Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
geflüchtet! So denke ich jedenfalls. Ich wußte net, wie ich das Madl ansprechen sollte. Ich hatte ein Gespräch über des Auto angefangen.«
»Des war ganz falsch, Gustl! Da hast du voll danebengegriffen. Dem Madl gefällt des Auto net. Es würde es sofort gegen einen Jeep austauschen. Des weiß ich genau.«
»Mei, Baumberger! Dann kennst des Madl näher? Wie lange tut’s bleiben hier in Waldkogel? Was kannst mir raten? Ist es da?«
Gustl blickte in Richtung Haus.
»Na, das Madl ist nimmer da! Es ist rauf in die Berge. Und so viel ich weiß, wird es auch noch eine Weile dort bleiben.«
»Willst mir nicht sagen, wie des Madl heißt, Baumberger?«
»Ich gebe die Namen von Madln, die bei uns Gast sind, generell net raus. Dafür sage ich dir etwas! Des wird dich freuen. Du scheinst einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben.«
»Mei, Baumberger! Des läßt mich hoffen! Ist sie oben auf der Berghütte?«
»Des ist schon möglich!« blinzelte Xaver Baumberger Gustl zu.
Gustl Straubinger strahlte. Er schaute hinauf in den Abendhimmel.
»Scheint morgen gutes Wetter zu geben, Baumberger.«
»Ja, des Wetter wird gut werden. Genau richtig für eine Wanderung hinauf in die Berge.«
»Richtig! Ich denke, der Toni und die Anna, die werden sich freuen, wenn ich sie mal besuche.«
»Bestimmt!«
Gustl schüttelte Xaver Baumberger die Hand.
»Ich danke dir schön, Baumberger! Wirklich, ein herzliches ›Vergelt’s Gott!‹«
»Dir wünsche ich alles, alles Gute!«
Gustl Straubinger ging zu seinem Auto und fuhr laut hupend davon. Xaver Baumberger schmunzelte. Er ging ins Haus.
»Was war des für ein Lärm? Diese Autofahrer stören die Ruhe der Berge!« schimpfte Meta.
»Des war keine Ruhestörung! Des war ein Jubelschrei, auch wenn der Bursche dazu die Autohupe seines Jeeps benutzt hat. Des war der junge Straubingerbauer, der Gustl, der Neffe vom Willi. Ihm hat er den Hof überschrieben. Der Bursche ist blond und hat sich für des rote Auto in
der Scheune interessiert, verstehst, Meta?«
»Mei, was du net sagst, Xaver! An den Burschen hab’ ich net gedacht. Der Gustl ist ein sehr ordentlicher Bursche. Und jetzt? Hast ihm von der Karoline erzählt?«
Xaver berichtete kurz seiner Frau. Dann gingen sie wieder an die Arbeit. Die Wirtsstube war voller Gäste. Meta nahm sich vor, später Toni anzurufen, um ihm alles zu erzählen.
Gustl war mit schnellem Tempo durch Waldkogel gebraust. Laut hupend hielt er auf dem Straubinger Hof. Er sprang vom Auto.
»Tante Traudel! Hast noch etwas zu essen? Mei, hab’ ich einen Hunger!«
»Hast im Wirtshaus nix bekommen?« bemerkte sein Onkel.
»Ich bin zwar beim Xaver gewesen, aber net zum Essen oder Trinken. Wir haben nur ein bissel geredet.«
Traudel und Wilhelm Straubinger schauten sich an. Sie standen beide auf und gingen hinein. Traudel wärmte Gustl das Essen auf. Währenddessen saß Gustl am Tisch. Sein Onkel schenkte zwei Gläser Bier ein.
»Gibt es etwas zu berichten, Gustl? Bist ein bissel aufgekratzt, nachdem du in den letzten Tagen so ruhig gewesen bist.«
»Berichten? Ich hab’ mich nett mit dem Baumberger unterhalten.«
»Über was denn?«
»Über was unterhalten sich Männer schon? Über Autos und Madln! Übrigens, ich will morgen rauf auf die Berghütte, Onkel. Ich meine, wenn es dir paßt. Könntest du morgen die Arbeit auf dem Hof übernehmen? Würdest mir eine Freud’ machen!«
Traudel und Willi warfen sich Blicke zu.
