Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman. Marianne SchwarzЧитать онлайн книгу.
kann, muß man nicht zwangsläufig unwissend bleiben«, fügte sie mit deutlicher Anspielung hinzu.
»Und das, mein Lieber, kannst du dir hinter den Spiegel stecken«, schmunzelte Axel schadenfroh, und auch Christina nickte belustigt.
»Nun ja, Ausnahmen bestätigen gelegentlich die Regel«, erwiderte Guido süßsauer, aber von da ab war er nicht mehr so von oben herab. Im Innern fragte er sich selbst, warum er es eigentlich so darauf angelegt hatte, Astrid zu blamieren. Vielleicht, weil es ihn ärgerte, wie angetan sein Schwager von ihr zu sein schien? Er wußte es selbst nicht.
An diesem Abend hatte Guido immer wieder Gelegenheit festzustellen, daß aus dem unbedarften Mädchen von damals eine Frau mit Format geworden war. Er fragte sich, wie sie wohl über ihn dachte. Warum hatte sie die Einladung wirklich angenommen? Er war inzwischen nicht mehr so sicher, daß es mit noch vorhandenen Gefühlen für ihn zusammenhing. Wenn es so war, verstand sie jedenfalls meisterhaft, das zu verbergen. Sie lachte und scherzte mit Axel, der immer unverhohlener mit ihr flirtete. Wollte sie ihn, Guido, vielleicht eifersüchtig machen? Wer kannte sich schon bei Frauen aus!
Während ihm solche Gedanken im Kopf herumgingen, wurde er mit der Zeit stiller. Die drei anderen dagegen wurden immer munterer, amüsierten sich offenbar blendend. Vermutlich trug dazu auch ein wenig der schwere spanische Rotwein bei, den sie tranken.
Als Axel vorschlug, in die Bar zu gehen und noch ein bißchen zu tanzen, waren Christina und Astrid sofort dabei. Die Hotelbar war nur klein, alle Tische waren besetzt, aber an der hufeisenförmigen Theke fanden sie noch freie Plätze. Die Dreimannband spielte ganz gut.
»Darf ich bitten, gnädige Frau?« Axel streckte Astrid die Hand hin.
»Gern.« Sie rutschte von ihrem Hocker, und sie begaben sich auf die Tanzfläche. Man spielte gerade etwas Langsames, und Axel nahm sie in die Arme, zog sie fest an sich und blickte ihr tief in die Augen.
»Mir scheint, da tut sich was«, lächelte Christina, die ihnen nachsah. »Und wie ist es mit uns, tanzen wir alten Eheleute auch mal wieder?«
»Du tust, als wären wir Partymuffel. Erst vor unserem Urlaub haben wir eine ganze Nacht durchtanzt, mein Schatz.«
»Ja, aber du hauptsächlich mit anderen Frauen, mein Lieber.« Es klang ein wenig bitter, obwohl sie lächelte.
Während sie nun auch tanzten, mußte Guido immer wieder zu den beiden anderen hinsehen. Sie tanzten jetzt Wange an Wange, und ihn überkam so etwas wie Ärger.
Als Axel wenig später mit seiner Schwester tanzte, war es schon ein Gebot der Höflichkeit, daß Guido Astrid auffordern mußte. Wieder spielte man gerade etwas Langsames.
Ein seltsames Gefühl durchrann Astrid, als er den Arm um sie legte und sie einander plötzlich wieder so nahe waren. Sie roch den Duft eines guten Rasierwassers, es war noch dieselbe Marke, die er damals schon benutzt hatte. Der Griff seiner Hand war fest, und sie spürte, daß er zu ihr herunterblickte. Guido war immer schon ein ausgezeichneter Tänzer gewesen, und auch Astrid tanzte gern und sehr gut.
Würde er jetzt etwas sagen? Astrid wartete, doch er schwieg. Da hob sie den Kopf.
»Ist Ihnen dieses Zusammentreffen sehr unangenehm?« fragte sie ruhig.
»Es gibt eben Situationen, denen man nicht ausweichen kann«, entgegnete er diplomatisch.
