Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman. Marianne SchwarzЧитать онлайн книгу.
Gefallen, wenn in seinen Akten immer wieder das ›Vater unbekannt‹ steht, glauben Sie mir.«
»Also gut.« Astrid gab sich einen Ruck und nannte Guidos Namen.
»Brambeck? Von der Firma Brambeck und Co.?« fragte die Sekretärin erstaunt, denn die Firma war bekannt in Hamburg.
Astrid nickte nur.
Nun mochten die Dinge, die zweifellos unangenehm sein würden, ihren Lauf nehmen! Das Jugendamt würde Guido von sich aus wegen Unterhaltszahlung anschreiben, wie ihr die Sekretärin erklärte.
»Und wenn Sie dabei bleiben, daß Brambeck der Vater ist, werden Sie notfalls einen Prozeß anstrengen, falls er es bestreiten würde.«
»Ich fürchte, das wird er«, seufzte Astrid.
»Da bin ich nicht so sicher. Solche Herrschaften scheuen öffentliche Skandale«, lächelte Frau Melchior, die damit ihre Erfahrungen hatte.
Und sie sollte Recht behalten! Offenbar war man sich im Hause Brambeck über die Folgen eines solchen Prozesses im klaren und wollte es nicht darauf ankommen lassen. Überraschend erkannte Guido die Vaterschaft an. Das bedeutete, daß er auch Unterhaltszahlungen für die kleine Constanze zu zahlen hatte, die angesichts der Vermögenslage der Familie nicht kleinlich angesetzt wurden.
Im Familienkreis empfand man das Ganze als höchst ärgerlich. Seine vornehmen Eltern waren schockiert, als er sich gezwungen sah, es ihnen zu beichten. Natürlich war ihnen klar, daß die Unterhaltszahlungen für das Kind noch das Geringste waren.
»Das Kind wird eines Tages erbberechtigt sein, so wie deine ehelichen Kinder, die du einmal haben wirst, das weißt du wohl«, brummte Albert Brambeck, Guidos Vater.
»Ich bin schließlich Jurist, Vater. Deshalb dachte ich ja auch daran, die Vaterschaft nicht anzuerkennen.«
»Den Skandal können wir uns nicht leisten. Was würde denn auch Christina sagen, wenn es ihr zu Ohren käme. Nein, nein, es war schon gut, daß du es nicht darauf hast ankommen lassen. Aber sage mal, zweifelst du eigentlich selbst, daß das Kind nicht von dir ist?«
»Nein…, eigentlich nicht«, gestand Guido stockend.
»Und was macht dich so sicher?« fragte seine Mutter, eine noch jugendlich wirkende Anfangfünfzigerin, spitz. »Ein Mädchen, das so schnell mit einem Mann intim wird, kann doch wohl…«
»Ich war der erste Mann in ihrem Leben, Mutter«, fiel Guido ihr ins Wort.
»Wirklich?« Überrascht sah sie ihn an, denn diese Tatsache entsprach so gar nicht dem Bild, das sie sich von diesem Mädchen gemacht hatte. Es wäre ihr lieber gewesen, sie hätte in ihr ein leichtfertiges Frauenzimmer sehen können.
»Wirklich«, nickte er ironisch.
»Nun gut, das mit den Alimenten tut uns nicht weh, aber kann man nicht verhindern, daß das Kind später erbt? Irgendeine Gesetzeslücke müßtest du als Jurist doch ausfindig machen.«
»Wir werden sehen. Vielleicht ändert sich noch etwas, bevor es soweit ist. Zunächst erfreut ihr euch noch bester Gesundheit, und ich hoffe, die Tradition unserer langlebigen Vorfahren auch fortsetzen zu können«, grinste Guido etwas schief. »Notfalls kann man schon zu Lebzeiten durch Schenkungen das Erbe wesentlich reduzieren.«
»Hoffentlich redet das Mädchen nicht überall herum, daß du der Vater ihres Kindes bist. Ich überlege, ob man ihr nicht eine gewisse Summe Geldes anbieten sollte, damit sie den Mund hält«, meinte Albert Brambeck stirnrunzelnd.
