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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ich auf der Wiese lag und an Julian dachte. Ich träumte so schön vor mich hin. Dann kam er vorbei und ich konnte nur noch mit Mühe an Julian denken. Ist das nicht schlimm? Kann man sich so schnell verlieben? Kann man die Liebe so schnell vergessen? Julian ist wunderbar. Ich liebe ihn auch. Aber was ist, wenn mir später wieder so ein Wanderer begegnet, bei dessen Anblick die Welt stillsteht? Wie kann man sich sicher sein? Absolut sicher, daß die Wahl, die man trifft, die richtige Wahl ist? Kannst du mir das sagen, Ute?«

      Ute schüttelte den Kopf. Sie konnte Gundi keinen Rat geben. Ute hatte sich schon öfter verliebt. Jedesmal spürte sie die Schmetterlinge im Bauch. Jedesmal glaubte sie, auf Wolken zu schweben. Das ging auch immer so eine Weile.

      »Doch dann habe ich einfach festgestellt, daß er mein Herz nicht ganz ausfüllt. Da darf darin kein Platz mehr sein für einen anderen. So denke ich das mir, jedenfalls nach meinen Erfahrungen.«

      Ute erklärte Gundi ausführlich, zu welchen Schlußfolgerungen sie nach ihren Liebeserfahrungen gekommen war. Sie dachte sich es so: Das Herz müßte völlig ausgefüllt sein mit Liebe zu einem Burschen.

      »Doch wie sollte es sonst sein? Das frage ich dich, Gundi? Wenn ich einen Burschen liebe und noch Platz in meinem Herzen habe für einen anderen, dann stimmt etwas nicht, oder?«

      »Aber ich kann nicht sagen, daß ich Julian nicht liebe. Ich träumte von ihm. Ich fühlte diese Schmetterlinge im Bauch. Ich will ihn auch nicht aufgeben. Das würde mir auch das Herz brechen. Julian versichert mir, daß er mich liebt. Daß ich die Richtige bin. Ich habe ihn danach gefragt. Er hatte schon Liebschaften. Ich bin nicht das erste Madl, das er geküßt hat. Für mich ist er aber der erste Bursche.«

      »Und ein anderer ist dir über den Weg gelaufen…«

      »Warum muß das zusammen passieren?« fragte sich Gundi.

      »Darauf kann ich dir keine Antwort geben, Gundi! Kein Mensch auf Erden kann dir darauf eine Antwort geben. Vielleicht haben die Engel auf dem ›Engelssteig‹ eine Erklärung, ich nicht, Gundi!«

      »Ich danke dir, daß du mir zugehört hast! Bist eine wahre Freundin.«

      Ute lächelte Gundi an. Gemeinsam erinnerten sie sich an Utes Nächte voller Liebeskummer und Zweifel. Wie oft war Ute hin- und hergerissen zwischen zwei Gefühlen. Damals hatte Gundi die Freundin nicht so ganz verstanden. Heute war das anders.

      »Was willst du jetzt machen?« fragte Ute.

      »Ich weiß nicht! Erst einmal abwarten. Mich heimlich mit Julian treffen. Prüfen, ob meine Liebe zu ihm wirklich mein ganzes Herz ausfüllt. Was sollte ich sonst tun?«

      »Das ist ein Weg, es herauszufinden. Der andere Weg ist, daß du versucht, diesen Urs zu finden. Besuche Toni und Anna auf der Berghütte. Wenn er dort ist und du ihn siehst, wirst du erfahren, was dein Herz dir zuflüstert. Entweder klopft es oder es bleibt stumm.«

      Gundi faßte sich an die Brust.

      »Es rast, wenn ich nur an Urs denke.«

      »Das ist wirklich bedenklich, Gundi. Du solltest ihn auf keinen Fall vergessen. Wenn du nichts tust, dann bereust du es dein ganzes Leben lang. Vielleicht magst du ihn nicht, wenn du ihn dir näher anschaust. Das ist auch möglich, oder? Auf jeden Fall solltest du dir Klarheit verschaffen.«

      Ute ließ Gundi Zeit zum Nachdenken. Währenddessen machte Ute eine Runde um die Almhütte. Es war alles ruhig. Ute beneidete Gundi darum, daß sie von Julian geliebt wurde. Aber trotzdem hatte sie großes Mitleid mit der Freundin. Es war Gundis Leben. Sie mußte sich entscheiden. Vielleicht paßten Gundi und Julian auch gar nicht so gut zusammen. Julian war lebhaft. Er war ein richtiger Draufgänger. Er wollte immer und überall der Erste und der Beste sein. Er war Wortführer und redete und redete. Gundi dagegen war ruhig. Sie wollte schon früher in der Schule nicht auffallen. Gundi war immer die Klassenbeste. Aber sie prahlte nicht damit. Sie hielt sich immer eher im Hintergrund. Sie liebte es nicht, in der ersten Reihe zu stehen. Wenn Gegensätze sich anziehen, wie man sagt, dann sind Gundi und Julian wirklich das perfekte Paar, überlegte Ute. Doch würde Gundi auf die Dauer glücklich sein können an der Seite von Julian? Das fragte sich Ute.

