Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
hielt sie an. Fast eine halbe Stunde saß sie im Auto und dachte nach.
Die Sonne ging langsam unter. Das ganze Tal lag schon fast im Schatten der Berge. Bald würde die Dämmerung hereinbrechen. Heidi schaute hinauf zum Gipfel des »Engelsstein«. Das große Gipfelkreuz leuchtete in der Sonne.
»Oh, ihr Engel! Ihr Engel dort oben! Hört ihr mich? Ich brauche jetzt ein bisserl euren Beistand. Ihr wißt, was ich vorhabe. Ich freue mich darauf, den Gerd zu sehen. Aber ein bisserl Herzklopfen habe ich auch. Ich bin aus Dummheit gar garstig zu ihm gewesen. Ihr alleine wißt, wie durcheinander und verzweifelt ich war. Jetzt werde ich den nächsten Schritt machen. Auch wenn es vielleicht nicht mehr so sein wird zwischen dem Gerd und mir, ich muß es tun. Nicht in erster Linie für mich, sondern für meinen Buben, meinen Felix – unseren Felix! Helft mir ein bisserl dabei, bitte!« flüsterte Heidi leise.
Dann startete sie den Motor.
Heidi fuhr direkt zum Eichinger Hof. Sie hielt mitten auf dem Hof.
»Jetzt bist schön brav, Felix! Tust net so strampeln.«
Heidi stieg aus. Sie schaute sich um. Der große stattliche Hof lag im Schatten der Abendsonne. Nur der Giebel leuchtete oben noch in der Sonne.
Gerds Mutter kam aus dem Haus.
»Grüß Gott, Frau Eichinger! Bitte entschuldigen Sie meinen unangemeldeten Besuch! Ist Gerd hier?«
Die Eichingerbäuerin blieb stehen und betrachtete Heidi von oben bis unten. Sie lächelte.
Dann ging sie auf Heidi zu.
»Grüß Gott, Heidi! Du mußt dich net entschuldigen. Du bist hier herzlich willkommen! Endlich bist du hier! Dann hat diese Warterei endlich ein Ende. Diese Mannsbilder waren den ganzen Tag net zu gebrauchen. Der Gerd und sein Vater sind nicht hier. Ich habe sie ins Wirtshaus geschickt. Die haben mir den letzten Nerv geraubt. Ich habe mich gefragt, wer schlimmer ist von den beiden, der Bub oder der Vater.«
Die Eichingerbäuerin griff nach Heidis Händen.
»Oh, Madl! Ich freue mich so, daß du da bist!«
Dann drückte die Bäuerin Heidi fest an ihr Herz.
»Madl! Madl? Madl, bist du? Bist, bist? Sag schon?«
Die Bäuerin schaute auf den Rock des Dirndl. Heidi errötete tief. Sie legte den Finger auf den Mund und sagte leise: »Pst!«
Die Bäuerin drückte Heidi noch einmal. Sie hatte Tränen in den Augen.
»Mei! Mei, ist das schön! Aber mach dir keine Sorgen! Ich verrate es nicht. Des ist deine Sach’, es dem Gerd zu sagen. Gut schaust aus! Glücklich schaust aus! In dem herzigen Kleid mit dem Tuch sieht man auch nix. Jedenfalls die Mannbilder sehen nix. Ich hab’ es auch nur gemerkt, weil ich dich so fest gedrückt habe.«
Heidi sah, wie Gerds Mutter vor Freude feuchte Augen bekam. Heidi wurde es ganz warm ums Herz.
»Bäuerin, du wirst Großmutter werden, von einem Buben!« flüsterte Heidi leise.
»Mei, ist des schön! Ich freue mich. Komm mit rein!«
Gerds Mutter nahm Heidi beim Arm und führte sie in die Wohn-küche.
»Setz dich, Madl! Willst was essen oder trinken?«
Die Eichingerbäuerin wartete die Antwort nicht ab.
»Ich habe frischen Apfelstrudel! Und dazu einen schönen Obstsaft. Er ist selbstgemacht aus den Beeren aus unserem Garten. Er ist nach einem besonderen Rezept gemacht. Das Rezept hat mir die Großmutter meines Mannes verraten. Es ist ein besonderes Familienrezept. Sogar des Kloster kauft den Saft. Oder sie tun ihn eintauschen gegen ihr selbstgebrautes Bier.«
Heidi aß und trank. Sie fühlte sich von Gerds Mutter so angenommen. Sie verstand immer weniger, warum sie Gerd nicht einmal auf den elterlichen Hof mitgebracht hatte. Doch darüber wollte sie nicht nachdenken.
