Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman. Marianne SchwarzЧитать онлайн книгу.
könnte sein, daß er einiges bereut, aber mit Bestimmtheit wage ich das nicht zu behaupten, im Übrigen ist das kein sehr erfreuliches Thema, finden Sie nicht?«
»Verzeihung, ich wollte keine bitteren Erinnerungen in Ihnen aufwühlen, meine Frage ergab sich mehr aus dem Gespräch heraus, wie Sie zugeben müssen.«
»Sicher, und ich habe sie offen beantwortet. Aber wir wollen uns doch nicht gegenseitig bemitleiden, oder?« lächelte Astrid.
»Oh, nein, für Sie liegt die Geschichte ohnehin lange zurück, und Sie haben bewiesen, daß Sie ihr Kind auch ohne Vater zu einem so goldigen kleinen Menschlein erzogen haben. Und was mich betrifft, so fühle ich mich im Augenblick keineswegs bemitleidenswert, ganz im Gegenteil.«
Axel sah sie warm an. »Ich hoffe nur, unsere Bekanntschaft bleibt nicht auf diese wenigen Urlaubstage beschränkt«, fügte er hinzu und legte seine Hand auf ihren Arm.
Er ist ein feiner Kerl, er hätte sicher niemals so gehandelt wie Guido, dachte Astrid. Aber es änderte nichts daran, daß auch er zu jenen Kreisen gehörte, zu denen für eine Frau wie sie eine unüberbrückbare Kluft bestand. Und noch dazu war er Guidos Schwager, und dieser würde sicher alles daransetzen, daß zu Hause wieder jeder in seiner Welt blieb.
So lächelte sie nur vage. »Da wir in derselben Stadt wohnen, ist es durchaus möglich, daß man sich irgendwann wieder einmal über den Weg läuft.«
Betroffen sah er sie an und zog seine Hand zurück. Hatte sie nicht verstanden oder wollte sie nicht verstehen, daß ihm soviel daran lag, sie wiederzusehen?
*
Auch während der letzten Urlaubstage fand Axel das nicht mehr heraus. Er spürte nur, daß sie sich zurückzog und wußte auch nicht so recht, was er davon halten sollte. Hatten Christina oder Guido sie möglicherweise unabsichtlich gekränkt? Christina bestritt es lebhaft.
»Ich bestimmt nicht, aber vielleicht du, Guido?«
»Ich wüßte nicht, wodurch und womit. Vielleicht hat sie einfach Angst vor dem Segeln bekommen?«
»Aber das könnte sie doch zugeben«, meinte Axel mit gerunzelter Stirn.
»Meine Güte, was macht ihr für ein Theater daraus? In ein paar Tagen ist ihr Urlaub sowieso vorbei, und man wird sich kaum wiedersehen, es sei denn durch ihre Tätigkeit, Christina. Oder beabsichtigt ihr etwa, auch zu Hause den gesellschaftlichen Verkehr zu deiner Friseuse fortzusetzen?«
»Fängst du schon wieder an? Ich dachte, du hättest deine Vorbehalte inzwischen aufgegeben«, murrte Christina.
»Wie arrogant du bist«, meinte Axel ärgerlich.
»Ich bin nur realistisch, mein Lieber. Auch wenn du jetzt im Urlaub ein bißchen mit der Frau geflirtet hast, wirst du ja wohl nicht die Absicht haben, diesen Flirt zu Hause fortzusetzen, oder?«
»Darüber, lieber Guido, brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, erwiderte Axel gelassen.
Sie sprachen nicht weiter davon, aber jeder von ihnen machte sich seine eigenen Gedanken. Axel dachte, daß er nicht schlau aus dem Schwager wurde. Ihm war aufgefallen, daß er Astrid Hollmann und ihr Töchterchen oft so seltsam angesehen hatte, mit einem Ausdruck, der schwer zu deuten war. Jedenfalls hatte er sie doch keinesfalls verächtlich angesehen, ja, manchmal fast wehmütig oder so ähnlich. Störte ihn vielleicht gar nicht das, was Astrid war, sondern daß sie ein Kind, noch dazu so ein überaus reizendes, besaß? Ein Wunsch, den Guido nicht erfüllt bekommen hatte, und es mochte ja sein, daß er durch die kleine Conny wieder intensiv daran erinnert worden war. So konnte es schon sein, und das erklärte möglicherweise sein wechselndes Verhalten!
