Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman. Marianne SchwarzЧитать онлайн книгу.
Nein, er war ganz sicher, und das bedeutete, daß Astrid und Conny bei Axel zu Besuch sein mußten! Es traf ihn wie ein Schlag, und es ärgerte ihn, daß Axel es ihm nicht gesagt hatte. Die beiden hatten also noch Kontakt miteinander und ziemlich persönlichen dazu. Er fühlte sich regelrecht hintergangen. Sicher, er und Axel hatten sich nach ihrer Rückkehr kaum gesehen, und Rechenschaft war er ihm natürlich nicht schuldig.
Hatte sich zwischen ihm und Astrid womöglich etwas Ernstes angesponnen? War sie deshalb ihm gegenüber so abweisend gewesen? Hatte sie mit Axel angebandelt, um ihn, Guido, damit zu ärgern? Viele Fragen, auf die er keine Antwort wußte.
Wenn zwei Menschen sich näherkamen, dann erzählte man einander in der Regel einiges aus seiner Vergangenheit. Hatte Astrid Axel womöglich verraten, daß er Connys Vater war? Wenn aber er es wußte, dann vielleicht auch Christina? Hatte sie deshalb die Flucht ergriffen, weil ihr nun alles hoffnungslos schien?
Noch zwei Tage und Nächte sinnierte und grübelte Guido, dann faßte er einen Entschluß. Er zögerte nicht, ihn sofort in die Tat umzusetzen.
*
Die beiden Freundinnen saßen auf der Terrasse des Doktorhauses, als es schellte.
»O weh, wahrscheinlich wieder ein dringender Fall«, seufzte Kerstin, die vielgeplagte Arztfrau. Gerade war ihr Mann zu einem Krankenbesuch weggefahren.
Sie lief zur Tür, um zu öffnen. Kurz darauf hörte Christina ihren überraschten Ausruf, doch sie dachte sich nichts dabei und blätterte in der Zeitschrift, die sie gerade genommen hatte.
»Schau her, wer da gekommen ist!« rief Kerstin fröhlich, als sie wieder auf die Terrasse trat.
Christina blickte auf und sah hinter ihr Guido in der Tür erscheinen »Du?« rief sie überrascht. Ihr Herz tat einen freudigen Schlag, doch ihr Verstand sagte ihr, daß sein unerwartetes Erscheinen kaum etwas Gutes zu bedeuten haben konnte. Ihr Gesicht verdunkelte sich.
»Keine Woche hält er es ohne seine Frau aus, und das, obwohl die Flitterwochen längst vorbei sind, alle Achtung!« Kerstin lachte, Sie wußte von nichts, denn obwohl sie vorgehabt hatte, sich bei ihr auszusprechen, hatte Christina bis dahin geschwiegen. Es hatte ihr so gutgetan, einmal von ihren Problemen abgelenkt zu werden und nicht darüber sprechen zu müssen! Wahrscheinlich hatte Kerstin gemerkt, daß sie nicht allzu guter Stimmung war, aber sie hatte sie nicht bedrängt.
»Meinst du?« Nun lächelte sie etwas gezwungen, und es entging Kerstin nicht, daß sie den Kopf zur Seite wandte, als Guido sie zur Begrüßung küssen wollte Kerstin bereitete Kaffee, und eine Weile unterhielten sie sich zu dritt. Dann schützte Kerstin dringende Schreibarbeiten für die Praxis vor und zog sich zurück.
»Warum bist du wirklich gekommen?« fragte Christina, als sie ins Haus gegangen war.
»Ich muß mit dir reden.« Er blickte zur Tür, die offenstand. »Können wir vielleicht einen Spaziergang machen?«
»Ja, gehen wir ein Stück«, nickte sie.
Sie verließen das Doktorhaus, nachdem sie Kerstin Bescheid gesagt hatte.
»Du hast die Scheidung eingereicht?« fragte sie schließlich mit erzwungener Ruhe.
»Nein. Ich bin gekommen, um dich zurückzuholen, Christina.«
»Ach, du hast es dir überlegt? Vielleicht, weil die Mutter deines Kindes dich gar nicht heiraten will?«
»Das ist richtig«, gab er zu ihrem Erstaunen ehrlich zu. »Aber das ist nicht der wahre Grund?«
»Und der wäre?«
»Ich habe lange nachgedacht und erkannt, daß mein Entschluß nicht richtig durchdacht war. Es ging mir um das Kind, ich hatte mir in den Kopf gesetzt, ihm von jetzt an Vater zu sein und dachte, seine Mutter müsse froh darüber sein. Wie du erraten hast, war sie es nicht, doch zunächst glaubte ich noch, sie traue mir nicht, und ich müsse erst unsere Trennung vollzogen haben. Ich wollte so schnell wie möglich alles hinter mich bringen, stellte dann aber fest, daß ich wie gelähmt war. Als du fort warst merkte ich erst, wie sehr du mir fehltest, Liebling. Ich erinnerte mich an die Jahre, in denen wir so glücklich waren und begann mich zu fragen, ob ich mit der Mutter meines Kindes überhaupt leben wollte und könnte.«
»Hättest du diese Überlegungen auch angestellt, wenn sie sofort eingewilligt hätte, dich nach unserer Scheidung zu heiraten?« fragte Christina ungläubig.
