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Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina HollЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl


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einen Sinn, Gerhard Schilling oder wem auch immer zu erklären, daß dies für sie unvorstellbar war. Daß Michael immer vor allem stehen würde. Michael und Janine.

      »Dasselbe könnte ich Ihnen vorhalten«, behauptete sie nach einer Weile. »Vorhin sagten Sie, man habe nicht nur einen Verstand, sondern auch ein Herz. Sie lassen ja auch nur Ihren Verstand sprechen. Ihnen – nicht mir – könnte es geschehen, daß Sie frei sein möchten für jemand, den Sie lieben. Aber muß man denn so weit vorausdenken?«

      Sie hob die Lider, weil sie fühlte, daß sein Blick fest auf sie gerichtet war. »Wie sehen Sie mich an?« fragte sie irritiert.

      Wie bei etwas Verbotenem ertappt nahm Gerhard den Blick von ihr. Nur den Verstand? Du lieber Himmel… Wie gern wollte er ihr sagen: Lern wieder leben, Ariane. Sieh die Welt, sieh die Menschen nicht länger an wie durch ein beschlagenes Fenster.

      Erst Sekunden später gab er zurück: »Ich habe eben das Mädchen Ariane vor mir gesehen, mit wehendem Haar und lachendem Mund.«

      Sie stutzte. »Wann hätten Sie mich gesehen?« fragte sie verwundert.

      »In mehreren Jahren, schon als Gymnasiast, wenn ich mir bei der Gartenarbeit auf dem Korffschen Grundstück mein Taschengeld verdiente, und später als Banklehrling, selbst noch als junger Student.«

      »Ach?« Sie lächelte erstaunt. »Ich habe Sie nie bemerkt.«

      »Wie sollten Sie auch. Das waren zwei Welten.«

      Mit einem seltsamen Blick sah sie ihn an. »In Zukunft werden sie das nicht mehr sein.« Ihre Hand schob sich ihm über den Tisch entgegen. »Wollen wir versuchen, das Beste daraus zu machen, Gerhard.«

      Er nahm ihre Hand, hielt sie einen Moment in der seinen fest, bevor er sie wieder losließ.

      »Ja, Ariane, versuchen wir es«, sagte er ein wenig rauh.

      *

      Als Gerhard die Wohnungstür aufschloß, kam ihm sein Töchterchen entgegen. »Aber nächsten Sonntag nimmst du mich mit, Papa«, verlangte sie.

      »Das verspreche ich dir, mein Engelchen.«

      Sie gingen zu der Oma, die in der Küche das Abendessen vorbereitete. »Hast du einen hübschen Nachmittag gehabt, Gerhard?« fragte sie den Sohn.

      Doch dieser nickte nur stumm. Dafür erzählte Angela, wie es im Stadtgarten gewesen war, unter vielen Menschen und Kindern, die wild herumsprangen. »Sie hat sich ganz ängstlich an meine Hand geklammert, unsere Kleine«, bemerkte die Oma. »Ich muß doch mal sehen, daß sie mit Kindern in der Nachbarschaft Kontakt bekommt.«

      »Es eilt nicht«, sagte Gerhard und sah auf ihre Hände, die Salatblätter zupften. Dann ging er zu seinem Vater, der es sich mit der Zeitung in seinem Sessel gemütlich gemacht hatte.

      »Na, mein Junge, wie war die erste Ausfahrt mit deinem Wagen?«

      »Gut.« Gerhard ließ sich in dem anderen Sessel nieder. »Ich war mit Frau Danegger unterwegs.«

      Arno Schilling hob die buschigen Augenbrauen. »Der Name sagt mir nichts. Hast du hier schon eine Bekanntschaft gemacht?«

      »Das ist die Tochter von Leonard Korff«, klärte Gerhard seinen Vater auf.

      »Nanuu«, kam es gedehnt zurück, »bahnt sich da jetzt eine private Beziehung an?«

      Ihr Gespräch wurde unterbrochen, weil Angela hereinkam und von dem Papa auf den Schoß genommen werden wollte. »Wir werden später darüber reden«, murmelte Gerhard zu seinem Vater hin und küßte sein Töchterchen auf die Schläfe. Es dauerte eine Weile, bis Arno Schilling wieder zu seiner Zeitung griff.

      Anja erschien nicht zum Abendessen, sie blieb noch bei Rolf und Katarina. Um acht sagte Angela dem Opa gute Nacht, dann ließ sie sich zu Bett bringen, was sich zu einer wahren Zeremonie entwickelt hatte. Die Oma mußte nämlich noch kommen und ihr etwas vorlesen. Es hatte sich noch ein Kinderbuch von Anja gefunden, in dem hübsche kleine Geschichten waren, die Angela nur zu gern hörte. Und dann natürlich der Papa, der sie zudecken und Küßchen geben mußte, bevor sie sich mit ihrem Bärli zurechtkuschelte.

