Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina HollЧитать онлайн книгу.
und Stefan. Doch Sonja fühlte sich als Single wohl, und Stefans Partnerin war zwar nicht am Ort, jedoch in seinem Herzen.
Plötzlich spürte Silvia, daß sie doch nicht so froh war, ohne Mann zu leben.
Nun, wo Stefan erneut in ihr Leben getreten war, wurde immer deutlicher, daß sie sich nach einer neuen Beziehung sehnte. Doch auf den Mann, nach dem sie sich sehnte, mußte Silvia verzichten – und das tat sehr weh.
Als es schummerig wurde, duftete es nach Gegrilltem, und der Garten leuchtete von Papierlaternen.
»Ein wirklich gelungenes Fest«, sagte Stefan, der unbemerkt hinter Silvia getreten war.
»Ja, das werden wir wohl so schnell nicht vergessen«, erwiderte sie fast wehmütig; denn dieses Fest würde sie nie wieder vergessen. Aber nicht nur, weil es so schön war, sondern weil sie Stefan dort wiedergetroffen hatte. »Wo ist Sonja eigentlich geblieben?«
»Keine Ahnung. Vorhin unterhielt sie sich mit der Frau von Richter Löhrmann.«
Im Grunde genommen interessierte es Silvia wenig, mit wem sich Sonja unterhielt, doch sie glaubte, durch viel Reden könnte sie Stefan ablenken, sie zu beobachten und möglicherweise ihre Gefühle zu erahnen.
Gleich nach dem Feuerwerk sagte sie: »Wir müssen jetzt leider aufbrechen. Ich werde mal nachsehen, wo meine Rasselbande steckt.«
»Müßt ihr wirklich schon gehen? Es ist doch noch gar nicht so spät.« Stefans Stimme klang bedauernd.
»Für uns Erwachsene vielleicht nicht, aber meine Kinder müssen morgen wieder zur Schule und daher beizeiten aufstehen.«
»Verstehe. Ich glaube, da hinten habe ich eben Janas helles Kleidchen gesehen.«
»Tatsächlich?« Jetzt hatte auch Silvia sie entdeckt. Sie machte eine Handbewegung, daß sie nach Alex suchen sollte.
»Vielleicht könnten wir gelegentlich einen Kaffee zusammen trinken?« fragte Stefan, als sich Silvia verabschiedete. »Wir werden uns ja nun wohl öfter sehen.«
»Das nehme ich auch an.« Sie gab Stefan ihre kleine, warme Hand zum Abschied. »Viel Spaß noch. Bis zu unserem nächsten Wiedersehen.«
Auf der Heimfahrt plapperten die Kinder aufgeregt durcheinander. Obwohl sie den ganzen Nachmittag herumgetobt hatten, schienen sie überhaupt nicht müde zu sein. Silvia konzentrierte sich auf den Straßenverkehr – oder versuchte es zumindest. Immer wieder glitten ihre Gedanken zu Stefan Winter, dem Mann, den sie noch immer liebte und ihr Leben lang lieben würde.
Vorsichtig warf Silvia einen Blick in den Rückspiegel und betrachtete Jana. Ob Stefan etwas bemerkt hatte? Nein, bestimmt nicht. Er war vollkommen ahnungslos, und das war gut so. Niemals brauchte er erfahren, welches Geheimnis Silvia mit sich herumtrug.
*
»Kommt Susi heute abend?« fragte Alex eine Woche später.
»Ja, ich bin froh, daß sie kurzfristig Zeit hat, um heute abend auf euch aufzupassen.«
»Warum hat dich der neue Richter zum Essen eingeladen? Macht der das mit allen Rechtsanwältinnen?«
Silvia lächelte, während sie versuchte, ihren Ohrring zu schließen. »O nein, mein Schatz, da hätte er aber viel zu tun. Ich habe dir doch erzählt, daß Stefan und ich alte Bekannte sind.«
»Magst du ihn?« bohrte Alex weiter.