Die nächsten drei Stunden redeten die Bäuerin und Heidi miteinander. Sie verstanden sich gut. Heidi war glücklich.
Dann hörten sie draußen ein Auto vorfahren.
»Des sind die Mannsbilder, Heidi! Komm, geh da in die Stube. Laß die Tür einen Spalt auf.«
Heidi eilte davon.
Die Bäuerin setzte sich an den Küchentisch und nahm ihr Strickzeug. Gerd und sein Vater kamen herein.
»Die Heidi hat net angerufen? Dumme Frage, sonst hättest du Bescheid gegeben, Mutter! Entschuldige! Ich bin nur so ungeduldig!«
Die Eichingerbäuerin schaute nicht von ihrem Strickzeug auf. Sie strickte die Reihe zu Ende.
»Daß du so ruhig sein kannst, wenn unser Bub sich so grämt?«
»Ich habe ihm nur seine Frage beantwortet. Die Heidi hat nicht angerufen. Ich weiß aber, daß sie ganz in der Nähe ist.«
»Dann hat des wohl etwas mit dem Auto zu tun, des draußen auf dem Hof parken tut. Des hat eine Autonummer, die ist net von hier. Wem gehört des Auto?«
»Des gehört einer Freundin von der Heidi!«
Gerd starrte seine Mutter an.
Sein Herz klopfte bis zum Hals.
»Dann ist die Heidi wohl wirklich ganz in der Nähe. Mei! Meine Nerven sind gespannt wie Drahtseile. Ich brauche einen Schnaps.«
Die Eichingerbäuerin warf ihrem Buben eine tadelnden Blick zu.
»Des würde ich sein lassen. Die Madln haben es nicht gern, wenn die Küsse der Burschen nach Schnaps schmecken. Des solltest du dir merken. Ist es nicht so, Heidi?« rief die Bäuerin dann laut in Richtung der Tür.
Heidi öffnete die Tür und trat in die Küche.
»Heidi? Heidi! Mutter, warum hast des nicht gleich gesagt, daß mein Madl hier ist?«
»Weil du ein Ochse bist! Ein bisserl Strafe mußte schon sein. Uns, mir deiner lieben Mutter und deinem lieben Vater, dein Madl so lange vorzuenthalten!«
Gerd errötete. Er trat auf Heidi zu.
»Grüß dich, Heidi!«
»Grüß dich, Gerd!«
»Gerd, wir sollten uns aussprechen! Deswegen bin ich hier. Wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen, daß ich dir die Tür vor der Nase zugeknallt habe. Das war nicht richtig von mir. Es tut mir leid! Ich bitte dich darum um Entschuldigung.«
»Ich war auch nicht ganz unschuldig an der Situation! Ich war ein Hornochse.«
Gerd schaute Heidi an.
»Du siehst wunderbar aus! Das ist ein schönes Dirndlkleid. Ein wunderschönes Festtagskleid. Fesch schaust aus! Richtig fesch!«
Gerd griff in die Hosentasche.
»Heidi, ich liebe dich!«
»Ich liebe dich, Gerd!«
Gerd legte den Arm um Heidis Schultern.
»Vater! Mutter! Das ist die Heidi! Die Heidi Fröhlich! Sie ist des Madl, das ich liebe!«
»Bub, nun mach schon! Das wissen wir doch!« lachte sein Vater.
Gerd Eichinger öffnete die kleine rote Schachtel.
»Ringe!« hauchte Heidi.
»Willst du meine Frau werden? Willst du Jungbäuerin auf dem Eichinger Hof sein? Heidi, ich liebe dich so! Ich will nur dich! Ich verspreche dir, daß ich immer treu sein werd. Falls du mich noch einmal mit einem anderen Madl oder einer Frau sehen tust, dann mußt wissen, daß ich nix mit der habe. Ich liebe nämlich nur dich! Dich! Dich! Heidi?«
»Ja, Gerd! Ich will! Ich liebe dich auch, nur dich! Du bist die erste und einzige Liebe meines Lebens. Ich weiß, daß du mir immer treu sein wirst.«
Gerd steckte Heidi den Ring an den Finger. Er paßte genau. Mit zitternden