»Ich glaube nicht, daß das nötig ist, Vater. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn Astrid Hollmann daraus Kapital zu schlagen versuchte.«
»Du scheinst eine gute Meinung
von ihr zu haben. Ich will doch nicht hoffen, daß du noch Verbindung mit ihr hast?«
»Unsinn! Für mich war das nie mehr, als ein kleines Abenteuer.«
»Und das Mädchen? Hast du ihr das auch von Anfang an klargemacht?«
Eine leichte Röte stieg Guido ins Gesicht. »Mein Gott, Vater, du weißt doch wohl noch aus eigener Erfahrung, was man halt so redet, wenn man ein bisserl verliebt ist. Versprechungen in bezug auf Ehe oder so habe ich jedenfalls keine gemacht. Aber für so ein naives kleines Mädchen ist offenbar schon eine Liebeserklärung so eine Art Heiratsversprechen. Ich hatte ihr versprochen, mich mal zu melden, wenn ich wieder da bin, das war es eigentlich auch.«
»Mich wundert nur, daß sie unter diesen Umständen das Kind überhaupt bekommen wollte. Ich meine, man hätte doch etwas unternehmen können. Das macht mich stutzig. Vielleicht war da doch Berechnung bei.«
»Glaube ich nicht, Vater. Ich sage dir ja, das Mädchen ist ziemlich naiv und romantisch, hätte es wohl als Sünde angesehen, etwas zu unternehmen.«
»So was gibt es heute noch«, bemerkte Hildegard Brambeck kopfschüttelnd. Und erst jetzt wurde ihr bewußt, daß das kleine Mädchen, das da geboren war, ihr Enkelkind war, ob Guido nun mit seiner Mutter verheiratet war oder nicht. Sekundenlang überlegte sie, ob sie nicht einfach ins Krankenhaus gehen und sich das Kind einmal ansehen sollte. In welchem Krankenhaus die Entbindung stattgefunden hatte, mußte schließlich zu erfahren sein, und es gab sicher mehr Besucher, die das Kind zu sehen verlangten. Doch dann fiel ihr ein, daß man heute wieder dazu übergegangen war, die Neugeborenen zu den Müttern ins Zimmer zu geben. Rooming-in nannte man das nun. Also war es gar nicht möglich, das Kind heimlich anzusehen. Und überhaupt, es war wohl auch besser so, sonst wurde man am Ende bloß noch sentimental!
*
»Ich werde das Geld für Conny nie angreifen«, erklärte Astrid, als die erste Zahlung auf einem eigens dafür eingerichteten Konto eingegangen war. Conny, so nannte sie ihr Töchterchen jetzt zärtlich.
»Das brauchst du ja auch nicht«, stimmte Tante Marlene ihr zu, die mit der Entwicklung der Dinge sehr zufrieden war. »Wenn du das Geld sparst und dann immer gut anlegst, hat unser kleiner Goldschatz eines Tages ein schönes Startkapital für eine solide Berufsausbildung. Vielleicht kann sie sogar einmal studieren.«
Astrid lachte. »Wie weit du schon vorausdenkst, Tantchen!«
Conny entwickelte sich prächtig, war ein lebhaftes, aber kein problematisches Baby. Ein halbes Jahr durfte Astrid sich ihr uneingeschränkt widmen, und sie genoß diese Zeit.
In dieser Zeit las sie in der Zeitung die Heiratsanzeige von Guido Brambeck und Christina Jansen. Sie erschien großformatig, auch im Namen beider Eltern, und auch Guidos frischerworbener Doktortitel wurde nicht verschwiegen. Astrid blieb ganz gelassen, es gab ihr nicht den geringsten Stich, wie sie erleichtert feststellte. Mochte er mit Christina Jansen glücklich werden, sie konnte es ihm jetzt sogar wünschen.
Keine noch so gute Heirat und kein Geld der Welt konnten sie glücklicher machen, als ihr Kind. Klein-Connys erstes Lächeln, ihre zunehmenden Reaktionen auf die Umwelt, empfand sie immer wieder als ein Geschenk.
Es fiel ihr zunächst schwer, wieder arbeiten zu gehen, obwohl sie die Kleine bei der Tante und der Kinderfrau, die zu deren Entlastung noch stundenweise ins Haus kam, in den besten Händen wußte. Doch es mußte nun einmal sein, und schließlich machte ihr ihre Arbeit nach wie vor Freude. Sie wollte sobald wie möglich ihre Meisterprüfung machen und träumte insgeheim davon, sich später einmal selbständig zu machen.
Vier Jahre vergingen, und inzwischen stand Astrid vor der Verwirklichung dieser Pläne. Gerade hatte sie ihre Meisterprüfung mit bestem Erfolg bestanden, auf die sie zielbewußt hingearbeit hatte.
Klein-Conny war nun viereinhalb Jahre alt, ging bereits in den Kindergarten und hatte sich zu einem niedlichen kleinen Mädchen entwickelt. Die Ähnlichkeit mit ihrem Vater war unübersehbar. Sie war dunkel wie er, besaß aber die grünlichen Augen der Mutter, war ein graziles, lebhaftes Geschöpfchen. Ein Sonnenscheinchen, wie Tante Marlene immer liebevoll sagte. Sie verwöhnte Conny manchmal fast ein wenig zu sehr, wie Astrid fand, aber im allgemeinen gab es keine Probleme in Erziehungsfragen zwischen der älteren und der jungen Frau.
Conny