieber Hamburger und Pommes essen?« fragte er leicht gereizt.
»Nicht unbedingt, aber es gibt jede Menge nette Lokale, in denen es kindgerechte Menüs gibt und Hunde gern gesehen werden.«
»Ihr wollt doch nicht etwa euer Riesenbaby mitnehmen?«
»Und ob! Tobi kommt immer mit uns, wenn wir essen gehen. Und du kannst mir glauben, daß er sich immer anständig benimmt.«
»Davon bin ich überzeugt«,