Auch Christina fragte sich, warum Guido plötzlich wieder den Snob hervorkehrte, nachdem er zuletzt doch so nett zu Astrid und Conny Hollmann gewesen war. Und je länger sie darüber nachgrübelte, um so mehr kam sie zu einem ähnlichen Ergebnis wie ihr Bruder. Es gab ja Augenblicke, in denen es ihr selbst ähnlich ging. Dann beneidete sie Astrid um dieses Kind, aber das Gefühl war frei von Mißgunst. Vielmehr hoffte sie, Guido eines Tages bewegen zu können, ein Kind zu adoptieren, obwohl er auf erste vorsichtige Anfragen sehr schroff und abweisend reagiert hatte. Die kleine Conny mochte er, und vielleicht konnte er sich nun doch vorstellen, auch ein fremdes zu akzeptieren?
Guidos Gedanken dagegen bewegten sich in einer ganz anderen Richtung. Die Vorstellung, ein so süßes Kind zu haben und sich, nach allem, was geschehen war, nicht dazu bekennen zu dürfen, machte ihn fast krank. Dazu kam, daß Astrid ihm mehr und mehr imponierte, daß er sie bewunderte und begonnen hatte, sie mit Christina zu vergleichen. Obwohl er sich dagegen wehrte, kamen immer öfter Gefühle von Reue in ihm auf. Hatte er nicht damals einen großen Fehler gemacht? Und dazu kam noch, daß er eine leise Eifersucht auf Axel verspürte. Sollte der am Ende noch bekommen, was ihm verwehrt blieb? Das war es, was ihn dazu gebracht hatte, so herabsetzend über Astrid zu sprechen! Jegliche Urlaubsfreude vergällte ihm das, und er wünschte, man würde sich nicht wiedersehen, damit er endlich wieder zur Ruhe kam!
*
Am letzten Nachmittag ihres Urlaubs traf man sich noch einmal zum Kaffee. Diese Einladung hatte Astrid nicht ausgeschlagen, um nicht unhöflich zu erscheinen. Obwohl keiner der Erwachsenen sich anmerken ließ, was ihm durch den Kopf ging, war die Stimmung doch ein wenig gezwungen. Einzig Conny war so unbefangen, wie ein Kind es nur sein konnte.
»Freust du dich wieder ein bißchen auf zu Hause?« erkundigte sich Axel.
»Ja, auf Tante Marlene und meine Freunde im Kindergarten«, nickte sie zögernd, »aber hier war es auch toll, ich wäre gern noch ein bißchen hiergeblieben.«
»Das wünscht man sich am Ende des Urlaubs immer«, lächelte er. »Aber wenn wir dann auch wieder da sind, besuchst du uns mal, gelt?«
»Ich weiß doch gar nicht, wo ihr wohnt.«
»Nun, ich schreibe dir meine Telefonnummer auf, dann kannst du mich mal anrufen und wir verabreden uns dann, wie wäre das?«
»Au ja!« stimmte sie freudig zu. »Ich kann nämlich schon telefonieren.«
»Klar, ich weiß doch, daß du schon ein großes Mädchen bist«, schmunzelte er. In diesem Augenblick fing er einen finsteren Blick seines Schwagers auf, aber er tat, als merke er nichts.
»Wir sehen uns ja bald wieder«, erklärte Christina, als sie sich später verabschiedeten, und wies lachend auf ihr Haar. »Sie sehen ja, wie Wind und Wasser meine Frisur lädiert haben.«
»Stets zu Ihren Diensten, meine Dame«, scherzte Astrid.
»Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug«, sagte Guido steif, als sie einander die Hand gaben.
»Danke, ich Ihnen noch schöne Tage.«
»Gibst du mir ein Küßchen?« fragte Axel, der sich gerade zu Conny hinunterbeugte.
Sie nickte, stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen schallenden Kuß auf die Wange.
Wieder gab es Guido einen Stich, denn von ihm hatte sie sich nur mit einem artigen Händedruck verabschiedet.
Astrid hatte seinen mißmutigen Blick aufgefangen. Er ist eifersüchtig, schoß es ihr durch den Kopf. Sie empfand eine leise Schadenfreude, denn Christina gab Conny sogar unaufgefordert ein Küßchen.
Daran mußte sie noch einmal denken, als sie am nächsten Tag im Flugzeug saßen und die schöne Insel tief unter ihnen lag. Für sie war sie eine Art Schicksalsinsel geworden.
Tante Marlene, die schon am Abend zuvor zurückgekommen war, empfing sie voller Freude.
»Wie gut ihr zwei ausschaut, braun wie die Neger!« staunte sie.
»Aber du siehst auch prächtig aus, Tantchen«, stellte Astrid fest.
Conny hatte ihr so viel zu erzählen, das kleine Plappermäulchen stand keine Minute still. Natürlich berichtete sie auch von all den netten Leuten, die sie kennengelernt hatten.
»Da war die Christina, ich brauchte gar