      »Hier möchte ich gar nicht mehr fort«, vertraute sie ihm heute an. »Warum wollen wir denn woanders hin?«

      »Damit wir wieder mehr Platz haben, Schätzchen. Auf die Dauer können wir nicht bei Oma und Opa bleiben.«

      »Das find ich aber doch«, waren die letzten Worte des Kindes, bevor ihm die Äuglein zufielen.

      Arno Schilling schaltete den Fernseher ab, als sie denn nun wieder im Wohnzimmer beisammensaßen.

      »Warum?« fragte Frau Monika, die ganz gern die Unterhaltungssendung gesehen hätte.

      »Ich glaube, Gerhard hat uns etwas zu sagen«, sagte ihr Mann bedeutungsvoll. Fragend richtete Monika den Blick auf ihren Sohn. Das war freilich wichtiger als Volksmusik. War er nicht den Abend über in sich gekehrter als sonst gewesen?

      Was sie dann erfahren sollten, ließ sie freilich aus allen Wolken fallen. Die Zeit schien stillzustehen, die Uhren ihren Takt anzuhalten.

      »Mein Sohn«, stammelte Monika, als sie endlich Worte fand, »mein Sohn will eine Frau heiraten, um eine Bank zu retten. Ja, wo gibt es denn so etwas.« Und sie starrte ihn an, als sei er, der geliebte Junge, ihr plötzlich ferngerückt.

      »Weil ich, wie gesagt, als Schwiegersohn von Korff eine ganz andere Stellung einnähme«, setzte ihnen Gerhard weiterhin ruhig auseinander. »Dann könnten die Herren Mitarbeiter mich nicht mehr schief ansehen, von denen der eine oder andere sowieso ausgewechselt werden müßte.«

      »Und wenn alles in den Sand gesetzt ist, was du da hineinstecken willst, wie stehst du dann da«, sagte der Vater barsch.

      »Das wird nicht der Fall sein, denke ich«, erwiderte Gerhard fest. »Ich werde mich auch nicht ganz entblößen. Meine Familie soll abgesichert bleiben. Ihr für das Alter, und Rolf wird später einmal seine eigene Werkstatt haben. Das habe ich alles schon bedacht.«

      »Was sind das nur für Reden«, klagte die Mutter händeringend. »Als ob es nur um Stellung und Vermögenswerte ginge. In Wirklichkeit geht es doch um etwas ganz andres.« Sie atmete schwer. »Was ist das denn für eine Frau, Gerhard, die anscheinend auch nur darauf aus ist, einen reichen Mann zu bekommen, egal, wer das ist?«

      »Ganz so ist es nicht, Mama.

      Ariane Danegger hängt sehr an ihrem Vater. Sie möchte…«

      »Du wirst mir doch nicht erzählen wollen«, fiel sie ihm ins Wort, »daß eine Tochter sich für ihren Vater auf so einen – einen Handel einläßt!«

      »Es sind die Umstände, die sie dazu bewegen. Sie hat…«

      »Die Umstände, die Umstände«, wiederholte Monika erregt, »was für Umstände sollten das denn sein?«

      »Wenn du Gerhard mal ausreden ließest, würde er es uns vielleicht erklären«, verwies sie ihr Mann.

      »Sie hat ihren Vater enttäuscht, als sie einen Arzt heiratete, wo er eher auf einen Nachfolger gehofft hätte«, konnte Gerhard nun endlich fortfahren. »Dann hat Frau Danegger einen Schicksalsschlag erleiden müssen, wie er schlimmer für einen Menschen wohl nicht sein kann. Sie hat ihren Mann und ihr kleines Kind bei einem Lawinenunglück verloren. Das hat sie niedergeschmettert. Wenn sie mir nun die Hand reicht, tut sie das wirklich für ihren Vater, um ihm eine Last von den Schultern zu nehmen, an der sie sich nicht ganz schuldlos fühlt.«

      Arno Schilling stand auf, um sich eine Zigarre aus dem Kistchen zu holen. Damit, sie sorgfältig zu präparieren und anzubrennen, war er erst einmal beschäftigt. Seine Frau war verstummt. Sie mußte über das Gehörte nachdenken. Das war natürlich schlimm, Mann und Kind zu verlieren. Dafür konnte man jeden nur bedauern. Auch wenn er einem unbekannt war. Aber daß Gerhard, ihr Sohn, ihnen diese Unbekannte plötzlich als Schwiegertochter bringen wollte, das überstieg ihr Begriffsvermögen.

      »Du kannst sie doch erst seit ganz kurzer Zeit kennen«, sagte sie mit


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