      Sie ging wieder hinein.

      Gundi gähnte.

      »Ich komme jetzt zu keinem Entschluß, zu keiner Entscheidung. Vielleicht soll man wirklich erst einmal darüber schlafen.«

      »Richtig! Uns bleiben nur noch vier Stunden! Dir rate ich, zwei Nächte drüber zu schlafen, Gundi! Vielleicht verbringst du die nächste Nacht oben auf der Berghütte?«

      Gundi zuckte mit den Schultern.

      »Auch das entscheide ich morgen!«

      Ute zeigte Gundi, wo sie schlafen konnte. Müde und erschöpft schlief Gundi gleich ein. Sie träumte nicht nur von Julian, sondern auch von Urs. Sie wälzte sich im Traum unruhig im Bett hin und her.

      Deshalb ließ sie Ute am nächsten Morgen schlafen. Leise stand sie auf und machte die Morgenarbeit alleine.

      *

      Erst das Mittagsläuten der Glokken der schönen Barockkirche von Waldkogel holte Gundi aus ihren Träumen. Sie rekelte sich im Bett und streckte sich. Langsam kam sie zu sich. Sie blinzelte und schaute auf ihre Armbanduhr.

      »Oh, Gott! Schon so spät!« entfuhr es ihr laut.

      Mit einem Sprung stand sie vor dem Bett. Ute drückte die angelehnte Tür auf. Lächelnd stand die Freundin im Türrahmen.

      »Guten Morgen, oder besser, guten Tag!«

      »Wie kannst du mich so lange schlafen lasse, Ute? Erst raube ich dir deine wohlverdiente Nachtruhe und dann verschlafe ich auch noch. Warum hast du mich nicht geweckt?«

      »Dafür hatte ich schon meine Gründe! Außerdem – begrüßt man so eine liebe Freundin?«

      Gundi fuhr sich durch die Haare.

      »Oh, Ute! Es tut mir leid! Entschuldige!«

      »Schon gut! Hast du gut geschlafen und etwas Schönes geträumt?«

      Gundi zuckte mit den Schultern.

      »Ich fühle mich zerschlagen. Ich kann mich an keinen Traum erinnern. Also hatte ich zumindest keine Alpträume. Daran erinnere ich mich meistens.«

      »Jetzt nimmst du erst einmal eine Dusche. Dann fühlst du dich besser! Derweil koche ich dir einen schönen Kaffee.«

      Ein wenig später saßen Gundi und Ute vor der Almhütte und aßen. Ute nahm mit Gundi ein zweites Frühstück ein.

      »Du mußt müde sein, Ute?«

      »Nein! Mache dir da mal keine Sorgen. Hier auf der Alm ist nicht viel zu tun. Es ist ja keine richtige Almwirtschaft. Da habe ich es fein getroffen in diesem Jahr. Der Onkel, dem die Alm gehört, will auf Ziegenwirtschaft umstellen. Deshalb hat er im Frühjahr eine kleine Ziegenherde gekauft. Die dürfen sich jetzt einige Jahre vermehren. Sie müssen nur beaufsichtigt werden. Alle weiblichen Tiere sind tragend. Ich schätze, es dauert noch einige Tage, bis die ersten Zicklein geboren werden. Ansonsten versorge ich nur die Hühner, die der Onkel hier oben hält. Es ist eine besonders robuste Rasse, die die Temperaturschwankungen so hoch oben in den Bergen gut verträgt. Ich muß sie nur früh morgens aus dem Stall lassen und abends die Tür verriegeln. Ach, und die Eier einsammeln. Ansonsten kann ich es mir gutgehen lassen.«

      »Dann hast du viel freie Zeit! Einmal davon abgesehen, daß du hier sein mußt.«

      »Ja, so ist es! Wenn ich fort könnte, würde ich mit dir auf die Berghütte gehen und mir diesen Urs ansehen. Er muß wirklich ein fescher Bursche sein.«

      »Ute!« Gundi warf ihrer Freundin einen tadelnden Blick zu. »Ute! Ich habe noch nicht entschieden, daß ich gehe!«

      Ute schmunzelte.

      »Stimmt! Du nicht! Aber ich!«

      »Naa, naa! Ich laufe diesem Urs doch nicht nach.«

      »Schmarrn! Du läufst ihm nicht nach!


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