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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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sprang auf, daß der Stuhl hinter ihm zu Boden stürzte. Er rannte aus dem Frühstückszimmer, quer durch die Halle, nahm die Treppe nach oben, immer zwei Treppenstufen auf einmal.

      »Wissen Sie, was er heute hat?«

      »Herr Doktor, Patrick kommt in die Pubertät. Da werden die Kinder schwierig. Ich kenne das von meinen, auch wenn es schon eine Zeitlang her ist. Bald sind meine Enkelkinder auch soweit. Wissen Sie, die Kinder sind in dieser Zeit am unglücklichsten. Die Gefühle spielen mit ihnen Achterbahn. Das wird schon wieder, Herr Doktor.«

      Die Haushälterin begann, den Tisch abzuräumen. Sie war voller Mitleid für Patrick. Der Junge kommt sich hier doch vor wie das fünfte Rad am Wagen. Dabei vergöttert er seinen Vater. Sie erinnerte sich, wie fröhlich Patrick war, als er vor einem Jahr einzog. Er war ein fröhlicher und lebhafter Junge. Doch inzwischen war er still und in sich gekehrt. Er war verschlossen, redete kaum noch etwas. Geduldig wartete er auf die wenigen Augenblicke, die sein Vater Zeit für ihn hatte. Doch diese Augenblicke waren für den Jungen angefüllt mit Enttäuschungen. Dr. Gunter Volkmann hörte Patrick nie zu. Sicherlich verwöhnte er ihn mit allen Dingen, die käuflich waren. An den Wochenenden, an denen Polly hier war, war es für Patrick besser. Doch an diesen Wochenenden hatte Gunter auch nur wenig Zeit für die Kinder. So spielten die Zwillinge zusammen und vertrieben sich alleine die Zeit. An diesen Tagen drang dann schon auch einmal Patricks fröhliches Lachen durch die obere Etage der großen Villa.

      Dr. Gunter Volkmann fuhr den großen Wagen aus der Garage und klappte das Verdeck zurück. Er setzte sich ans Steuer und wartete. Als es ihm zu lange dauerte, hupte er. Patrick kam oben ans Fenster. Er hielt noch den Telefonhörer ans Ohr.

      »Nun komm endlich! Du siehst Polly doch gleich!« rief sein Vater.

      Es dauerte dann doch noch eine ganze Weile, bis Patrick kam. Er kletterte wortlos auf den Rücksitz und schnallte sich an. Sein Vater beobachtete den Jungen im Rückspiegel. Als Patrick das bemerkte, setzte er seine Sonnenbrille auf.

      Dr. Gunter Volkmann ließ sich nichts anmerken. Er war etwas verärgert. Dabei war es so ein schöner Tag, ein besonderer Tag. Er würde mit den Zwillingen und Frauke zum ersten Mal gemeinsam in Urlaub fahren. Wie sehr hatte er sich darauf gefreut. Es bedeutete ihm sehr viel. So wollte er keine Mißstimmung aufkommen lassen. Er verstand zwar nicht, warum Patrick ihn so lange hatte warten lassen. Doch vielleicht hatte die Haushälterin recht: Patrick kam ins Flegelalter.

      Er fuhr los.

      Polly wartete schon vor dem Haus.

      »Guten Morgen, Papa!« sagte sie artig.

      »Alleine? Ist Helen nicht da?«

      »Mama ist oben! Ich soll dich grüßen! Sie wünscht uns eine schöne Zeit. Sie hat zu tun!«

      Dr. Gunter Volkmann verstaute Pollys Reisetasche im Kofferraum. Den Rucksack behielt Polly bei sich und stellte ihn in den Fußraum. Die Zwillinge umarmten sich. Dann schnallte sich Polly an. Sie fuhren los.

      Unterwegs läutete Gunters Handy. Er fuhr rechts ran und nahm das Gespräch an. Es war Frauke Hennings. Sie wartete auf Gunter. Dieser erklärte ihr, daß er auf dem Weg sei. Die Zwillinge schlossen aus den vielen Entschuldigungen, die ihr Vater ins Telefon säuselte,daß Frauke ungeduldig war, ja, mehr als ungeduldig, sie war ärgerlich.

      »Das kann ja heiter werden«, flüsterte Patrick seiner Schwester ins Ohr.

      Polly neigte ihren Kopf zu Patrick und schirmte ihre Lippen ab.

      »Patrick, es wird sehr lustig werden! Wir machen alles wie besprochen! Diesen Urlaub wird sie niemals vergessen. Das verspreche ich dir! Sie wird nie wieder in die Berge fahren, auch nicht Papa zuliebe, das verspreche ich dir, Brüderchen. Außerdem wirst du nach dem Urlaub wieder bei mir und Mama einziehen. Das bekommen wir schon hin.«

      Die Zwillinge reichten sich die Hände. Es war die Bekräftigung ihres gegenseitigen Versprechens.