»Eine Bergwanderung mitten in der Woche, des ist ungewöhnlich. Da darfst mir net böse sein, wenn ich verwundert bin. Aber du wirst schon deine Gründe haben, Bub!«
»Ja, die habe ich!«
»Willi, dann kann der Gustl der Anna doch einige geräucherte Fische mitnehmen. Du wolltest der Anna doch die Freud’ machen, Willi!«
»Ja, des ist eine gute Idee! Die nehme ich gern mit. Ich gehe gleich bei Sonnenaufgang los. Dann bin ich oben, wenn die Hüttengäste aufstehen.«
Gustls Tante und Onkel warfen sich wieder Blicke zu.
»Scheint ja ein sehr wichtiger Termin zu sein, Traudel?«
»Ja, das denke ich auch, Willi! Dann richte dem Buben heute Abend die Fisch. Er wird ja noch vor uns aufstehen, wenn er zum Frühstück der Hüttengäste oben sein will.«
Gustl wurde rot. Er trank den halben Bierseidel aus.
»Ich habe da oben etwas zu regeln! Je früher ich oben bin, desto besser. Ich habe mir gedacht, ich schaue auf dem Hinweg auf unserer Hochalm vorbei.«
Traudel Straubinger stellte Gustl den Teller mit dem Essen hin. Es gab Pichelsteiner Eintopf. Er aß. Seine Tante und sein Onkel schauten ihm zu.
»Des mag euch ja alles ein bissel sonderbar vorkommen. Aber ich habe da oben auf der Berghütte etwas zu regeln. Mir geht da seit Tagen etwas im Kopf herum. Das muß jetzt geklärt werden. So oder so!«
»Mmm! So oder so! Und du willst mit uns net drüber reden?«
»Ist vielleicht noch ein bissel früh! Es hat was mit einem Auto zu tun! Mit einem roten Sportwagen.«
»Mei, dafür mußt auf die Berghütte? Des verstehe ich net. Es führt doch gar keine Straße auf die Berghütte hinauf.«
»Des Auto steht auch net auf der Oberländer Alm. Des Auto ist in der Scheune vom Baumberger geparkt.«
»Aha! Jetzt kommen wir der Sach’ schon näher. Laß mich raten, Bub.«
»Ich kann dich net daran hindern, Onkel Willi!«
»Des Auto gehört einem Madl!«
»Des scheint so zu sein!« sagte Gustl langsam.
»Aha! Was interessiert dich, Gustl? Des Auto oder des Madl?«
Statt einer Antwort errötete Gustl. Seine Tante und sein Onkel schmunzelten. Sie stellten keine weiteren Fragen. Sie wollten ihren Neffen nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Er war kein Bursche, der viel redete, besonders nicht über Angelegenheiten, die er innerlich noch nicht ganz durchdacht hatte. So, wie es schien, gab es in der Angelegenheit Auto und Madl noch Fragen. Deshalb wollte er hinauf auf die Berghütte, vermuteten seine Tante und sein Onkel.
Nach dem Essen tranken die beiden Männer noch einen Schnaps. Sie besprachen kurz die anstehenden Arbeiten auf dem Hof, die Willi übernehmen sollte. Dann zog sich Gustl zurück.
»Scheint mir, daß sich der Bursche verliebt hat, Traudel. Wie denkst du darüber?«
»Willi, ja! Da scheint etwas in Bewegung zu kommen. Ich werde morgen mal die Meta Baumberger besuchen. Vielleicht erfahre ich dann mehr.«
»Des ist eine gute Idee, Traudel. Mach des!«
Dann gingen die beiden auch schlafen.
Gustl lag im Bett und schaute durch das offene Fenster hinaus. Er betrachtete den Mond, der silbern am Nachthimmel stand. Sein Herz klopfte. Er dachte daran, daß er das Madl morgen wiedersehen würde. Hoffentlich läuft sie nicht wieder fort. Gustl überlegte, was er sagen sollte. Vielleicht schaffe ich es, daß ich oben bin, bevor sie wach ist. Dann könnte ich mit Toni und Anna sprechen. Er rechnete sich aus, wie lange er für den Aufstieg brauchen würde, wenn er vorher noch auf der Straubinger Hochalm vorbeischauen würde.
Die Turmuhr schlug Mitternacht. Gustl fand keinen Schlaf. Er stand auf