»Ich konnte nicht gut ablehnen, als Ihre Frau mich so bedrängte, sonst wäre das wohl unhöflich oder gar verdächtig gewesen. Außerdem, wir sind erwachsene Menschen, was war, ist lange her und fast vergessen, nicht?«
»Eben, Sie sagen es. Sie konnten sich wohl denken, daß meine Frau von alledem keine Ahnung hat?«
»Sonst hätte sie Conny und mich wohl kaum eingeladen. Im übrigen können Sie ganz beruhigt sein, von mir wird sie bestimmt nichts erfahren, falls Sie das befürchten.«
»Anfangs war ich mir dessen nicht so sicher, aber…«
»Dachten Sie, ich könne mich auf diese Weise rächen wollen?« fiel sie ihm kühl ins Wort. »Und das an einer Frau, die ich sehr nett und sympathisch finde? Das wäre doch wohl Rache am falschen Objekt, und außerdem bin ich nicht rachsüchtig.«
»Sehr beruhigend. Es wäre für meine Frau tatsächlich…« Er konnte nicht weitersprechen, denn Bruder und Schwester tanzten nun direkt neben ihnen. Axel warf ihnen einen forschenden Blick zu, als wüßte er gern, was sie redeten. »Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen«, fuhr Guido fort, als sie sich wieder voneinander entfernt hatten, »auch wenn es eine etwas prekäre Situation ist, haben wir sie bisher ja recht gut gemeistert. Und wie Sie sagen, wir sind ja vernünftige, erwachsene Leute. Meine Frau, wie ich sie kenne, wird Sie sicher auch weiterhin vereinnahmen, aber was mich betrifft, so stört mich das nicht.«
Wie großmütig, lag es Astrid auf der Zunge, doch sie unterdrückte es. Eigenartigerweise glaubte sie ihm sogar seine Versicherung.
Bis kurz nach Mitternacht verbrachten sie dann noch einen recht netten Abend. Als sie sich trennten, war es Axel, der Astrid fragte, was sie für den nächsten Tag vorhabe.
»Nichts Besonderes«, lächelte sie, »ein wenig faulenzen und in der Sonne liegen wie immer.«
»Hätten Sie nicht Lust, uns nach Formentera zu begleiten? Wir wollten
morgen hinübersegeln, denn dort findet man noch hübsche, stille Plätzchen«, warf Christina ein, und als sie zögerte, setzte sie ihre ganze Überredungskunst ein, bis sie schließlich zustimmte.
»Ich freue mich«, sagte Axel leise, als sie sich zuletzt von ihm verabschiedete, und führte ihre Hand an seine Lippen.
*
Es war, als hätten die klärenden Worte zwischen ihnen bewirkt, daß auch Guido seine Zurückhaltung nun aufgab. Das zeigte sich gleich am nächsten Tag. Er wirkte gutgelaunt, und Christina blühte förmlich auf.
Conny fand es toll, daß sie schon wieder zu einer Bootsfahrt eingeladen worden waren. Da der Wind nicht so günstig stand, benutzte man streckenweise den Motor. Sie jubelte, als das offene Meer etwas unruhiger wurde.
»Daß sie nicht seekrank wird«, wunderte sich Christina, denn Astrid war plötzlich ein wenig blaß geworden. Sie hatten sie in die Kajüte gebracht, wo sie sich ein wenig niedergelegt hatte.
»Wenn ich groß bin, werde ich Seemann!« erklärte die Kleine mit strahlenden Augen, da Sie ihre Worte gehört hatte.
»Eine Seefrau meinst du wohl«, scherzte Axel.
Conny kicherte. »Sind wir bald da?« wollte sie dann wissen.
»Ich glaube, es ist besser, wir drehen und kehren um«, meinte Guido mit einem besorgten Blick zu einigen Wölkchen hin, die plötzlich aufgekommen waren.
»Aber sie sind doch ganz harmlos, und der Wetterbericht war gut«, meinte Christina.
»Hundertprozentig sollte man sich darauf nicht verlassen. Die Wölkchen mögen noch so harmlos aussehen, aber sie gefallen mir nicht.«
»Du meinst, es könnte ein Unwetter geben?« fragte Axel besorgt. Er war weniger segel- und wettererfahren als Guido.
»Ja. Dumm ist nur, daß wir gerade die Hälfte der Strecke hinter uns haben. Ich frage mich, ist es besser, umzukehren oder weiterzusegeln«, erwiderte Guido mit gerunzelter Stirn.
»Hast du Angst?« erkundigte sich Conny, die das Schaukeln wunderbar fand.
»Nein, aber man muß vorsichtig sein, das Meer kann gefährlich werden, wenn es einen richtigen Sturm gibt.«
»Meinst du, wir könnten dann umkippen?« Nun schaute die Kleine doch ein wenig betroffen drein.
»Nun mach dem Kind doch keine Angst«, zischte Christina Guido etwas ärgerlich an. »Kehren wir doch um, wenn du meinst, daß es besser ist, bevor wir womöglich auf Formentera festsitzen.«
»Gut, wenden wir«, entschied Guido.
»Ich schaue nach