»Deine Frage ist berechtigt, aber jetzt bin ich sicher. Schau, ich hätte dir ja gar nicht zu sagen brauchen, daß sie nicht wollte und so tun können, als sei es allein mein Entschluß gewesen. Aber ich wollte dir nichts vormachen und…«
»Ich wußte es ohnehin«, fiel sie ihm ins Wort, »und ich weiß nun auch, wer das Kind und seine Mutter sind.«
»Axel hat es dir gesagt, nicht?«
»Ja. Und wie kommst du darauf?«
»Es lag nahe«, erwiderte er ausweichend.
»Wie dem auch sei, Guido, aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß du mich gar nicht mehr liebst. Wie hättest du mir das sonst antun können, mich wegwerfen zu wollen wie einen alten Hut«, meinte sie bitter.
»Versteh doch, ich war durcheinander, Liebling. Es war verrückt und reine Theorie, als ich dachte, ich könne alles andere vergessen, um endlich Vater sein zu dürfen. Ein Trugschluß, wie ich nun erkannt habe. Ich will dich nicht verlieren, Christina, und ich möchte es dir beweisen.«
»Und wie?« fragte sie leise.
»Indem ich einverstanden bin, daß wir ein Kind adoptieren. Sieh mal, ich hätte mich scheiden lassen können, und wenn nicht Astrid Hollmann, so eine andere Frau heiraten können, die mir ein Kind hätte schenken können. Aber ich will dich, und da wir uns beide ein Kind wünschen, werden wir eben eines adoptieren.« Er nahm ihre Hand. »Ich weiß, ich war ein Egoist. Ich dachte, ich könne nur ein Kind von eigenem Fleisch und Blut akzeptieren. Aber es gibt so viele arme Würmchen, die keine Eltern mehr haben. Wir könnten versuchen, ein Baby zu bekommen, das von Anfang an bei uns ist.«
Seine Worte blieben nicht ohne Wirkung auf Christina, doch immer noch war sie mißtrauisch.
»Aber Conny existiert nun mal. Würde dich das nicht hindern, ein fremdes Kind zu lieben?«
»Nein, ich glaube nicht. Wir könnten ein Kind doch sowieso nur adoptieren, wenn wir es beide spontan mögen würden, nicht?«
»Du meinst, wenn es so niedlich wäre wie Conny.«
»Lieber Himmel, wer kann sich davon freimachen! Sicher spielt auch das Äußere mit, ob einem ein Kind gefällt, aber ganz sicher nicht nur. Tina, ich meine es ernst, verdammt noch mal! Wenn du willst, können wir gleich morgen die ersten Schritte dazu unternehmen!« Er blieb stehen und legte die Arme um sie. »Du liebst mich doch noch, das weiß ich. Kannst du mir denn nicht auch verzeihen, Liebling?«
»Ich möchte es so gern, aber ich habe Angst, es könne wieder nur so eine Idee von dir sein, die du augenblicklich ja ernst meinen magst, aber wenn erst eine Zeit vergangen ist, wer weiß, wie du dann darüber denkst.«
»Nein, ich schwöre es, es bleibt dabei. Sieh mal, ich habe doch alles eingesehen, und ich wiederhole, gleich morgen leiten wir alles ein, wenn du willst. Ich liebe dich, Tina, viel mehr, als ich selbst gewußt habe. Und wenn wir ein Kind gefunden haben, dann können wir zu dritt so glücklich sein.«
»Ach, Liebster!« Aufatmend legte sie die Arme um seinen Hals. »Dann will ich dir vertrauen, ich komme mit dir!«
Stürmisch küßte er sie. »Danke, Liebling, ich bin so glücklich, und ich verspreche dir, ich werde dir nie mehr Kummer machen!«
»Auch nicht, wenn ich dir noch eine Neuigkeit sagen muß, die dich vielleicht nicht so freut?«
Überlegend sah er sie an. »Könnte es sein, daß du mir sagen willst, daß dein Bruder und Astrid…«
»Du weißt es?« fragte sie etwas überrascht.
»Ich