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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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müssen die Engel gewesen sein, die Almut zu mir gebracht haben, dachte Heidi.

      »Gut! Ich werde morgen gleich zu unserem Dr. Engler gehen – und Urlaub nehme ich mir auch. Eine Woche Urlaub, das wird sich schon machen lassen, denke ich. Ich muß mich nur überwinden, zu fragen.«

      »Wenn du willst, dann kann ich bei deinem Chef in Kirchwalden anrufen.«

      »Das wäre vielleicht nicht schlecht! Warum tust du das alles für mich, Almut? Du kennst mich doch nicht oder kaum?«

      Almut lächelte.

      »Weil du ein lieber Mensch bist, Heidi! Weil du Hilfe brauchst und ich helfen kann! Es war bestimmt ein höherer Plan, daß ich nach Waldkogel gefahren und dir im Wald begegnet bin.«

      »Ja, das denke ich auch! Dann muß ich mich wohl fügen.«

      Almut und Heidi räumten den Tisch ab. Dann gingen sie in den Garten. Sie saßen dort bis Mitternacht und schauten in die Sterne. Heidi faßte Zutrauen zu Almut und erzählte ihr von ihrer Enttäuschung. Sie nannte aber keinen Namen.

      »Es kann schon sein, daß es so ist, wie du vermutest, Almut! Ich werde gleich morgen Dr. Engler aufsuchen.«

      Dann gingen sie schlafen. Heidi schlief sofort tief ein. Sie fand erquickenden Schlaf. Es war das erste Mal seit Wochen, daß sie sich nicht in den Schlaf weinte.

      Almut schlich nachts in Heidis Zimmer. Sie sah sie fest schlafen. Sie lächelte sogar im Schlaf.

      »Gut so, Heidi! Alles wird gut werden!«

      Almut stellte heimlich den Wecker ab. Heidi sollte ausschlafen.

      *

      Am nächsten Morgen rief Almut in Kirchwalden an. Sie meldete Heidi krank. Das war auch keine Lüge, sondern nur ein Vorausgriff auf die Diagnose von Dr. Engler. Der Zustand, in dem sich Heidi befand, war auch keine Krankheit, aber Heidi war total erschöpft. Almut hatte auch mit Dr. Engler telefoniert. Er wußte also Bescheid.

      Als Heidi aufwachte, drang der Duft von Kaffee durch das Haus. Almut hatte das Frühstück gemacht. Es gab Kaffee und weiche Eier. Sie hatte den Tisch im Wohnzimmer schön gedeckt. Verlegen setzte sich Heidi.

      »Wie schön das ist. Wie an einem Feiertag!«

      »Heute ist ein Feiertag, Heidi! Ich habe mit Dr. Engler telefoniert. Du kannst zu ihm kommen. Er wird dich sofort drannehmen. Brauchst nicht lange zu warten. Wenn es das ist, was ich mir denke und du auch vermutest, dann ist das ein Feiertag. Gibt es eine schönere Nachricht für eine Frau?«

      Heidi errötete.

      »Ja, so sollte es sein. Aber dazu gehören immer zwei! Ich bin alleine!«

      »Sicher! Trotzdem ist es eine wunderschöne Nachricht! Sei einfach fröhlich und freue dich darauf! Sei fröhlich, wie es dein Name sagt, liebe Heidi Fröhlich!«

      »Ich will es probieren! Ich bin so froh, daß du da bist. Dich hat der Himmel geschickt. Die Engel haben dich zu mir gebracht.«

      Sie aßen. Dann ging Heidi zu Dr. Engler. Er untersuchte sie. Er machte einen Schnelltest und untersuchte sie mit Ultraschall. Dann lächelte er Heidi an.

      »Ja, Heidi! Es ist so! Dir steht das Schönste bevor, was einer Frau passieren kann. Du wirst Mutter! Du bist am Ende des vierten Monats! Bald wird man das Bäuchlein sehen. Ich denke, daß alles Ordnung ist. Damit es auch so bleibt, mußt du dich schonen. Du darfst nicht mehr so viel arbeiten und mußt auch mehr essen. Du mußt zunehmen. Ich schreibe dich erst einmal krank, bis du etwas an Gewicht gewonnen hast. Almut wird sich um dich kümmern. Du kannst ihr voll und ganz vertrauen. Außerdem hat auch sie mich auf die Welt gebracht, damals, als sie hier in Waldkogel war. Sie ist wirklich ein Schatz. Du wirst eine Stütze an ihr haben.«

      Heidi errötete. Sie legte die Hand auf ihren Bauch.