Die Frage kam so unverhofft, daß Silvia aufsah. »Wie meinst du das?«
Alex zuckte die Achseln. »Würdest du ihn heiraten?«
Silvia dachte an das Gespräch mit den Kindern, nachdem sie Robert mit seiner Freundin entdeckt hatten. Sie hatte ihnen damals versprochen, die Zukunft alleine mit ihnen zu verbringen. »Du kommst vielleicht auf komische Ideen, Alex! Nein, ich würde ihn nicht heiraten, weil er längst eine Frau hat.«
»Aber warum lädt er dich dann zum Essen ein?«
»Junge, du kannst einem aber auch Löcher in den Bauch fragen. Ich habe dir doch gesagt, daß wir uns von früher kennen und uns viel zu erzählen haben – außerdem wird Sonja auch dabei sein. Zufrieden?«
Alex nickte strahlend und schoß davon, weil in diesem Moment die Türglocke anschlug. Das konnte nur Susi sein, ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft, der Silvia vertrauen konnte. Die Kinder mochten sie, und Susi freute sich, wenn sie ihr Taschengeld mit dem Babysitten aufstocken konnte.
»Oh, Frau Kirstein, Sie sehen aber hübsch aus!« rief die rundliche Susi bewundernd, als Silvia schließlich die Treppe herunterkam.
»Danke für das Kompliment«, gab diese lächelnd zurück. »Susi, vergiß bitte nicht, daß die Kinder spätestens um halb neun im Bett liegen müssen.«
»Natürlich, Frau Kirstein. Soll ich später noch mal mit Tobi Gassi gehen?«
»Das wäre sehr nett. So, jetzt muß ich mich aber sputen, sonst bekomme ich keinen Parkplatz vor dem Fürstenhof mehr.«
»Oh, in so einem feinen Restaurant würde ich auch gern mal essen«, sagte Susi bewundernd.
»Willst du nicht lieber ein paar Kilo abnehmen?« fragte Alex respektlos und grinste frech.
»Na warte!« Susi lief kichernd hinter Alex her, der vor Freude kreischte.
Silvia sah den beiden lächelnd nach und gab Jana einen Kuß. »Bis später, mein Engel.«
»Viel Spaß, Mami«, erwiderte Jana.
Als die Mutter fort war, ging sie nachdenklich zu den anderen in die Küche. Seit Silvia diesen Stefan Winter auf dem Gartenfest getroffen hatte, war sie verändert, fand Jana. Schon mehrmals hatte sie ihre Mutter ziellos auf einen unsichtbaren Punkt starrend vorgefunden. Sehr glücklich sah sie nie dabei aus – ob er ihr etwas bedeutete? Wenn es so war, war das sehr schlimm, denn Stefan Winter hatte ja bereits eine Frau. Arme Mami!
*
»Sonja läßt sich entschuldigen«, sagte Stefan, nachdem Silvia das Restaurant erreicht hatte. »Sie bekam plötzliche Kopfschmerzen und rief mich in meinem Büro an – gerade, als ich gehen wollte.«
»Schade«, sagte Silvia und meinte dies ernst. In Sonjas Gegenwart hätte sie sich auf jeden Fall sicherer gefühlt.
»Ich hoffe, es stört dich nicht, daß du nun mit mir alleine vorlieb nehmen mußt?«
»Aber nein, ganz im Gegenteil.«
Er schob ihr den Stuhl zurecht und berührte dabei zufällig mit seinem Arm ihre Schulter. Diese leichte Berührung allein reichte aus, daß ihr Herz schneller pochte und ihre Beine zitterten. Sie war froh, daß sie sich setzen konnte.
»Erinnerst du dich noch an die kleine Kneipe, in der wir immer Frikadellen mit Kartoffelsalat gegessen haben?« fragte Stefan, nachdem er sich zu Silvia gesetzt hatte.
Sie lächelte. »Und ob. Etwas anderes konnten wir uns mit unserem schmalen Geldbeutel auch gar nicht leisten. Die Kneipe gibt es übrigens noch immer.«
»Tatsächlich?«
»Ja, ich fahre jeden Morgen auf dem Weg zur Kanzlei daran vorüber.«
»Ob die Frikadellen noch immer so gut sind?«
Sie grinste. »Keine Ahnung, ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr dort.«
Der vornehm gekleidete Ober war mit den in weinrotem Leder gebundenen Menükarten im Anmarsch, als Stefan sich zu Silvia hinüberbeugte und ihr zuraunte: »Ist dir plötzlich auch so nach Frikadellen mit Kartoffelsalat?«
»Ja – jetzt, wo du es sagst…«
Stefan nahm Silvia bei der Hand und zog sie hoch. »Worauf warten wir dann noch?«
Der Ober sah den beiden lachenden Gästen kopfschüttelnd nach. Ein Benehmen hatten die vornehmen Leute manchmal – erst bestellten sie einen Tisch und dann gingen sie einfach ohne ein Wort der Erklärung.
In