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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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konnte sie endlich ruhigstellen, sie ist nicht ansprechbar und ihr Gesamtzustand soll auch bedenklich sein. Aber ich muß Ihnen auch mitteilen, daß Haemlin kein Testament gemacht hat, und da Rolf sein einziger Sohn war, werden Sie erbberechtigt sein.«

      »Das wird sie schon zu verhindern wissen. Außerdem lege ich keinen Wert darauf.«

      »Sie wären mit Verlaub gesagt schön dumm, wenn Sie verzichten würden, nach allem, was Ihnen angetan wurde. Sie sind die einzige Verwandte, wie das Verhältnis auch immer gewesen sein mag. Wenn Frau Haemlin für unzurechnungsfähig erklärt wird, wird man an Sie herantreten wegen der Kostenabrechnungen und dergleichen. Dr. Brennicke, Haemlins Anwalt, ist diesbezüglich schon an mich herangetreten und würde gern Verbindung zu Ihnen aufnehmen. Aber es kann auch sein, daß er die Vermögensverwaltung anstrebt. Lassen Sie sich nicht überfahren.«

      »Wenn da tatsächlich etwas auf mich zukommt, können Sie das doch für mich erledigen. Ich bin gerade dabei, die Betreuung für ein Kind zu übernehmen. Es handelt sich um den Sohn von Herrn Liborius.«

      »Wie kommen Sie denn auf die Idee, Jana?« staunte der Anwalt.

      »Sagen wir es mal so, der kleine Bobby hat sein Herz für mich entdeckt und er ist unwiderstehlich.«

      »Jedenfalls scheinen Sie ja ein bißchen Humor wiedergefunden zu haben, und das freut mich. Und was Ihre Schwiegereltern anbetrifft, wird ihnen wohl niemand nachtrauern. Was sie Ihnen zugefügt haben mit ihren Gemeinheiten ist mit Geld sowieso nicht gutzumachen.«

      »Aber dieses Geld könnte endlich auch Gutes bewirken«, sagte Jana leise, »und wenn ich dazu beitragen kann, können Sie auf mich rechnen. Ich würde keinen Euro davon haben wollen.«

      Nach dem Gespräch mußte sie erst einen klaren Kopf bekommen. Es kam plötzlich so viel zusammen, aber irgendwie schien es, als würde sich der Himmel lichten und alle dunklen, bedrückenden Wolken vertreiben.

      *

      Um drei Uhr erschien sie in der Villa Liborius. Es war ein wunderschönes, stilvolles Haus. Bobby, der voller Spannung auf dieses Klingelzeichen gewartet hatte, kam so schnell angerannt, daß Klara ihm nicht zuvorkommen konnte.

      »Jana, das ist Jana!« jubelte er. Klara musterte die junge Frau eingehend, aber ihre Miene war wohlwollend.

      »Ich bin die Klara, und wie Sie sehen, Frau Haemlin, werden Sie ungeduldig erwartet. Ich darf Sie herzlich willkommen heißen.«

      Es kam Klara wirklich aus dem Herzen, und ihres hatte Jana bereits gewonnen, wenngleich auch Klara nicht wußte, wieso Bobby in ihr seine Mami gesehen hatte.

      Agnete Liborius empfing Jana im Wintergarten, in dem auch der Teetisch gedeckt war. Es war eine wunderschöne, anheimelnde Atmosphäre. Jana verlor ihre Befangenheit schnell.

      »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind, Frau Haemlin«, sagte Agnete mit mütterlicher Wärme. »Seit Bobby Sie gesehen hat, gab es für ihn kein anderes Thema, als von Ihnen zu sprechen, und ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte, da ich Sie nicht kannte. Kinder haben ja manchmal fixe Ideen und sind sehr enttäuscht, wenn sie nur ein Trugbild bleiben. Aber Bobby scheint sie mit magischer Kraft herbeigewünscht zu haben.«

      »Was ist magisch, Granny?« fragte er sofort.

      »Daß du Jana unbedingt wiedersehen wolltest.«

      »Wollte ich ja auch. Bleibst du jetzt bei uns, Jana?«

      »Wir wollten uns darüber unterhalten, Bobby. Schau, es ist so, daß ich bisher einen ganz anderen Beruf hatte und vielleicht hat deine Granny ganz andere Vorstellungen und Erwartungen. Ich bin keine Erzieherin, ich wollte nur etwas Sinnvolles tun. Ich dachte, daß es gut ist, mit Kindern umzugehen, wenn man allein ist. Mit Kindern kann man reden, man kann sie liebhaben.«

      Janas Stimme zitterte ein bißchen, und Bobby lehnte sich gleich an sie.

      »Wolltest du gern ein Kind haben, Jana?« fragte er ernst.