      Gunter hielt vor dem schicken Apartmenthaus. Frauke Hennings stand auf der Terrasse ihrer Penthauswohnung. Sie winkte. Dann verschwand sie.

      »Ihr bleibt im Auto! Ich hole Frauke ab!«

      Die Zwillinge nickten nur. Sie sahen ihrem Vater nach, wie er durch die gläserne Drehtür verschwand. Ungeduldig wartete Gunter vor dem Aufzug. Endlich kam er. Frauke trat heraus.

      Gunter stellte seinen Fuß auf die Schwelle des Aufzuges, damit die Tür sich nicht schloß. Er nahm Frauke in den Arm und küßte sie leidenschaftlich.

      »Hast du schon mit den Kindern geredet?« fragte sie.

      »Nein!«

      »Du wolltest es doch tun!«

      »Ja, sicherlich! Es gab keinen günstigen Moment dazu. Wir wollen doch beide, daß sie einverstanden sind.«

      »Hängt unsere gemeinsame Zukunft vom Einverständnis der Kinder ab?«

      »Nein, Helen! Doch wir wollen doch nicht ihren Widerstand wecken oder? Die beiden können ganz schön schwierig sein. Deshalb habe ich mir gedacht, daß du noch mehr ihr Herz erobern könntest, Frauke. Wenn sie dich mögen, dann wird alles viel leichter für uns.«

      Frauke griff nach ihrer Handtasche.

      »Ich lehne die Zwillinge nicht ab, das habe ich dir schon oft gesagt, Gunter. Ich bin nur nicht der Muttertyp. Das weißt du doch. In dieser Beziehung habe ich immer klare Stellung bezogen. Du liebst mich doch auch deswegen oder?«

      Gunter nahm Frauke erneut in die Arme.

      »Ja, deswegen liebe ich dich! Wir haben die gleichen Ziele und Wünsche, was das Leben angeht. Ich weiß, daß du kein Helen-Typ bist und auch kein Silvi-Typ. Keine Kinder! Vielmehr keine weiteren Kinder, das ist unsere Abmachung. Aber die Zwillinge sind nun einmal aus der Verbindung mit Helen da. Ich kann sie nicht verschwinden lassen. Außerdem liebe ich meine Kinder, Frauke. Das weißt du. Streß soll es doch nicht geben. Das wäre auch ganz unnötig. Also bitte – bitte – sei nett zu ihnen. Weißt du, es ist doch strategisch wirklich besser, wenn sie dich schätzen. In ein paar Jahren sind sie erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Die paar Jahre gehen schnell vorbei. Was sollen wir uns deshalb Streß machen? Du bist doch so eine verständnisvolle Frau! Du bist nicht nur atemberaubend schön…«

      Gunter sah an Frauke herab. Sie sah aus wie ein Modell in ihren engen Hosen und dem schulterfreien Top.

      »Du bist doch auch eine kluge Frau!«

      Frauke schmollte ein wenig.

      »Ich liebe dich, Gunter! Ich habe Angst, dich zu verlieren.«

      »Alles wird gut werden, Frauke! Die Zwillinge lieben die Berge. Da kommen sie ganz nach ihrer Mutter. Wenn sie glücklich sind, dann ist alles leichter für uns. Ich weiß ja, daß die Berge nicht gerade das sind, was dir Freude macht.«

      »Das ist milde untertrieben, Gunter! Ich kann die Berge nicht ausstehen die Leute dort! Ein Alptraum an Trachten und Traditionen. Das ist nicht meine Welt!«

      »Liebste Frauke! Es sind nur zwei Wochen! Was bedeuten schon zwei Wochen, zwei Wochen im Vergleich zu dem, was wir beide gewinnen können. Du bist die, die ich liebe! Doch meine Kinder liebe ich auch! Also, können wir nicht das Beste daraus machen? Du wirst sehen, wie wunderbar der Urlaub wird. Und wenn es dir auf der Berghütte nicht gefällt, dann ziehen wir ins Hotel. In Waldkogel gibt es ein wirklich sehr gutes Hotel. Es hat sogar vier Sterne. ›Zum Ochsen‹ heißt es. Die Inhaberfamilie sind Kunden von mir. Ich habe mit ihnen telefoniert. Sie halten eine Suite für uns bereit, falls etwas schief geht.«

      Gunter schaute Frauke tief in die Augen.

      »Bitte, Frauke! Ich will dich glücklich machen! Du willst doch auch, daß ich glücklich bin! Das geht nur, wenn die Kinder auch glücklich sind!«

      Frauke Hennings schaute Gunter in seine blauen Augen. Sie war verrückt nach diesem Mann. Er bot ihr ein Leben, wie sie es sich erträumt hatte. Er war vermögend, Inhaber eines riesigen Ingenieur – und Architekturbüros. Er wollte sein Leben nicht mit weiteren Kindern belasten. Kinder wollte


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