      »Dann ist es also wirklich wahr?«

      »Ja, es ist wahr! Ich wünsche dir alles, alles Gute! Du kannst dich jederzeit an mich wenden, wenn du Hilfe brauchst.«

      »Danke, Doktor!«

      Dr. Martin Engler räusperte sich.

      »Wie steht’s mit dem Vater?«

      »Vater? Nein, ein Vater, ein richtiger Vater ist er nicht. Ich habe mich ein bisserl belesen. Das Gesetz redet von ›Erzeuger‹. Das ist das treffende Wort. ›Vater‹, das Wort hat eine andere, eine tiefere Bedeutung. Davon möchte ich nicht sprechen. Ich werde mein Kindchen alleine großziehen. Er muß es nicht wissen. Niemand wird seinen Namen erfahren.«

      »Das ist deine Entscheidung! Dann willst du ihn auch nicht als Vater angeben?«

      »Nein!« sagte Heidi mit fester Stimme.

      Sie schaute Dr. Martin Engler an.

      »Wann kann man sehen, was es ist? Ich meine Bub’ oder Madl?«

      »Das habe ich schon im Ultraschall gesehen. Ich sage es aber erst immer dann, wenn ich gefragt werde.«

      »Und? Was ist es?«

      »Es wird ein Bub!«

      Heidi Fröhlich lächelte glücklich. Sie sah jetzt richtig fröhlich aus.

      »Ein Bub!« wiederholte sie. »Dann wird er seinem Vater wohl sehr ähnlich sein. Vielleicht hat er sein wunderbares schwarzes Haar und seine herrlichen dunklen Augen.«

      »Du liebst ihn immer noch sehr, wie?«

      »Er war meine große Liebe. Er wird immer meine große Liebe bleiben, meine erste und einzige Liebe. Es ist schön, daß es ein Bub wird. Dann habe ich ein Stück von ihm, auch wenn ich ihn nicht bekam. Er spielte nur mit mir, denke ich. Da gab ich ihm den Laufpaß! Ich werde meinen Buben gut erziehen, daß er anständiger wird als sein Vater.«

      Heidi räusperte sich.

      »Im Grunde ist er kein schlechter Mensch. Er hat viele gute Eigenschaften. Eigenschaften, von denen ich innig hoffe, daß er sie seinem Buben vererbt hat. Mit den weniger guten Eigenschaften… Nun, da werde ich aufpassen.«

      Heidi seufzte.

      »Es ist schon schlimm, daß es so kam, wie es gekommen ist. Den Augenblick, in dem eine Frau ihrem Mann sagt, daß sie sein Kind unter ihrem Herzen trägt, den werde ich nie erleben. Die Freude darüber werde ich niemals teilen können. Trotzdem freue ich mich jetzt darauf. Es wird schwer werden. Aber ich werde es schaffen.«

      »Das wirst du, Heidi! Da bin ich mir ganz sicher. Und deine Fröhlichkeit hat du auch wieder gewonnen. Jetzt erholst du dich gut. Du kommst regelmäßig zu mir in die Praxis. Außerdem ist es heute nicht mehr so schlimm wie früher, wenn eine unverheiratete Frau ein Kind bekommt. Ein Kind ist immer ein Ergebnis einer Liebe. Du bist in dem Augenblick glücklich gewesen. Dieses Glück nimmt nun Gestalt an. Das ist doch etwas Wunderbares.«

      »Ja, das ist es! Ein Andenken an eine sehr glückliche Zeit – und durch meinen Buben wird dieses Glück andauern. Es ist zwar anders, als ich es mir vorgestellt habe. Trotzdem will ich es einfach als großes Geschenk einer Liebe annehmen, auch wenn die Liebe vergangen ist.«

      Heidi stand auf und verabschiedete sich. Dr. Engler begleitete sie noch bis zur Tür.

      *

      Am Nachmittag fuhren Almut und Heidi mit Almuts Auto hinauf auf die Oberländer Alm. Sie parkten.

      »Grüß Gott, Wenzel! Wie geht’s?« grüßte Almut.

      »Grüß Gott!« antwortete Wenzel mit Verwunderung in der Stimme.

      Almut lachte laut.

      »Kennst mich nimmer? Kannst dich nimmer an mich erinnern? Das ist nicht schlimm. Wo ist die Hilda?«

      In diesem Augenblick kam Hilda aus der Almhütte. Sie stellte den Krug mit Milch ab. Überrascht und prüfend schaute sie Almut an.

      »Sag’, bist du es wirklich?«

      Almut lachte.


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