      »Ja, ich hätte gern eins gehabt.«

      »Jetzt hast du mich«, versicherte er mit überzeugender Betonung, und Jana errötete, als ihr Agnete ein liebesvolles Lächeln schenkte.

      Ein Gespräch unter vier Augen war nicht möglich, da Bobby nicht zu bewegen war, zu Klara in die Küche zu gehen. Er sei sonst nicht so eigensinnig, meinte seine Granny, es würde sich ihnen aber schon eine Gelegenheit zu einem Gespräch bieten.

      »Wollen Sie nicht erst Rücksprache mit Ihrem Sohn nehmen, bevor Sie die endgültige Entscheidung treffen?« fragte Jana zögernd.

      »Das brauche ich nicht. Das überläßt David mir. Er ist ja froh, wenn wir uns ganz einig sind. Bobby hätte ohnehin niemand anderen akzeptiert.«

      »Papi ist so selten zu Hause«, warf Bobby ein. Bobby war ein Einzelkind, und es war ihm wohl nie ein Wunsch abgeschlagen worden. Er hatte nie teilen müssen und auch schon einen starken Willen entwickelt. Dennoch war er nicht rechthaberisch und herausfordernd trotzig. Er hatte eine ganz besondere Art, mit kindlichem Charme das zu erreichen, was er wollte. Und außerdem hatte er, wie Jana feststellen konnte, ein ausgezeichnetes Benehmen bei Tisch, ohne daß er dazu ermahnt wurde.

      »Darf ich fragen, wie Sie sich den Tagesablauf vorstellen, Frau Liborius, damit ich mich darauf einstellen kann?« Jana wagte es endlich, darüber zu reden.

      »Können Sie um neun Uhr hier sein?« fragte Agnete. »Sie haben natürlich Spielraum.«

      »Kann Jana denn nicht bei uns wohnen, Granny? Das wäre doch viel schöner.«

      »Du hast gehört, daß Jana eine Wohnung hat, und außerdem hat sie auch Besuch von einer Freundin.«

      »Meine Freundin wohnt vorerst bei mir. Sie hat heute eine Stellung angefangen, übrigens bei der Firma Dalibo.«

      »Was Sie nicht sagen! Ist das etwa die neue PR-Managerin? Mein Sohn erwähnte es.«

      »Ja, das ist sie, Simone Roswald, wir sind zusammen aufgewachsen.«

      »Es ist schön, wenn Freundschaften so beständig sind, es spricht auch für Sie«, sagte Agnete. »Wir könnten Ihnen hier auch eine abgeschlossene Wohnung zur Verfügung stellen, wenn es für Sie bequemer wäre. Ich will auch keine festen Arbeitszeiten ansetzen, Sie sollten genügend Zeit für sich haben. Bobby soll von vornherein daran gewöhnt werden, daß Sie nicht ständig für ihn da sind. Es war eine Eigenart meiner Schwiegertochter, solange sie noch nicht krank war, ihm ständig einzureden, daß sie für ihn die wichtigste Bezugsperson sei. Deshalb mußte sich Bobby erst an mich gewöhnen, als Julie nicht mehr lebte.«

      Jana spürte die Resignation in dieser Bemerkung und dachte, daß Julie wohl sehr eifersüchtig auf jeden gewesen war, wenn es um ihr Kind ging. War die Krankheit der Grund? Es mußte wohl für eine junge Mutter eine schlimme Situation sein, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden und vielleicht zu denken, daß ihr Kind einmal eine Stiefmutter bekommen könnte. Rolf war auch sehr eifersüchtig gewesen, aber zum Glück hatte er nie daran gedacht, daß er vor ihr sterben könnte. Er hatte überhaupt nicht über das Sterben und den Tod nachgedacht.

      »Wir werden uns schon einig, Frau Haemlin«, sagte Agnete. »Jetzt sehen wir erst einmal, wie es Ihnen bei uns gefällt.«

      »Dürfte ich eine Bitte äußern, Frau Liborius?«

      »Jede, wenn ich sie erfüllen kann.«

      »Sagen Sie bitte auch Jana zu mir. Der Name Haemlin hat mir nach dem Tode meines Mannes nur Unerfreuliches eingebracht. Ich habe gestern erfahren, daß mein Schwiegervater verstorben ist. Seine Frau wurde in eine Nervenklinik eingewiesen, so daß ich diesen kummervollen Lebensabschnitt zu Ende bringen kann. Mein Mann war ein guter Mensch, er hat immer zu mir gehalten. Das möchte ich gesagt haben, was immer auch über mich geredet wurde.«

      »Ich denke, daß das Ehepaar Haemlin und wir Liborius’ uns auf sehr unterschiedlichem Terrain bewegten. Intrigen und Verleumdungen wie auch Klatsch finden bei uns kein Gehör. Wir verlassen uns auf unsere Menschenkenntnis, Jana, wenngleich ich auch sehr bedauere,


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